David Copperfield. Charles Dickens

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David Copperfield - Charles Dickens


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kam Ton­gay her­ein und rief laut:

      »Be­such für Cop­per­field.«

      Mr. Cre­akle wech­sel­te mit ihm ein paar Wor­te über den Rang des Be­suchs und das Zim­mer, in das man die Gäs­te wei­sen soll­te, und sag­te dann zu mir, – ich war wie üb­lich auf­ge­stan­den und ganz ver­blüfft vor Er­stau­nen – ich soll­te die Hin­ter­trep­pe hin­auf­ge­hen und einen rei­nen Kra­gen an­zie­hen, ehe ich ins Spei­se­zim­mer gin­ge. Ich ge­horch­te in ei­ner Auf­re­gung, wie ich sie noch gar nicht ge­kannt hat­te, und als ich an die Tür des Be­suchs­zim­mers kam und der Ge­dan­ke in mir auf­blitz­te, es könn­te viel­leicht mei­ne Mut­ter sein, – bis da­hin hat­te ich nur an Mr. und Miss Murd­sto­ne ge­dacht – ließ ich die Klin­ke wie­der los und blieb ste­hen und hol­te tief Atem, be­vor ich ein­trat.

      Zu­erst sah ich nie­mand. Aber da ich ein Hin­der­nis an der Tür fühl­te, blick­te ich da­hin­ter und er­kann­te zu mei­nem Er­stau­nen Mr. Peg­got­ty und Ham, die mit ih­ren Hü­ten in der Hand vor mir knix­ten und ein­an­der an die Wand drück­ten. Ich muss­te la­chen, aber mehr aus Freu­de, sie zu se­hen, als über ih­ren An­blick. Wir schüt­tel­ten uns herz­lich die Hän­de, und ich lach­te und lach­te, bis ich mein Ta­schen­tuch her­aus­zie­hen und mir die Au­gen wi­schen muss­te.

      Mr. Peg­got­ty, der wäh­rend des gan­zen Be­suchs kein ein­zi­ges Mal den Mund zu­mach­te, leg­te große Teil­nah­me an den Tag, als er das sah, und gab Ham einen Rip­pen­stoß, da­mit der et­was sa­gen soll­te.

      »All wed­der lus­sig, Masr Davy?« frag­te Ham mit sei­nem ge­wohn­ten Grin­sen. »Wat sünn Sej grot woren.«

      »Bin ich ge­wach­sen«, frag­te ich und trock­ne­te mir die Au­gen. Ich wein­te über nichts Be­son­de­res, nur das Wie­der­se­hen mit den al­ten Freun­den ent­lock­te mir Trä­nen.

      »Grot woren? Masr Davy! ob hej grot woren is!« sag­te Ham.

      »Ob hej grot woren is«, wie­der­hol­te Mr. Peg­got­ty.

      Sie lach­ten ein­an­der an, bis ich mit­la­chen muss­te, und dann lach­ten wir alle drei, bis mir wie­der die Trä­nen ka­men.

      »Wis­sen Sie, wie es Mama geht, Mr. Peg­got­ty«, frag­te ich, »und mei­ner lie­ben, lie­ben, al­ten Peg­got­ty?«

      »Un­ge­mein«, sag­te Mr. Peg­got­ty.

      »Und der klei­nen Emly und Mrs. Gum­mid­ge?«

      »Un­ge­mein«, sag­te Mr. Peg­got­ty.

      Es trat eine große Pau­se ein. Um sie zu be­en­den, hol­te Mr. Peg­got­ty zwei un­ge­heu­re Hum­mern, eine rie­si­ge Krab­be und einen großen Se­gel­lein­wand­beu­tel voll Cre­vet­ten aus sei­nen Ta­schen und häuf­te sie auf Hams Ar­men auf.

      »Weil Sie das ger­ne ha­ben, wis­sen Sie«, sag­te er, »ha­ben wir uns die Frei­heit ge­nom­men! Und die Alte hat se ge­kocht. Mrs. Gum­mid­ge hat se ge­kocht. Ja­woll«, füg­te er lang­sam hin­zu, wie mir schi­en, weil er von nichts an­ders zu re­den wuss­te. »Wahr­haf­tig, Mrs. Gum­mid­ge hat se ge­kocht.«

      Ich drück­te ihm mei­nen Dank aus, und Mr. Peg­got­ty fuhr fort, Ham hil­fe­su­chend an­bli­ckend, der die Kreb­se an­grins­te, ohne einen Ver­such zu ma­chen, ihn zu un­ter­stüt­zen:

      »Wi ka­men mit Flut und güns­ti­gen Wind in een von uns Yar­mouth­boo­ten nach Gra­ve­send. Mien Schwes­ter hett mich den Na­men von dem Ort hier schre­wen und schrewt, wenn ick nach Gra­ve­send kom­me, soll ick heröwer kom­men und nach Masr Davy fra­gen, un jem een schoin Gruß von ehr brin­gen un Gu­tes wün­schen un seg­gen, dass sej un­ge­mein gut geit. Lütt Emly soll an mien Schwes­ter schrie­wen, wenn ick wed­der to hus bün, dat ick Sej se­hen heww und dat Sej woll sünn; un so war et en ganz lus­si­gen Rund­gang.«

      Ich muss­te erst ein we­nig nach­den­ken, was Mr. Peg­got­ty sa­gen woll­te, dann dank­te ich ihm herz­lich und sag­te, rot wer­dend, – wie ich fühl­te, – die klei­ne Emly wer­de sich wohl auch ver­än­dert ha­ben, seit­dem wir zu­sam­men Mu­scheln und Kie­sel am Stran­de ge­sucht hat­ten.

      »Is een grot Dee­ren woren; sej is«, sag­te Mr. Peg­got­ty. »Fra­gen Sie ihn.« Er mein­te Ham, der won­ne­strah­lend über sei­nem Cre­vet­ten­beu­tel nick­te und sei­ne freu­di­ge Zu­stim­mung aus­drück­te.

      »Ehr soit Ge­sicht!« sag­te Mr. Peg­got­ty und sein eig­nes glänz­te wie ein Licht.

      »Die Ge­lehr­sam­keit«, sag­te Ham.

      »Ehr Hand­schrift«, sag­te Mr. Peg­got­ty. »Schwarz wie Koh­le. Un so grot. Von wi­tem to se­hen.«

      Es war wirk­lich eine Lust, wel­che Be­geis­te­rung über Mr. Peg­got­ty kam, wenn er an sei­nen klei­nen Lieb­ling dach­te. Er steht wie­der vor mir mit sei­nem wet­ter­har­ten haa­ri­gen Ge­sicht, strah­lend vor freu­di­ger Lie­be und Stolz, dass es sich gar nicht be­schrei­ben lässt. Sei­ne ehr­li­chen Au­gen leuch­te­ten auf und glänz­ten, als ob et­was Schim­mern­des ihre Tie­fen auf­rühr­te. Sei­ne brei­te Brust hob sich vor Ent­zücken. Sei­ne großen star­ken Hän­de ball­ten sich un­will­kür­lich bei sei­nem Ernst zu­sam­men, und er gab dem, was er sprach, Nach­druck durch Be­we­gun­gen sei­nes Arms, der mir, dem Knirps, wie ein Schmie­de­ham­mer vor­kam.

      Ham mein­te es eben­so ernst­haft. Ich glau­be, sie wür­den noch mehr von ihr er­zählt ha­ben, wenn sie nicht durch das un­ver­mu­te­te Er­schei­nen Steer­forths in Ver­le­gen­heit ge­ra­ten wä­ren. Als mich die­ser in ei­ner Ecke mit zwei Frem­den spre­chen sah, brach er das Lied ab, das er eben laut sang, und sag­te: »Ich wuss­te nicht, dass du hier bist, klei­ner Cop­per­field.« Es war nicht das ge­wöhn­li­che Be­suchs­zim­mer und er woll­te vor­bei­ge­hen.

      Ich weiß nicht, ob es der Stolz war, einen Freund wie Steer­forth zu be­sit­zen, oder der Wunsch, ihm zu er­klä­ren, wie ich zu sol­chen Be­kann­ten, wie Mr. Peg­got­ty käme, was mich ver­an­lass­te, ihn her­bei­zu­ru­fen.

      »Bit­te, Steer­forth«, sag­te ich, »hier sind zwei Schif­fer aus Yar­mouth, so gute, lie­be Leu­te, Ver­wand­te mei­ner al­ten Kinds­frau, die von Gra­ve­send ge­kom­men sind, um mich zu be­su­chen.«

      »O! O!« sag­te Steer­forth und dreh­te sich um. »Freut mich, Sie zu se­hen. Wie geht es Ih­nen?«

      Es lag et­was Un­ge­zwun­ge­nes in sei­nem We­sen, – et­was Fri­sches, Mun­te­res, aber gar nichts An­ma­ßen­des, das im­mer be­stri­ckend auf alle wirk­te. Im­mer noch kommt es mir vor, als ob sei­ne Hal­tung, sei­ne Leb­haf­tig­keit, sei­ne ge­win­nen­de Stim­me, sein hüb­sches Ge­sicht und eine ge­wis­se ihm in­ne­woh­nen­de An­zie­hungs­kraft einen Zau­ber aus­üb­ten, dem nur we­ni­ge wi­der­ste­hen konn­ten. Es ent­ging mir nicht, wie sehr er ih­nen ge­fiel und wie sich ihm im Au­gen­blick ihre Her­zen er­schlos­sen.

      »Sie müs­sen auch zu Hau­se sa­gen, Mr. Peg­got­ty, dass Mr. Steer­forth sehr freund­lich zu mir ist, und dass ich ohne ihn gar nicht wüss­te, was an­fan­gen.«

      »Un­sinn«, lach­te Steer­forth. »So et­was dür­fen Sie ih­nen dort nicht sa­gen.«

      »Und wenn Mr. Steer­forth ein­mal nach Nor­folk oder Suf­folk kommt, Mr. Peg­got­ty«, sag­te ich, »und ich bin auch dort, so brin­ge ich ihn ganz ge­wiss mit nach Yar­mouth, um ihm Ihr Haus zu zei­gen. Du hast noch nie so ein Haus ge­se­hen, Steer­forth. Es ist aus ei­nem Schiff ge­macht.«

      »Aus ei­nem Schiff, wahr­haf­tig?« sag­te


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