Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 1 – Heimatroman - Toni Waidacher


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Franziska ihnen auf.

      »Machen wir«, erwiderte Florian mit einem Lächeln, daß der jungen Bäuerin heiß und kalt wurde.

      Wenn der so weitermacht, dann bleibt er net lang auf dem Hof, dachte sie wütend. Was bildete er sich eigentlich ein? Daß er sie nur anlächeln brauchte, und sie ihm um den Hals fiel? Da kannte er sie aber schlecht. Und mochte er auch noch so gut aussehen – sie war seine Chefin, und so würd’s auch bleiben!

      Sie beeilte sich, ihren Teller leer zu essen und erhob sich dann schnell. Sie meinte, seinen Blick auf ihrem Rücken brennen zu spüren, als sie die Küche verließ und ins Wohnzimmer ging.

      Valentin bekam davon nichts mit, aber die alte Maria hatte ein feineres Gespür. Ihr war nicht entgangen, daß zwischen dem Knecht und der Bäuerin eine knisternde Atmosphäre herrschte.

      Franziska kehrte erst in die Küche zurück, nachdem Florian und Valentin vom Hof gefahren waren. Schweigsam machte sich die Bäuerin an den Abwasch.

      »Laß doch. Das kann ich doch machen«, sagte die Magd.

      Franziska Pachner wehrte ab.

      »Geh’, Maria, das bißchen Geschirr. Leg’ dich doch ein Stündchen hin, ich mach das schon.«

      Maria Ohlanger sah die junge Frau verständnislos an. Schließlich war es nicht die Aufgabe der Bäuerin, den Abwasch zu machen.

      »Was hältst denn vom neuen Knecht?« erkundigte sie sich arglos.

      Franzi spürte, wie ihr eine feine Röte ins Gesicht stieg, und widmete sich noch intensiver der Arbeit am Spülbecken, in der Hoffnung, daß Maria es nicht bemerken würde.

      »Was soll ich schon von ihm halten?« stellte sie eine Gegenfrage. »Er macht seine Arbeit bis jetzt ordentlich.«

      Maria merkte, daß Franzi nicht recht reden wollte, und befolgte deren Rat. Wenn die Bäuerin sich den Abwasch nicht abnehmen lassen wollte, dann würde sie sich eben wirklich ein wenig schlafen legen. Oft kam es ja net vor, daß sie dazu Gelegenheit hatte.

      Die junge Bäuerin war froh, endlich allein zu sein. So hatte sie Gelegenheit, ihre Gedanken zu ordnen. Seit Florian auf dem Hof war, spielten sie nämlich verrückt. Franziska wehrte sich zwar dagegen, konnte aber nicht verhindern, daß sie immer öfter das Gesicht des jungen Burschen vor sich sah.

      Und dabei hatte sie sich doch geschworen, daß sie sich niemals wieder in ein Mannsbild vergucken wollte.

      Sie schluckte schwer, als ihr wieder dieser unselige Abend ins Gedächtnis kam, an dem sie den Mann, den sie liebte, in den Armen einer anderen sah, und sie konnte nicht verhindern, daß ihre Augen tränennaß wurden.

      Nein! Franziskas Körper straffte sich. Das war alles längst überstanden und würde sich niemals wiederholen. Und wenn dieser Florian es auf die Spitze trieb, dann mußte er eben seine Sachen packen und wieder gehen.

      Punkt und aus!

      *

      Max Trenker las ungläubig das Fernschreiben, das er eben von den Kollegen aus der Kreisstadt erhalten hatte. In ihm wurde auf einen Trickbetrüger und Hochstapler aufmerksam gemacht, der seit geraumer Zeit in der Gegend sein Unwesen trieb. Nicht nur, daß er in Hotels und Pensionen übernachtete und am nächsten Morgen sang- und klanglos verschwand, offenbar hatte er es auch auf reifere Damen abgesehen, die er mit betörenden Worten dazu brachte, ihm ihr Erspartes anzuvertrauen, mit dem er dann durchbrannte.

      Wie viele Opfer es bisher waren, konnte die Polizei nur vermuten, denn nicht wenige schämten sich, auf diesen Schwindler hereingefallen zu sein, und verzichteten auf eine Anzeige. Erst als eine von ihnen den Mut hatte, zur Polizei zu gehen, wurde die Sache bekannt, und auf die erste Anzeige folgten weitere, so daß man inzwischen von mindestens zwölf Fällen ausging, in denen Beträge zwischen drei- und zehntausend Mark ergaunert worden waren.

      Der Bruder des Bergpfarrers schüttelte den Kopf. Es war doch unglaublich, wie leicht sich die Leute das oft schwer ersparte Geld wieder abluchsen ließen.

      Die Beschreibung war eindeutig, sollte der Kerl sich hier in St. Johann sehen lassen – Max Trenker würde ihn sofort erkennen.

      »Passen S’ nur auf, daß Ihnen keiner schöne Augen macht, der’s net ehrlich meint«, sagte er spaßeshalber zu Sophie Tappert, als er später im Pfarrhaus vorbeischaute und von der Suchmeldung erzählte.

      Die Haushälterin sah ihn nur kopfschüttelnd an. Was der Max bloß wieder dachte! So toll konnte gar kein Mann sein, daß es ihm gelang, Sophies Herz zu erobern. Sie war mit ihrem Beruf verheiratet.

      »Wir wollen hoffen, daß der Gauner bald dingfest gemacht wird, bevor er noch mehr Menschen unglücklich macht«, sagte Sebastian Trenker.

      »Bestimmt, wenn der Kerl sich hier blicken läßt«, versprach Max grimmig.

      Er schaute noch einmal die Haushälterin an.

      »Sagen S’ doch mal, Frau Tappert, der Graf, von dem Sie erzählt haben – was ist das denn für einer?« erkundigte er sich.

      Die Perle des Pfarrhaushaltes hob die Schulter.

      »Was soll ich sagen? Ich kenn’ ihn ja net. Bloß von Herthas Erzählungen. Aber, am nächsten Sonntag soll ich ihn kennenlernen. Haben S’ den etwa in Verdacht?«

      Der Polizist schüttelte den Kopf.

      »Mir geht’s wie Ihnen – ich kenn’ ihn auch net. Aber ein bissel merkwürdig ist’s schon, daß hier so ein Graf auftaucht, wo seine Familie doch eigentlich ausgestorben ist.«

      »Vielleicht, Max, vielleicht«, wandte der Geistliche ein. »Wie gesagt – ich bin kein Historiker. Mag sein, daß ich mich täusch’, und es leben wirklich noch welche aus dieser Seitenlinie. Wir wollen ja niemanden zu Unrecht verdächtigen.«

      »Na, ich werd’ mir den Grafen jedenfalls genau anschau’n, wenn ich ihn am Sonntag treff’«, bekräftigte Sophie Tappert.

      *

      Soweit es ihr möglich war, versuchte Franziska Pachner ihrem neuen Knecht aus dem Weg zu gehen. Allerdings ließ es sich nicht vermeiden, daß sie zu den Mahlzeiten aufeinander trafen. Jedesmal beschränkte sich die junge Bäuerin darauf, nur das Notwendigste mit ihm zu reden.

      Florian Brunner schien hingegen unbekümmert. Als gäbe es überhaupt keine dunklen Wolken, die sein Gemüt jemals trüben könnten, hatte er immer ein freundliches Lächeln im Gesicht. Und mit jeder Geste, mit jedem Wort ließ er Franziska spüren, daß sie für ihn mehr, als nur die Chefin war.

      Nicht, daß er sich ihr offenbart hätte. Aber seine ganze Art sprach eine deutliche Sprache. Selbst der Dümmste hätte bemerkt, daß der Knecht bis über beide Ohren in seine Bäuerin verliebt war.

      Am Samstag saß er nach dem Abendessen noch ein Weilchen in der Küche und schaute Maria zu, die den Braten für den sonntäglichen Schmaus vorbereitete. Valentin saß auf der Eckbank, schlürfte seinen Kaffee und blätterte in der Zeitung. Franziska Pachner war gleich nach dem Essen aufgestanden und mit dem Hinweis, sie müsse sich um die Buchführung kümmern, ins Wohnzimmer gegangen.

      Florian überlegte, was er mit dem Abend anfangen sollte. Überall, wo er sonst gewesen war, ging man am Wochenende zum Tanz ins Dorf hinunter. Allerdings – die beiden Alten schienen nicht mehr so recht in der Lage, das Tanzbein zu schwingen. Und die Bäuerin? Florian wollte nicht glauben, daß die junge Frau kein Interesse an dem samstäglichen Vergnügen habe. Wenn man die ganze Woche über hart arbeitete, freute man sich doch darauf, ein wenig zu feiern und Spaß zu haben. Aber als er Franzi darauf ansprach, schaute sie ihn nur verständnislos an.

      »Für solchen Firlefanz hab’ ich keine Zeit«, antwortete sie barsch. »Und überhaupt – was geht’s dich an, wie ich mein Wochenend’ verbring’?«

      Damit hatte sie ihn stehengelassen. Wie ein begossener Pudel schaute er ihr hinterher. Doch dann nahm er’s von der leichten Seite, pfiff ein leises Liedchen und tänzelte dabei so elegant durch die Küche, daß die alte Maria sich wünschte, vierzig


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