Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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Polly mit großen Augen an. Sie wird ihrer Mutter sehr ähnlich, dachte Gunter in diesem Augenblick. Helen wußte auch immer, wann ich allein sein wollte.

      »Das ist vielleicht keine schlechte Idee…«

      »Nun mach schon, Papa! Wir stürzen schon nicht ab!«

      Gunter brachte seine Kinder dann doch noch ein Stück zurück. Als die Berghütte in Sichtweite kam, verabschiedete er sich und kehrte um. Polly und Patrick gingen alleine über das Geröllfeld zur Berghütte.

      »Basti! Franzi! Da kommen Polly und Patrick!« rief der alte Alois.

      Er saß auf der Terrasse der Berghütte. Die Bichler Kinder liefen den Zwillingen entgegen, gefolgt von Bello.

      Der Tag wurde für Polly und Patrick doch noch sehr schön. Sie spielten zuerst mit den Bichler Kindern und Bello auf dem Geröllfeld fangen. Mittags liefen sie hinunter zur Oberländer Alm, um noch Sahne für Anna zu holen.

      Frauke schlief bis nach dem Mittagessen. Anschließend saß sie auf der Terrasse der Berghütte und sonnte sich.

      Als Gunter am frühen Abend von seiner einsamen Wanderung zurückkam, hatte er den Eindruck, daß die Kinder sein Geständnis nicht mehr allzusehr bedrückte. Auch Frauke schien besserer Laune zu sein.

      Nach dem gemeinsamen Abendessen verschwanden Polly und Patrick mit Basti und Franzi in deren Zimmer zum Spielen. Es war schon spät, als Gunter die Zwillinge ermahnte, schlafen zu gehen.

      *

      Am nächsten Morgen frühstückten Gunter und Frauke alleine.

      »Daß die Kinder so lange schlafen?« Gunter war beunruhigt.

      Frauke lächelte ihn an.

      »Laß sie! Sie sind gestern spät ins Bett gegangen. Außerdem macht die Bergluft müde. Bei dem einen wirkt sie früher, wie bei mir, bei den Kindern eben erst heute. Laß sie ausschlafen!«

      »Sicher hast du recht, Frauke!«

      Gunter trank seinen Kaffee aus.

      »Übrigens, wie gefällt es dir hier auf der Berghütte, Frauke?«

      Frauke Hennings warf Gunter einen flüchtigen Blick zu. Sie trank einen Schluck Kaffee.

      »Gunter, ich will ehrlich zu dir sein!«

      »Ich bitte darum! Mißverständnisse auf Grund von Vorspiegelung falscher Tatsachen, das habe ich im Leben genug erlebt. Ich wollte Helen schonen, sie mich. Am Schluß lebten wir in zwei verschiedenen Welten und es gab keine Brücke mehr dazwischen.«

      »Willst du jetzt über Helen reden oder interessiert es dich, wie es mir hier gefällt?« zischte Frauke mit eifersüchtigem Unterton.

      Gunter griff nach Fraukes Hand.

      »So habe ich es nicht gemeint. Ich wollte dir doch nur zu verstehen geben, welch großen Wert ich auf Offenheit und Ehrlichkeit lege.«

      Er lächelte Frauke an.

      »Nun sag’ schon!«

      Frauke Hennings seufzte.

      »Gut! Dann will ich schonungslos offen und ehrlich sein! Gunter, die Berge sind nicht meine Welt. Damit sage ich dir nichts Neues. Das wußtest du schon. Ich bin mitgekommen, um dir eine Freude zu machen. Aber ich fühle mich hier völlig fehl am Platz. Ich kann den Bergen nichts Schönes abgewinnen.«

      »Du bist erst kurz hier! Laß dir Zeit!«

      Frauke Hennings schüttelte den Kopf.

      »Gunter! So wichtig kann es für dich doch nicht sein oder? Müssen in einer Beziehung beide immer für das gleiche schwärmen? Ist das nicht langweilig? Ich respektiere deine Liebe zu den Bergen. Ich habe auch keine Einwände, wenn du alleine in die Berge fährst. Ganz im Gegenteil! Ich weiß, daß du dann glücklich bist! Aber ich bin es nicht und ich werde es mit Sicherheit nicht sein, niemals sein. Ich komme mir fehl am Platz vor! Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll, Gunter. Ich will dich nicht verletzen. Aber mir gefällt es hier nicht.«

      »Das ist schade, Frauke! Wie auch immer, damit muß ich wohl leben«, seufzte Gunter tief.

      »Ja, Gunter, das mußt du!« Frauke lächelte Gunter an. »Machen wir das Beste aus der Situation. Du bist glücklich hier! Deine Kinder sind glücklich hier! Also werdet ihr hier einen wunderschönen Urlaub verbringen. Doch bitte – bitte – verschone mich davon. Ich will nicht wandern gehen! Ich könnte nur hier auf der Terrasse sitzen und mir die Berge anschauen.«

      Frauke blickte in die Weite.

      »Ich gebe zu, daß der Blick sehr eindrucksvoll ist. Er gibt mir nur bei weitem nicht das innere Gefühl, von dem du mir erzählt hast. Ich kann mich auch nicht mit den anderen Hüttengästen unterhalten. Alle reden nur vom Bergsteigen und Bergwandern. Das ist nicht meine Welt, Gunter.«

      »Das ist sehr schade, Frauke!« sagte Gunter leise. »Was wollen wir also machen? Abreisen?«

      Frauke Hennings schüttelte den Kopf.

      »Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht, Gunter. Ich will den Kindern den gemeinsamen Urlaub mit dir nicht verderben. Das wäre auch strategisch mehr als ungeschickt. Also…«

      Frauke holte tief Luft.

      »Ich reise ab!«

      Gunter schaute Frauke mit großen Augen an.

      »Willst du nicht wenigstens eine Woche versuchen?«

      »Gunter! Was macht das für einen Unterschied? Ich bin hier nicht glücklich, auch wenn ich in deiner Nähe bin. Es ist einfach nicht meine Welt. Wenn ich mich noch eine Woche herumquäle, dann leide ich nur. Wenn ich nicht glücklich bin, dann bist du es sicherlich auch nicht. Den Kindern kann ich ohnehin nichts vormachen. Außerdem will ich es nicht. Ich will nicht in einen Wettbewerb mit ihrer Mutter treten. Das ist mir klargeworden. Das wäre sicherlich der falsche Weg – der falsche Weg für die Kinder und für mich. Ich wünsche mir, daß sie mich so akzeptieren, wie ich bin. Ich bin anders als ihre Mutter. Ich muß sie nicht kopieren. In der Verschiedenheit zwischen mir und Helen kann auch eine Chance für die Kinder liegen. Also, Gunter! Du bleibst mit den Gören hier! Ich fahre derweilen ans Meer. Ich habe eine Freundin an der Côte d’Azur. Ich schlage vor, daß ich heute noch fahre. Ich könnte dein Auto nehmen und hole euch am Ende des Urlaubs in Waldkogel ab.«

      Frauke griff über den Tisch nach Gunters Hand. Sie setzte ihr zauberhaftestes Lächeln auf.

      »Ja, wahrscheinlich ist es das Beste! Schade ist es trotzdem!«

      Frauke atmete tief durch. Sie schaute Gunter in die Augen.

      »Gunter, ich bin Frauke – nicht Helen! Du liebst mich doch, weil ich anders als Helen bin! Das hast du mir jedenfalls gesagt.«

      »Ja, das habe ich! Wann willst du fahren?«

      »Ich werde gleich packen! Es ist auch nicht nötig, daß du mich runter zur Oberländer Alm bringst. Ich habe nicht viel Gepäck. Die meisten Sachen in den Reisetaschen sind für die Berge. Die brauche ich am Meer nicht. Ich nehme nur ganz wenige Kleidungstücke mit und meinen Kosmetikkoffer. Meine Freundin wird mir schon etwas ausleihen oder ich kaufe mir ein paar neue Kleider.«

      Frauke sah Gunter lächelnd an.

      »Mache nicht so ein Gesicht, Gunter! Es ist das Beste. Meinst du nicht auch?«

      Statt einer Antwort griff Gunter in seine Hosentasche und legte Frauke den Autoschlüssel hin.

      Sie nickten sich zu. Frauke stand auf und ging in die Berghütte.

      Gunter blieb sitzen und dachte nach. Frauke ist eine kluge Frau, sie weiß, wann sie nicht gewinnen kann und sucht nach einem anderen Weg. Ich sollte mich glücklich schätzen, Frauke zu haben.

      Es dauerte nicht lange, dann kam Frauke mit Anna und Toni aus der Berghütte. Toni trug einen Rucksack und spannte Bello vor den kleinen Aluminiumwagen, den er extra für Bello hatte anfertigen lassen. Damit konnte Bello viele


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