Geschichte der Ilchane, das ist der Mongolen in Persien. Freiherr von Joseph Hammer-Purgstall
Читать онлайн книгу.herrschten, welche um's Jahr fünfhundert der Hidschret vom Berge Saumal im nördlichen Syrien in dieses südöstliche Gebirgsland Persiens eingewandert, sich unter Anführung Chorschid's in Klein-Luristan niederliessen; von ihrer westlichen Abstammung heissen sie die Könige des Westens[127]. VIII. In Gross-Luristan dienten die Anführer dieser ausgewanderten Stämme Ali und dessen Sohn Mohammed den Atabegen Salghuren, und Abu Tahir, der Sohn Mohammed's, stand dem Atabegen Sonkar wider die Schebankjare bei. Sonkar, der Salghure, sagte zum Abu Tahir: er möge sich eine Gnade erbitten; Abu Tahir begehrte erst den Pfeil, dann das Pferd des Atabegen, und als ihn dieser noch mehr begehren hiess, die Erlaubniss, Luristan von den Feinden der Atabege zu reinigen; er eroberte es, erklärte aber sich selbst zum unabhängigen Fürsten und Atabegen. 550/ 1155 Bei dieser Gelegenheit siedelten sich zahlreiche Stämme aus Syrien in Luristan an, und vertrieben die Scholen oder Schulen, welche die Ureinwohner des Landes. Abu Tahir hatte fünf Söhne, deren ältester Hesarsif in beständigem Kriege mit Tikle dem Atabegen Salghuren von Fars. Hesarsif verheerte das Gebiet der Salghuren, und unterwarf sich das Land bis auf vier Farasangen von Issfahan. Hesarsif erhielt für seinen Sohn Tikle, welcher denselben Namen trug wie der Atabege Salghure von Fars, weil er von mütterlicher Seite ein Enkel desselben, ein Herrscherdiplom vom Chalifen Nassir; der Salghure Saad sandte Heere wider Tikle, welcher dieselben schlug, und auch wider Hosameddin Chalil, den Neffen Schudschaaeddin's von Klein-Luristan, siegreich Krieg führte; endlich kamen aus Chusistan zwei Feldherren des Chalifen, welche den Bruder Tikle's gefangen nahmen. Tikle tödtete den einen, nahm den anderen gefangen und löste denselben für den Bruder aus. Tikle war der Beherrscher Gross-Luristan's, als Hulagu wider Bagdad zog. Zur selben Zeit herrschte in Klein-Luristan der kleine Atabege Bedreddin Mesud, welcher sich dem Dienste der Mongolen stellte. IX. Die Dynastie der kleinen Atabege in Klein-Luristan begann ein halbes Jahrhundert später als die der Atabege von Gross-Luristan. Schudschaaeddin Chorschid, d. i. der Tapfere der Religion, die Sonne, eroberte das Land, nahm, der erste, den Titel Atabeg an, und starb nach vierzigjähriger Regierung über hundert Jahre alt; 580/ 1184 ihm folgte sein Neffe Rustem, ein gerechter aber strenger Fürst, den sein Bruder Scherefeddin Ebubekr ermordete; dieser wurde von seinem Weibe vergiftet; sein Bruder Iseddin Kerschasif nahm den Thron ein und die Frau Melike, seines Bruders Gemahlin, die Tochter Schihabeddin Suleimanschah's, zur Frau; in langwierigen Krieg mit Hosameddin Chalil, dem Neffen Schudschaaeddin's, verwickelt, schloss er mit demselben Frieden, ward aber von ihm erschlagen. 640/ 1242 Die Wittwe Melike Chatun sandte ihre drei Söhne (Schudschaaeddin Chorschid, Ssafeddin Rustem und Nureddin Mohammed) zu ihrem Bruder Suleimanschah, der mit Hosameddin den Krieg so erbittert führte, dass sie sich in Einem Monate ein und dreissigmal schlugen; nach einigen Jahren kam es in der Ebene von Schabur zu einer entscheidenden Schlacht, in welcher Suleimanschah von sechzigtausend Reitern des Chalifen unterstützt ward, während das Heer Hosameddin's nur aus dreitausend Reitern und neuntausend Fussgängern bestand; dennoch wurde Suleiman Anfangs in die Flucht geschlagen, trug aber den Sieg davon, und improvisirte, als man ihm den Kopf Hosameddin Chalil's brachte, vier Verse darauf, in denen eben so viele Wortspiele:
Chalil der Arme war sich selber nicht bewusst,
Er hatte eingepflanzt der Seele Frühlingslust[128]; Ein Diw, begehrte er das Reich von Suleiman, Zuletzt im Diwan Salomoni's abgethan.
Die Herrschaft kam an den obengenannten Bedreddin Mesud, den Bruder Iseddin Kerschasif's.
Dynastien i. arab. Irak, in Syrien, Aegypten und Arabien.
Im arabischen Irak herrschten, ausser X. den Chalifen zu Bagdad, in der Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts noch drei Dynastien, deren Fürsten den Titel von Atabegen, das ist von Hofmeistern (Hausmayern) führten. Von einem Dutzend von Dynastien, welche in der morgenländischen Geschichte unter diesem Namen berühmt, waren die von Damaskus, Haleb, Aserbeidschan und Irbil bereits erloschen, und es bestanden nur noch die schon erwähnten persischen der Atabege von Jesd, Darabscherd, Schiras, Gross- und Klein-Luristan, und die nun zu erwähnenden von Mossul, Dschesire und Sindschar. XI. Zu Mossul herrschten seit einem Jahrhunderte sechszehn Atabege aus der Familie Amadeddin Sengi's, deren Thron vom Chalifen Bagdad's dem Bedreddin Lulu, Obersthofmeister der beiden letzten Fürsten, verliehen worden; dieser füllte den Thron rühmlich vierzig Jahre lang und ward von Hulagu, dem er nach Bagdad's Eroberung zu huldigen kam, gnädig aufgenommen. XII. Die Dynastie der Atabege von Sindschar, deren Herrschaft vor einem Jahrhunderte[129] begonnen, hatte nur durch ein halbes Jahrhundert geherrscht, und ihre Herrschaft war nach Bedreddin Lulu's, des Atabegen von Mossul, Tode dem Sohne desselben, Mosaffer von Beibars, dem Sultane Aegyptens, zugesprochen worden; eben so war die Linie der Atabegen Mossul's, welche seit acht und vierzig Jahren[130] XIII. zu Dschesire geherrscht, erloschen, und an ihre Stelle Modschahid, ein anderer Sohn Bedreddin Lulu's, des Atabegen von Mossul, getreten, so dass Bedreddin Lulu und seine drei Söhne (der dritte folgte ihm als Herr von Mossul nach) als unumschränkte Herrscher in die Fussstapfen ihrer vorigen Herren getreten. XIV. Zu Mardin herrschte ein Zweig der Beni Ortok, deren Hauptlinie von Diarbekr seit zwanzig Jahren[131] erloschen war; aber aus derselben Familie herrschten zu Mardin schon seit hundert sechs und achtzig Jahren[132] Fürsten, deren Dynastie erst im Beginne des fünfzehnten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung erlosch.[133] Ilghasi, der Gründer dieser Dynastie, Sultan Melekschah's des Seldschukiden Statthalter zu Bagdad, hatte sich Nissibin's und Mardin's bemächtigt; ihm war sein Sohn Hosameddin Timurtasch und sein Sohn Nedschmeddin, diesen die beiden Söhne Hosameddin II. und Nassireddin und diesem der Sohn Melik Said gefolgt, welcher der sechste Herrscher dieser Dynastie, auf die Festigkeit seiner Residenz trotzend, der Belagerung Hulagu's widerstand. Auch zu Miafarakain hatte noch vor dreissig Jahren Suleiman, ein Sohn Ilghasi's Ortok, geherrscht, aber zur Zeit Hulagu's war diese Stadt im Besitze Kjamil's des Ejubiden. XV. Miafarakain's Fürstenthum ist also das zehnte des zehnzweigigen mächtigen Herrscherstammes der Beni Ejub (die neun anderen, die von Kairo, Damaskus, Haleb, Hama, Himss, Kerek, Baalbek, Hossnkeif und Jemen); von diesen zehn Dynastien der Beni Ejub bestanden in der Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts nur noch im arabischen Irak die von Miafarakain und Hossnkeif, und in Syrien die vier von Haleb, Hama, Himss und Kerek. Kjamil war der fünfte Herrscher der Beni Ejub zu Miafarakain; seine Vorfahren Melikol-aadil, der Bruder Ssalaheddin's, dann Melik el-eschref, Melik el-ewhad, Melik el-mosaffer, die drei Söhne Melik el-aadil's; der Sohn des letzten war Melik Kjamil, der Grossneffe Ssalaheddin's, welcher den Versuch, den Waffen der Mongolen zu widerstehen, mit dem Verluste seiner Hauptstadt und des Lebens bezahlte. XVI. Die Dynastie der Beni Ejub zu Hossnkeif hatte vor zwanzig Jahren begonnen[134], indem Melik Ssalih Nedschmeddin von seinem Vater Kjamil die Städte Amid und Hossnkeif erhalten; nachdem Kjamil, um Aegyptens und Syriens Herrschaft zu übernehmen, sich dahin begeben, blieb sein Sohn Melik Moaasem Turanschah im Besitze des väterlichen Gebiets, und als auch dieser dem Vater auf dem Throne Aegyptens gefolgt, verlieh er die Herrschaft von Amid und Hossnkeif seinem Sohne Melik Mowahid, der wie sein Vetter von Miafarakain ein Opfer seines Widerstandes unter dem Schwerte der Mongolen fiel. Vier andere Söhne der Beni Ejub herrschten in Syrien. XVII. Zu Hama Melik Manssur II., der bei Annäherung der Mongolen nach Aegypten flüchtete. Der Gründer des Hauses war Takjeddin, der Enkel Ejub's, aus dessen Sohn Schehinschah, von seinem Oheim Ssalaheddin als Herr von Hama installirt, sein Sohn Nachfolger Melik Manssur I. ob seiner wider die Kreuzfahrer erfochtenen Siege und des Schutzes, den er Gelehrten und Dichtern angedeihen liess, von jenen in zahlreichen ihm gewidmeten Werken, von diesen in Siegeshymnen und Elegien gepriesen. XVIII. Die Dynastie der Beni Ejub zu Himss leitet ihren Ursprung von Esededdin Schirkuh, dem jüngeren Bruder Ejub's, ab, welcher vom grossen Nureddin zum Statthalter vom Himss bestellt worden war. Ssalaheddin bestätigte seinem Neffen und getreuen Begleiter auf allen Feldzügen Melik Nassireddin Mohammed des Vaters Statthalterschaft als Eigenthum; nach dessen schnellem Tode verlieh er die Herrschaft zwar dem Sohne desselben Melik Modschahid Schirkuh, zog aber das väterliche Vermögen ein, das er nur, durch einen vom zwölfjährigen Neffen citirten Koransvers gemahnet, zurückgab; dem Modschahid folgte sein Sohn Manssur Ibrahim, der den Chuaresmern tapferen Widerstand geleistet, und nach ihm sein Sohn Melik