Gesammelte Werke. Фридрих Вильгельм Ницше

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Gesammelte Werke - Фридрих Вильгельм Ницше


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es sie brann­te! Es ist viel Kin­de­rei in den al­ten Bü­chern der Weis­heit.

      Und wer im­mer »Stroh drischt«, wie soll­te der auf das Dre­schen läs­tern dür­fen! Sol­chem Nar­ren müss­te man doch das Maul ver­bin­den!

      Sol­che set­zen sich zu Tisch und brin­gen Nichts mit, selbst den gu­ten Hun­ger nicht: – und nun läs­tern sie »Al­les ist ei­tel!«

      Aber gut es­sen und trin­ken, oh mei­ne Brü­der, ist wahr­lich kei­ne eit­le Kunst! Zerbrecht, zerbrecht mir die Ta­feln der Nim­mer-Fro­hen!

      14

      »Dem Rei­nen ist Al­les rein« – so spricht das Volk. Ich aber sage euch: den Schwei­nen wird Al­les Schwein!

      Da­rum pre­di­gen die Schwär­mer und Kopf­hän­ger, de­nen auch das Herz nie­der­hängt: »die Welt sel­ber ist ein ko­thi­ges Un­ge­heu­er.«

      Denn die­se Alle sind un­säu­ber­li­chen Geis­tes; son­der­lich aber Jene, wel­che nicht Ruhe, noch Rast ha­ben, es sei denn, sie se­hen die Welt von hin­ten, – die Hin­ter­welt­ler!

      De­nen sage ich in’s Ge­sicht, ob es gleich nicht lieb­lich klingt: die Welt gleicht dar­in dem Men­schen, dass sie einen Hin­tern hat, – so Viel ist wahr!

      Es giebt in der Welt viel Koth: so Viel ist wahr! Aber dar­um ist die Welt sel­ber noch kein ko­thi­ges Un­ge­heu­er!

      Es ist Weis­heit dar­in, dass Vie­les in der Welt übel riecht: der Ekel sel­ber schafft Flü­gel und quel­le­nah­nen­de Kräf­te!

      An dem Bes­ten ist noch Et­was zum Ekeln; und der Bes­te ist noch Et­was, das über­wun­den wer­den muss! –

      Oh mei­ne Brü­der, es ist viel Weis­heit dar­in, dass viel Koth in der Welt ist! –

      15

      Sol­che Sprü­che hör­te ich from­me Hin­ter­welt­ler zu ih­rem Ge­wis­sen re­den; und wahr­lich, ohne Arg und Falsch, – ob es Schon nichts Fal­sche­res in der Welt giebt, noch Är­ge­res.

      »Lass doch die Welt der Welt sein! Hebe da­wi­der auch nicht Ei­nen Fin­ger auf!«

      »Lass, wer da wol­le, die Leu­te wür­gen und ste­chen und schnei­den und scha­ben: hebe da­wi­der auch nicht Ei­nen Fin­ger auf! Darob ler­nen sie noch der Welt ab­sa­gen.«

      »Und dei­ne eig­ne Ver­nunft – die sollst du sel­ber gör­geln und wür­gen; denn es ist eine Ver­nunft von die­ser Welt, – darob lernst du sel­ber der Welt ab­sa­gen.« –

      – Zerbrecht, zerbrecht mir, oh mei­ne Brü­der, die­se al­ten Ta­feln der From­men! Zer­sprecht mir die Sprü­che der Welt-Ver­leum­der!

      16

      »Wer viel lernt, der ver­lernt al­les hef­ti­ge Be­geh­ren« – das flüs­tert man heu­te sich zu auf al­len dunklen Gas­sen.

      »Weis­heit macht müde, es lohnt sich – Nichts; du sollst nicht be­geh­ren!« – die­se neue Ta­fel fand ich hän­gen selbst auf off­nen Märk­ten.

      Zerbrecht mir, oh mei­ne Brü­der, zerbrecht mir auch die­se neu­e Ta­fel! Die Welt-Mü­den häng­ten sie hin und die Pre­di­ger des To­des, und auch die Stock­meis­ter: denn seht, es ist auch eine Pre­digt zur Knecht­schaft! –

      Dass sie schlecht lern­ten und das Bes­te nicht, und Al­les zu früh und Al­les zu ge­schwind: dass sie schlecht as­sen, da­her kam ih­nen je­ner ver­dor­be­ne Ma­gen, –

      – ein ver­dor­be­ner Ma­gen ist näm­lich ihr Geist: der räth zum Tode! Denn wahr­lich, mei­ne Brü­der, der Geist ist ein Ma­gen!

      Das Le­ben ist ein Born der Lust: aber aus wem der ver­dor­be­ne Ma­gen re­det, der Va­ter der Trüb­sal, dem sind alle Quel­len ver­gif­tet.

      Er­ken­nen: das ist Lust dem Lö­wen-wil­li­gen! Aber wer müde wur­de, der wird sel­ber nur »ge­wollt«, mit dem spie­len alle Wel­len.

      Und so ist es im­mer schwa­cher Men­schen Art: sie ver­lie­ren sich auf ih­ren We­gen. Und zu­letzt fragt noch ihre Mü­dig­keit: »wozu gien­gen wir je­mals Wege! Es ist Al­les gleich!«

      De­nen klingt es lieb­lich zu Ohren, dass ge­pre­digt wird: »Es ver­lohnt sich Nichts! Ihr sollt nicht wol­len!« Diess aber ist eine Pre­digt zur Knecht­schaft.

      Oh mei­ne Brü­der, ein fri­scher Brau­se-Wind kommt Za­ra­thustra al­len Weg-Mü­den; vie­le Na­sen wird er noch nie­sen ma­chen!

      Auch durch Mau­ern bläst mein frei­er Athem, und hin­ein in Ge­fäng­nis­se und ein­ge­fang­ne Geis­ter!

      Wol­len be­freit: denn Wol­len ist Schaf­fen: so leh­re ich. Und nur zum Schaf­fen sollt ihr ler­nen!

      Und auch das Ler­nen sollt ihr erst von mir ler­nen, das Gut-Ler­nen! – Wer Ohren hat, der höre!

      17

      Da steht der Na­chen, – dort hin­über geht es viel­leicht in’s gros­se Nichts. – Aber wer will in diess »Vi­el­leicht« ein­stei­gen?

      Nie­mand von euch will in den To­des-Na­chen ein­stei­gen! Wie­so wollt ihr dann Welt-Mü­de sein!

      Welt­mü­de! Und noch nicht ein­mal Erd-Ent­rück­te wur­det ihr! Lüs­tern fand ich euch im­mer noch nach Erde, ver­liebt noch in die eig­ne Erd-Mü­dig­keit!

      Nicht um­sonst hängt euch die Lip­pe her­ab: – ein klei­ner Er­den-Wunsch sitzt noch dar­auf! Und im Auge – schwimmt da nicht ein Wölk­chen un­ver­ge­ss­ner Er­den-Lust?

      Es giebt auf Er­den viel gute Er­fin­dun­gen, die einen nütz­lich, die an­dern an­ge­nehm: de­rent­we­gen ist die Erde zu lie­ben.

      Und man­cher­lei so gut Er­fun­de­nes giebt es da, dass es ist wie des Wei­bes Bu­sen: nütz­lich zu­gleich und an­ge­nehm.

      Ihr Welt-Mü­den aber! Ihr Er­den-Fau­len! Euch soll man mit Ruthen strei­chen! Mit Ruthen­strei­chen soll man euch wie­der mun­tre Bei­ne ma­chen.

      Denn: seid ihr nicht Kran­ke und ver­leb­te Wich­te, de­ren die Erde müde ist, so seid ihr schlaue Faul­thie­re oder nasch­haf­te ver­kro­che­ne Lust-Kat­zen. Und wollt ihr nicht wie­der lus­tig lau­fen, so sollt ihr – da­hin­fah­ren!

      An Un­heil­ba­ren soll man nicht Arzt sein wol­len: also lehrt es Za­ra­thustra: – so sollt ihr da­hin­fah­ren!

      Aber es ge­hört mehr Muth dazu, ein Ende zu ma­chen, als einen neu­en Vers: das wis­sen alle Ärz­te und Dich­ter. –

      18

      Oh mei­ne Brü­der, es giebt Ta­feln, wel­che die Er­mü­dung, und Ta­feln, wel­che die Faul­heit schuf, die fau­li­ge: ob sie schon gleich re­den, so wol­len sie doch un­gleich ge­hört sein. –

      Seht hier die­sen Ver­schmach­ten­den! Nur eine Span­ne weit ist er noch von sei­nem Zie­le, aber vor Mü­dig­keit hat er sich trot­zig hier in den Staub ge­legt: die­ser Tap­fe­re!

      Vor Mü­dig­keit gähnt er Weg und Erde und Ziel und sich sel­ber an: kei­nen Schritt will er noch wei­ter thun, – die­ser Tap­fe­re!

      Nun glüht die Son­ne auf ihn, und die Hun­de le­cken


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