Deutsche Geschichte. Ricarda Huch

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Deutsche Geschichte - Ricarda Huch


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mit dem Sie­ge zu­frie­den, den Bra­ban­tern über­las­sen, um ih­ren ho­hen Sinn ge­gen­über den Söld­nern zu zei­gen. Rainald hat­te sei­ne Auf­ga­be ge­löst: er führ­te Kai­ser und Papst nach Rom, wo Pa­scha­lis die Kai­se­rin Bea­trix, die ih­ren Mann stets zu be­glei­ten pfleg­te, krön­te und salb­te. Alex­an­der III. war aus Rom ent­flo­hen und hat­te Zuf­lucht in Be­ne­vent ge­fun­den.

      Fried­richs Oheim, Bi­schof Otto von Frei­sing, macht in sei­nem Buch von den Ta­ten des Kai­sers ein­mal die Be­mer­kung, die Ärz­te sa­gen, es sei bes­ser zur Höhe als auf der Höhe; denn die aus vie­ler­lei zu­sam­men­ge­setz­te Na­tur blei­be nie im glei­chen Zu­stan­de, stre­be zur Auf­lö­sung. Was auf der Höhe an­ge­langt sei, müs­se sich ab­wärts be­we­gen. Dies Ge­setz voll­zog sich nach dem Sie­ge von Tus­cu­lum mit grau­en­vol­ler Pünkt­lich­keit. Es war Som­mer, eine Seu­che brach aus und ver­brei­te­te sich, an der das Heer und sei­ne Füh­rer zu­grun­de gin­gen. Es star­ben Her­zog Fried­rich von Schwa­ben, der Sohn Kö­nig Kon­rads III., der jün­ge­re Welf, der an Stel­le sei­nes Va­ters des­sen ita­lie­ni­sche Be­sit­zun­gen ver­wal­te­te, der Pfalz­graf von Tü­bin­gen, die Gra­fen von Sulz­bach und Lip­pe, die Bi­schö­fe von Prag, Ver­den, Lüt­tich, Re­gens­burg, Augs­burg, Zeitz und Spey­er und, als Uner­setz­lichs­ter von al­len, Rainald von Das­sel, der Erz­bi­schof von Köln. Wie ein ge­schla­ge­nes Heer flüch­te­ten die Über­le­ben­den, wie und wo ein je­der konn­te, über die Ber­ge nach Deutsch­land zu­rück.

      In je­dem Un­glück, das ihn traf, of­fen­bar­te Fried­rich sei­nen elas­ti­schen Geist. Nicht ein­mal sei­ne Mie­nen ver­rie­ten Nie­der­ge­schla­gen­heit, viel we­ni­ger Ver­wir­rung oder Un­si­cher­heit sei­ne Hand­lun­gen. Vi­el­leicht war es zu sei­nem Hei­le, dass das ver­we­ge­ne Herz des Gra­fen von Das­sel nicht mehr schlug und ihn nicht mehr über die Schran­ken, die er sich selbst ge­setzt hat­te, fort­rei­ßen konn­te. In­fol­ge sei­ner Nie­der­la­ge konn­ten al­ler­dings die Wi­der­stre­ben­den un­ter den lom­bar­di­schen Städ­ten all­mäh­lich neue Kraft sam­meln; aber im deut­schen Rei­che blieb sein An­se­hen un­er­schüt­tert, und es ge­lang ihm, dank dem Zu­sam­men­wir­ken mit Hein­rich dem Lö­wen, einen leid­li­chen Frie­dens­stand zu er­hal­ten.

      Hein­richs Le­bens­zweck war, sein säch­si­sches Her­zog­tum zu ei­nem ge­schlos­se­nen, wo­mög­lich das nörd­li­che Deutsch­land um­fas­sen­den Staat zu bil­den, in dem alle Rech­te in sei­ner Hand lä­gen. Fast alle Fürs­ten such­ten zu er­obern und zu er­raf­fen, was die Ge­le­gen­heit bot; we­ni­ge hat­ten die Bil­dung ei­nes ab­ge­run­de­ten Staa­tes im Auge, und noch we­ni­ge­re gin­gen da­bei mit so durch­grei­fen­der Rück­sichts­lo­sig­keit vor wie Hein­rich der Löwe. Nicht Freund­schaft, nicht Ge­rech­tig­keit noch Dank­bar­keit hemm­ten ihn. Wahr­haft wie ein Löwe, ein blin­des Ge­schöpf der Na­tur, das mit schwe­rer Tat­ze zer­malmt, was vor ihm sich be­wegt, ging er groß­mü­tig und un­heil­voll sei­nen ge­ra­den Weg. Den Gra­fen Adolf von Hol­stein, sei­nen Ge­fähr­ten in vie­len Kämp­fen, zwang er, ihm sei­ne Stadt Lü­beck ab­zu­tre­ten; dem jun­gen Pfalz­gra­fen Adal­bert nahm er sei­ne Berg­fes­te Lau­en­burg bei Qued­lin­burg, auf die er kei­ner­lei recht hat­te. An den Hei­den­be­keh­rer Wi­ze­lin stell­te er die For­de­rung, er sol­le von ihm die In­ve­sti­tur an­neh­men, ein un­er­hör­ter Ein­griff in die kai­ser­li­chen Rech­te. Als Wi­ze­lin nach Be­ra­tung mit dem Erz­bi­schof von Bre­men sich wei­ger­te, wie das auch sei­ne Pf­licht war, sperr­te er ihm die Ein­künf­te, so­dass der gute Mann, wenn er nicht ver­hun­gern woll­te, sich fü­gen muss­te. Hein­rich be­grün­de­te sein An­sin­nen da­mit, dass er die von ihm er­ober­ten, ehe­mals sla­wi­schen Ge­bie­te zu ei­ge­nem Be­sitz habe. Es gab kaum einen un­ter den nord­deut­schen Fürs­ten, dem er nicht ir­gend­ein Recht oder Ge­biets­stück ent­ris­sen; den er nicht durch sein her­ri­sches Auf­tre­ten ge­kränkt hat­te. Der Füh­rer sei­ner Geg­ner war Al­brecht der Bär aus dem Ge­schlecht der Gra­fen von As­ka­ni­en, der ähn­li­che Be­stre­bun­gen wie der Her­zog fast eben­so um­sich­tig und nach­hal­tig ver­folg­te. Er war zu der Zeit, wo Hein­rich der Stol­ze durch Kon­rad III. ge­äch­tet wur­de, an des­sen Stel­le Her­zog von Sach­sen ge­wor­den, und, nach­dem er we­gen der Wie­der­ein­set­zung Hein­richs des Lö­wen hat­te zu­rück­tre­ten müs­sen, sein heim­li­cher Ne­ben­buh­ler ge­blie­ben. Bei der ge­gen­sei­ti­gen Ab­nei­gung und den gleich­ar­ti­gen Zie­len er­ga­ben sich be­stän­dig Rei­bun­gen. Die Erz­bi­schö­fe von Bre­men und Mag­de­burg und der Bi­schof von Hal­ber­stadt ge­hör­ten zu den Fürs­ten, die knir­schend, sprung­be­reit im Krei­se den Ge­wal­ti­gen um­ga­ben, der sie ver­ach­te­te. Er tat das, weil es sei­ne Na­tur war, und weil er sich durch die Gunst des Kai­sers ge­si­chert fühl­te. Wie er seit der im Be­ginn von Fried­richs Re­gie­rung ge­schlos­se­nen Ver­söh­nung dem Kai­ser bei al­len sei­nen Un­ter­neh­mun­gen ein treu­er Ge­folgs­mann ge­we­sen war, so schütz­te der Kai­ser ihn, ohne dem Rech­te pein­lich Rech­nung zu tra­gen. Selbst in der wich­ti­gen Fra­ge der In­ve­sti­tur der Bi­schö­fe gab er nach, so­dass Hein­rich das Recht er­hielt, die Bi­schö­fe von Rat­ze­burg, Al­den­burg und Meck­len­burg, spä­ter Lü­beck und Schwe­rin, zu be­leh­nen. Als Hein­rich den Markt- und Brücken­zoll von Föhring, ei­nem Ort, der dem Bi­schof Otto von Frei­sing ge­hör­te, nach Mün­chen ver­leg­te, um da­durch die­se sei­ne Stadt zu he­ben, auch da, wo es sich um sei­nen ei­ge­nen Oheim, einen hoch­an­ge­se­he­nen Geist­li­chen, han­del­te und Hein­rich of­fen­bar im Un­recht war, ent­schied der Kai­ser zu sei­nen Guns­ten. Im Be­wusst­sein der Un­nah­bar­keit sei­ner Stel­lung er­rich­te­te Hein­rich sei­ner Stadt Braun­schweig den eher­nen Lö­wen, der uns be­zeugt, was für be­deu­ten­de Wer­ke aus den deut­schen Erz­gie­ße­rei­en her­vor­gin­gen. War er rück­sichts­los ge­gen die Geist­li­chen, die ihn in sei­nen Plä­nen stör­ten, so war er doch nicht un­kirch­lich. Wie ei­ner ein Sie­gel un­ter ge­si­cher­ten Be­sitz setzt, so un­ter­nahm er im Jah­re 1172, als sein Geg­ner Al­brecht der Bär ge­stor­ben und das Fun­da­ment sei­nes Rei­ches fest­ge­legt war, eine Pil­ger­fahrt nach dem Hei­li­gen Lan­de. Alle Welt konn­te se­hen, dass er sein Her­zog­tum ru­hig in den Hän­den sei­ner eng­li­schen Frau und sei­ner treu­en Va­sal­len ließ. Un­ter den Geist­li­chen, die ihn be­glei­te­ten, war der ge­lehr­te und ver­eh­rungs­wür­di­ge Abt Hein­rich von Braun­schweig, der in Kon­stan­ti­no­pel durch sei­ne Ge­sprä­che über ei­ni­ge Punk­te, in de­nen die grie­chi­sche von der rö­mi­schen Kir­che ab­weicht, Be­wun­de­rung er­reg­te. In Je­ru­sa­lem hielt sich Hein­rich drei Tage lang auf und teil­te kö­nig­li­che Ver­ga­bun­gen aus. Den Er­trag drei­er Häu­ser, die er kauf­te, be­stimm­te er zur Un­ter­hal­tung drei­er ewig bren­nen­der Lam­pen in der Au­fer­ste­hungs­kir­che. Er be­such­te die hei­li­gen Orte, den Öl­berg, Beth­le­hem, Na­za­reth und das wüs­te Ge­bir­ge, in dem Je­sus nach der Über­lie­fe­rung vom Teu­fel ver­sucht wur­de. Über­all wur­de er von Chris­ten und Hei­den mit Ehr­er­bie­tung emp­fan­gen und reich be­schenkt. Um den wert­vol­len Re­li­qui­en, die er mit­brach­te, eine wür­di­ge Stät­te zu schaf­fen, bau­te er in Braun­schweig nach Nie­der­rei­ßung des al­ten Stif­tes den Dom, in dem wir jetzt sein und sei­ner Frau Mat­hil­de Grab­mal be­wun­dern. Auch die Dome von Rat­ze­burg und Lü­beck hat er ge­grün­det; sie ha­ben den erns­ten, stol­zen und da­bei ge­müt­li­chen Cha­rak­ter, der dem al­ten Sach­sen­lan­de so sehr ge­mäß ist. An der Um­rah­mung ei­nes Por­tals des Do­mes von


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