Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher


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Gott, Bäuerin, ich bin der Florian Brunner. Ich wollt’ fragen, ob ich eine Weile auf deinem Hof bleiben kann. Hab’ schon gehört, daß da ein Mangel an Arbeitskräften herrscht.«

      Dabei setzte er sein charmantestes Lächeln auf.

      Franziska indes mußte unwillkürlich schmunzeln. Sie konnte sich nicht erinnern, daß ein Mann sie jemals mit einer Verbeugung begrüßt hatte. Allerdings fiel ihr auch ein Stein vom Herzen. Dieser Bursche kam wie gerufen.

      »Freilich kannst bleiben«, sagte sie und reichte ihm die Hand. »Wenn du mit den Bedingungen einverstanden bist.«

      Florian Brunner lachte.

      »Da werden wir uns bestimmt einig.«

      »Magst auch einen Kaffee?« erkundigte sich Maria bei der Bäuerin.

      Franzi nickte und setzte sich zu Florian an den Tisch. Dabei nahm sie wahr, wie intensiv er sie musterte, und sie ärgerte sich darüber, daß sie ein wenig rot und verlegen wurde unter diesem Blick. Unwillkürlich klopfte auch ihr Herz schneller. Florian schien etwa in ihrem Alter zu sein, vielleicht ein, zwei Jahre älter, und er sah unverschämt gut aus.

      Und das wußte er auch. Denn so unverhohlen, wie er sie musterte, tat es nur jemand, der sehr selbstsicher und von sich überzeugt war. Franziska Pachner fuhr sich verlegen durch das Haar. Um von ihrer Verlegenheit abzulenken, erkundigte sie sich, wo Florian bisher gearbeitet habe. Wie auch schon der Magd gegenüber, so gab er auch jetzt bereitwillig Auskunft. Die Bäuerin hörte zu, nickte ab und an und nannte schließlich den Lohn, den sie zu zahlen bereit war. Er lag deutlich über dem, was sonst üblich war. Denn Franzi hatte Angst, ihr Gegenüber könne doch noch im letzten Moment abspringen.

      Florian allerdings dachte gar nicht daran. Es gefiel ihm viel zu gut auf dem Pachnerhof… und noch besser gefiel ihm die Bäuerin.

      *

      Hertha Breitlanger schwebte seit Tagen im siebten Himmel. Genauer gesagt, seit jenem Tag, an dem sie Graf Friedrich von und zu Herdingen kennengelernt hatte. Jetzt saß sie am Fenster ihrer Dreizimmerwohnung in St. Johann und wartete sehnsüchtig auf das Erscheinen des Edelmannes. In der Kaffeemaschine blubberte der Kaffee vor sich hin, und auf dem liebevoll gedeckten Tisch stand ein prächtiger Pfirsichkuchen. Während die Mitsechzigerin auf ihren Besuch wartete, rief sie sich den Tag in Erinnerung, an dem diese schicksalhafte Begegnung stattgefunden hatte. Im Nachhinein war Hertha der Vorsehung dankbar, die damals das Fönwetter geschickt und so verhindert hatte, daß ihre beste Freundin an der Kaffeefahrt teilnehmen konnte. Wer weiß, zu welchen Komplikationen es unter Umständen gekommen wäre, wenn der gutaussehende Graf beiden Damen den Hof gemacht hätte. Aber dazu war es ja gottlob nicht gekommen.

      In dem Lokal, das der Busfahrer mit seinen erwartungsvollen Fahrgästen angesteuert hatte, war im großen Saal alles für die Veranstaltung vorbereitet. Dreihundert Leute paßten hinein, und die Tische waren gut besetzt. Schon beim Eintreten war Hertha der große, schlanke Mann mit dem silbergrauen Haar aufgefallen, der im Moment noch alleine an einem der Tische saß. Insbesondere das aristokratische Kinn, das er energisch nach vorne schob, zog sie in ihren Bann. Wie unter Hypnose ging sie auf den Tisch zu. Der Mann, natürlich im dunklen Anzug mit Weste und Krawatte, erhob sich, als Hertha Platz nahm. Er eilte um den Tisch herum und rückte ihr den Stuhl zurecht. Dann stellte er sich neben sie und verbeugte sich.

      »Gestatten – Graf Friedrich von Herdingen«, sagte er knapp und deutete dabei ein schmales Lächeln an.

      Hertha Breitlanger fühlte, wie ihr Puls schneller schlug. Sie lächelte ihm zu, als er sich setzte, und nannte ebenfalls ihren Namen. Und seit diesem Moment war sie rettungslos verliebt.

      Der Nachmittag sollte zu einem unvergeßlichen Erlebnis werden. Was machte es schon, daß der Veranstalter lautstark versuchte, den Leuten seine überteuerten Waren anzudrehen, und daß die angekündigten Volksmusikstars eher zweitklassige Musikanten waren. Hertha hatte ihr Glück gefunden, denn Graf Friedrich schien nur noch Augen für sie zu haben.

      Beinahe hätte sie ihren Bus verpaßt, so sehr waren sie und der Graf in ihre Unterhaltung vertieft. Erst ein ungeduldiges Hupen des Fahrers riß die beiden auseinander.

      »Werden wir uns wiedersehen?« fragte Graf Friedrich hoffnungsvoll.

      Herthas Stimme bebte, als sie huldvoll ihren Kopf neigte und ihm antwortete: »Ich würde mich sehr freuen.«

      Sie gab ihm noch schnell ihre Telefonnummer, dann wurde es höchste Zeit einzusteigen. Hertha beobachtete, wie Graf Friedrich gemessenen Schrittes über den Parkplatz ging. Leider konnte sie nicht mehr sehen, in welche Luxuslimousine ihr neuer Bekannter einstieg, weil der Busfahrer schnell anfuhr. Doch sie war sicher, daß es mindestens ein Mercedes sein müsse.

      Schon tags darauf trafen sie sich am Achsteinsee zu einem ausgedehnten Spaziergang, und am Ende sprach Hertha die Einladung für das heutige Kaffeetrinken aus.

      *

      Endlich sah sie ihn kommen. Wider Erwarten fuhr Graf Friedrich nicht in seinem Wagen vor, was Hertha schon, alleine der Nachbarn wegen, gefallen hätte, sondern er kam zu Fuß. Immerhin hielt er in der linken Hand einen Blumenstrauß, und allein dieser Anblick ließ das Herz der Frau höher schlagen.

      Noch bevor der Besucher den Klingelknopf drücken konnte, wurde ihm schon geöffnet. Mit einem strahlenden Lächeln empfing Hertha Breitlanger ihren Grafen, der sie mit einer formvollendeten Verbeugung begrüßte.

      »Haben Sie herzlichen Dank für die Einladung«, sagte er und führte ihre Hand an seine Lippen.

      »Ich freue mich, daß Sie es einrichten konnten, Graf«, hauchte Hertha entzückt, während sie ihm den leichten Sommermantel abnahm, den Friedrich von Herdingen auszog.

      Sie hängte das Kleidungsstück an die Garderobe. Der Graf überreichte den Blumenstrauß, den er zuvor aus dem Papier wickelte, und Hertha eilte, um eine passende Vase zu holen.

      »Bitte, nehmen Sie doch schon Platz«, rief sie dem Gast von der Küche her zu.

      Graf Friedrich schaute sich im Wohnzimmer um. Was er sah, gefiel ihm. Zwar war die Einrichtung nicht unbedingt sein Geschmack, aber sie zeugte von einem gewissen Wohlstand der Bewohnerin. Zufrieden nickte er, als er den Pfirsichkuchen sah. Die Dame seines Herzens hatte sich also gemerkt, daß dies sein absoluter Lieblingskuchen war.

      Hertha kam aus der Küche zurück. Die Blumen, ein Strauß gelbe Teerosen, hatte sie in eine Glasvase gestellt, die sie auf dem Tisch plazierte. Dann schenkte sie Kaffee ein und legte den Kuchen auf. Schnell entwickelte sich eine Unterhaltung, die der Graf zum größten Teil alleine bestritt. Wie gebannt hing Hertha an seinen Lippen und lauschte der Erzählung über seine Familie, die, nach seinem Bekunden, einer Seitenlinie des böhmischen Königshauses entsprang. Dabei vergaß die Witwe ihr Befremden, das sie nach dem Spaziergang am Achsteinsee darüber befallen hatte, daß Graf Friedrich sie nicht mit seinem Auto nach St. Johann chauffierte, sondern sie statt dessen den Bus nehmen mußte.

      Auf jeden Fall würde Sophie große Augen machen, wenn sie vom Besuch des Grafen erfuhr.

      Viel zu schnell war der Nachmittag vorüber, und viel zu schnell verabschiedete sich ihr Gast. Allerdings nicht ohne eine erneute Verabredung zu treffen.

      »Bringen Sie doch ruhig Ihre Freundin mit, liebste Hertha«, sagte Friedrich zum Abschied. »Ich bin immer neugierig darauf, neue Menschen kennenzulernen.«

      Er reichte ihr die Hand.

      »Also, dann bis Sonntag, draußen am See«, hauchte Hertha Breitlanger und winkte ihm nach, als er die Straße hinunterging.

      Dann tanzte sie beschwingt durch die Wohnung und räumte mit einem verliebten Blick den Teller ab, von dem der Graf gegessen hatte.

      *

      Florian hatte sich im Gesindehaus eingerichtet und mit dem alten Valentin bekannt gemacht. Der Knecht war froh, endlich Hilfe zu bekommen, und der Neue schien ein ganz patenter Kerl zu sein.

      »Dann fahren wir am Nachmittag ins Heu«, sagte er beim Mittagessen, zu dem sich alle in der Küche eingefunden


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