Verfluchtes Drachenherz. Inka Loreen Minden

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Verfluchtes Drachenherz - Inka Loreen Minden


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krächzte sie.

      »Hast du irgendwelche Vorlieben?«, fragte er rau.

      Erneut schossen ihr unanständige Ideen durch den Kopf, die nichts mit Essen zu tun hatten, und sie musste sich beherrschen, nicht auf seinen Schritt zu starren. Bestimmt hatte er nur deshalb seine Hände in die Hosentaschen gesteckt, damit sie seine Erektion weniger deutlich erkennen konnte. Doch sie war immer noch da!

      Leise räusperte sie sich und straffte sich. »Ich ernähre mich überwiegend vegetarisch, aber ein oder zwei Mal im Monat gönne ich mir ein gutes Stück Fleisch.« Seinem »Stück Fleisch« wäre sie jetzt auch nicht abgeneigt.

      Hör endlich auf mit den schamlosen Fantasien!, schalt sie sich.

      »Ah, du bist also ein Flexitarier«, sagte er schmunzelnd.

      »Flexi... was?« Sie grinste, froh, dass er wegen ihrer Abfuhr nicht böse war. »Das habe ich ja noch nie gehört.«

      »Ich bekomme in meiner Einöde alles mit.«

      Sie zuckte mit den Schultern. »Anscheinend mehr als ich in London.«

      »Komm.« Er marschierte zur Tür und zog sie auf. »Ich zeige dir die Bibliothek.«

      »Ich möchte mich noch schnell frischmachen.« Sie musste dringend auf die Toilette und brauchte zudem noch einen Moment, um ihren erhitzten Leib abzukühlen.

      »Der Raum befindet sich direkt in dem Flur neben dem Haupteingang«, erklärte er ihr, »und ist eigentlich nicht zu verfehlen. Ich habe in den letzten Jahren alle Bücher gelistet. Du kannst in dem Computer, der in der Bibliothek steht, nach bestimmten Titeln oder Schlagwörtern suchen und musst nicht alle Reihen durchsehen.«

      »Das ist wirklich praktisch.«

      »Außerdem kannst du über das Gerät ins Internet gehen. Der Handyempfang ist hier leider oft miserabel.«

      »Vielen Dank für das Angebot und deine Gastfreundschaft. Das weiß ich sehr zu schätzen.«

      Er bedachte sie mit einem glühenden Blick, bevor er nickte und das Zimmer verließ.

      Fay musste sich erst einmal auf das große Bett setzen und tief durchatmen. In der letzten Stunde war so unglaublich viel passiert, dass ihr der Kopf schwirrte. Loan hatte selbst Caleb völlig aus ihren Gedanken gedrängt! Fay hatte sich von der ersten Sekunde an in diesen Mann verguckt, noch bevor sie etwas über ihn wusste. Viel war das ohnehin noch nicht, aber zu wahnsinnig sexy kamen bisher noch freundlich und unsagbar reich hinzu.

      Okay, hin und wieder schien seine Aura schwarz zu schimmern, zumindest spürte Fay Dank ihrer besonderen Gene, dass etwas Dunkles in ihm schlummerte. Ob ihm einmal etwas Schreckliches zugestoßen war? Aber er besaß Humor, war zuvorkommend und lebte allein. Außerdem hielt er sich zurück, denn sie spürte sehr wohl, dass er sie begehrte. Was wollte Frau mehr?

      Die Gargoyles retten!, rief sie sich in Erinnerung und sprang auf, obwohl ihre Beine wegen Loan immer noch butterweich waren. Was für ein Mann, was für ein Abenteuer! Vielleicht sollte sie ihren Aufenthalt ein wenig verlängern. Seine Bibliothek könnte eine wichtige Rolle bei der Lösung all ihrer Aufgaben spielen, und nebenher angelte sie sich vielleicht den Traumprinz, auf den sie ihr Leben lang gewartet hatte.

      Kapitel 5 – Loans Geheimnis

      Natürlich hatte Loan keinen dringenden Termin. Er war sein eigener Boss, er konnte seine Termine legen und verschieben, wie er wollte. Jedoch hatte er einen Grund gebraucht, um Fays betörender Nähe und ihrem berauschenden Duft für eine Weile zu entfliehen, und sich in seinem Büro verkrochen. Beinahe wäre er über sie hergefallen wie ein wildes Tier … oder wie die Bestie in ihm! Es hatte ihn unglaublich scharf gemacht, Fays Hintern zu sehen, als sie sich aus dem Fenster gelehnt hatte. Dabei war er vorher schon völlig von ihr eingenommen gewesen. Viel hätte nicht mehr gefehlt, und er hätte sie aufs Bett geworfen.

      Loan stöhnte frustriert auf, fuhr sich durchs Haar und legte den Kopf in den Nacken. Er hatte sich niemals zuvor so schlecht unter Kontrolle gehabt. Diese unglaubliche Anziehungskraft zwischen ihnen konnte er sich nur erklären, weil er schon seit Monaten bei keiner Frau mehr gelegen hatte. Der Drache in ihm gierte danach, Fay zu besitzen, sie als sein Eigentum zu markieren. Doch Loan wollte mit ihr nichts überstürzen, zumal er immer noch an diesen verdammten Fluch gebunden war!

      Zum Glück hatte er es von seinem Büro und der Wohnung aus – beide lagen im Erdgeschoss – nicht weit bis in den Keller. Versteckt hinter den Weinregalen gab es einen Zugang zum ehemaligen Verlies, in dem er nachts seine vermaledeite Bestie anketten konnte. Wegen diesem verfluchten, gierenden Untier, das sehr viel mehr mit Fay vorhatte, als sie zu besteigen, war er immer noch halb hart. Er hätte große Lust, in die Bibliothek zu laufen, um Fay noch an Ort und Stelle zu ficken! Er müsste nur die Eingangshalle durchqueren und wäre bei ihr.

      Als es leise von außen an die Scheibe klopfte, wandte er den Kopf und fand Baxter nackt auf dem breiten Fensterbrett sitzend. Er hatte die Beine angezogen und seine dünnen Arme darum geschlungen.

      Loan stand auf, um ihm zu öffnen.

      Baxter blieb, wo er war, und grinste ihn schief an. »Ich habe beinahe geglaubt, Sie wollten Miss Ravenwood verraten, wer ich wirklich bin.«

      Loan hatte tatsächlich das Bedürfnis verspürt, sich ihr anzuvertrauen. Bei ihr hatte er das Gefühl, derjenige sein zu dürfen, der er wirklich war. »Ich habe mir nur einen kleinen Spaß mit ihr erlaubt.«

      Er ging zurück zu seinem wuchtigen Schreibtisch, um sich wieder in seinem bequemen Sessel niederzulassen. Der Junge musste nicht sehen, wie es um ihn bestellt war.

      »Könnte Sie die Eine sein, Herr?«, fragte Baxter vorsichtig.

      »Das weiß ich nicht.« Er hatte natürlich längst selbst darüber nachgedacht. »Sie hat mir erzählt, sie würde gerne eine Pension leiten.«

      »Aber … das passt doch perfekt! Miss Ravenwood würde hier sicher gut reinpassen.« Baxters Grinsen reichte fast bis zu seinen Ohren, was ihn noch viel jünger aussehen ließ. »Sie haben das Schloss doch extra renovieren lassen, um diversen Wesen einen Rückzugsort zu bieten.«

      Ja, das war ihm einmal durch den Kopf gegangen und er hatte auch viel dafür investiert. Sein Grundstück war riesig, ihm gehörten nicht nur die Wiesen, sondern auch noch jede Menge Wald. Wolfswandler könnten hier in ihrer Tiergestalt laufen, sich frei in den Wäldern bewegen, und auch andere Wesen könnten sich in ihrer wahren Gestalt zeigen. Es galt nur darauf zu achten, dass keine verfeindeten Klans aufeinandertrafen oder Arten, die von Grund auf Todfeinde waren wie Vampire und Wolfswandler. Wobei Loan jedoch mitbekommen hatte, dass sich die Lage langsam beruhigte, seit es in seiner alten Heimat Amerika Wolfswandlern und Vampiren gemeinsam gelungen war, einen gefährlichen Magier namens Wolkow zu besiegen. Seitdem hatten sich die Beziehungen zwischen den beiden Arten drastisch verbessert. Vor allem in New York tat sich gerade einiges.

      Obwohl Loan nichts mehr mit der Hexenwelt zu tun haben wollte, las er regelmäßig das »Magic International«, ein Online-Magazin für Magier, in der auch jede Menge anderer Neuigkeiten standen, die sich nicht rein auf Zauberei bezogen.

      Die verfeindeten Arten waren also eher weniger das Problem, sondern Loan selbst: Dieser verdammte Fluch, der seinen Drachen nachts zu einer unkontrollierbaren Bestie machte, hielt ihn aktuell zwischen zehn Uhr abends und vier Uhr morgens in seiner Wesengestalt gefangen. Das war nicht gerade förderlich, wenn man ein Hotel leiten wollte. Zumal er in diesem Zustand gefährlich und unberechenbar war. Er bräuchte vielleicht tatsächlich noch jemanden, dem er vertraute und der sich um alles kümmerte, sobald die Sonne völlig unter den Horizont getaucht war. Baxter eignete sich zwar dafür – aber würde ihm nicht langsam alles über den Kopf wachsen? Der Junge managte schon so vieles.

      Vielleicht hatte Fay recht; Loan könnte immer nur ein paar Zimmer vermieten. Dann wäre es auf dem Gelände weiterhin relativ ruhig und Baxter könnte nachts alles im Blick behalten. Die Räume wären nicht völlig ungenutzt und Loan könnte dennoch seinen Reichtum vermehren.


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