Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch). William Shakespeare
Читать онлайн книгу.aber es reicht eben hin. Fragt morgen nach mir, und Ihr werdet einen stillen Mann an mir finden. Für diese Welt, glaubts nur, ist mir der Spaß versalzen. - Hol der Henker eure beiden Häuser! - Was? Von einem Hund, einer Maus, einer Ratze, einer Katze zu Tode gekratzt zu werden! Von so einem Prahler, einem Schuft, der nach dem Rechenbuche ficht! - Warum zum Teufel kamt Ihr zwischen uns? Unter Eurem Arm wurde ich verwundet.
ROMEO
Ich dacht es gut zu machen.
MERCUTIO
O hilf mir in ein Haus hinein, Benvolio.
Sonst sink ich hin. - Zum Teufel eure Häuser!
Sie haben Würmerspeis aus mir gemacht.
Ich hab es tüchtig weg; verdammte Sippschaft!
Mercutio und Benvolio ab.
ROMEO
Um meinetwillen wurde dieser Ritter,
Dem Prinzen nah verwandt, mein eigner Freund,
Verwundet auf den Tod; mein Ruf befleckt
Durch Tybalts Lästerungen, Tybalts, der
Seit einer Stunde mir verschwägert war.
O süße Julia, deine Schönheit hat
So weibisch mich gemacht; sie hat den Stahl
Der Tapferkeit in meiner Brust erweicht.
Benvolio kommt zurück.
BENVOLIO
O Romeo, der wackre Freund ist tot,
Sein edler Geist schwang in die Wolken sich,
Der allzu früh der Erde Staub verschmäht.
ROMEO
Nichts kann den Unstern dieses Tages wenden;
Er hebt das Weh an, andre müssens enden.
[Tybalt kommt zurück.]
BENVOLIO
Da kommt der grimmige Tybalt wieder her.
ROMEO
Am Leben! Siegreich! Und mein Freund erschlagen!
Nun flieh gen Himmel, schonungsreiche Milde!
Entflammte Wut, sei meine Führerin!
Tybalt kommt zurück. Nun, Tybalt, nimm den Schurken wieder, den du Mir eben gabst! Der Geist Mercutios Schwebt nah noch über unsern Häuptern hin Und harrt, daß deiner sich ihm zugeselle. Du oder ich! sonst folgen wir ihm beide.
TYBALT
Elendes Kind, hier hieltest du's mit ihm
Und sollst mit ihm von hinnen.
ROMEO
Dies entscheide!
Sie fechten; Tybalt fällt.
BENVOLIO
Flieh, Romeo, die Bürger sind in Wehr
Und Tybalt tot. Steh so versteinert nicht!
Flieh, flieh, der Prinz verdammt zum Tode dich,
Wenn sie dich greifen. Fort, nur fort mit dir!
ROMEO
Weh mir, ich Narr des Glücks!
BENVOLIO
Was weilst du noch?
Romeo ab. Bürger treten auf.
EIN BÜRGER
Wo lief er hin, der den Mercutio totschlug?
Der Mörder Tybalts? Hat ihn wer gesehn?
BENVOLIO
Da liegt der Tybalt.
EIN BÜRGER
Auf, Herr, geht mit mir!
Gehorcht! Ich mahn Euch von des Fürsten wegen.
Der Prinz mit Gefolge, Montague, Capulet, ihre Gemahlinnen und andre.
PRINZ
Wer durfte freventlich hier Streit erregen?
BENVOLIO
O edler Fürst, ich kann verkünden recht
Nach seinem Hergang dies unselige Gefecht.
Der deinen wackren Freund Mercutio
Erschlagen, liegt hier tot, entleibt vom Romeo.
GRÄFIN CAPULET
Mein Vetter! Tybalt! Meines Bruders Kind!
O Fürst! O mein Gemahl! O seht, noch rinnt
Das teure Blut! Mein Fürst, bei Ehr und Huld,
Im Blut der Montagues tilg ihre Schuld! -
O Vetter, Vetter!
PRINZ
Benvolio, sprich, wer hat den Streit erregt?
BENVOLIO
Der tot hier liegt, von Romeo erlegt.
Viel gute Worte gab ihm Romeo,
Hieß ihn bedenken, wie gering der Anlaß,
Wie sehr zu fürchten Euer höchster Zorn.
Dies alles, vorgebracht mit sanftem Ton,
Gelaßnem Blick, bescheidner Stellung, konnte
Nicht Tybalts ungezähmte Wut entwaffnen.
Dem Frieden taub, berennt mit scharfem Stahl
Er die entschloßne Brust Mercutios;
Der kehrt gleich rasch ihm Spitze gegen Spitze
Und wehrt mit Kämpfertrotz mit einer Hand
Den kalten Tod ab, schickt ihn mit der andern
Dem Gegner wieder, des Behendigkeit
Zurück ihn schleudert. Romeo ruft laut:
Halt, Freunde, auseinander! Und geschwinder
Als seine Zunge schlägt sein rüstger Arm,
Dazwischen stürzend, beider Mordstahl nieder.
Recht unter diesem Arm traf des Mercutio Leben
Ein falscher Stoß vom Tybalt. Der entfloh,
Kam aber gleich zum Romeo zurück,
Der eben erst der Rache Raum gegeben.
Nun fallen sie mit Blitzeseil sich an,
Denn eh ich ziehen konnt, um sie zu trennen,
War der beherzte Tybalt umgebracht.
Er fiel, und Romeo, bestürzt, entwich.
Ich rede wahr, sonst führt zum Tode mich.
GRÄFIN CAPULET
Er ist verwandt mit Montagues Geschlecht,
Aus Freundschaft spricht er falsch, verletzt das Recht.
Die Fehd erhoben sie zu ganzen Horden,
Und alle konnten nur ein Leben morden. Ich fleh um Recht; Fürst, weise mich nicht ab: Gib Romeo, was er dem Tybalt gab!
PRINZ
Er hat Mercutio, ihn Romeo erschlagen;
Wer soll die Schuld des teuren Blutes tragen?
GRÄFIN MONTAGUE
Fürst, nicht mein Sohn, der Freund Mercutios;
Was dem Gesetz doch heimfiel, nahm er bloß:
Das Leben Tybalts.
PRINZ
Weil er das verbrochen,
Sei über ihn sofort der Bann gesprochen.
Mich selber trifft der Ausbruch eurer Wut,
Um euren Zwiespalt fließt mein eignes Blut;
Allein ich will dafür so streng