Geschichte der Ilchane, das ist der Mongolen in Persien. Freiherr von Joseph Hammer-Purgstall
Читать онлайн книгу.er ihm gehuldigt, in der Herrschaft bestätigt. XIX. Die Dynastie der Beni Ejub zu Kerek begann unter Melik Aadil Seifeddin Ebubekr, welcher vom Bruder Ssalaheddin die eroberte Stadt erhielt; nach des Bruders Tod zur Herrschaft von Damaskus berufen, übergab er Kerek seinem Sohne Melik Moaasem Isa, welchem der Sohn Melik Nassir Daud und diesem Melik Moghis Fetheddin Omar folgte, der Zeitgenosse Hulagu's, von diesem ob des Briefwechsels mit Beibars getödtet. Beibars war der vierte Sultan der Mamluken in XX. Aegypten, deren Dynastie gleichzeitig mit der persischen Hulagu's in Persien emporstieg, und als eine Nebenbuhlerin derselben um Syriens Herrschaft in der Folge genauere Kunde erfordern wird. So herrschte auch zu Mekka der vierte Herrscher der XXI. Dynastie der Beni Kitade, welcher nach den erloschenen drei Dynastien der Beni Ochaissar, Musa sani und Beni Haschim seit einem halben Jahrhunderte auf dem Throne sass, welchen der vierte Herrscher Ebu Nemi Mohammed durch sieben und vierzig Jahre gefüllt.
Dynastien des nördl. Persiens, Armeniens, Georgiens u. Kleinasiens.
Wir wenden uns nun zuletzt nach dem Norden und zwar zuerst nach den nördlichen Landschaften Persiens, nach Taberistan und Masenderan, wo seit der Hälfte des ersten Jahrhunderts der Hidschret bis in die Hälfte des fünften die zwei Dynastien Bawendije, auf einander folgend, geherrscht; aus der zweiten, im Anfang des dreizehnten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung[135] erloschenen, erstand in der Hälfte des vierzehnten ein Zweig derselben in der Dynastie Dschelawije. Das Stillschweigen der Geschichte durch diese anderthalb Jahrhunderte[136] beweiset, dass Taberistan während dieser Zeit keine eigenen Herrscher hatte; in Gilan herrschten XXII. die Beni Badusian schon seit dem vierzigsten Jahre der Hidschret zu Rujan und Rustemdar; der Gründer Badusian[137] war ein Nachkömmling des Schmiedes Kjawe, des Befreiers seines Vaterlandes von der Tyrannei, dessen Schurzfell erst Freiheitsfahne, dann Reichspanier.[138] Sie führten den besonderen Titel Astandar, welches in der bisher ganz unbekannten Mundart Taberistan's gleichbedeutend mit Scheichol Dschebal, d. i. des Alten vom Berge wie der Grossmeister der Assassinen, hiess, welcher diesen Namen von den früheren Herrschern Kuhistan's aus der Dynastie Bawend geborgt. Die beiden Alten des Gebirgs, der von Alamut und der von Rustemdar, bekriegten sich um die Hälfte des sechsten Jahrhunderts als unversöhnliche Feinde; aber nach dem Tode Keikawu's Ben Hesarsif's schlug sein Sohn und Nachfolger Schehrnusch den entgegengesetzten Pfad ein, und trat selbst in die Fussstapfen der Assassinen, seiner Verbündeten. Nach Schehrnusch herrschte sein Bruder Isfendiar Kerkud, nach ihm sein Neffe Serin Kemer, d. i. Goldgürtel, der Erste der Sohn Hesarsif's, dann Goldgürtel der Zweite, der Sohn Chassin's, der ein und zwanzigste Herrscher der Beni Badusian; diesem war zu Anfang des dreizehnten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung[139] sein Sohn Bisutun, diesem nach zehnjähriger Regierung der Sohn Fachreddewlet, diesem nach zwanzigjähriger Regierung der Sohn Hosameddewlet Ardeschir und diesem der Bruder Iskender gefolgt. Sein Nachfolger Isfendiar Schehrahim, der jüngste Fürst der Beni Badusian, regierte drei und dreissig Jahre lang als Zeitgenosse Hulaguchan's und Abaka's; von diesen wurden die Herrscher Gilan's in Ruhe gelassen, und die Eroberung des Landes erst unter ihrem Nachfolger Oldschaitu, dem achten Ilchane Persiens, versucht. XXIII. Der König Kleinarmeniens war Hetum oder Haithon I., der vierte Fürst seiner Dynastie durch fünf und vierzig Jahre, während welcher er in häufiger Berührung mit Hulagu und dem Bruder desselben, dem Grosskaan Mengku; ein nicht minder historisch wichtiger, in die Geschichte der Mongolen eingreifender, grosser Herrschercharakter ist XXIV. die Königin von Georgien, Russuldan, die Tochter der Tamar, nach deren Tode das georgische Reich unter die beiden Davide, welche bei der Thronbesteigung Gujuk's erschienen, nämlich zwischen ihrem Vetter David Narin und ihrem Sohne David Ssosslan, getheilet ward. Dieser erhielt das obere Georgien, d. i. Karthli, Kachethi, Achal-ziche und Schewar; der andere Niedergeorgien, d. i. Imerethi, Mingrelien, Sswanethi, Dschikhethi und Abchasethi; nach Mengkukaan's Tode zeichnete Hulagu den David, Sohn der Russuldan, seiner Tapferkeit willen besonders aus. XXV. Das Reich der Seldschuken in Rum beherrschte der zwölfte Sultan derselben, Iseddin Keikawus II., erst allein, dann mit seinen Brüdern Rukneddin Kilidscharslan IV. und Alaeddin Keikobad II., von welchen der vorletzte bei der Thronbesteigung Gujuk's erschienen war. In Nicäa endlich thronte XXVI. der griechische Kaiser Vataces, dessen drei und dreissigjährige Regierung, ein Muster von Weisheit und Staatsklugheit, die Wiedereroberung Konstantinopels aus den Händen der Lateiner vorbereitete, und dessen Gesandte sich mit denen Innocenz IV. am Hofe Mengukaan's zusammenfanden.[140] Der Papst und die Könige von Frankreich und Ungarn verkehrten mit den Herrschern der Mongolen durch Gesandtschaften; aber weder die fränkischen Kaiser von Konstantinopel, noch die Reste der Kreuzfahrer in Syrien kamen mit denselben in unmittelbare Berührung, wie die hier aufgeführten sechs und zwanzig asiatischen Dynastien, welche die Zeitgenossen Hulagu's. Wie an der Pforte Mohammed Chuaresmschahs, des mächtigsten Herrschers Asiens vor Tschengischan, sieben und zwanzig besiegte oder huldigende Prinzen fünfmal des Tages die Heerpauken schlugen, so schlugen diese sechs und zwanzig, dem Ursprunge des mongolischen Reichs in Persien gleichzeitigen Dynastien, welche demselben widerstanden, erlagen, gehorchten, huldigten oder vor demselben zitterten, gleichsam an der Pforte desselben die Heerpauke der Herrschaft.
Zweites Buch.
Regierungsantritt Hulagu's; seine Familie; Feldzug nach Persien wider die Schlösser der Assassinen und Bagdad; Rückblick auf die Chalifen und die Emirol-umera, Moteaassimbillah, der letzte Chalife; Alkami der Wesir; Belagerung, Eroberung und Verwüstung Bagdad's; Hinrichtung des Chalifen Melik Moaasem Mosaffereddin; der Herrscher von Irbil, Stifter der Geburtsfeier des Propheten; die damaligen Herrscher Gross- und Klein-Luristan's und Gross- und Klein-Armenien's.
Hulagu.
Hulagu oder, wie die Mongolen den Namen schreiben und sprechen, Chulagu war der fünfte Sohn Tuli's, des jüngsten Sohnes Tschengischan's aus der Frau Sijurkukteni, der Nichte Owangchan's, welche ihm vor Hulagu den ersten Mengku, den vierten Kubilai, und Arikbuga, den siebenten seiner neun Söhne, geboren. Als vor sechs und zwanzig Jahren (zwei vor seinem Tode) Tschengischan das letztemal in seinen Jurt zurückgekehrt, um das grosse, durch Jagden gefeierte Kurultai der Familie zu halten, bei welchem alle Söhne mit ihren Frauen und Kindern erschienen (den ältesten Dschudschi ausgenommen, der seiner statt nur ein herrliches Geschenk von Pferden gesandt), kamen ihm die beiden Enkel, Kubilai und Hulagu, jener zehn, dieser neun Jahre alt, mit dem ersten Wilde, das sie erjagt, jener mit einem Hasen, dieser mit einem Rehe entgegengelaufen. Tschengischan vollzog an ihnen beiden den mongolischen Jagdgebrauch der Fetteinschmierung[141], welcher darin besteht, den Jünglingen oder Knaben, welche das erste Wild erlegt, den Daumen mit dem Fette und Fleische desselben einzuschmieren, was als eine günstige Vorbedeutung für die künftige Laufbahn der beiden Prinzen mit Festen gefeiert ward; in jedem Falle eine minder unmenschliche Vorbedeutung als die Handvoll geronnenen Blutes, mit welcher Tschengischan, zur Welt gekommen, die er erobernd in Blut getränkt und die so grausam in Erfüllung gegangen; auch diese vom Grossvater Welteroberer selbst vollzogene Fetteinschmierung ging an beiden Enkeln, künftigen Herrschern, Eroberern und Stiftern von Dynastien in Erfüllung, indem Beide sich Reiche erbeuteten, der Jäger des Hasen das chinesische, als Stifter der mongolischen Dynastie der Juan, und Hulagu das persische, als Gründer der Dynastie der Ilchane. Hulagu war nun fünf und dreissig Jahre alt, in voller Reife männlicher Kraft, von welcher das Dasein von zehn Söhnen, die ihm von vierzehn, die er hatte, in diesem Alter bereits geboren waren, sprechender Beweis. Wir können also die Zahl seiner Frauen und Kinder, welche die Biographie sonst gewöhnlich am Ende des beschriebenen Lebens aufnimmt, am bessten sogleich überblicken, weil die grösste Anzahl derselben schon vorhanden, und die Namen der in der Folge vorkommenden Frauen und Kinder dann keiner weiteren Einführung bedürfen. Hulagu hatte sechs Frauen Gemahlinnen, aus deren vieren ihm sechs Söhne und drei Töchter, indem die anderen acht der zweimal sieben Söhne und die anderen vier der sieben Töchter aus zwölf Beischläferinnen geboren wurden, welche die Geschichte aus der grossen Zahl derselben nennt, weil sie Mütter von Prinzen