Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher


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die Magd ein. »Für einen Kerl hätt’ ich mich gewiß net so beeilt.«

      Heiteres Gelächter war in der Küche zu hören, als Maria dies von sich gab.

      Nach dem Frühstück ging es gemütlicher als sonst zu. Die Woche über gab es genug Arbeit, doch am Sonntag ließ man sie ruhen und beschränkte sich nur auf das Nötigste. Franziska hatte sich in ihr Schlafzimmer zurückgezogen und suchte die Sachen für die Tracht zusammen. Mochte es vielleicht auch vielen altmodisch erscheinen – im Wachnertal trug man diese festliche Tracht gerne, wenn sich ein Anlaß dafür bot. Und solch ein Anlaß war der Kirchgang am Sonntag. Nachdem sie den von der Mutter geerbten Silberschmuck angelegt hatte, betrachtete Franziska sich zufrieden im Spiegel. Was sie sah, war eine junge und schöne Frau, die stolz dreinblickte.

      Aber auch ein leiser Zug von Sehnsucht war zu sehen.

      Maria hatte das Essen soweit vorbereitet, daß nachher, wenn alle von der Kirche heimkamen, nur die Kartoffeln und das Gemüse gekocht werden mußten. Zusammen fuhren sie in Franziskas Wagen ins Dorf hinunter. Florian, der sich hinten hineingesetzt hatte, schaute immer wieder fasziniert auf den Kopf der jungen Bäuerin, und sein Herz klopfte bis zum Hals hinauf, als er sich vorstellte, wie es wäre, dieses Haar zu berühren, mit dem Finger den feinen Zügen des Gesichts nachzufahren und diese verlockend roten Lippen zu küssen.

      Stundenlang hätte er so dasitzen und träumen mögen, doch die Fahrt ins Tal war schon nach kurzer Zeit beendet.

      *

      Pfarrer Trenker beendete die heilige Messe mit dem Segen. Dann stand er an der Kirchentür und verabschiedete die Gläubigen. Er war erstaunt, als er unter den Leuten, die hinausdrängten, einen jungen Mann entdeckte, dessen Gesicht ihm fremd war.

      »Ihre Predigt hat mir sehr gefallen, Hochwürden«, sagte Florian Brunner, als er dem Geistlichen die Hand reichte.

      »Das freut mich«, antwortete Sebastian.

      Er war wirklich erfreut darüber. Es kam nicht sehr oft vor, daß jemand zu dem Stellung nahm, was er während der Messe hörte. Doch dieser Besucher äußerte sich.

      »Dann darf ich vielleicht hoffen, Sie öfter zu sehen?« fragte der Seelsorger. »Herr…?«

      »Ach so, entschuldigen S’, Hochwürden. Florian Brunner ist mein Name. Ich arbeite seit kurzem oben auf dem Pachnerhof. Ja, ich werd’ bestimmt an den Sonntagen zur Messe kommen.«

      Sebastian nickte ihm freundlich zu und wandte sich dann den anderen Leuten zu, die geduldig gewartet hatten, daß es weiterging. Unter den letzten, die die Kirche verließen, war Franziska Pachner. Sie ließ die anderen vortreten und bat dann den Pfarrer um eine Unterredung. Sebastian, der die junge Frau schon seit ihrer Taufe kannte, nickte.

      »Aber freilich, Franziska. Laß uns doch einen Moment zurück in die Kirche gehen«, schlug er jetzt vor.

      Die Bäuerin gab den anderen Bescheid, daß sie noch etwas mit dem Herrn Pfarrer bereden müsse, dann kehrte sie in das Gotteshaus zurück, wo Pfarrer Trenker in der Sakristei auf sie wartete. Der Geistliche hatte sich inzwischen seines Meßgewandes entledigt und ein dunkles Sakko übergezogen. Jetzt erinnerte nur noch der weiße Kragen daran, daß Sebastian Trenker Pfarrer war.

      »Worum geht es?« erkundigte er sich bei Franziska. »Ist etwas mit dem Hof?«

      »Nein, nein«, wehrte die Bäuerin ab. »Mit dem Hof ist gottlob alles in Ordnung, und seit der Florian bei uns ist, hab’ ich auch keine Sorge mehr wegen der Ernte. Der neue Knecht ist wirklich tüchtig.«

      »Ich habe ihn ja eben kennengelernt«, sagte Sebastian. »Er macht wirklich einen netten Eindruck.«

      Der Seelsorger hatte seiner Besucherin einen Stuhl hingeschoben und setzte sich selbst ihr gegenüber.

      »Also, was hast auf dem Herzen?«

      Die junge Frau überlegte, wie sie beginnen sollte, und insgeheim bereute sie schon beinahe, sich überhaupt an den Pfarrer gewandt zu haben. Schließlich gab sie sich einen Ruck.

      Sebastian hörte aufmerksam zu, als Franziska von ihren Ängsten erzählte, ihrer Sorge, daß ein Mann sie nur um ihres Geldes willen liebte. Zu groß war ja die Enttäuschung, die sie durchgemacht hatte und ihr Mißtrauen nur allzu verständlich.

      »Ich kann dich gut verstehen«, antwortete der Geistliche, nachdem er einen Moment über Franziskas Worte nachgedacht hatte. »Ich weiß, daß es schwer für dich ist, wieder einem Mann zu vertrauen. Doch du mußt es versuchen. Nur weil einer dich so bitter enttäuscht hat, darfst du net alle anderen mit verurteilen. Das wäre dem Mann, der dich aufrichtig liebt, ungerecht.«

      Er beugte sich ein wenig vor.

      »Wer ist es denn?« wollte er wissen.

      Franzi sah überrascht auf.

      »Woher wissen Sie…?«

      Pfarrer Trenker lachte.

      »Ein bissel Menschenkenntnis darfst mir schon zutrauen«, sagte er. »Du hätt’s dich mir net anvertraut, wenn es da net schon jemanden gäbe, auf den du ein Aug’ geworfen hast. Ist es der Florian Brunner?«

      Die junge Bäuerin schluckte und nickte schließlich.

      »Ja«, erwiderte sie. »Ich spüre ganz deutlich, daß er mir mehr bedeutet, als ich es eigentlich wahrhaben will. Aber jedesmal, wenn der Florian drauf und dran ist, sich mir zu erklären, dann werde ich schroff und abweisend. Dabei will ich es eigentlich gar net. Ich hab’ ihn doch lieb…«

      »Na also, Madel, dann ist doch alles in bester Ordnung«, ermunterte Sebastian die Frau. »Zeig’ es ihm doch endlich, was du auch für ihn empfindest. Hab’ Vertrauen, gib ihm eine Chance, dir zu beweisen, daß er es ehrlich mit dir meint.«

      Franziska Pachner erhob sich. Sie fühlte sich sehr erleichtert und spürte, wie gut ihr dieses Gespräch getan hatte.

      »Das will ich gerne tun«, antwortete sie, bevor sie sich verabschiedete.

      Pfarrer Trenker sah ihr hinterher, wie sie unten an der Straße in den Wagen stieg und davonfuhr.

      Sollte da schon bald eine Hochzeit ins Haus stehen?

      Sebastian gönnte der jungen Frau ihr neues Glück von Herzen. Er wußte ja um die unselige Geschichte mit dem Tobias Anzengruber und hatte dem Burschen seinerzeit die Leviten gelesen.

      *

      »Gibt’s was Neues von dem Hochstapler und Heiratsschwindler?« erkundigte sich der Geistliche bei seinem Bruder, als sie zum Mittagessen zusammensaßen.

      »Net viel«, antwortete der Polizist. »Der Bursche ist wohl irgendwo untergetaucht. Ich hab’ heut’ morgen noch eine Liste der Namen bekommen, unter denen er seine Betrügereien begangen hat. Zu dumm, daß es keine Fotos von ihm gibt.

      Joseph Brunner, Varlos y Morena und Douglas Tanner.« Max Trenker konnte nur den Kopf schütteln über so viel Phantasie. In Wirklichkeit hieß der Mann Fritz Untermayr, das hatte die Polizei inzwischen herausbekommen. Doch unter keinem dieser Namen war ein Mann, auf den die Personenbeschreibung paßte, hier irgendwo in der Gegend untergetaucht oder hatte sich ein Zimmer genommen. Max hatte den ganzen Vormittag über in den umliegenden Hotels und Pensionen nachgefragt. Nach dem Essen würde er wohl oder übel zu den Almwirtschaften hinauf müssen. In den Sennereien gab es etliche Frauenzimmer, vielleicht hatte der Mann sich dort verkrochen.

      Oder aber, er war längst über alle Berge! Dann war die ganze Arbeit umsonst.

      Sophie Tappert tröstete den Beamten mit einem besonders großen Stück Braten.

      »Damit Sie genug Kraft haben für Ihre Arbeit am Sonntag nachmittag.«

      »Ein Polizist ist eben immer im Dienst«, seufzte Max.

      Aber so richtig beklagen wollte er sich natürlich nicht. Der Bruder des Pfarrers von St. Johann war froh, in solch einer friedlichen Gemeinde Dienst tun zu können. Da hatten es die Kollegen in der Kreisstadt ungleich schwerer.

      »Und


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