Gesammelte Werke. Фридрих Вильгельм Ницше

Читать онлайн книгу.

Gesammelte Werke - Фридрих Вильгельм Ницше


Скачать книгу
Ge­dan­ken ha­ben und auch noch um mei­ne Wor­te: dass mir nicht in mei­ne Gär­ten die Schwei­ne und Schwär­mer bre­chen! –

      Herrsch­sucht: die Glüh-Geis­sel der här­tes­ten Her­zens­har­ten; die grau­se Mar­ter, die sich dem Grau­sams­ten sel­ber auf­spart; die düstre Flam­me le­ben­di­ger Schei­ter­hau­fen.

      Herrsch­sucht: die bos­haf­te Brem­se, die den ei­tels­ten Völ­kern auf­ge­setzt wird; die Ver­höh­ne­rin al­ler un­ge­wis­sen Tu­gend; die auf je­dem Ros­se und je­dem Stol­ze rei­tet.

      Herrsch­sucht: das Erd­be­ben, das al­les Mor­sche und Höh­lich­te bricht und auf­bricht; die rol­len­de grol­len­de stra­fen­de Zer­bre­che­rin über­tünch­ter Grä­ber; das blit­zen­de Fra­ge­zei­chen ne­ben vor­zei­ti­gen Ant­wor­ten.

      Herrsch­sucht: vor de­ren Blick der Mensch kriecht und duckt und fröhnt und nied­ri­ger wird als Schlan­ge und Schwein: – bis end­lich die gros­se Ver­ach­tung aus ihm auf­schreie –,

      Herrsch­sucht: die furcht­ba­re Leh­re­rin der gros­sen Ver­ach­tung, wel­che Städ­ten und Rei­chen in’s Ant­litz pre­digt »hin­weg mit dir!« – bis es aus ih­nen sel­ber auf­schreie »hin­weg mit mir

      Herrsch­sucht: die aber lo­ckend auch zu Rei­nen und Ein­sa­men und hin­auf zu selbst­ge­nug­sa­men Hö­hen steigt, glü­hend gleich ei­ner Lie­be, wel­che pur­pur­ne Se­lig­kei­ten lo­ckend an Er­den­him­mel malt.

      Herrsch­sucht: doch wer hies­se es Sucht, wenn das Hohe hin­ab nach Macht ge­lüs­tet! Wahr­lich, nichts Sie­ches und Süch­ti­ges ist an sol­chem Ge­lüs­ten und Nie­der­stei­gen!

      Dass die ein­sa­me Höhe sich nicht ewig ver­ein­sa­me und selbst be­gnü­ge; dass der Berg zu Tha­le kom­me und die Win­de der Höhe zu den Nie­de­run­gen: –

      Oh wer fän­de den rech­ten Tauf- und Tu­gend­na­men für sol­che Sehn­sucht! »Schen­ken­de Tu­gend« – so nann­te das Un­nenn­ba­re einst Za­ra­thustra.

      Und da­mals ge­sch­ah es auch, – und wahr­lich, es ge­sch­ah zum ers­ten Male! – dass sein Wort die Selbst­sucht se­lig pries, die hei­le, ge­sun­de Selbst­sucht, die aus mäch­ti­ger See­le quillt: –

      – aus mäch­ti­ger See­le, zu wel­cher der hohe Leib ge­hört, der schö­ne, sieg­haf­te, er­quick­li­che, um den her­um jed­we­des Ding Spie­gel wird:

      – der ge­schmei­di­ge über­re­den­de Leib, der Tän­zer, des­sen Gleich­niss und Aus­zug die selbst-lus­ti­ge See­le ist. Sol­cher Lei­ber und See­len Selbst-Lust heisst sich sel­ber: »Tu­gend.«

      Mit ih­ren Wor­ten von Gut und Schlecht schirmt sich sol­che Selbst-Lust wie mit hei­li­gen Hai­nen; mit den Na­men ih­res Glücks bannt sie von sich al­les Verächt­li­che.

      Von sich weg bannt sie al­les Fei­ge; sie spricht: Schlecht – das ist fei­ge! Verächt­lich dünkt ihr der im­mer Sor­gen­de, Seuf­zen­de, Kläg­li­che und wer auch die kleins­ten Vort­hei­le auf­liest.

      Sie ver­ach­tet auch alle weh­se­li­ge Weis­heit: denn, wahr­lich, es giebt auch Weis­heit, die im Dunklen blüht, eine Nacht­schat­ten-Weis­heit: als wel­che im­mer seufzt: »Al­les ist ei­tel!«

      Das scheue Miss­trau­en gilt ihr ge­ring, und Je­der, wer Schwü­re statt Bli­cke und Hän­de will: auch alle all­zu miss­traui­sche Weis­heit, – denn sol­che ist fei­ger See­len Art.

      Ge­rin­ger noch gilt ihr der Schnell-Ge­fäl­li­ge, der Hün­di­sche, der gleich auf dem Rücken liegt, der De­müthi­ge; und auch Weis­heit giebt es, die de­müthig und hün­disch und fromm und schnell­ge­fäl­lig ist.

      Ver­hasst ist ihr gar und ein Ekel, wer nie sich weh­ren will, wer gif­ti­gen Spei­chel und böse Bli­cke hin­un­ter­schluckt, der All-zu-Ge­dul­di­ge, Al­les-Dul­der, All­ge­nüg­sa­me: das näm­lich ist die knech­ti­sche Art.

      Ob Ei­ner vor Göt­tern und gött­li­chen Fuss­trit­ten knech­tisch ist, ob vor Men­schen und blö­den Men­schen-Mei­nun­gen: al­le Knechts-Art speit sie an, die­se se­li­ge Selbst­sucht!

      Schlecht: so bei­sst sie Al­les, was ge­knickt und knicke­risch-knech­tisch ist, un­freie Zwin­ker-Au­gen, ge­druck­te Her­zen, und jene falsche nach­ge­ben­de Art, wel­che mit brei­ten fei­gen Lip­pen küsst.

      Und Af­ter-Weis­heit: so heisst sie Al­les, was Knech­te und Grei­se und Müde wit­zeln; und son­der­lich die gan­ze schlim­me aber­wit­zi­ge, über­wit­zi­ge Pries­ter-Narr­heit!

      Die Af­ter-Wei­sen aber, alle die Pries­ter, Welt­mü­den und wes­sen See­le von Weibs- und Knechts­art ist, – oh wie hat ihr Spiel von je­her der Selbst­sucht übel mit­ge­spielt!

      Und Das ge­ra­de soll­te Tu­gend sein und Tu­gend heis­sen, dass man der Selbst­sucht übel mit­spie­le! Und »selbst­los« – so wünsch­ten sich sel­ber mit gu­tem Grun­de alle die­se welt­mü­den Feig­lin­ge und Kreuz­spin­nen!

      Aber de­nen Al­len kommt nun der Tag, die Wand­lung, das Richt­schwert, der gros­se Mit­tag : da soll Vie­les of­fen­bar wer­den!

      Und wer das Ich heil und hei­lig spricht und die Selbst­sucht se­lig, wahr­lich, der spricht auch, was er weiss, ein Weis­sa­ger: »Sie­he, er kommt, er ist nahe, der gros­se Mit­tag

      Also sprach Za­ra­thustra.

      Vom Geist der Schwere

      1

      Mein Mund­werk – ist des Volks: zu grob und herz­lich rede ich für die Sei­den­ha­sen. Und noch frem­der klingt mein Wort al­len Tin­ten-Fi­schen und Fe­der-Füch­sen.

      Mei­ne Hand – ist eine Nar­ren­hand: wehe al­len Ti­schen und Wän­den, und was noch Platz hat für Nar­ren-Zie­rath, Nar­ren-Schmie­rath!

      Mein Fuss – ist ein Pfer­de­fuss; da­mit trapp­le und tra­be ich über Stock und Stein, kreuz- und quer­feld-ein und bin des Teu­fels vor Lust bei al­lem schnel­len Lau­fen.

      Mein Ma­gen – ist wohl ei­nes Ad­lers Ma­gen? Denn er liebt am liebs­ten Lamm­fleisch. Ge­wiss­lich aber ist er ei­nes Vo­gels Ma­gen.

      Von un­schul­di­gen Din­gen ge­nährt und von We­ni­gem, be­reit und un­ge­dul­dig zu flie­gen, da­von­zu­flie­gen – das ist nun mei­ne Art: wie soll­te nicht Et­was dar­an von Vo­gel-Art sein!

      Und zu­mal, dass ich dem Geist der Schwe­re feind bin, das ist Vo­gel-Art: und wahr­lich, tod­feind, erz­feind, ur­feind! Oh wo­hin flog und ver­flog sich nicht schon mei­ne Feind­schaft!

      Da­von könn­te ich schon ein Lied sin­gen – – und will es sin­gen: ob ich gleich al­lein in lee­rem Hau­se bin und es mei­nen eig­nen Ohren sin­gen muss.

      And­re Sän­ger giebt es frei­lich, de­nen macht das vol­le Haus erst ihre Keh­le wei­de, ihre Hand ge­sprä­chig, ihr Auge aus­drück­lich, ihr Herz wach: – De­nen glei­che ich nicht. –

      2

      Wer die Men­schen einst flie­gen lehrt, der hat alle Grenz­stei­ne ver­rückt; alle Grenz­stei­ne sel­ber wer­den ihm in die Luft flie­gen, die Erde wird er neu tau­fen – als »die Leich­te.«

      Der Vo­gel Strauss läuft schnel­ler als das schnells­te Pferd, aber auch er steckt noch den Kopf schwer


Скачать книгу