Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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sich neben seinen Sohn. Polly nahm ebenfalls Platz.

      »Gut, machen wir eine kleine Pause, an diesem besonderen Ort. Ich spüre, daß du etwas auf dem Herzen hast, Patrick. Das spüre ich schon länger. Wollen wir nicht offen darüber reden? Oder willst du nur mit mir nicht darüber reden?«

      »Patrick! Nun rede schon mit Papa!« ermunterte ihn seine Schwester.

      Patrick spielte mit der Kordel an seinem Anorak.

      »Sag du es ihm, Polly!«

      Polly verzog das Gesicht. Patrick drückt sich mal wieder, dachte sie. Trotzdem empfand sie Mitleid mit ihrem Zwillingsbruder. Sie wußte, wie unglücklich er war.

      »Papa! Patrick vermißt mich! Wir sind eben Zwillinge! Wärst du ihm sehr böse, wenn er wieder zu mir und Mama zurückkommt? Wärest du sehr traurig?«

      Gunter legte seinen Arm um seinen Sohn und streichelte ihm über das Haar.

      »Das ist es also! Du vermißt Polly! Deshalb bist du in den letzten Wochen und Monaten immer stiller geworden. Warum hattest du nicht den Mut, mit mir darüber zu reden?«

      Statt einer Antwort zuckte Patrick mit den Schultern.

      »Hör mal! Wenn wir aus dem Urlaub zurück sind, rede ich mit Helen. Sie hat sicherlich nichts dagegen«, lächelte Gunter wehmütig.

      »Ich habe schon mit Mama geredet! Sie hat nichts dagegen, daß Patrick wieder zu uns zieht!« verkündete Polly mit strahlenden Augen.

      »Dann ist ja alles geregelt, Patrick! Und wenn du es hören willst, dann sage ich es dir ganz deutlich! Ich bin weder böse, noch traurig darüber! Wir sehen uns ja an den Vaterwochenenden. Und wenn ich einmal mit dir etwas unternehmen soll, was eben nur Väter und Söhne machen, dann kannst du es mir sagen. Ich möchte, daß du glücklich bist und Polly ebenso – okay?«

      Patrick nickte.

      »Können wir jetzt weitergehen?« fragte Gunter.

      Patrick vergrub seine Hände in den Taschen seines Anoraks.

      »Wird Frauke immer bei dir bleiben?« fragte der Junge leise.

      »Dir gefällt Frauke nicht?«

      »Mußt du immer eine Frage mit einer Gegenfrage beantworten?« motzte Patrick. »Also ich muß das wissen? Wird Frauke – ich meine wird sie – wird sie Mamas Stelle einnehmen?«

      »Oh, Patrick! Frauke kann niemals Mamas Stelle einnehmen. Aber ich ahne, was du fragen willst und dich nicht traust.«

      »Ich traue mich, dich zu fragen!« warf Polly ein. »Willst du Frauke heiraten?«

      »Wie kommst du darauf, Polly?«

      »Papa, du weichst aus! Du küßt Frauke doch oder? Ihr seid doch ein Liebespaar! Und der ganze Urlaub, der ist doch eine Art Familienurlaub zur Probe oder? Uns kannst du nichts vormachen, Papa!«

      Gunter konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken.

      »Bist ein schlaues Mädchen, Polly! Ich gebe es zu! Ich wollte euch die Chance geben, Frauke näher kennenzulernen und Frauke möchte euch auch näher kennenlernen. Ist das schlimm?«

      »Dann willst du Frauke heiraten?« fragte jetzt Patrick.

      »Also, ich liebe Frauke! Ich kann mir schon richtig vorstellen, wieder zu heiraten. Ich hoffe, daß ihr euch dann, wenn es soweit ist, mit mir freut!«

      »Ich kann Frauke nicht leiden! Sie ist doof!« flüsterte Patrick.

      »Willst du es mir nicht überlassen, das zu beurteilen? Ich will sie heiraten. In zehn Jahren vielleicht oder sogar noch früher verliebst du dich vielleicht in ein Mädchen, Patrick. Dann würdest du dich doch auch freuen, wenn es mir gefällt. Oder? Ich kann mir vorstellen, glücklich mit Frauke zu werden. Ich kann euch nicht zwingen, sie zu mögen. Aber es wäre wirklich nett, wenn ihr sie nicht ablehnen würdet. Es wäre noch netter, wenn ihr sie es nicht so spüren lassen würdet. Ich kann ja verstehen, daß ihr euch mit dem Gedanken, daß ich wieder heiraten möchte, nicht anfreunden könnt. Doch es ist mein Leben! Ich will auch glücklich sein. Glaubt ihr denn, ich will für den Rest meines Lebens alleine sein?«

      Die Zwillinge schwiegen.

      Gunter redete und redete. Er war verunsichert, weil sie nichts sagten. Auch Polly, die immer mehr redete als ihr Bruder, schwieg ebenfalls. Mit Engelszungen warb Gunter um Verständnis. Er ließ aber auch keinen Zweifel daran, daß er an Frauke festhalten wollte. Es war ein langer Vortrag, den er seinen Kinder hielt. Zum Schluß bat er sie darum, die Chance zu nutzen und Frauke einfach näher kennenzulernen.

      »Ich verlange nicht, daß ihr sie liebt! Über etwas Toleranz würde ich mich sehr freuen. Meint ihr, ihr bringt das fertig? Ihr würdet mir eine große Freude machen.«

      Die Zwillinge schauten sich an. Patrick murmelte leise:

      »Mal sehen!«

      Gunter wußte, daß dies die Antwort seines Sohnes war, wenn er zustimmte. Patrick konnte nie richtig ja sagen! Er wollte sich nie festlegen, wenn es um Gefühle ging. Er zeigte nie eine spontane Freude. Er behielt sich immer ein Hintertürchen offen. Wahrscheinlich tut er es aus Selbstschutz, um sich selbst vor Enttäuschungen zu schützen. Zu dieser Erkenntnis war Gunter gekommen.

      Sie sind eben Scheidungskinder, dachte Gunter. Die Scheidung hat ihre Welt in zwei Teile geteilt. Sie sind noch so jung. Sie müssen erst noch älter werden und selbst lieben, dann können sie mich besser verstehen. Vielleicht sollte ich mit Helen darüber reden, dachte Gunter. Vielleicht würde helfen, wenn Helen und ich gemeinsam mit den Kindern über Frauke sprechen. Wenn Patrick sieht, wie Helen damit umgeht, daß sie Verständnis hat für mein neues Glück, dann finden die Zwillinge vielleicht auch einen Zugang zu Frauke.

      Als könnte Polly die Gedanken ihres Vater lesen, frage sie leise:

      »Weiß Mama, daß du in Frauke verliebt bist, Papa?«

      »Mama hat mich und Frauke schon einige Male zusammen gesehen. Frauke arbeitet ja seit Jahren in der Firma. Sie ist schon viele Jahre da, schon damals, als Helen und ich noch verheiratet waren. Eure Mutter ist eine ausgezeichnete Architektin. Ihr ist es sogar gelungen, mir einige Aufträge wegzuschnappen. Ihr wißt ja, daß Aufträge bei großen Ausschreibungen ausgeschrieben werden. Dann werden an einem Tag alle Architekten eingeladen und präsentieren ihre Vorschläge. Bei solchen Treffen gehe ich dann mit einem ganzen Team hin. Frauke ist immer dabei. Bei solchen Terminen sahen sich Frauke und eure Mutter öfter. Sie redeten auch miteinander. Natürlich sprachen sie nicht über uns oder euch. Aber ich nehme an, daß eure Mutter schon bemerkt hat, daß Frauke mehr als nur eine Mitarbeiterin ist. Eine Bemerkung über mein Verhältnis zu Frauke hat eure Mutter nie gemacht. Das würde sie auch von sich aus nie tun. Aber ich werde mit Helen über Frauke reden. Ich werde es ihr sagen, daß ich Frauke heiraten will. Dann weiß sie es und ihr müßt kein Geheimnis daraus machen. Gut so?«

      Die Zwillinge schauten sich an. Gunter forderte keine Antwort von ihnen auf seinen Vorschlag. Sie sind Kinder. Sie brauchen Zeit, sich mit dem Gedanken anzufreunden, dachte er. Er stand auf.

      »Wollen wir jetzt weitergehen?«

      Patrick schüttelte den Kopf.

      »Ich habe keine Lust mehr. Können wir zurückgehen?«

      »Was ist mir dir, Polly?«

      »Ist okay! Wir können ja mit Sebastian und Franziska spielen. Die scheinen ganz nett zu sein. Gestern abend haben sie uns ihre Zimmer gezeigt. Basti hat viele Modellbauten, Papa. Er will vielleicht auch mal Architekt werden. Die baut er aus kleinen Holzspänen und viel Pappe. Dann malt er sie bunt an. Die sind ganz toll. Du mußt sie dir mal ansehen! Er hat ein Modell der Berghütte gebaut, mit einem abnehmbaren Dach. Das Geländer der Terrasse ist aus lauter Streichhölzern.«

      »Gut, dann gehen wir zurück! Wir können ja an einem anderen Tag zusammen eine Wanderung machen. Ich bin sicher, daß Frauke nichts dagegen hat, wenn wir alleine losziehen.«

      »Du mußt nicht mit uns kommen,


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