Gesammelte Werke. Фридрих Вильгельм Ницше

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Gesammelte Werke - Фридрих Вильгельм Ницше


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den schäu­men­den Nar­ren und hielt ihm den Mund zu.

      »Höre end­lich auf! rief Za­ra­thustra, mich ekelt lan­ge schon dei­ner Rede und dei­ner Art!

      Wa­rum wohn­test du so lan­ge am Sump­fe, dass du sel­ber zum Frosch und zur Krö­te wer­den muss­test?

      Fliesst dir nicht sel­ber nun ein fau­lich­tes schau­mich­tes Sumpf-Blut durch die Adern, dass du also qua­ken und läs­tern lern­test?

      Wa­rum giengst du nicht in den Wald? Oder pflüg­test die Erde? Ist das Meer nicht voll von grü­nen Ei­lan­den?

      Ich ver­ach­te dein Ver­ach­ten; und wenn du mich warn­test, – warum warn­test du dich nicht sel­ber?

      Aus der Lie­be al­lein soll mir mein Ver­ach­ten und mein war­nen­der Vo­gel auf­flie­gen: aber nicht aus dem Sump­fe! –

      Man heisst dich mei­nen Af­fen, du schäu­men­der Narr: aber ich heis­se dich mein Grun­ze-Schwein, – durch Grun­zen verdirbst du mir noch mein Lob der Narr­heit.

      Was war es denn, was dich zu­erst grun­zen mach­te? Dass Nie­mand dir ge­nug ge­schmei­chel­t hat: – dar­um setz­test du dich hin zu die­sem Un­rat­he, dass du Grund hät­test viel zu grun­zen, –

      – dass du Grund hät­test zu vie­ler Ra­che! Ra­che näm­lich, du eit­ler Narr, ist all dein Schäu­men, ich er­rieth dich wohl!

      Aber dein Nar­ren-Wort thut mir Scha­den, selbst, wo du Recht hast! Und wenn Za­ra­thustra’s Wort so­gar hun­dert Mal Recht hät­te : du wür­dest mit mei­nem Wort im­mer – Un­recht thun

      Also sprach Za­ra­thustra; und er blick­te die gros­se Stadt an, seufz­te und schwieg lan­ge. End­lich re­de­te er also:

      Mich ekelt auch die­ser gros­sen Stadt und nicht nur die­ses Nar­ren. Hier und dort ist Nichts zu bes­sern, Nichts zu bö­sern.

      Wehe die­ser gros­sen Stadt! – Und ich woll­te, ich sähe schon die Feu­er­säu­le, in der sie ver­brannt wird!

      Denn sol­che Feu­er­säu­len müs­sen dem gros­sen Mit­ta­ge vor­an­gehn. Doch diess hat sei­ne Zeit und sein ei­ge­nes Schick­sal. –

      Die­se Leh­re aber gebe ich dir, du Narr, zum Ab­schie­de: wo man nicht mehr lie­ben kann, da soll man – vor­über­gehn! –

      Also sprach Za­ra­thustra und gieng an dem Nar­ren und der gros­sen Stadt vor­über.

      Von den Abtrünnigen

      1

      Ach, liegt Al­les schon welk und grau, was noch jüngst auf die­ser Wie­se grün und bunt stand? Und wie vie­len Ho­nig der Hoff­nung trug ich von hier in mei­ne Bie­nen­kör­be!

      Die­se jun­gen Her­zen sind alle schon alt ge­wor­den, – und nicht alt ein­mal! nur müde, ge­mein, be­quem: – sie heis­sen es »Wir sind wie­der fromm ge­wor­den.«

      Noch jüngst sah ich sie in der Frü­he auf tap­fe­ren Füs­sen hin­aus­lau­fen: aber ihre Füs­se der Er­kennt­niss wur­den müde, und nun ver­leum­den sie auch noch ihre Mor­gen-Tap­fer­keit!

      Wahr­lich, Man­cher von ih­nen hob einst die Bei­ne wie ein Tän­zer, ihm wink­te das La­chen in mei­ner Weis­heit: – da be­sann er sich. Eben sah ich ihn krumm – zum Kreu­ze krie­chen.

      Um Licht und Frei­heit flat­ter­ten sie einst gleich Mücken und jun­gen Dich­tern. Ein We­nig äl­ter, ein We­nig käl­ter: und schon sind sie Dunk­ler und Munk­ler und Ofen­ho­cker.

      Ver­zag­te ih­nen wohl das Herz darob, dass mich die Ein­sam­keit ver­schlang gleich ei­nem Wall­fi­sche? Lausch­te ihr Ohr wohl sehn­süch­tig-lan­ge um­sonst nach mir und mei­nen Trom­pe­ten- und He­rolds-Ru­fen?

      – Ach! Im­mer sind ih­rer nur We­ni­ge, de­ren Herz einen lan­gen Muth und Über­muth hat; und sol­chen bleibt auch der Geist ge­duld­sam. Der Rest aber ist fei­ge.

      Der Rest: das sind im­mer die Al­ler­meis­ten, der All­tag, der Über­fluss, die Viel-zu-Vie­len – die­se alle sind fei­ge! –

      Wer mei­ner Art ist, dem wer­den auch die Er­leb­nis­se mei­ner Art über den Weg lau­fen: also, dass sei­ne ers­ten Ge­sel­len Leich­na­me und Pos­sen­reis­ser sein müs­sen.

      Sei­ne zwei­ten Ge­sel­len aber – die wer­den sich sei­ne Gläu­bi­gen heis­sen: ein le­ben­di­ger Schwarm, viel Lie­be, viel Thor­heit, viel un­bär­ti­ge Ver­eh­rung.

      An die­se Gläu­bi­gen soll Der nicht sein Herz bin­den, wer mei­ner Art un­ter Men­schen ist; an die­se Len­ze und bun­te Wie­sen soll Der nicht glau­ben, wer die flüch­tig-fei­ge Men­schen­art kennt!

      Könn­ten sie an­ders, so wür­den sie auch an­ders wol­len. Halb- und Hal­be ver­der­ben al­les Gan­ze. Dass Blät­ter welk wer­den, – was ist da zu kla­gen!

      Lass sie fah­ren und fal­len, oh Za­ra­thustra, und kla­ge nicht! Lie­ber noch bla­se mit ra­scheln­den Win­den un­ter sie, –

      – bla­se un­ter die­se Blät­ter, oh Za­ra­thustra: dass al­les Wel­ke schnel­ler noch von dir da­von­lau­fen! –

      2

      »Wir sind wie­der fromm ge­wor­den« – so be­ken­nen die­se Ab­trün­ni­gen; und Man­che von ih­nen sind noch zu fei­ge, also zu be­ken­nen.

      De­nen sehe ich in’s Auge, – de­nen sage ich es in’s Ge­sicht und in die Rö­the ih­rer Wan­gen: ihr seid Sol­che, wel­che wie­der be­ten!

      Es ist aber eine Schmach, zu be­ten! Nicht für Alle, aber für dich und mich und wer auch im Kop­fe sein Ge­wis­sen hat. Für dich ist es eine Schmach, zu be­ten!

      Du weisst es wohl: dein fei­ger Teu­fel in dir, der ger­ne Hän­de-fal­ten und Hän­de-in-den-Schooss-le­gen und es be­que­mer ha­ben möch­te: – die­ser fei­ge Teu­fel re­det dir zu »es gieb­t einen Gott!«

      Da­mit aber ge­hörst du zur licht­scheu­en Art, de­nen Licht nim­mer Ruhe lässt; nun musst du täg­lich dei­nen Kopf tiefer in Nacht und Dunst ste­cken!

      Und wahr­lich, du wähl­test die Stun­de gut: denn eben wie­der flie­gen die Nacht­vö­gel aus. Die Stun­de kam al­lem licht­scheu­en Vol­ke, die Abend- und Fei­er­stun­de, wo es nicht – »fei­ert.«

      Ich höre und rie­che es: es kam ihre Stun­de für Jagd und Um­zug, nicht zwar für eine wil­de Jagd, son­dern für eine zah­me lah­me schnüf­feln­de Lei­se­tre­ter- und Lei­se­be­ter-Jagd, –

      – für eine Jagd auf see­len­vol­le Duck­mäu­ser: alle Her­zens- Mau­se­fal­len sind jetzt wie­der auf­ge­stellt! Und wo ich einen Vor­hang auf­he­be, da kommt ein Nacht­fal­ter­chen her­aus­ge­stürzt.

      Hock­te es da wohl zu­sam­men mit ei­nem an­dern Nacht­fal­ter­chen? Denn über­all rie­che ich klei­ne ver­kroch­ne Ge­mein­den; und wo es Käm­mer­lein giebt, da giebt es neue Bet-Brü­der drin und den Dunst von Bet-Brü­dern.

      Sie sit­zen lan­ge Aben­de bei ein­an­der und spre­chen: las­set uns wie­der wer­den wie die Kind­lein und »lie­ber Gott« sa­gen!« – an Mund und Ma­gen ver­dor­ben durch die from­men Zucker­bä­cker.

      Oder sie se­hen lan­ge Aben­de ei­ner lis­ti­gen lau­ern­den Kreuz­spin­ne


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