Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch). William Shakespeare

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Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch) - William Shakespeare


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euch ewig soll verdrießen.

       Taub bin ich jeglicher Beschönigung,

       Kein Flehn, kein Weinen kauft Begnadigung;

       Drum spart sie. Romeo flieh schnell von hinnen!

       Greift man ihn, soll er nicht dem Tod entrinnen.

       Tragt diese Leiche weg! Vernehmt mein Wort!

       Wenn Gnade Mörder schont, verübt sie Mord!

       Alle ab.

      ZWEITE SZENE

       Inhaltsverzeichnis

       Ein Zimmer in Capulets Hause

       Julia tritt auf.

      JULIA

       Hinab, du flammenhufiges Gespann,

       Zu Phöbus' Wohnung! Solch ein Wagenlenker

       Wie Phaethon jagt' euch gen Westen wohl

       Und brächte schnell die wolkige Nacht herauf.

       Verbreite deinen dichten Vorhang, Nacht,

       Du Liebespflegerin, damit das Auge

       Der Neubegier sich schließ und Romeo

       Mir unbelauscht in diese Arme schlüpfe.

       Verliebten gnügt zu der geheimen Weihe

       Das Licht der eignen Schönheit, oder wenn

       Die Liebe blind ist, stimmt sie wohl zur Nacht.

       Komm, ernste Nacht, du züchtig stille Frau,

       Ganz angetan mit Schwarz, und lehre mich

       Ein Spiel, wo jedes reiner Jugend Blüte

       Zum Pfände setzt, gewinnend zu verlieren!

       Verhülle mit dem schwarzen Mantel mir

       Das wilde Blut, das in den Wangen flattert,

       Bis scheue Liebe kühner wird und nichts

       Als Unschuld sieht in innger Liebe Tun.

       Komm, Nacht! Komm, Romeo, du Tag in Nacht,

       Denn du wirst ruhn auf Fittichen der Nacht

       Wie frischer Schnee auf eines Raben Rücken.

       Komm, milde, liebevolle Nacht! Komm, gib

       Mir meinen Romeo! Und stirbt er einst,

       Nimm ihn, zerteil in kleine Sterne ihn:

       Er wird des Himmels Antlitz so verschönen,

       Daß alle Welt sich in die Nacht verliebt

       Und niemand mehr der eitlen Sonne huldigt. -

       Ich habe Lieb erworben wie ein Haus,

       Und durfte noch nicht einziehn; bin verkauft,

       Doch noch nicht übergeben. Dieser Tag

       Währt so verdrießlich lang mir wie die Nacht

       Vor einem Fest dem ungeduldgen Kinde,

       Das noch sein neues Kleid nicht tragen durfte.

       [Die Wärterin mit einer Strickleiter.] Da kommt die Amme ja, die bringt Bericht, Und jede Zunge, die nur Romeo Beim Namen nennt, spricht so beredt wie Engel. Die Amme tritt auf mit einer Strickleiter. Nun, Amme? Sag, was gibts, was hast du da? Die Stricke, die dich Romeo hieß holen?

      WÄRTERIN

       Ja, ja, die Stricke!

       Sie wirft sie auf die Erde.

      JULIA

       Weh mir! Was gibts? Was ringst du so die Hände?

      WÄRTERIN

       Daß Gott erbarm! Er ist tot, er ist tot, er ist tot!

       Wir sind verloren, Fräulein, sind verloren!

       O weh uns! Er ist hin! Ermordet! Tot!

      JULIA

       So neidisch kann der Himmel sein?

      WÄRTERIN

       Ja, das kann Romeo; der Himmel nicht.

       O Romeo, wer hätt es je gedacht?

       O Romeo, Romeo!

      JULIA

       Welch Teufel bist du, daß du so mich folterst?

       Die grause Hölle nur brüllt solche Qual.

       Hat Romeo sich selbst ermordet? Sprich!

       Und sagt du »Ja«, vergiftet dieser Laut

       Mehr als des Basilisks todbringend »Aug«.[Ein Wortspiel mit den Wörtern »aye« (ja), »I« (ich) und »eye« (Auge), die alle gleich ausgesprochen werden.]

       Ich bin nicht »ich«, wenns gibt ein solches »Ja«,

       Dies Auge zu, das dich zwingt zu dem »Ja«.

       Ist er entleibt, sag ja, wo nicht, sag nein!

       Ein kurzer Laut entscheidet Wonn und Pein.

      WÄRTERIN

       Ich sah die Wunde, meine Augen sahn sie

       - Behüte Gott! - auf seiner tapfern Brust;

       Die blutge Leiche, jämmerlich und blutig,

       Bleich, bleich wie Asche, ganz mit Blut besudelt,

       Ganz starres Blut - weg schwiemt ich, da ichs sah.

      JULIA

       O brich, mein Herz, verarmt auf einmal, brich!

       Ihr Augen, ins Gefängnis! Blicket nie

       Zur Freiheit wieder auf! Elende Erde, kehre

       Zur Erde wieder! Pulsschlag, hemme dich!

       Ein Sarg empfange Romeo und mich!

      WÄRTERIN

       O Tybalt, Tybalt! O mein bester Freund!

       Leutselger Tybalt, wohlgesinnter Herr!

       So mußt ich leben, um dich tot zu sehn?

      JULIA

       Was für ein Sturm tobt so von jeder Seite?

       Ist Romeo erschlagen? Tybalt tot?

       Mein teurer Vetter? Teuerster Gemahl?

       Dann töne nur des Weltgerichts Posaune!

       Wer lebt noch, wenn dahin die beiden sind?

      WÄRTERIN

       Dahin ist Tybalt, Romeo verbannt;

       Verbannt ist Romeo, der ihn erschlug.

      JULIA

       Gott! Seine Hand, vergoß sie Tybalts Blut?

      WÄRTERIN

       Sie tats, sie tats! O weh uns, weh, sie tats!

      JULIA

       O Schlangenherz, von Blumen überdeckt!

       Wohnt' in so schöner Höhl ein Drache je?

       Holdselger Wütrich! Engelgleicher Unhold!

       Ergrimmte Taube! Lamm mit Wolfesgier!

       Verworfne Art in göttlichster Gestalt!

       Das rechte Gegenteil des, was mit Recht

       Du scheinest: ein verdammter Heiliger,

       Ein ehrenwerter Schurke! - O Natur!

       Was hattest du zu schaffen in der Hölle,

       Als du des holden Leibes Paradies

       Zum Lustsitz einem


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