Gesammelte Werke. Фридрих Вильгельм Ницше

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Gesammelte Werke - Фридрих Вильгельм Ницше


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ler­nen gru­seln bei ei­nem ge­lehr­ten Halb-Tol­len, der in dunklen Zim­mern war­tet, dass ihm die Geis­ter kom­men – und der Geist ganz da­von­läuft!

      Oder sie hor­chen ei­nem al­ten um­ge­trieb­nen Schnurr- und Knurr­pfei­fer zu, der trü­ben Win­den die Trüb­sal der Töne ablern­te; nun pfeift er nach dem Win­de und pre­digt in trü­ben Tö­nen Trüb­sal.

      Und Ei­ni­ge von ih­nen sind so­gar Nacht­wäch­ter ge­wor­den: die ver­ste­hen jetzt in Hör­ner zu bla­sen und Nachts um­her­zu­gehn und alte Sa­chen auf­zu­we­cken, die lan­ge schon ein­ge­schla­fen sind.

      Fünf Wor­te von al­ten Sa­chen hör­te ich ges­tern Nachts an der Gar­ten-Mau­er: die ka­men von sol­chen al­ten be­trüb­ten trock­nen Nacht­wäch­tern.

      »Für einen Va­ter sorgt er nicht ge­nug um sei­ne Kin­der: Men­schen-Vä­ter thun diess bes­ser!« –

      »Er ist zu alt! Er sorgt schon gar nicht mehr um sei­ne Kin­der« – also ant­wor­te­te der an­de­re Nacht­wäch­ter.

      »Hat er denn Kin­der? Nie­mand kann’s be­wei­sen, wenn er’s sel­ber nicht be­weist! Ich woll­te längst, er be­wie­se es ein­mal gründ­lich.«

      »Be­wei­sen? Als ob Der je Et­was be­wie­sen hät­te! Be­wei­sen fällt ihm schwer; er hält gros­se Stücke dar­auf, dass man ihm glaubt.«

      »Ja! Ja! Der Glau­be macht ihn se­lig, der Glau­be an ihn. Das ist so die Art al­ter Leu­te! So geht’s uns auch!« –

      – Also spra­chen zu ein­an­der die zwei al­ten Nacht­wäch­ter und Licht­scheu­chen, und tu­te­ten dar­auf be­trübt in ihre Hör­ner: so ge­sch­ah’s ges­tern Nachts an der Gar­ten-Mau­er.

      Mir aber wand sich das Herz vor La­chen und woll­te bre­chen und wuss­te nicht, wo­hin? und sank in’s Zwerch­fell.

      Wahr­lich, das wird noch mein Tod sein, dass ich vor La­chen er­sti­cke, wenn ich Esel be­trun­ken sehe und Nacht­wäch­ter also an Gott zwei­feln höre.

      Ist es denn nicht lan­ge vor­bei auch für alle sol­che Zwei­fel? Wer darf noch sol­che alte ein­ge­schlaf­ne licht­scheue Sa­chen auf­we­cken!

      Mit den al­ten Göt­tern gieng es ja lan­ge schon zu Ende: – und wahr­lich, ein gu­tes fröh­li­ches Göt­ter-Ende hat­ten sie!

      Sie »däm­mer­ten« sich nicht zu Tode, – das lügt man wohl! Viel­mehr: sie ha­ben sich sel­ber ein­mal zu Tode – ge­lacht !

      Das ge­sch­ah, als das gott­lo­ses­te Wort von ei­nem Got­te sel­ber aus­gieng, – das Wort: »Es ist Ein Gott! Du sollst kei­nen an­dern Gott ha­ben ne­ben mir!« –

      – ein al­ter Grimm-Bart von Gott, ein ei­fer­süch­ti­ger ver­gass sich also:

      Und alle Göt­ter lach­ten da­mals und wa­ckel­ten auf ih­ren Stüh­len und rie­fen: »Ist das nicht eben Gött­lich­keit, dass es Göt­ter, aber kei­nen Gott giebt?«

      Wer Ohren hat, der höre. –

      Also re­de­te Za­ra­thustra in der Stadt, die er lieb­te und wel­che zu­be­nannt ist die bun­te Kuh.’ Von hier näm­lich hat­te er nur noch zwei Tage zu ge­hen, dass er wie­der in sei­ne Höh­le käme und zu sei­nen Thie­ren; sei­ne See­le aber frohlock­te be­stän­dig ob der Nähe sei­ner Heim­kehr. –

      Die Heimkehr

      Oh Ein­sam­keit! Du mei­ne Hei­mat Ein­sam­keit! Zu lan­ge leb­te ich wild in wil­der Frem­de, als dass ich nicht mit Thrä­nen zu dir heim­kehr­te!

      Nun dro­he mir nur mit dem Fin­ger, wie Müt­ter drohn, nein lächle mir zu, wie Müt­ter lä­cheln, nun sprich nur: »Und wer war das, der wie ein Sturm­wind einst von mir da­v­on­stürm­te? –

      »- der schei­dend rief: zu lan­ge sass ich bei der Ein­sam­keit, da ver­lern­te ich das Schwei­gen! D a s – lern­test du nun wohl?

      »Oh Za­ra­thustra, Al­les weiss ich: und dass du un­ter den Vie­len ver­las­se­ner warst, du Ei­ner, als je bei mir!

      »Ein An­de­res ist Ver­las­sen­heit, ein An­de­res Ein­sam­keit: Das – lern­test du nun! Und dass du un­ter Men­schen im­mer wild und fremd sein wirst:

      »-Wild und fremd auch noch, wenn sie dich lie­ben: denn zu­erst von Al­lem wol­len sie ge­schont sein!

      »Hier aber bist du bei dir zu Heim und Hau­se; hier kannst du Al­les hin­aus­re­den und alle Grün­de aus­schüt­ten, Nichts schämt sich hier ver­steck­ter, ver­stock­ter Ge­füh­le.

      »Hier kom­men alle Din­ge lieb­ko­send zu dei­ner Rede und schmei­cheln dir: denn sie wol­len auf dei­nem Rücken rei­ten. Auf je­dem Gleich­niss rei­test du hier zu je­der Wahr­heit.

      »Auf­recht und auf­rich­tig darfst du hier zu al­len Din­gen re­den: und wahr­lich, wie Lob klingt es ih­ren Ohren, dass Ei­ner mit al­len Din­gen – ge­ra­de re­det!

      »Ein An­de­res aber ist Ver­las­sen­sein. Denn, weisst du noch, oh Za­ra­thustra? Als da­mals dein Vo­gel über dir schrie, als du im Wal­de stan­dest, un­schlüs­sig, wo­hin? un­kun­dig, ei­nem Leich­nam nahe: –

      »- als du sprachst: mö­gen mich mei­ne Thie­re füh­ren! Ge­fähr­li­cher fand ich’s un­ter Men­schen, als un­ter Thie­ren: – Das war Ver­las­sen­heit!

      »Und weisst du noch, oh Za­ra­thustra? Als du auf dei­ner In­sel sas­sest, un­ter lee­ren Ei­mern ein Brun­nen Weins, ge­bend und aus­ge­bend, un­ter Durs­ti­gen schen­kend und aus­schen­kend:

      »- bis du end­lich durs­tig al­lein un­ter Trun­ke­nen sas­sest und nächt­lich klag­test »ist Neh­men nicht se­li­ger als Ge­ben? Und Steh­len noch se­li­ger als Neh­men?« – Das war Ver­las­sen­heit!

      »Und weisst du noch, oh Za­ra­thustra? Als dei­ne stills­te Stun­de kam und dich von dir sel­ber fort­trieb, als sie mit bö­sem Flüs­tern sprach: Sprich und zer­brich!« –

      »- als sie dir all dein War­ten und Schwei­gen leid mach­te und dei­nen de­müthi­gen Muth ent­muthig­te: Das war Ver­las­sen­heit!« –

      Oh Ein­sam­keit! Du mei­ne Hei­mat Ein­sam­keit! Wie se­lig und zärt­lich re­det dei­ne Stim­me zu mir!

      Wir fra­gen ein­an­der nicht, wir kla­gen ein­an­der nicht, wir ge­hen of­fen mit ein­an­der durch off­ne Thü­ren.

      Denn of­fen ist es bei dir und hell; und auch die Stun­den lau­fen hier auf leich­teren Füs­sen. Im Dunklen näm­lich trägt man schwe­rer an der Zeit, als im Lich­te.

      Hier sprin­gen mir al­les Seins Wor­te und Wort-Schrei­ne auf: al­les Sein will hier Wort wer­den, al­les Wer­den will hier von mir re­den ler­nen.

      Da un­ten aber – da ist al­les Re­den um­sonst! Da ist Ver­ges­sen und Vor­über­gehn die bes­te Weis­heit: Das – lern­te ich nun!

      Wer Al­les bei den Men­schen be­grei­fen woll­te, der müss­te Al­les an­grei­fen. Aber dazu habe ich zu rein­li­che Hän­de.

      Ich mag schon ih­ren Athem nicht ein­ath­men; ach, dass ich so lan­ge un­ter ih­rem Lärm und üb­lem Athem leb­te!

      Oh se­li­ge Stil­le um mich! Oh rei­ne Gerü­che um mich! Oh wie aus tiefer Brust die­se Stil­le rei­nen Athem holt! Oh wie sie horcht, die­se se­li­ge Stil­le!

      Aber


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