Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch). William Shakespeare

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Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch) - William Shakespeare


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Ihr seid zu hitzig!

      CAPULET

       Gotts Sakrament, es macht mich toll! Bei Tag,

       Bei Nacht, spät, früh, allein und in Gesellschaft,

       Zu Hause, draußen, wachend und im Schlaf,

       War meine Sorge stets, sie zu vermählen.

       Nun, da ich einen Herrn ihr ausgemittelt,

       Von fürstlicher Verwandtschaft, schönen Gütern,

       Jung, edel auferzogen, ausstaffiert,

       Wie man wohl sagt, mit ritterlichen Gaben,

       Kurz, wie man einen Mann sich wünschen möchte,

       Und dann ein albern, winselndes Geschöpf,

       Ein weinerliches Püppchen da zu haben,

       Die, wenn ihr Glück erscheint, zur Antwort gibt:

       Heiraten will ich nicht, ich kann nicht lieben,

       Ich bin zu jung, ich bitt, entschuldigt mich. -

       Gut, willst du nicht, du sollst entschuldigt sein;

       Gras', wo du willst, du sollst bei mir nicht hausen.

       Sieh zu! Bedenk! Ich pflege nicht zu spaßen.

       Der Donnerstag ist nah: die Hand aufs Herz!

       Und bist du mein, so soll mein Freund dich haben;

       Wo nicht, geh, bettle, hungre, stirb am Wege!

       Denn nie, bei meiner Seel, erkenn ich dich,

       Und nichts, was mein, soll dir zugute kommen.

       Bedenk dich! Glaub, ich halte, was ich schwur!

       Ab.

      JULIA

       Und wohnt kein Mitleid droben in den Wolken,

       Das in die Tiefe meines Jammers schaut?

       O süße Mutter, stoß mich doch nicht weg!

       Nur einen Monat, eine Woche Frist!

       Wo nicht, bereite mir das Hochzeitsbette

       In jener düstern Gruft, wo Tybalt liegt!

      GRÄFIN CAPULET

       Sprich nicht zu mir, ich sage nicht ein Wort.

       Tu, was du willst, denn ich bin mit dir fertig.

       Ab.

      JULIA

       O Gott! Wie ist dem vorzubeugen, Amme?

       Mein Gatt auf Erden, meine Treu im Himmel -

       Wie soll die Treu zur Erde wiederkehren,

       Wenn sie der Gatte nicht, der Erd entweichend,

       Vom Himmel sendet? Tröste, rate, hilf!

       Weh, weh mir, daß der Himmel solche Tücken

       An einem sanften Wesen übt wie mir!

       Was sagst du? Hast du kein erfreuend Wort,

       Kein Wort des Trostes?

      WÄRTERIN

       Meiner Seel, hier ists:

       Er ist verbannt, und tausend gegen eins,

       Daß er sich nimmer wieder her getraut,

       Euch anzusprechen; oder tät ers doch,

       So müßt es schlechterdings verstohlen sein.

       Nun, weil denn so die Sachen stehn, so denk ich,

       Das beste wär, daß Ihr den Grafen nähmt.

       Ach, er ist solch ein allerliebster Herr!

       Ein Lump ist Romeo nur gegen ihn.

       Ein Adlersauge, Fräulein, ist so grell,

       So schön, so feurig nicht, wie Paris seins.

       Ich will verwünscht sein, ist die zweite Heirat

       Nicht wahres Glück für Euch; weit vorzuziehn

       Ist sie der ersten. Oder wär sie's nicht?

       Der erste Mann ist tot, so gut als tot;

       Denn lebt er schon, habt Ihr doch nichts von ihm.

      JULIA

       Sprichst du von Herzen?

      WÄRTERIN

       Und von ganzer Seele,

       Sonst möge Gott mich strafen!

      JULIA

       Amen!

      WÄRTERIN

       Was?

      JULIA

       Nun ja, du hast mich wunderbar getröstet.

       Geh, sag der Mutter, weil ich meinen Vater

       Erzürnt, so woll ich nach Lorenzos Zelle,

       Zu beichten und Vergebung zu empfangen.

      WÄRTERIN

       Gewiß, das will ich; Ihr tut weislich dran.

       Ab.

      JULIA

       O alter Erzfeind, höllischer Versucher!

       Ists ärgre Sünde, so zum Meineid mich

       Verleiten, oder meinen Gatten schmähn

       Mit eben dieser Zunge, die zuvor

       Viel tausendmal ihn ohne Maß und Ziel

       Gepriesen hat? - Hinweg, Ratgeberin!

       Du und mein Busen sind sich künftig fremd. -

       Ich will zum Mönch, ob er nicht Hülfe schafft.

       Schlägt alles fehl, hab ich zum Sterben Kraft.

       Ab.

      VIERTER AKT

       Inhaltsverzeichnis

       Inhaltsverzeichnis

       Bruder Lorenzos Zelle

       Lorenzo und Paris.

      LORENZO

       Auf Donnerstag? Die Frist ist kurz, mein Graf.

      PARIS

       Mein Vater Capulet verlangt es so,

       Und meine Säumnis soll die Eil nicht hemmen.

      LORENZO

       Ihr sagt. Ihr kennt noch nicht des Fräuleins Sinn;

       Das ist nicht grade Bahn; so lieb ichs nicht.

      PARIS

       Unmäßig weint sie über Tybalts Tod,

       Und darum sprach ich wenig noch von Liebe;

       Im Haus der Tränen lächelt Venus nicht.

       Nun hälts ihr Vater, würdger Herr, gefährlich,

       Daß sie dem Grame so viel Herrschaft gibt,

       Und treibt in weiser Vorsicht auf die Heirat,

       Um ihrer Tränen Ströme zu vertrocknen.

       Gesellschaft nimmt vielleicht den Schmerz von ihr,

       In den sie sich, allein, zu sehr vertieft.

       Jetzt wißt Ihr um die Ursach dieser Eil.

      LORENZO

      


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