Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch). William Shakespeare

Читать онлайн книгу.

Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch) - William Shakespeare


Скачать книгу
Du schändest deine Bildung, deine Liebe

       Und deinen Witz. O pfui! Gleich einem Wuchrer

       Hast du an allem Überfluß und brauchst

       Doch nichts davon zu seinem echten Zweck,

       Der Bildung, Liebe, Witz erst zieren sollte.

       Ein Wachsgepräg ist deine edle Bildung,

       Wenn sie der Kraft des Manns abtrünnig wird,

       Dein teurer Liebesschwur ein hohler Meineid,

       Wenn du die tötest, der du Treu gelobt,

       Dein Witz, die Zier der Bildung und der Liebe,

       Doch zum Gebrauche beider mißgeartet,

       Fängt Feuer durch dein eignes Ungeschick

       Wie Pulver in nachläßger Krieger Flasche,

       Und was dich schirmen soll, zerstückt dich.

       Auf, sei ein Mann, denn deine Julia lebt,

       Sie, der zulieb du eben tot hier lagst;

       Das ist ein Glück. Dich wollte Tybalt töten,

       Doch du erschlugst ihn; das ist wieder Glück.

       Dein Freund wird das Gesetz, das Tod dir drohte,

       Und mildert ihn in Bann; auch das ist Glück.

       Auf deine Schultern läßt sich eine Last

       Von Segen nieder, und es wirbt um dich

       Glückseligkeit in ihrem besten Schmuck,

       Doch wie ein ungezognes, launsches Mädchen

       Schmollst du mit deinem Glück und deiner Liebe.

       O hüte dich, denn solche sterben elend.

       Geh hin zur Liebsten, wie's beschlossen war,

       Ersteig ihr Schlafgemach; fort, tröste sie!

       Nur weile nicht, bis man die Wachen stellt,

       Sonst kommst du nicht mehr durch nach Mantua.

       Dort lebst du dann, bis wir die Zeit ersehn,

       Die Freunde zu versöhnen, euren Bund

       Zu offenbaren, von dem Fürsten Gnade

       Für dich zu flehn und dich zurückzurufen

       Mit zwanzighunderttausendmal mehr Freude,

       Als du mit Jammer jetzt von hinnen ziehst.

       Geh, Wärterin, voraus, grüß mir dein Fräulein;

       Heiß sie das ganze Haus zu Bette treiben,

       Wohin der schwere Gram von selbst sie treibt;

       Denn Romeo soll kommen.

      WÄRTERIN

       O je, ich blieb hier gern die ganze Nacht

       Und hörte gute Lehr. Da sieht man doch,

       Was die Gelahrtheit ist! - Nun, gnädger Herr,

       Ich will dem Fräulein sagen, daß Ihr kommt.

      ROMEO

       Tu das und sag der Holden, daß sie sich

       Bereite, mich zu schelten.

      WÄRTERIN

       Gnädger Herr,

       Hier ist ein Ring, den sie für Euch mir gab.

       Eilt Euch, macht fort, sonst wird es gar zu spät.

       Ab.

      ROMEO

       Wie ist mein Mut nun wieder neu belebt!

      LORENZO

       Geh! Gute Nacht! Und hieran hängt dein Los:

       Entweder geh, bevor man Wachen stellt,

       Wo nicht, verkleidet in der Frühe fort.

       Verweil in Mantua; ich forsch indessen

       Nach deinem Diener, und er meldet dir

       Von Zeit zu Zeit ein jedes gute Glück,

       Das hier begegnet. Gib mir deine Hand!

       Es ist schon spät. Fahr wohl denn! Gute Nacht!

      ROMEO

       Mich rufen Freuden über alle Freuden,

       Sonst wärs ein Leid, von dir so schnell zu scheiden.

       Leb wohl!

       Beide ab.

      VIERTE SZENE

       Inhaltsverzeichnis

       Ein Zimmer in Capulets Hause

       Capulet, Gräfin Capulet, Paris.

      CAPULET

       Es ist so schlimm ergangen, Graf, daß wir

       Nicht Zeit gehabt, die Tochter anzumahnen.

       Denn seht, sie liebte herzlich ihren Vetter.

       Das tat ich auch; nun, einmal stirbt man doch. -

       Es ist schon spät, sie kommt nicht mehr herunter,

       Ich sag Euch, wärs nicht der Gesellschaft wegen,

       Seit einer Stunde läg ich schon im Bett.

      PARIS

       So trübe Zeit gewährt nicht Zeit zum Frein;

       Gräfin, schlaft wohl, empfehlt mich Eurer Tochter!

      GRÄFIN CAPULET

       Ich tu's und forsche morgen früh sie aus.

       Heut nacht verschloß sie sich mit ihrem Gram.

      CAPULET

       Graf Paris, ich vermesse mich zu stehn

       Für meines Kindes Lieb; ich denke wohl,

       Sie wird von mir in allen Stücken sich

       Bedeuten lassen, ja ich zweifle nicht. -

       Frau, geh noch zu ihr, eh du schlafen gehst,

       Tu meines Sohnes Paris Lieb ihr kund

       Und sag ihr, merk es wohl: auf nächsten Mittwoch!

       Still, was ist heute?

      PARIS

       Montag, edler Herr.

      CAPULET

       Montag? So, so! Gut, Mittwoch ist zu früh.

       Sei's Donnerstag! - Sag ihr: am Donnerstag

       Wird sie vermählt mit diesem edlen Grafen.

       Wollt Ihr bereit sein? Liebt Ihr diese Eil?

       Wir tuns im stillen ab: nur ein paar Freunde;

       Denn seht, weil Tybalt erst erschlagen ist,

       So dächte man, er läg uns nicht am Herzen,

       Als unser Blutsfreund, schwärmten wir zu viel.

       Drum laßt uns ein halb Dutzend Freunde laden

       Und damit gut. Wie dünkt Euch Donnerstag?

      PARIS

       Mein Graf, ich wollte, Donnerstag wär morgen.

      CAPULET

       Gut, geht nur heim! Sei's denn am Donnerstag. -

       Geh, Frau, zu Julien, eh du schlafen gehst,

       Bereite sie auf diesen Hochzeittag. -

       Lebt wohl, mein Graf!

       [Paris ab.] He! Licht auf meine Kammer!


Скачать книгу