Geschichte der Ilchane, das ist der Mongolen in Persien. Freiherr von Joseph Hammer-Purgstall
Читать онлайн книгу.href="#uef2ced06-389c-5bf9-bb26-06282cbbde98">[142] aus dem Lager der ersten seiner Gemahlinnen, der grossen Frau Tokus, und vier aus dem Lager seiner fünften Gemahlin, der Konghuratine Kutui Chatun, ein Umstand, der vielleicht weniger für ihre Bereitwilligkeit, dem Gemahle gefällig zu sein, als für ihren guten Geschmack, sich mit schönen Sklavinnen zu umgeben, beweiset; die Beischläferinnen werden am schicklichsten mit den Namen der Söhne und Töchter, durch welche der ihrige in der Geschichte in Vorschein gekommen, genannt werden; aber der sechs Gemahlinnen wollen wir zuerst und besonders erwähnen, weil dieselben als Frauen des grössten Ansehens und Einflusses genossen; als Frauen Gemahlinnen trugen sie den hohen pyramidenförmigen, mit herabfallendem Schleier bedeckten mongolischen Kopfschmuck Baghtak, dessen Namen die europäischen Reisenden in Botta, die Venezianer in Baiuta verstümmelt haben.[143]
Die Gemahlinnen Hulagu's.
Die erste und grösste Gemahlin, deren Rang bei den Mongolen immer den andern weit voraus und welche die Frau und Gebieterin des Harems, wie noch heute bei den Perserinnen die grosse Frau[144], war Tokus Chatun, d. i. die Frau Neun, die Keraitin, welche der Vater Tuli kurz vor seinem Tode zur Frau genommen, aber ohne dieselbe zu berühren gestorben war. Nach der mongolischen Sitte, vermöge welcher die Söhne die vom Vater hinterlassenen Stiefmütter als Gemahlinnen erben, ward dieselbe mit Hulagu vermählt, sobald das Heer auf dem Rückmarsche aus China den Oxus passirt hatte. Tuli war in seinem vierzigsten Jahre gestorben und Hulagu damals sechzehn Jahre alt; seine Stiefmutter, vielleicht jünger oder nicht viel älter, hätte also wohl bald ihrem stiefmütterlichen Ansehen als wirkliche Mutter neues Gewicht beifügen können; allein sie ward nie Mutter und behauptete sich dennoch bis zu ihrem Tode in dem höchsten Ansehen als grosse Frau und Gebieterin des Frauengemachs, als die erste Rathgeberin und mütterliche Freundin Hulagu's, was fast vermuthen lässt, dass sie vielleicht um Vieles älter, erst dem Vater Tuli und dann dem Sohne von der Mutter des letzten, der staatsklugen Sijurkukteni, ihrer Tante, mehr an die Hand, als ins Bett gegeben worden. Hulagu nahm sie zur Gemahlin und ihre Schwester Tukini zur Beischläferin, die ihm eben so wenig als die Schwester Kinder gab. Sie waren beide die Töchter Ettiko's, des zweiten Sohnes Owangchan's, die Nichten der Frau Sijurkukteni, der Mutter Hulagu's, welche die Tochter Hakembo's, des Bruders Owangchan's, und waren also beide die Basen Hulagu's, beide Christinnen, wie Sijurkukteni, und in der freien Ausübung ihres Cultus eben so wenig beirrt, als ihre Tante Sijurkukteni vom Gemahle Tuli. Inmitten des Lagers Hulagu's hatte sie ihre von nestorianischen Christen bediente Kapelle mit Glockengeläute, die grosse Beschützerin der Christen und Missionäre bei ihrem Gemahle. Wie sich Hulagu zwei Schwestern Keraitinnen, die eine als Frau, die andere als Beischläferin, genommen, so auch zwei Gemahlinnen Schwestern aus dem mit dem Hause Tschengischan's so vielfach verschwägerten Stamme der Uirat, nämlich Kubak oder Kojuk Chatun, die Mutter seines zweiten Sohnes Dschumkur, und ihre Stiefschwester Oldschai, die Mutter seines eilften Sohnes Mengku Timur; beide waren die Töchter Turaldschi's, des Sohnes Kutuke's, des Fürsten der Uirat. Tschengischan hatte dem Turaldschi seine Tochter Dschidschegan zur Frau gegeben, welche ihm den Sohn Buka Timur geboren; aus einer anderen Gemahlin hatte Turaldschi die beiden Töchter Kubak und Oldschai, welche also die Stiefschwestern Dschidschegan's, der Tante Hulagu's, seine Stiefbasen waren; die beiden anderen Gemahlinnen waren zwei Konghuratinnen: Kutui Chatun, aus deren Lager Hulagu sieben Beischläferinnen genommen, die Mutter Tekschin's, seines vierten, und Ahmed Tekudar's, seines siebenten Sohnes; und Mertai Chatun, welche kinderlos, wie die grosse Frau Tokus Chatun und ihre Schwester Tukini; endlich die Frau Jisut oder Jisuntschin, aus dem Stamme Suldus, die Mutter des Kronprinzen Abaka. Wir mussten in diese Umständlichkeiten eingehen, weil sich nur aus denselben das Resultat der die Wahl der Gemahlinnen mongolischer Herrscher leitenden Staats- und Familien-Maximen klar herausstellt. Von diesen sieben Gemahlinnen waren vier Blutsverwandte, nämlich zwei Basen, obendrein Stiefmütter, und zwei Stiefbasen; dann waren die zwei Stämme, denen diese zwei Schwesterpaare angehörten, nämlich die Kerait und die Uirat, sowie der der Konghurat, aus welchem die zwei anderen Gemahlinnen, die mit dem Hause Tschengischan's am vielfältigsten verschwägerten, die früher als andere der aufsteigenden Macht Tschengischan's, sich derselben unterwerfend, gehuldigt. Die Wahl der Frauen Gemahlinnen wurde also vorzüglich durch die Politik, durch die Freundschaft der Stämme und die nächste Verwandtschaft bestimmt.
Die Söhne und Töchter Hulagu's.
Der Erstgeborene Abaka war als der Aelteste schon bei des Vaters Lebzeiten sein erklärter Thronfolger, als welcher er auch nach dessen Tode der zweite der Ilchane in Iran, nachdem er demselben gefolgt. Dschumkur der Zweitgeborene, nur einen Monat jünger, als Abaka, blieb, als der Vater den Feldzug nach Westen unternahm, als dessen Sachwalter im Lager des Kaans Bruders zurück; in der Folge, als nach dem Tode Mengkukaan's der jüngste Bruder desselben, Arikbugha, dem ältesten, Kubilai, den Thron streitig machte, ward Dschumkur von jenem gezwungen, sich für ihn wider diesen zu erklären, fiel aber, als Arikbugha wider Alghui auszog, von ihm ab, um in's Lager des Vaters zurückzukehren, und starb auf dem Wege dahin; desselben, sowie seiner beiden Söhne Dschuschkub und Kunkuschu, wird im Verlaufe dieser Geschichte noch mehrmals erwähnt werden. Jaschmut, der dritte Sohn Hulagu's, aus der Chinesin Tukadschi Ikadschi, welche eine Sklavin des Lagers der Frau Kutui, war Vater von drei Söhnen; Kutui selbst war die Mutter des vierten Sohnes, Tekschin, welcher an einem Blasenübel gestorben, und dessen Gemahlin Nulun, die Tochter Buka Timur's, des Bruders Kubak Chatun's (folglich seine angeheirathete Base), nach Tekschin's Tod sein Bruder Dschumkur zur Frau nahm. Der fünfte Sohn, Tarakai, aus der dem Lager der Frau Kutui entnommenen Beischläferin Borkdschin, ward auf der Reise nach Persien vom Blitze erschlagen; merkwürdiger durch seinen Sohn Baidu, welcher einige Monate lang der sechste Herrscher der Mongolen in Persien, nach Ahmed Tekudar, dem siebenten Sohne Hulagu's, dem fünften der Ilchane; zwischen beiden ward Tusin, der sechste Sohn Hulagu's, aus derselben Mutter, wie Jaschmut, geboren. Adschai, des achten Sohnes Mutter, war die Beischläferin Irtika Ikadschi, aus dem Lager der Frau Kutui; als Hulagu nach Persien zog, liess er ihn an der Spitze des Lagers der Frau Kutui zur Besorgung der Angelegenheiten zurück; er überlebte seinen Bruder Hulagu nur zehn Tage. Die Beischläferin Dschudsche Ikadschi, die Mutter des neunten Sohnes, Kuikurtai, war eine Sklavin aus dem Lager der Frau Tokus; er war Vater von sechs Söhnen und erreichte ein sehr hohes Alter. Die Mutter Jisudar's, des zehnten Sohnes, war Uwischdschin, aus dem Stamme Kurlaut, dessen diese Geschichte weiter nicht, aber noch des eilften Sohnes Mengku Timur's[145] erwähnen wird, welcher sechs und zwanzig Jahre alt starb; Vater von drei Söhnen, allein drei aus der Sklavin Ilinak Ikadschi, und keiner aus seinen drei Frauen, deren erste Oldschai, die Tochter Buka Timur's, des Bruders der Frau Oldschai, Gemahlin Hulagu's, folglich seine Stiefbase; die zweite die berühmte Abisch Turkan, Tochter des Atabegen von Fars, letzte Herrscherin aus diesem Stamme; die dritte Nuhin Chatun. Sie gaben ihm keine Söhne, aber mehrere Töchter, deren berühmteste die älteste, Kordotschin, aus der Atabegin Abisch, in der Geschichte nicht minder oft genannt, als ihre Mutter, indem sie dreimal vermählt ward; das erstemal an Dschelaleddin Sijurghutmisch, den Sultan Kerman's, dann an den Emir Satilmisch und endlich an ihren Vetter Taghai; die Atabegin Abisch, ihre Mutter Turkan Chatun und Kordotschin, die obgenannte Tochter der Abisch, sind drei der grössten weiblichen Charaktere, Hebel grosser Begebenheiten in der Geschichte der Atabege von Fars und Sultane Kerman's, welche eng mit der der Ilchane Persiens verflochten. Huladschu, der zwölfte Sohn Hulagu's, hatte die Sklavin Ilkadschi, aus dem Lager der Frau Tokus, zur Mutter, welche später mit dem Kopfschmucke Baghtak zur Frau erhoben ward; Vater von vier Söhnen. Ilkadschi war auch die Mutter Scheibawedschi's, des dreizehnten Sohnes; und die des vierzehnten, Taghai Timur's, eine Beischläferin Sklavin aus dem Lager der Frau Kutui, Vater's von fünf Söhnen. Die sieben Töchter Hulagu's waren: die erste Bulughan Aka, aus der Frau Kobak; sie wurde mit ihrem Oheim Dschume Gurgan, dem Sohne des Tataren Dschudschi, vermählt, dessen Gemahlin die mit der Tochter Tschengischan's gleichnamige Dschidschegan, die Tochter Utdschigin's, des jüngsten Bruders Tschengischan's; Dschume Gurgan erhielt nach dem Tode Bulughan Aka's auch die Hand der Nichte Dschemi, der zweiten Tochter Hulagu's aus der Frau Oldschai;