Geschichte der Ilchane, das ist der Mongolen in Persien. Freiherr von Joseph Hammer-Purgstall

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Geschichte der Ilchane, das ist der Mongolen in Persien - Freiherr von Joseph Hammer-Purgstall


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dreien durchmessen) mit der Kunde, dass die Prinzen des Uluses Ogotai, Schiramun, Baghu und Kutuktu mit versteckten Waffen, die sie in bedeckten Wägen mit sich führten, im Anzuge. Mingkasar ging ihnen mit Truppen entgegen, überfiel sie und führte sie ins Lager mit sich; hier brachten sie nach mongolischer Sitte ihre Geschenke, neun verschiedene Dinge und von jedem neun Stücke, dar; aber am dritten Tage wurden sie beim Eintritt in's Zelt verhaftet und von Mengku selbst verhört. Der Hofmeister Schiramun's gestand, geprügelt, den Auftrag, und Mengku übertrug nun das Gericht über die Schuldigen dem Mingkasar; dieser sprach über dieselben nach der Jasa die Todesstrafe aus. Siebzig Prinzen und Nujanen wurden hingerichtet, unter den letzten zwei Söhne Iltschikidai's, des Feldherrn in Persien, deren Vater zu Badgis verhaftet, zu Batu geführt, von diesem hingerichtet ward. Die Todesart der Nujanen war, dass man ihnen den Mund mit Steinen füllte und sie so erstickte; die der Prinzen, dass man sie in seidene Tapeten einwickelte und darin zu Tode rollte[116]. Katakasch, die Mutter Schiramun's, die Nichte Altschi Nujan's, sandte Bitte an Sijurkukteni, die Schuld ihres Sohnes bekennend und für denselben um Verzeihung flehend; auf die Fürbitte der Mutter schenkte Mengku den Aghlanen, d. i. den Prinzen Schiramun, Chodscha Aghul, Baghu aus dem Uluse Ogotai, Jesenbuke aus dem Uluse Dschagatai, das Leben, indem er sie nach China sandte, dem Chodscha Aghul aber, welchem die Thronfolge gebührt hätte, einen Jurt an der Selenga anwies[117]; auch den beiden grossen Söhnen Ogotai's, Timur und Melik, und denen Kutan's wurde das Leben geschenkt, aber in der Folge, als Mengku selbst nach China zog, wurde der Prinz Schiramun ertränkt. Seine Mutter Katakasch und Oghulkaimisch, die Wittwe Gujuk's, wurden das Jahr hierauf vor das Gericht Mingkasar's gestellt, beide als überwiesen, dass sie die Söhne zur Widerspenstigkeit bei dem Kurultai der Thronbesteigung aufgehetzt, zum Tode verurtheilt und in Filz eingewickelt ersäuft. Kaidak und Tschinkai, die beiden Räthe der Oghulkaimisch, wurden hingerichtet. Buri, der Enkel Dschagatai's, wurde an Batu ausgeliefert, der ihn um einige Schimpfreden, die er wider ihn ausgestossen, tödten liess. So waren ausser siebzig Nujanen die Kaiserin Oghulkaimisch und die Mutter Schiramun's, welcher von Ogotai zur Thronfolge bestimmt worden war, als Opfer der Herrschaft des Uluses Tuli's gefallen. Der Idikut, d. i. Fürst, der Uighuren, welchem Turakina die Herrschaft über das Land verliehen, wurde, von einem Moslim eines Mordplans wider alle Moslimen in seinem Lande angeklagt, vor das Gericht des unerbittlichen Mingkasar gestellt; von diesem auf die Folter gelegt, bekannte er sich schuldig, wurde zur Todesstrafe verurtheilt und nach Pischbaligh gesandt, um dieselbe zu erleiden; an einem Freitage, als die Moslimen in die Moschee gingen, wurde er zu ihrer grossen Freude geköpft; die Stelle des Scharfrichters vertrat sein eigener Bruder, welchem Mengku die Herrschaft des Landes der Uighuren verlieh. Berke Aghul und Buka Timur, die beiden Söhne Batu's, wurden mit Ehren nach Kipdschak, so auch Kara Hulagu, der Enkel Dschagatai's, aus dessen vor Bamian's Mauern gefallenem Sohne Muwatukan, mit der Oberherrschaft seines Uluses entlassen; Mohammed Jelwadsch, welcher, als Mengku einen Augenblick über die Strafe der schuldigen Prinzen unschlüssig, denselben nach der aus der römischen Geschichte bekannten Anekdote, der vom Vater Tarquinius als Antwort auf des Sohnes anfragende Botschaft stillschweigend abgehauenen höheren Pflanzen, zur Todesstrafe bestimmt hatte, ward wieder die Finanzverwaltung von China, und seinem Sohne Mesud die Statthalterschaft über die Länder zwischen dem Oxus und Irtisch anvertraut, dem Aghun die Statthalterschaft über ganz Persien, von Chorasan bis nach Armenien und an die syrische Gränze bestätiget. Mingkasar war der Oberrichter, der Christ Bulghai stand an der Spitze der Staatskanzlei, in welcher Sekretäre für die Ausfertigungen in sieben Sprachen: Perser, Uighuren, Araber, Chinesen, Tibeter, Mandschu und Tanguten angestellt waren. Kuikur, der Sohn Dchudschi Kasar's, des Bruders Tschengischan's, erhielt die Befehlshaberschaft der Residenz Karakorum; Befehle wurden erlassen, um dem Misbrauche der von Ogotai eingesetzten Posten Jam[118] zu steuern, indem die Kuriere und Gesandten den Bauern die Pferde wegnahmen; die Abgabe Kuntschur von den Herden wurde auf Eines vom Hundert bestimmt; die Herde, die nicht Hundert zählte, war davon frei. In Persien wurde nach dem Fusse der von Jelwadsch in Transoxana eingeführten Besteuerung der Kopfsteuer, je nach dem Vermögen von Einem bis zehn[119], in China von Einem bis fünfzehn Dukaten festgesetzt. Forderungen von Kaufleuten, welche für die unter Gujuk gelieferten Waaren keine Bezahlung erhalten hatten, wurden mit fünfzigtausend Silberbalischen befriedigt[120]; hingegen zog er alle Ländereien ein, deren sich nach dem Tode Gujuk's seine Wittwe Oghulkaimisch und ihre Söhne Chodscha und Baghu bemächtigt hatten, welche siebzehntausend Balische Gold eintrugen[121]. Der Bruder Kubilai wurde mit einem Heere nach China befehligt, und bei dem Aufbruche desselben hielt der Kaan ein Kurultai, von Festen aller Art begleitet; auf diesem erschienen der Richter Schemseddin von Kaswin, welcher wider die ihn aufsuchenden Dolche der Assassinen zum Throne des Kaans flüchtete, und Abgeordnete Baidschu Nujan's, des Befehlshabers in Irak, welcher sich über den Chalifen von Bagdad beklagte. Da beschloss Mengku den Krieg wider die Assassinen und den Chalifen und übertrug die Führung desselben seinem Bruder Hulagu. Da einige Geschichtschreiber den Anfang der Herrschaft der Mongolen in Persien von diesem Jahre an rechnen, wiewohl Hulagu erst drei Jahre später dort als Eroberer einzog, so wird auch das folgende Buch am bessten mit dem Feldzuge, dessen angekündigter Zweck die Zerstörung der Herrschaft der Assassinen und des Chalifats, beginnen, aber zuvor thut noch zur Orientirung des Lesers vonnöthen ein Ueberblick der damals, das ist in der Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung, in Asien dem Reiche der Mongolen gleichzeitigen asiatischen Dynastien.

      Dynastien im Osten Asiens.

      China, dessen nördliche Hälfte unter Mengukaan, dessen südliche unter Kubilai zu dauerndem Besitze und zur Gründung der Dynastie Juan, d. i. der Mongolen, erobert worden, liegt hier eben so, wie das indische Reich von Dehli, dessen grosse Stadt Lahur noch unter Gujuk's Regierung von den Mongolen belagert und für kurze Zeit erobert worden war[122], ausser dem Bereiche dieses Ueberblicks, welcher blos die unmittelbar mit der mongolischen Dynastie in Persien bei der Eroberung desselben oder später verflochtenen asiatischen Reiche und Dynastien ins Auge nimmt. Wir wenden den Blick nach sechs Seiten, so dass derselbe Persien selbst und seine Gränzländer in Osten, Westen, Süden, Norden, sammt dem äussersten des westlichen Asiens, bis wohin sich das Reich und die Macht der Ilchane erstreckte, in sich begreift. Im Osten zuerst nach dem indischen Gränzreiche, nach Chorasan, d. i. dem Ostlande, dem persischen Oesterreich und dem daran stossenden Kuhistan; im Süden gegen Kerman und Jesd, dann nach Persien im engsten Sinne, nach Fars, dem persischen Irak und den beiden dazu gehörigen Luristan; im Westen nach dem arabischen Irak, dem Sitze des Chalifats, und nach dem Reiche der Seldschuken in Rum; im Norden nach Gilan, Georgien und Armenien; endlich nach dem entfernten Syrien und Aegypten und dem byzantinischen Reiche:

      I. An der indischen Gränze, von deren Deckung gleich beim ersten Feldzuge Hulagu's die Rede sein wird, herrschte die in der ersten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts gegründete Dynastie der Chuldschen, d. i. die fünfte der Ghur, nachdem die drei früheren dieses Namens zu Ghasna, Bamian und Kabul erloschen, während die vierte, nämlich die der Ulugschahe, mit ihnen gleichzeitig zu Dehli herrschte. Die Benennung der zweiten tatarischen Dynastie, unter welcher Ferischte, der grosse Geschichtschreiber der moslimischen Reiche in Indien, die Chuldschen aufführt, könnte gelten, wenn es wahr wäre, dass sie von einem Eidam Tschengischan's, Namens Choldsch, abstammen; aber keiner der Eidame Tschengischan's trägt diesen Namen und keine derselben waren Choldsche oder Challadsche (das indische Choldsch ist blos eine Verstümmelung des Namens der Challadsch oder Kaladsch), welche, wiewohl Türken von Abkunft, von Reschideddin den uneigentlichen Mongolen beigesellt werden. In der Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts herrschte aus dieser Dynastie Dschelaleddin Firus, welcher sich der Stadt Dehli bemächtigte, und dessen vier glänzende Siege der grosse persische Dichter Chosrew von Dehli, in einem besonderen: die Eroberung der Eroberungen[123] betitelten Werke beschrieben, und dessen Sohne Alaeddin ein anderes seiner Werke, nämlich die Vereinigung der beiden glücklichen Gestirne[124], gewidmet. Chosrew von Dehli war der Lobredner Dschelaleddin's und Alaeddin's, der beiden grossen Herrscher der Chuldschen, wie ein halbes Jahrhundert später Wassaf, der Lobredner der beiden Herrscher der Ilchane, Chodabende und Ebu Said. II. In Chorasan war erst vor einigen Jahren zu Herat die Dynastie der Kert durch Schemseddin Mohammed gegründet worden, welchem Tschengischan bei der Eroberung Herats


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