Mindful Leadership - die 7 Prinzipien achtsamer Führung. Marc Lesser

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Mindful Leadership - die 7 Prinzipien achtsamer Führung - Marc Lesser


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außergewöhnlich anfühlen.

      • Sie schließt Lücken zwischen Achtsamkeitspraxis, Arbeitspraxis, Fürsorge für andere Menschen und Erfolgsorientierung.

      • Aus Stress, Herausforderungen, Schwierigkeiten und Problemen zu lernen, wird als integraler Bestandteil jedes Wachstumsprozesses betrachtet und nicht als etwas, das vermieden werden muss.

      • Sie hilft uns, Widersprüche und einander ausschließende Prioritäten zu erkennen und mit ihnen umzugehen, wodurch Flexibilität und Verständnis gefördert werden.

      • Sie lässt uns sogar inmitten harter Arbeit und außergewöhnlicher Anstrengungen Zeitlosigkeit, Leichtigkeit und Freude erleben.

      • Sie lässt sich auf jede Aktivität anwenden, um Selbstvertrauen und gleichzeitig Bescheidenheit zu kultivieren.

      • Sie umfasst Individualität und Einheit gleichermaßen – jede und jeder hat eine bestimmte Rolle, und doch bilden alle ein Team, gegenseitig unterstützt und sich unterstützend, zusammen praktizierend.

      • Erfolg zeigt sich für achtsam Führende immer zweifach: im Charakter und im Mitgefühl der Menschen sowie in der Qualität und den Ergebnissen der Arbeit.

      Ich habe seither festgestellt, dass diese positiven Wirkungen von Achtsamkeitspraxis und Mindful Leadership dauerhaft und allgemeingültig sind; sie sind in jeder Situation und für jede und jeden verfügbar und zugänglich. Niemand muss dazu ins Zen-Kloster gehen. Sie müssen auch keinen Wirtschaftsabschluss machen. Das Einzige, was Sie machen müssen, ist: Sie müssen den Ansatz des achtsamen Führens immer in genau der Situation, der Herausforderung, der Organisation, der Rolle und der Arbeitsumgebung anwenden, in der Sie sich gerade befinden.

      Achtsamkeit ist eine Art des Seins und des Sehens, die unsere Perspektive verändert. Sie ist pragmatisch – meiner Erfahrung nach sogar unendlich pragmatisch –, weil sie uns alltägliche Probleme wirksam und effizient lösen hilft. Sie entwickelt auch unser ganzes Daseinsgefühl weiter, weil sie das Erlebnis, am Leben zu sein, vertieft und bereichert. Mit Achtsamkeit kann jede Aufgabe zugleich zuversichtlich und bescheiden angegangen werden, hoffnungsvoll, aber nicht angewiesen auf Hoffnung. Letzten Endes ist Achtsamkeit mysteriös und stürzt uns kopfüber in Fragen nach dem Bewusstsein, nach Geburt, Tod und Vergänglichkeit – während sie uns die direkte Erfahrung liefert, dass dann, wenn wir Ängste und Gewohnheiten loslassen, Gelassenheit entsteht, eine Ahnung tiefer Liebe und ein tief reichendes Gefühl der Sinnhaftigkeit und Verbundenheit mit dem Leben.

       Frust und Potenzial: Wie Achtsamkeit uns stärkt

      Seit meinem Abschluss an der New Yorker Universität gehöre ich beiden Welten an, der kontemplativen Welt und der Geschäftswelt – obwohl ich die beiden mittlerweile natürlich als eine Welt betrachte. Einige Jahre nach meinem Abschluss gründete ich einen Verlag, »Brush Dance«, der sich zu einem führenden Anbieter umweltfreundlich hergestellter inspirierender Grußkarten und Kalender entwickelte. (Wir waren eine der ersten Firmen weltweit, die für ihre Produkte Recyclingpapier verwendeten.) Ich betrieb Brush Dance fünfzehn Jahre lang, dann gründete ich »ZBA Associates«, eine Beraterfirma, die Führungskräfte und Angestellte schult, wie sie Achtsamkeit und emotionale Intelligenz praktisch anwenden können. Einer meiner Klienten war Google, was schließlich dazu führte, dass ich an der Entwicklung des Search-Inside-Yourself-Programms beteiligt war.

      Ich schätze mich glücklich, dass meine Arbeit darin besteht, Einzelpersonen, Teams und Firmen zu helfen, bewusster und sensibler zu werden und zugleich bei der Arbeit Produktivität, Führungsqualitäten und Wohlbefinden zu kultivieren. In der einen oder anderen Form habe ich das eigentlich fast mein Leben lang gemacht. Und obwohl Achtsamkeit in der Arbeitswelt mittlerweile als Qualifikation akzeptiert wird, werde ich immer wieder gefragt: Warum arbeiten Führungskräfte und Firmen mit Ihnen? Was motiviert sie, sich mit Achtsamkeit zu beschäftigen?

      Gewöhnlich beantworte ich diese Frage mit zwei Stichworten: Frust und Potenzial. Es kann frustrierend und schmerzhaft sein, aus einer gewohnten Rolle herauszutreten und die eigene Verwundbarkeit mehr zu spüren, die Sanftheit des eigenen Herzens. Dazu kommt, dass wir normalerweise spüren, wenn unsere Werte, unsere Ziele und unsere Arbeit nicht zusammenpassen oder wenn wir unser Potenzial nicht voll ausschöpfen. Zum Beispiel tut es weh, wenn uns bewusst wird, dass wir Konflikten und Schwierigkeiten aus dem Weg gehen oder in belastenden Situationen überreagieren und dadurch unseren Einfluss und unsere Mitwirkung unterminieren. Auf der anderen Seite erkennen wir auch, dass wir fähig sind, besser, effektiver und kompetenter zu handeln. Wir sehen die Möglichkeiten und sind inspiriert, dieses Potenzial zu verwirklichen.

      Einfach nur die Erkenntnis, dass da eine Kluft ist zwischen der Art und Weise, wie man lebt, arbeitet und andere führt, und wie man gerne leben, arbeiten und führen würde – sie kann schon tiefgreifend und transformierend sein. Genauso inspirierend ist der Versuch, diese Kluft mit pragmatischen, effektiven Mitteln zu überbrücken. Und bei beidem hilft uns Achtsamkeit. Sie hilft uns, die Kluft zu erkennen und zu überbrücken. Eigentlich glaube ich sogar, dass schon das Benennen der Diskrepanzen, das Sichtbarwerden der Kluft ein großes Geschenk sein kann, dieses Spüren von Frust und Potenzial: der Frust, der im Moment gerade mit bestimmten Bereichen des Lebens verbunden ist, und die Möglichkeit größerer Bewusstheit, Befriedigung, Leichtigkeit, Effizienz und Zusammengehörigkeit. Das ist für mich die zentrale und wesentliche Praxis der Achtsamkeit wie auch beim achtsamen Führen: zu sehen, wo eine Kluft existiert, Frust und Potenzial zu erkennen, damit zu arbeiten und daraus zu lernen. In meinen Trainings und Seminaren ist das der theoretische und praktische Bezugsrahmen für das Thema Mindful Leadership und er stellt auch den grundlegenden Ansatz dieses Buches dar.

      Hört sich gut an. Aber wenn einem der Frust und das Potenzial des eigenen Lebens, das, was tatsächlich passiert, bewusster und deutlicher werden (ob das nun bei der Arbeit ist, in der Gemeinschaft, in der Familie, in Beziehungen, im Spirituellen), dann ist das unbequem und unangenehm! Es kann beängstigend und chaotisch sein. Das ist der Grund, warum Achtsamkeit und Mindful Leadership schwieriger sind, als es auf den ersten Blick aussieht. Und doch liegt darin unsere wahre Kraft – die Kraft, zu lernen, uns zu verändern und zu wachsen. Hier entspringt unsere Fähigkeit, wirksame Antworten zu finden, uns auf tiefe Weise mit anderen zu verbinden, Lösungen zu finden, kreativ zu denken und zu handeln.

      Anzeichen für ungenutztes Potenzial und ungenutzte Möglichkeiten sind oft ganz einfach zu erkennen, wenn wir nur mutig hinschauen. Vermeiden Sie es, der Wirklichkeit oder schmerzhaften Angelegenheiten ins Auge zu schauen? Ist Ihr Leben nicht mehr in Übereinstimmung mit Ihren Werten und Zielen? Sabotieren Sie Ihr eigenes Potenzial oder geben Sie Ihre Kraft aus der Hand – soll heißen, die Fähigkeit, sich weiterzuentwickeln, klarer zu sehen und andere dahingehend zu beeinflussen, ebenfalls größeren Durchblick, größere Befriedigung, Verbundenheit und Produktivität zu entwickeln? Wenn ja: wie, auf welche Weise? Ich habe diese Frage – »Wie geben Sie Ihre Kraft aus der Hand?« – schon Hunderten von Menschen aus allen Gesellschaftsschichten gestellt, und hier sind ein paar der Antworten, die ich bekommen habe. Kommt Ihnen irgendeine bekannt vor?

      • Ich sage Ja, obwohl ich Nein meine.

      • Ich hetze von einer Sache zur nächsten, um »Wichtiges« zu erledigen, und nehme gar nicht richtig wahr, was ich im Moment mache.

      • Ich überdenke andauernd meine Entscheidungen und dann überdenke ich mein Überdenken.

      • Angesichts dessen, was heute in der Welt abläuft, fühle ich mich hilf- und hoffnungslos.

      • Ich bin bei mir und bei anderen wegen Kleinigkeiten frustriert und ungeduldig.

      • Ich unterschätze meine Fähigkeiten.

      • Ich äußere nicht klar, was ich erwarte oder wenn ich Hilfe brauche – entweder weil ich das Gefühl habe, ich muss alles selber machen, oder weil ich fürchte, dass andere auf meine Bedürfnisse nicht eingehen.

      • Ich vermeide es, starke Emotionen zu äußern, und ignoriere oft mein Bauchgefühl in Bezug auf das, was ich will oder für richtig halte.

      • Weil ich Angst vor einem peinlichen Schweigen habe, rede ich, um das Vakuum zu füllen.


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