Gesammelte Werke. Фридрих Вильгельм Ницше

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Gesammelte Werke - Фридрих Вильгельм Ницше


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alle Mü­dig­keit wi­der­ruft und was Mü­dig­keit aus ihm lehr­te!

      Nur, mei­ne Brü­der, dass ihr die Hun­de von ihm scheucht, die fau­len Schlei­cher, und all das schwär­me­n­de Ge­schmeiss: –

      – all das schwär­me­n­de Ge­schmeiss der »Ge­bil­de­ten«, das sich am Sch­weis­se je­des Hel­den – güt­lich thut! –

      19

      Ich schlies­se Krei­se um mich und hei­li­ge Gren­zen; im­mer We­ni­ge­re stei­gen mit mir auf im­mer hö­he­re Ber­ge, – ich baue ein Ge­bir­ge aus im­mer hei­li­ge­ren Ber­gen. –

      Wo­hin ihr aber auch mit mir stei­gen mögt, oh mei­ne Brü­der: seht zu, dass nicht ein Schma­rot­zer mit euch stei­ge!

      Schma­rot­zer: das ist ein Ge­würm, ein krie­chen­des, ge­schmieg­tes, das fett wer­den will an eu­ren kran­ken wun­den Win­keln.

      Und das ist sei­ne Kunst, dass er stei­gen­de See­len er­räth, wo sie müde sind: in eu­ren Gram und Un­muth, in eure zar­te Scham baut er sein ekles Nest.

      Wo der Star­ke schwach, der Edle all­zu­mild ist, – da­hin­ein baut er sein ekles Nest: der Schma­rot­zer wohnt, wo der Gros­se klei­ne wun­de Win­kel hat.

      Was ist die höchs­te Art al­les Sei­en­den und was die ge­rings­te? Der Schma­rot­zer ist die ge­rings­te Art; wer aber höchs­ter Art ist, der er­nährt die meis­ten Schma­rot­zer.

      Die See­le näm­lich, wel­che die längs­te Lei­ter hat und am tiefs­ten hin­un­ter kann: wie soll­ten nicht an der die meis­ten Schma­rot­zer sit­zen? –

      – die um­fäng­lichs­te See­le, wel­che am wei­tes­ten in sich lau­fen und ir­ren und schwei­fen kann; die nothwen­digs­te, wel­che sich aus Lust in den Zu­fall stürzt: –

      – die sei­en­de See­le, wel­che in’s Wer­den taucht; die ha­ben­de, wel­che in’s Wol­len und Ver­lan­gen will: –

      – die sich sel­ber flie­hen­de, die sich sel­ber im wei­tes­ten Krei­se ein­holt; die wei­ses­te See­le, wel­cher die Narr­heit am süs­ses­ten zu­re­det: –

      – die sich sel­ber lie­bends­te, in der alle Din­ge ihr Strö­men und Wie­der­strö­men und Ebbe und Fluth ha­ben: – oh wie soll­te die höchs­te See­le nicht die schlimms­ten Schma­rot­zer ha­ben?

      20

      Oh mei­ne Brü­der, bin ich denn grau­sam? Aber ich sage: was fällt, das soll man auch noch stos­sen!

      Das Al­les von Heu­te – das fällt, das ver­fällt: wer woll­te es hal­ten! Aber ich – ich will es noch stos­sen!

      Kennt ihr die Wol­lust, die Stei­ne in stei­le Tie­fen rollt? – Die­se Men­schen von heu­te: seht sie doch, wie sie in mei­ne Tie­fen rol­len!

      Ein Vor­spiel bin ich bes­se­rer Spie­ler, oh mei­ne Brü­der! Ein Bei­spiel! Thut nach mei­nem Bei­spie­le!

      Und wen ihr nicht flie­gen lehrt, den lehrt mir – schnel­ler fal­len! –

      21

      Ich lie­be die Tap­fe­ren: aber es ist nicht ge­nug, Hau-De­gen sein, – man muss auch wis­sen Hau-schau- Wen !

      Und oft ist mehr Tap­fer­keit dar­in, dass Ei­ner an sich hält und vor­über­geht: da­mit er sich dem wür­di­ge­ren Fein­de auf­spa­re!

      Ich sollt nur Fein­de ha­ben, die zu has­sen sind, aber nicht Fein­de zum Ver­ach­ten: ihr müsst stolz auf eu­ren Feind sein: also lehr­te ich schon Ein Mal.

      Dem wür­di­ge­ren Fein­de, oh mei­ne Freun­de, sollt ihr euch auf­spa­ren: dar­um müsst ihr an Vie­lem vor­über­gehn, –

      – son­der­lich an vie­lem Ge­sin­del, das euch in die Ohren lärmt von Volk und Völ­kern.

      Hal­tet euer Auge rein von ih­rem Für und Wi­der! Da giebt es viel Recht, viel Un­recht: wer da zu­sieht, wird zor­nig.

      Dr­ein­schaun, drein­haun – das ist da Eins: dar­um geht weg in die Wäl­der und legt euer Schwert schla­fen!

      Geht eu­re Wege! Und lasst Volk und Völ­ker die ih­ren gehn! – dunkle Wege wahr­lich, auf de­nen auch nicht Eine Hoff­nung mehr wet­ter­leuch­tet!

      Mag da der Krä­mer herr­schen, wo Al­les, was noch glänzt – Krä­mer-Gold ist! Es ist die Zeit der Kö­ni­ge nicht mehr: was sich heu­te Volk heisst, ver­dient kei­ne Kö­ni­ge.

      Seht doch, wie die­se Völ­ker jetzt sel­ber den Krä­mern gleich thun: sie le­sen sich die kleins­ten Vort­hei­le noch aus je­dem Keh­richt!

      Sie lau­ern ein­an­der auf, sie lau­ern ein­an­der Et­was ab, – das heis­sen sie »gute Nach­bar­schaft.« Oh se­li­ge fer­ne Zeit, wo ein Volk sich sag­te: »ich will über Völ­ker – Herr sein!«

      Denn, mei­ne Brü­der: das Bes­te soll herr­schen, das Bes­te will auch herr­schen! Und wo die Leh­re an­ders lau­tet, da – fehl­t es am Bes­ten.

      22

      Wenn Die – Brod um­sonst hät­ten, wehe! Wo­nach wür­den Die schrein! Ihr Un­ter­halt – das ist ihre rech­te Un­ter­hal­tung; und sie sol­len es schwer ha­ben!

      Raubt­hie­re sind es.- in ih­rem »Ar­bei­ten« – da ist auch noch Rau­ben, in ih­rem »Ver­die­nen« – da ist auch noch Über­lis­ten! Da­rum sol­len sie es schwer ha­ben!

      Bes­se­re Raubt­hie­re sol­len sie also wer­den, fei­ne­re, klü­ge­re, men­schen-ähn­li­che­re: der Mensch näm­lich ist das bes­te Raubt­hier.

      Al­len Thie­ren hat der Mensch schon ihre Tu­gen­den ab­ge­raubt: das macht, von al­len Thie­ren hat es der Mensch am schwers­ten ge­habt.

      Nur noch die Vö­gel sind über ihm. Und wenn der Mensch noch flie­gen lern­te, wehe! wo­hin­auf – wür­de sei­ne Rau­blust flie­gen!

      23

      So will ich Mann und Weib: kriegs­tüch­tig den Ei­nen, ge­bär­tüch­tig das And­re, bei­de aber tanz­tüch­tig mit Kopf und Bei­nen.

      Und ver­lo­ren sei uns der Tag, wo nicht Ein Mal ge­tanzt wur­de! Und falsch heis­se uns jede Wahr­heit, bei der es nicht Ein Ge­läch­ter gab!

      24

      Euer Ehe­schlies­sen: seht zu, dass es nicht ein schlech­tes Sch­lies­sen sei! Ihr schlos­set zu schnell: so folg­t dar­aus – Ehe­bre­chen!

      Und bes­ser noch Ehe­bre­chen als Ehe-bie­gen, Ehe­lü­gen! – So sprach mir ein Weib: »wohl brach ich die Ehe, aber zu­erst brach die Ehe – mich!«

      Schlimm-Ge­paar­te fand ich im­mer als die schlimms­ten Rach­süch­ti­gen: sie las­sen es al­ler Welt ent­gel­ten, dass sie nicht mehr ein­zeln lau­fen.

      Dess­wil­len will ich, dass Red­li­che zu ein­an­der re­den: »wir lie­ben uns: lasst uns zu­sehn, dass wir uns lieb be­hal­ten! Oder soll un­ser Ver­spre­chen ein Ver­se­hen sein?«

      – »Gebt uns eine Frist und klei­ne Ehe, dass wir zu­sehn, ob wir zur gros­sen Ehe tau­gen! Es ist ein


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