David Copperfield. Charles Dickens

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David Copperfield - Charles Dickens


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sicher nicht halb so gefühlvoll als du, Mr. Traddles. Und was seine Stelle betrifft – die so vortrefflich gewesen ist, nicht wahr? – so werde ich doch natürlich nach Hause schreiben und Sorge tragen, daß er Geld bekommt. Na, du Mädchenherz?«

      Uns kam dieser Vorsatz Steerforths, dessen Mutter eine steinreiche Witwe war, die ihm in allem nachgab, sehr edel vor. Wir freuten uns alle, daß er Traddles so abgekanzelt hätte, und erhoben Steerforth in den Himmel, vorzüglich, als er sich herabließ uns zu erzählen, daß er alles nur für uns getan und uns durch sein allergnädigstes und selbstloses Benehmen einen großen Dienst erwiesen habe.

      Aber ich muß gestehen, als ich abends im Dunkeln eine Geschichte erzählte, schien mir Mr. Mells Flöte mehr als einmal trauervoll in die Ohren zu klingen, und als endlich Steerforth müde war und ich mich zum Schlafen hinlegte, meinte ich die Flöte immer noch klagen zu hören, und ich fühlte mich ganz elend.

      Doch vergaß ich Mr. Well bald in der Bewunderung Steerforths, der in leichter Dilettantenweise und ohne Buch (er schien alles auswendig zu wissen) einige seiner Lektionen übernahm bis der neue Lehrer erschien. Dieser kam aus einer lateinischen Schule und speiste, bevor er sein Amt antrat, einen Tag bei dem Direktor, um Steerforth vorgestellt zu werden.

      Steerforth fand großen Gefallen an ihm und erklärte ihn für einen Kapitalkerl. Ohne so recht zu verstehen, was für ein Grad von Gelehrtentüchtigkeit damit ausgedrückt sein sollte, hatte ich daher gewaltigen Respekt vor ihm, obwohl er sich mit mir nie die Mühe gab und mir nie die Beachtung schenkte wie Mr. Mell, doch was bedeutete auch meine Wenigkeit!

      Nur noch ein ungewöhnliches Ereignis in diesem Semester machte einen Eindruck auf mich, der immer noch vorhanden ist, und der seine lange Dauer verschiedenen Gründen verdankt.

      Eines Nachmittags, als wir alle äußerst schwer zu leiden hatten und Mr. Creakle fürchterlich um sich schlug, kam Mr. Tungay hereingehumpelt und rief wie gewöhnlich mit Donnerstimme: »Besuch für Copperfield!«

      Er wechselte mit Mr. Creakle einige Worte über den Rang des Besuchs und das Zimmer, in das er gewiesen werden sollte, dann sagte der Direktor zu mir – ich war, wie es bei solchen Fällen Gebrauch war, bei der Anzeige aufgestanden und ganz verblüfft vor Erstaunen – ich sollte die hintere Treppe hinaufgehen und einen reinen Kragen umlegen, bevor ich ins Speisezimmer ging. Ich gehorchte dem Befehle in einer Aufregung, wie ich sie noch gar nicht gekannt hatte, und als ich an die Tür des Besuchszimmers kam und der Gedanke in mir aufblitzte, es könnte meine Mutter sein – ich hatte bloß an Mr. und Miß Murdstone gedacht – ließ ich die Klinke los und blieb stehen und machte mir durch einen Seufzer Luft, bevor ich eintrat.

      Zuerst sah ich niemand; aber da ich einen Druck gegen die Tür fühlte, sah ich dahinter und erblickte zu meinem Erstaunen Mr. Peggotty und Ham, die ihre Hüte abnahmen, dienerten und einander gegen die Wand drückten. Ich konnte mich des Lachens nicht enthalten, aber mehr aus Freude sie zu sehen, als über ihren Anblick. Wir schüttelten uns herzlich die Hände, und ich lachte und lachte, bis ich mein Taschentuch herauszog und mir die Augen wischte.

      Mr. Peggotty (der während des ganzen Besuches den Mund aufsperrte) legte große Teilnahme an den Tag, als er dies sah, und gab Ham mit dem Ellbogen einen Rippenstoß, er solle etwas sagen.

      »Immer munter, Master Davy?« sagte Ham in seiner einfältigen Weise, »Herrjeh, wie seid Ihr gewachsen!«

      »Bin ich gewachsen?« sagte ich und trocknete mir die Augen, Ich weinte nicht über etwas Besonderes, so viel ich weiß, aber der Anblick alter Freunde trieb mir unaufhaltsam die Tränen in die Augen.

      »Gewachsen, Master Davy! Ist er nicht gewachsen!« sagte Ham.

      »Ist er nicht gewachsen!« sagte Mr. Peggotty.

      Da sie einander anlachten, lachte ich Mit, und dann lachten wir alle drei, bis ich fast wieder geweint hatte.

      »Wißt Ihr, was Mama macht, Mr. Peggotty?« sagte ich, »Und wie befindet sich meine liebe, alte Peggotty?«

      »Partuh gesund«, sagte Mr. Peggotty.

      »Und die kleine Emilie und Mrs. Gummidge?«

      »Partuh gesund«, sagte Mr. Peggotty.

      Es trat hier eine Pause ein. Um sie zu beendigen, brachte Mr. Peggotty zwei riesige Hummern, einen mächtigen Krebs und einen großen Leinwandbeutel voll Seekrabben aus seiner Tasche und türmte sie Ham auf die Arme.

      »Sehen Sie, wir haben uns die Freiheit genommen,« sagte Mr. Peggotty, »da wir noch von damals, wo Sie bei uns waren, wissen, Sie haben so ein Kosthäppchen gern. Die Alte hat sie gekocht. Mrs. Gummidge hat sie gekocht. Ja«, sagte Mr. Peggotty langsam und wie mir schien, weil er von nichts anderem zu reden wußte, »Mrs. Gummidge hat sie gekocht, verlassen Sie sich drauf.«

      Ich drückte ihm meinen Dank aus, und Mr. Peggotty fuhr fort, nachdem er Ham angeblickt hatte, der die Krebse angrinste, ohne einem Versuch zu machen, ihn zu unterstützen:

      »Sehen Sie, wir sind mit günstigem Wind und Flut in einem unserer Yarmouths-Lugger nach Gravesend gekommen. Meine Schwester, die hatte mir den Namen von dem Ort hier aufgeschrieben, und wenn ich nach Gravesend komme, dann sollte ich mich nach Master Davy erkundigen, sagte sie, und Ihnen ihre Empfehlung und Gruß bringen, sagte sie, und Ihnen von der Familie sagen, daß sie gesund sind wie die Fische. Die kleine Emilie soll dann meiner Schwester schreiben, wenn ich wieder heimkomme, daß ich Sie besucht habe, und daß Sie auch so gesund wie ein Fisch sind, und so geht's im vergnügten Ringel-Ringel-Rosenkranz!«

      Ich mußte erst ein wenig nachdenken, ehe ich verstand, was Mr. Peggotty mit diesem letzten Vergleich meinte. Dann dankte ich ihm herzlich und sagte, wie ich fühlte, mit Erröten, die kleine Emilie werde sich wohl auch verändert haben, seitdem wir zusammen Muscheln und Kiesel am Strände suchten.

      »Sie wird bald ein großes Mädel sein, Sir«, sagte Mr. Peggotty. »Sie ist fast aus den Kinderschuhen heraus; fragen Sie den da.«

      Er meinte Ham, der hinter dem Sack voll Krebse aus seinen Armen mit begeisternder Zustimmung grinste und lachte.

      »Welch hübsches Gesicht das sie hat!« sagte Mr. Peggotty, und sein eigenes glänzte wie Licht.

      »Und ihre Gescheitheit!« sagte Ham.

      »Und ihre Schrift!« sagte Mr. Peggotty. »Gott, die ist so schwarz wie Kohle und so groß, daß man sie schon von weitem lesen kann.«

      Es machte mir ordentlich Freude zu sehen, welche Begeisterung Mr. Peggotty erfüllte, wenn er an seinen kleinen Liebling dachte. Ich sehe ihn noch vor mir stehen, mit dem breiten haarigen Gesichte, das von freudiger Liebe strahlte, und von einem Stolz, den ich nicht beschreiben kann. Seine ehrlichen Augen blitzten funkelnd auf und glänzten, als ob in ihren Tiefen Feuer wohnte. Seine breite Brust hob sich vor Freude. Seine starken Hände ballten sich unwillkürlich zusammen, und er gab dem, was er sprach, Nachdruck mit den Bewegungen eines Armes, der mir kleinem Knirps, wie ein Schmiedehammer vorkam.

      Ham meinte es ebenso ernstlich wie er. Ich glaube, sie hätten noch viel mehr von Em'lyn erzählt, wenn sie nicht das unvermutete Erscheinen Steerforths verlegen gemacht hätte. Als er mich in einer Ecke mit zwei Fremden sprechen sah, unterbrach er das Lied, das er eben vor sich hinsummte, und sagte: »Ich wußte nicht, daß du hier wärest, kleiner Copperfield!« (denn es war nicht das gewöhnliche Besuchszimmer), und wollte wieder zur andern Tür hinausgehen.

      Ich weiß nicht, ob es der Stolz war, einen solchen Freund wie Steerforth zu haben, oder der Wunsch, ihm zu erklären, wie ich zu solchen Bekannten kam, wie Mr. Peggotty einer war, was mich veranlaßte, ihn herbeizurufen. Aber ich sagte in bescheidenem Tone – guter Gott, wie mir nach so langer Zeit alles wieder frisch vor das Gedächtnis tritt! –

      »Geh nicht fort, Steerforth, wenn du so gut sein


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