Deutsche Geschichte. Ricarda Huch

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Deutsche Geschichte - Ricarda Huch


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bei der Sa­che, im­mer kö­nig­lich si­cher. In der Kraft sei­ner Per­sön­lich­keit be­saß er den Zau­ber, der das Glück und die Men­schen fes­selt.

      Im Be­ginn sei­ner Re­gie­rung hat­te der Kö­nig Ge­le­gen­heit, einen Vor­teil über den Papst da­von­zu­tra­gen. Schon zur­zeit sei­nes Vor­gän­gers mach­te die Stadt Rom den Ver­such, sich vom Papst un­ab­hän­gig und zu ei­ner selbst­stän­di­gen Re­pu­blik zu ma­chen. In Erin­ne­rung an ihre eins­ti­ge Grö­ße wur­de ein Se­nat ein­ge­setzt, der Kon­rad III. auf­for­der­te, zu kom­men und nach Be­sei­ti­gung des kle­ri­ka­len Wi­der­stan­des von ihm die Kro­ne zu emp­fan­gen. Kon­rad ant­wor­te­te nach län­ge­rem Zö­gern so, dass er für die Ein­la­dung dank­te und sein Kom­men in Aus­sicht stell­te, die ge­mel­de­te Neu­ord­nung aber un­er­wähnt ließ. So ging, ohne dass von kai­ser­li­cher Sei­te da­von No­tiz ge­nom­men wur­de, die rö­mi­sche Be­we­gung wei­ter und ver­band sich mit dem von re­li­gi­ösen Ide­en aus­ge­hen­den Kamp­fe des Ar­nold von Bre­s­cia ge­gen die welt­li­che Macht der Ku­rie. Was die­ser vom geist­li­chen Stand­punkt aus ver­lang­te, dass der Papst sich auf das Geist­li­che be­schrän­ke, woll­ten die Rö­mer, um von der päpst­li­chen Herr­schaft un­be­hin­dert ihre Stel­lung als herr­schen­der Welt­staat wie­der­ge­win­nen zu kön­nen. Papst Eu­gen IV. wur­de ver­trie­ben, Ar­nold und die Stadt Rom for­der­ten Fried­rich auf, sich in Rom die Kai­ser­kro­ne zu ho­len. Ver­mut­lich kam ihm so we­nig wie Kon­rad auch nur auf einen Au­gen­blick der Ge­dan­ke, sich auf die­se Wei­se von sei­nem mäch­ti­gen Geg­ner zu be­frei­en. Die Rö­mi­sche Re­pu­blik hat­te kein Ge­wicht im Ge­dächt­nis der ger­ma­ni­schen Kö­ni­ge ge­gen­über der Erin­ne­rung an das Rö­mi­sche Kai­ser­reich. Ge­wiss war Rom für sich kein Macht­be­reich und mit sei­nem an­spruchs­vol­len, un­ru­hi­gen Adel und sei­ner be­schäf­ti­gungs­lo­sen Be­völ­ke­rung un­ei­nig und un­zu­ver­läs­sig; aber Ar­nold von Bre­s­cia hat­te An­hän­ger, und es war denk­bar, dass ein über ein star­kes Heer ge­bie­ten­der Kö­nig mit den Kräf­ten, die sich ihm in Rom zur Ver­fü­gung stell­ten, et­was aus­rich­ten könn­te. Das al­les aber, was die Rö­mer vor­brach­ten, war für den Kö­nig lee­rer Schall. Wirk­lich­keit hat­te für ihn nur das Im­pe­ri­um, das von Gott den deut­schen Kö­ni­gen ver­mit­tels des Paps­tes über­tra­gen war, wo­von die Krö­nung und Sal­bung durch den Papst in Rom die vollen­den­den Zei­chen wa­ren. Er zwei­fel­te an der Kir­che mit ih­rem Ober­haupt, dem Papst, so we­nig wie an Gott, so we­nig wie am Im­pe­ri­um der deut­schen Kö­ni­ge und sei­nem ei­ge­nen Recht.

      Dem glück­li­chen po­li­ti­schen Ge­dan­ken Fried­richs, der Ver­söh­nung mit den Wel­fen, dank­te er es, dass er sich un­ge­hemmt nach Ita­li­en wen­den konn­te; es zeig­te sich, dass ei­nem deut­schen Kö­ni­ge, der über alle Mit­tel des Rei­ches ver­fü­gen konn­te, noch eine große Macht­fül­le zu Ge­bo­te stand. Das ei­ni­ge Reich, ei­nig durch das Zu­sam­men­wir­ken zwei­er Fürs­ten, er­reg­te über­all Be­wun­de­rung und Schre­cken. Die Kö­ni­ge von Dä­ne­mark, Un­garn, Po­len, durch dy­nas­ti­schen Zwist ge­schwächt, muss­ten sich ab­hän­gig be­ken­nen. Nach Ita­li­en zog Fried­rich mit dem Ent­schluss, die­sel­be Stel­lung wie­der­zu­ge­win­nen, die Karl der Gro­ße und Otto der Gro­ße ein­ge­nom­men hat­ten. Er fand Ent­ge­gen­kom­men beim Adel und Wi­der­stand bei den Städ­ten, na­ment­lich bei Mai­land, der größ­ten und reichs­ten; aber ge­ra­de dar­auf leg­te er Wert, dass er die Mit­tel der rei­chen han­del­trei­ben­den Städ­te in die Hand be­käme. Nach al­tem Her­kom­men hielt er eine Ta­gung auf den Ron­ka­li­schen Fel­dern, wo die Le­hens­trä­ger zu er­schei­nen und ihre Le­hen in Empfang zu neh­men hat­ten. Dort wur­de mit Hil­fe von ju­ris­tisch ge­bil­de­ten Per­so­nen un­ter­sucht, was dem Kai­ser zu­ste­he, was nicht; denn es war Fried­rich ernst da­mit, sein Recht, aber nichts als das in An­spruch zu neh­men. Die Ju­ris­ten der be­rühm­ten Schu­len von Bo­lo­gna und Pa­do­va un­ter­stütz­ten ihn über Er­war­ten; für ihre for­ma­lis­ti­sche Den­kart kam ei­nem rö­mi­schen Kö­nig deut­scher Na­ti­on als Nach­fol­ger der rö­mi­schen Cäsa­ren die­sel­be un­um­schränk­te Herr­schaft zu wie den Kai­sern des Al­ter­tums. Nach ih­ren An­sprü­chen war ein rö­mi­scher Kö­nig nicht sehr ver­schie­den von ei­nem De­spo­ten, der über Hab und Gut sei­ner Un­ter­ta­nen ver­fü­gen kann. Fried­rich war sich be­wusst, dass er in Rechts­fra­gen an die Zu­stim­mung der Gro­ßen sei­nes Rei­ches ge­bun­den war; aber die aus dem rö­mi­schen Recht ge­schöpf­ten Sen­ten­zen über die Gött­lich­keit der Kai­ser­wür­de ho­ben doch sein im­pe­ra­to­ri­sches Selbst­ge­fühl. Vor al­len Din­gen den Städ­ten ge­gen­über glaub­te er un­be­ding­ter Herr zu sein; er sah in ih­nen nicht wie im ho­hen Adel Ge­nos­sen, nicht we­nigs­tens durch den krie­ge­ri­schen Be­ruf ihm An­ge­gli­che­ne wie die Dienst­leu­te, die Mi­nis­te­ria­len, son­dern dem Stan­de nach Tie­fer­ste­hen­de, em­por­ge­kom­me­ne Un­ter­ta­nen, die schlecht­weg zu ge­hor­chen hat­ten. Al­ler­dings ach­te­te er die von sei­nen Vor­gän­gern er­teil­ten Pri­vi­le­gi­en, nicht aber, was durch Ge­wohn­heit üb­lich ge­wor­den, von den Aus­üben­den als Recht be­trach­tet wur­de. Fried­richs Auf­tre­ten war un­wi­der­steh­lich, der An­blick schon sei­ner kriegs­tüch­ti­gen deut­schen Rit­ter, ih­rer gleich­mä­ßig kraft­vol­len, elas­ti­schen, blit­zen­den Ge­stal­ten ver­brei­te­te Schre­cken. Den be­fes­tig­ten Städ­ten ge­gen­über mit ih­ren ge­wal­ti­gen Tür­men und Bas­tio­nen ge­nüg­ten al­ler­dings die Kat­zen und Igel und Wid­der nicht, wie denn im gan­zen Mit­tel­al­ter sehr sel­ten eine Be­la­ge­rung den Zweck er­reich­te; aber in of­fe­ner Schlacht blie­ben die Deut­schen Sie­ger.

      Ob­wohl Fried­rich das auf­rüh­re­ri­sche Rom un­ter­warf, Ar­nold von Bre­s­cia aus­lie­fer­te und dem Papst die Rück­kehr in sei­ne Stadt er­mög­lich­te, blieb Ha­dri­an I., der ein­zi­ge Eng­län­der auf dem rö­mi­schen Stuh­le, miss­trau­isch ab­leh­nend. Da bei der Be­geg­nung Fried­rich sich wei­ger­te, dem Papst den Stall­meis­ter­dienst zu leis­ten, näm­lich ihm beim Be­stei­gen des Pfer­des den Steig­bü­gel zu hal­ten, wei­ger­te sich der Papst, ob­wohl Fried­rich ihm den Fuß küss­te, ihm den Frie­dens­kuss zu ge­ben. Ge­treu sei­nem Ge­rech­tig­keits­sinn rief Fried­rich die Fürs­ten, die ihn be­glei­te­ten, zu­sam­men und über­ließ ih­nen zu ent­schei­den, was Rech­tens sei. Das Reich soll­te dar­über ent­schei­den, was sich mit kai­ser­li­cher Ehre ver­ei­nen las­se. Das Ur­teil der Her­ren fiel zu­guns­ten des Paps­tes aus: es war Über­lie­fe­rung, dass Pi­pin der Kur­ze dem Papst, als er ins Fran­ken­reich kam, den Mar­schalls­dienst ge­leis­tet habe, und die äl­te­ren un­ter den An­we­sen­den er­in­ner­ten sich, von Lo­thar das­sel­be ge­se­hen zu ha­ben. Fried­rich füg­te sich der Ent­schei­dung und hielt im An­ge­sicht des Hee­res dem Papst die Steig­bü­gel, wor­auf er den Frie­dens­kuss emp­fing. Zwei in der Wur­zel feind­li­che Ge­wal­ten wur­den durch künst­li­che Ver­an­stal­tung auf der schma­len Schnei­de des Ein­ver­ständ­nis­ses er­hal­ten. Nun wur­de Fried­rich nach al­tem Ri­tu­al zum Kai­ser ge­weiht. Vor der sil­ber­nen Pfor­te der Pe­ters­kir­che hielt der Bi­schof von Al­ba­no das ers­te Ge­bet, mit­ten in der Kir­che der Bi­schof von Por­to das zwei­te: »Gott, du ge­heim­nis­vol­ler Schöp­fer der Welt – schüt­te auf die Für­bit­te al­ler Hei­li­gen über die­sen Kö­nig das Füll­horn dei­nes Se­gens aus und fes­ti­ge den Thron sei­nes Rei­ches. Su­che ihn heim wie den Mo­ses im Dorn­busch … und über­gie­ße ihn mit dei­nem Ster­nen­se­gen und dem Tau dei­ner Weis­heit wie Da­vid und sei­nen


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