Geschichte der Ilchane, das ist der Mongolen in Persien. Freiherr von Joseph Hammer-Purgstall
Читать онлайн книгу.Gurgan, den Sohn Buka Timur's den Uiraten, vermählt, welcher der Bruder Oldschai's und folglich der Oheim seiner Gemahlin; die vierte, Tutukasch, aus einer Beischläferin Sklavin des Lagers der Frau Tokus, wurde zuerst an den Uiraten Tengkir Gurgan, welcher früher eine Tochter Gujuk's zur Frau gehabt und welchem von dieser das Leben erbeten ward, dann an dessen Sohn Sulamisch und endlich an dessen Sohn Dschidschek Gurgan vermählt, so dass dieser der Vater, Sohn und Enkel der Gattin;[146] die fünfte, Tarakai, deren Mutter die Beischläferin Irtikan Ikadschi, ward dem Konghuraten Musa, dem Enkel Tschengischan's aus seiner Tochter Tumalun, das ist ihrem Oheim, zur Frau gegeben; die sechste Tochter, Kutlukan, aus der Beischläferin Minklikadsch, wurde zuerst dem Jisubuka, aus dem Stamme Durban, dann nach dessen Tode seinem Sohne Tokel angetraut; die Hand der siebenten, Baba, aus der Frau Oldschai, erhielt Legsi Gurgan, der Sohn Emir Arghun's, des Staatssecretärs, welchen Mengkukaan früher als Hulagu nach Persien gesendet hatte; also die Töchter ebenfalls meistens an Oheime und Vettern vermählt.
Hulagu's Aufbruch.
Von zehn Söhnen, von denen Hulagu in seinem fünf und dreissigsten Jahre Vater, nahm er auf dem Zuge nach Persien den erstgeborenen, Abaka, und den dritten, Juschmut, mit sich, trug dem zweiten, Dschumkur, im Lager des Bruders Kaan's als seinem Agenten und seinem Bruder Temkjan[147] in seinem Jurte die Besorgung der Geschäfte auf; ausserdem aber begleiteten ihn noch sein jüngster Bruder Suntai, der neunte Sohn Tuli's, dann aus dem Uluse Dschagatai Tekuder[148], der Sohn Dschudschi's, des erstgeborenen Sohnes Dschagatai's; aus dem Uluse Dschudschi's (mit seinem ebengenannten gleichnamigen Neffen nicht zu verwechseln) der Enkel Bulghai[149], der Sohn Scheiban's, des fünften Sohnes Dschudschi's; Kuli, der Sohn seines Erstgeborenen Orda, und der Urenkel Kotur, der Sohn Mongkadr's, des Sohnes seines siebenten Sohnes Tewel; endlich Buka Timur, der Sohn Dschidschegan's, der Tochter Tschengischan's, welche an Turaldschi, den Sohn Kutuka's, des Fürsten der Uirat, vermählt, der Stiefbruder von Kubak Chatun und Oldschai Chatun, der zwei Gemahlinnen Hulagu's; von diesen begleiteten ihn in's Feld die grosse Frau Tokus Chatun, dann Jisut Chatun, die Mutter des erstgeborenen Abaka und Oldschai, aus welcher ihm zwei Jahre hernach sein eilfter Sohn Mengku Timur geboren ward; also in Allem neun Prinzen von Geblüte, nämlich: Hulagu, seine Söhne Abaka und Juschmut, sein Bruder Suntai, sein Stiefschwager Buka Timur, der Neffe Tekuder; die Vettern: Bulghai, Kuli und Kotar. Des Bruders Kaan's Auftrag vom Kurultai, auf welchem die Eroberung der Länder im Osten und Westen durch Kubilai Chan und Hulagu Chan beschlossen worden war, lautete an diesen: die Burgen der Assassinen zu brechen; dem Chalifen das Joch der Unterthänigkeit aufzulegen; in Allem sich mit der Frau Tokus Chatun zu berathen. Die Heere, welche schon früher unter Baidschu Nujan und Dschurmaghun nach Persien gesendet worden waren, wurden nun dem Befehle Hulagu's untergeben; so auch die an der indischen Gränze, erst von Dür Nujan und hernach vom Tataren Sali Nujan gegen Kaschmir befehligten, welche während des Feldzugs Hulagu's in Persien demselben den Rücken decken sollten. Durch das ganze Reich ging der Befehl, von jeden zehn Mann zwei für den Feldzug nach Westen zu stellen; nach China wurden Eilboten gesendet, um tausend Familien von Feuerwerkern und Naphthaschleuderern aufzubieten; von Karakorum bis an die Ufer des Oxus wurden alle Weiden für die Fütterung der Reiterei in Beschlag genommen, alle Flüsse mit Brücken versehen und die Strassen für das Heer gänge gemacht; überall sollte Mehl und Wein als Mundvorrath in Bereitschaft seyn; Baidschu und Dschurmaghun erhielten den Befehl, von Persien gegen Kleinasien vorzurücken; den Vortrab bildete der Naimane Keitbuka, vormals Bawerdschi, d. i. Tafeldecker, mit zwölftausend Türken, welcher, bis die Rüstungen vollendet waren, den Marsch nach Kuhistan antrat, um dasselbe indessen zu verheeren. Nachdem die Rüstungen binnen Jahresfrist vollendet waren, wurden zum Abschiede Feste veranstaltet, die begleitenden Prinzen und Frauen mit Geschenken überhäuft, im letzten Monde des Jahres sechshundert und ein und fünfzig der Hidschret, d. i. im Februar des Jahres 1254, der Marsch nach Persien angetreten; derselbe ging von der Residenz Karakorum sieben Tage lang über das Schneegebirge des Changai nach dem Flusse Hoen Murin, über den mit Ruderschiffen gesetzt ward, einige Tagreisen später über den Arungu, der in den See Kisilbasch, d. i. Rothkopf, fällt; weiter hin waren Reisfelder und die Berge mit Lerchenbäumen bewachsen. Im Norden der Stadt, welche der chinesische über diesen Marsch abgestattete Bericht[150] Pfuhle nennt, liegt ein Berg, von welchem der Wind oft mit solcher Heftigkeit herabstürzt, dass er Reisende in den See weht;[151] durch einen engen Pass, gleich einer fliegenden Brücke, öffnet sich der Weg nach Almaligh, einer Stadt voll fliessender Brunnen, und deren Einwohner Türken, vermischt mit Chinesen. Hier kam ihm Frau Hirghana, die Gemahlin Kara Hulagu's, des Sohnes Muwatukan's, des vor Bamians Mauern gefallenen zweiten Sohnes Dschagatai's, bewillkommend entgegen und bewirthete ihn mit Festen. Hirghana oder Hurkana war die Enkelin Tschengischan's, aus der an den Uiraten Turaldschi vermählten Tochter Dschidschegan, und folgte der Stiefschwester, der Frau Oldschai, welche in der Begleitung Hulagu's. Bei dem Eintritt in Turkistan kam ihm Mesud, der Sohn von Jelwadsch, bewillkommend entgegen; während des Sommers wurde dem Heere in Turkistan Rast gestattet und in der herbstlichen Tag- und Nachtgleiche vor Samarkand auf der schönen Ebene von Kjanigül, d. i. die Fundgrube der Rosen, gelagert.
Das goldene Zelt; Arghun; Uebergang über den Oxus.
Hier ward das goldene Zelt aufgeschlagen, aussen und innen von Gold gewirkt, mit goldenen Nägeln und goldenen Stricken befestigt, und vierzig Tage lang gerastet und getrunken; dieses Fest wurde jedoch durch den Tod des Prinzen Suntai, des Bruders Hulagu's, getrübt. Hierauf wurde nach der Stadt Kesch[152] vorgerückt, welche in der Folge als der Geburtsort und die Grabstätte der Ahnen Timur's unter dem Namen von Schehr Sebs, d. i. der grünen Stadt, berühmt; diesen Namen dankt sie dem üppigen Grün, von zahlreichen Flüssen, deren zwei die Stadt durchströmen[153], genährt. Die Stadt besteht aus der Citadelle, der Stadt selbst, welche vier Thore hat, und der Vorstadt[154]; von fruchtbaren Gärten umgeben, in welchen alle Arten von Korn und Gemüse gedeihen. Hier kam der Fürst von Herat, Schemseddin Mohammed Kert, der Gründer der seinen Namen führenden und unter mongolischem Schutze seit Tschengischan aufsteigenden Dynastie Kert, um den Steigbügel Hulagu's zu küssen und von demselben seinen nicht mehr zu trennen; auch Arghunaga, der mongolische Statthalter Chorasan's, mit allen Grossen und Vornehmen des Landes, um sich dem Befehle des Herrn zu stellen. Von Arghunaga und seinen Söhnen wird in der Folge dieser Geschichte so oft die Rede sein, dass Näheres über ihn zu sagen nöthig. Der Dschelaire Iluke, dessen Vater Kadan, aus dem Gefolge Tschengischan's, hatte seinen Sohn sammt dessen Truppen dem Dienste Ogotai's gewidmet, bei dem er in der Folge als dessen Obersthofmeister in hohem Ansehen stand. In einer grossen Hungersnoth verkaufte ein armer Uirate, um nicht Hungers zu sterben, seinen Sohn dem Emir Atabeg Iluke für ein Stück Fleisch, und als sein Sohn Kadan in den Hofdienst[155] Ogotai's trat, gab er ihm den Sklaven als Diener mit. Dieser um ein Stück Fleisch gekaufte Sklave war Arghun. Iluke's Bruder war der schon mehr als einmal genannte Iltschidai, welcher vor des Bruders Zorn, der ihn tödten wollte, bei Ogotai Zuflucht suchte und fand, der hernach aus Dankbarkeit auf dem Kurultai nach Gujuk's Tod die Rechte des Hauses Ogotai wider die Aufrührer des Uluses Tuli mit so warmer Beredtsamkeit verfocht, dann als Statthalter nach Persien gesandt ward, wo ihn die Missionäre als Ergutai kennen, und der, nachdem sein Sohn in die Verschwörung der Prinzen des Hauses Dschagatai und Ogotai begriffen, nach des Sohnes Tode durch's Schwert ebenfalls hingerichtet worden. Arghun, durch Verstand, Beredtsamkeit, Tapferkeit und Geschäftskenntniss ausgezeichnet, schwang sich bald so hoch, dass er nach Mengkukaan's Thronbesteigung zum Baskaken, d. i. Statthalter, Chorasan's ernannt ward. Vater zahlreicher Söhne[156], von denen Newrus und Legsi in der Folge die Hand von Prinzessinnen, seine Töchter die von Prinzen und Fürsten erhielten. Von der Ebene von Kjanigül aus ergingen an alle Sultane und Könige Vorderasiens Schreiben und Diplome, ihnen zu künden, dass der Zweck des Feldzugs die vom Kaan befohlene Zerstörung der gräuelvollen Macht der Assassinen, dass Hülfe und Bereitwilligkeit im Dienste wider dieselben durch Länderzuwachs ihren Lohn finden, gegentheilige Gesinnung den Verlust der besessenen Länder nach sich ziehen werde. Einige der Fürsten waren diesen Kündigungsschreiben durch Erscheinung in Person, wie Schemseddin von Kert, zuvorgekommen, nämlich die beiden