Deutsche Geschichte. Ricarda Huch

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Deutsche Geschichte - Ricarda Huch


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des Rech­tes hat er sich wäh­rend sei­ner gan­zen Re­gie­rung an­ge­le­gen sein las­sen.

      Sei­ne ers­te Sor­ge ließ es Fried­rich sein, die Spal­tung im Rei­che, die sich im Ge­gen­satz der Stau­fer und Wel­fen aus­drück­te, zu über­win­den. War er doch im Hin­blick dar­auf ge­wählt wor­den, dass er aus der Ehe ei­nes Stau­fers mit ei­ner Wel­fin stamm­te – sei­ne Mut­ter war Ju­dith, Toch­ter Her­zog Hein­richs des Schwar­zen von Bay­ern – so­dass man sag­te, er kön­ne wie ein Eck­stein die Kluft zwi­schen den zwei Häu­sern schlie­ßen. In groß­ar­ti­ger Wei­se führ­te er die Ver­söh­nung da­durch her­bei, dass er sei­nem um sie­ben Jah­re jün­ge­ren Vet­ter Hein­rich, dem Her­zog von Sach­sen, das Her­zog­tum Bay­ern wie­der­gab. Das war des­halb schwie­rig, weil Bay­ern zu­vor dem Mark­gra­fen Hein­rich Ja­so­mir­gott von Ös­ter­reich wie­der ab­ge­nom­men wer­den muss­te, der Fried­richs Halb­bru­der war und kei­nen An­lass zu ir­gend­ei­ner Kla­ge ge­ge­ben hat­te. Nach um­ständ­li­chen Ver­hand­lun­gen glück­te es dem Kö­nig, den Be­sitz­wech­sel ohne Er­re­gung von Feind­se­lig­kei­ten zu voll­zie­hen, in­dem er einen Teil von Bay­ern ab­trenn­te und mit Ös­ter­reich ver­ei­nig­te und die bis­he­ri­ge Mark­graf­schaft zum Her­zog­tum Ös­ter­reich er­hob. Vor der Stadt Re­gens­burg fand im Sep­tem­ber 1157 die in der Fol­ge so be­deu­tungs­vol­le Hand­lung statt: Hein­rich Ja­so­mir­gott ver­zich­te­te auf Bay­ern, in­dem er dem Kai­ser sie­ben Fah­nen übergab, die der Kai­ser sei­nem Vet­ter Hein­rich über­reich­te; von die­sen gab Hein­rich zwei, die die Ost­mark be­deu­te­ten, dem Kai­ser zu­rück, der sie nun­mehr sei­nem Halb­bru­der gab als Zei­chen der Be­leh­nung, nach­dem er die Ost­mark mit den üb­ri­gen ös­ter­rei­chi­schen Graf­schaf­ten zu ei­nem Her­zog­tum Ös­ter­reich zu­sam­men­ge­schlos­sen hat­te. Eine be­son­de­re Be­güns­ti­gung war es, dass Hein­rich Ja­so­mir­gotts Frau an der Be­leh­nung teil­nahm, da­mit die Erb­fol­ge auch in weib­li­cher Li­nie Gel­tung habe. Fried­rich hat­te be­wusst einen Feind, sei­nen Vet­ter Hein­rich, zu ei­nem sehr mäch­ti­gen Man­ne ge­macht, in­dem er dar­auf rech­ne­te, einen mäch­ti­gen und dank­ba­ren Freund zu ge­win­nen. Der groß­mü­ti­ge Ge­dan­ke war klug, wenn der Her­zog von Bay­ern und Schwa­ben sei­ne Macht für den Kai­ser ein­setz­te. Dann stand die ge­sam­te Macht des ge­ei­nig­ten Deutsch­land dem Kai­ser zur Ver­fü­gung.

      Die zwei­te schwe­re Auf­ga­be, die den jun­gen Kö­nig er­war­te­te, war das Ver­hält­nis zum Papst und zu Ita­li­en zu ord­nen. Wie er das Ver­hält­nis zum Papst auf­fass­te, zeig­te er da­durch, dass er ge­gen den Wil­len des Paps­tes auf der Ein­set­zung des Bi­schofs Wich­mann von Zeitz zum Erz­bi­schof von Mag­de­burg be­stand und sie durch­setz­te.

      Das Ge­fühl des deut­schen Vol­kes war so be­lei­digt durch die Art und Wei­se, wie Hein­rich V. sei­nen Va­ter über­lis­tet und ver­ge­wal­tigt hat­te, dass es in ihm als dem ein­zi­gen in der Rei­he sei­ner Kai­ser nur den Bö­sen se­hen konn­te; aber wenn er auch ganz ohne die ge­müt­li­chen Züge war, die dem Deut­schen das Bild sei­ner Gro­ßen lie­bens­wert ma­chen, hat er doch tat­kräf­tig und fol­ge­rich­tig re­giert, und zwar ge­ra­de in Be­zug auf das Ver­hält­nis des Reichs zur Kir­che. Hein­rich V. hat­te sich mit päpst­li­cher Un­ter­stüt­zung ge­gen sei­nen Va­ter auf­ge­lehnt, um das Reich an sich zu brin­gen, nicht um ein Werk­zeug des Paps­tes zu wer­den. Da er als Kö­nig fort­fuhr, Bi­schö­fe ein­zu­set­zen, als ver­ste­he sich das von selbst, brach der Streit zwi­schen Kai­ser und Papst so­fort wie­der aus. Pa­scha­lis II. lieb­te die Deut­schen nicht, aber er war ein ehr­li­cher Geg­ner und rein in sei­ner kirch­li­chen Über­zeu­gung, zu ehr­lich, zu rein für einen Papst, der zu­gleich Be­herr­scher Ita­li­ens und der Welt sein woll­te. Als der Kö­nig den Papst fra­gen ließ, was denn aus ihm wer­den sol­le, und was denn die Grund­la­ge des Rei­ches bil­den sol­le, wenn ihm die In­ve­sti­tur der Bi­schö­fe ent­ris­sen wer­de, da ja die frü­he­ren Kö­ni­ge fast al­les der Kir­che über­ge­ben hät­ten, ant­wor­te­te der Papst: die Kir­che sol­le mit dem Zehn­ten und Op­fer zu­frie­den sein, der Kö­nig aber sol­le alle Gü­ter und Re­ga­li­en, die von Karl, Lud­wig, Otto, Hein­rich und sei­nen üb­ri­gen Vor­gän­gern der Kir­che über­ge­ben wor­den wä­ren, für sich und sei­ne Nach­fol­ger zu­rück­er­hal­ten. Er selbst wol­le die Gü­ter und Re­ga­li­en auf recht­li­che Wei­se der Kir­che neh­men. Es war eine Ant­wort, wie ein Kind sie hät­te ge­ben kön­nen, die ein­zi­ge Ant­wort, die dem Recht ent­sprach, ver­blüf­fend in der Ein­fach­heit und Schär­fe, mit der sie den un­lös­ba­ren Kno­ten des Kon­flik­tes durch­schnitt. Der Kai­ser, ein bes­se­rer Men­schen­ken­ner als der Papst, glaub­te nicht an die von je­nem er­öff­ne­te Mög­lich­keit; aber er konn­te da­bei nur ge­win­nen und stimm­te zu. Eine Be­rei­che­rung der Kro­ne, wie kein Kö­nig sie mehr zu den­ken wag­te, wäre die Rück­ga­be des Kir­chen­gu­tes ge­we­sen, von un­ab­seh­ba­ren, viel­leicht um­wäl­zen­den Fol­gen für das Reich. So wur­de im Jah­re 1111 die merk­wür­di­ge Ver­ein­ba­rung ab­ge­schlos­sen, bei wel­cher der Kö­nig auf die In­ve­sti­tur ver­zich­te­te, und der Papst eine Ur­kun­de auf­setz­te, um im Na­men der kirch­li­chen Wür­den­trä­ger die Re­ga­li­en, die sie seit Karl dem Gro­ßen er­hal­ten hat­ten, zu­rück­zu­ge­ben. Der ent­rüs­te­te Wi­der­spruch der ita­lie­ni­schen wie der deut­schen Bi­schö­fe zwang Pa­scha­lis, sein ge­ge­be­nes Wort zu­rück­zu­neh­men, wor­auf der Kö­nig um den Ver­rat zu rä­chen, mit ei­nem Heer Rom über­fiel und den Papst nebst ei­ni­gen Bi­schö­fen und Kar­dinälen ge­fan­gen­nahm. Al­lein er hat­te zu viel Fein­de, um in die­sem Strei­te sie­gen zu kön­nen: ein Teil der Bi­schö­fe, Bur­gund und Frank­reich tra­ten auf die Sei­te des Paps­tes, vor al­len Din­gen war es aber wie­der der Ab­fall der Sach­sen, der ihn nö­tig­te, sei­ne Macht ge­gen den Nor­den zu wen­den. Bei­de Tei­le sa­hen end­lich ein, dass sie vom Äu­ßers­ten ih­rer An­sprü­che et­was auf­ge­ben muss­ten, und so kam im Jah­re 1122 auf ei­nem Fürs­ten­ta­ge zu Worms das Kon­kor­dat zu­stan­de; der un­glück­li­che Pa­scha­lis war ei­ni­ge Jah­re vor­her ge­stor­ben. Der Kai­ser ge­währ­te al­len Kir­chen so­wohl im Kö­nig­rei­che wie im Kai­ser­rei­che die ka­no­ni­sche Wahl, näm­lich die Wahl der Bi­schö­fe durch das Ka­pi­tel, und über­ließ dem Papst und der Kir­che die In­ve­sti­tur mit Stab und Ring; der Papst, es war Ca­lix­tus II., er­teil­te dem Kö­nig das Pri­vi­leg, dass die Wahl der Bi­schö­fe und Äbte in sei­ner Ge­gen­wart voll­zo­gen wer­de, dass er bei strit­ti­ger Wahl das Recht des Schiedss­pruchs habe und dass in Deutsch­land der Ge­wähl­te vor dem Empfang der kirch­li­chen Wei­he mit den Re­ga­li­en zu be­leh­nen sei. Im Kai­ser­reich hin­ge­gen, das heißt in Bur­gund und Ita­li­en, sol­le die Wei­he der Be­leh­nung mit den Re­ga­li­en vor­an­ge­hen. Der Papst ließ den Text des Worm­ser Kon­kor­da­tes als In­schrift in ei­nem Ge­mach des La­te­r­ans an­brin­gen, ob­gleich er sich kaum ein­bil­den konn­te, er habe einen be­deu­ten­den Er­folg er­run­gen. Im Grun­de war das, wor­auf der Kö­nig ver­zich­te­te, ge­rin­ger, als das, was er ge­wann. Dass ei­ner be­deu­ten­den Per­sön­lich­keit die Mög­lich­keit blieb, einen be­herr­schen­den Ein­fluss auf die Bi­schö­fe aus­zuü­ben, zeig­te sich wäh­rend der gan­zen Re­gie­rung Fried­richs I.

      Von Fried­rich Bar­ba­ros­sa könn­te man viel­leicht sa­gen, dass er die Ge­nia­li­tät der Ge­sund­heit be­saß. Er war nicht her­vor­ra­gend be­gabt, aber doch ge­nug, um alle Ver­hält­nis­se gut be­ur­tei­len


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