Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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halbe Stunde später hielt er vor der großen Almhütte, die zur Straubinger Hochalm gehörte. Es brannte noch Licht. Das wunderte ihn. Fröhliches Lachen drang aus den offenen Fenstern.

      Gustl schlich sich leise heran und spähte hinein. Der Senn, den er über Sommer angestellt hatte, feierte inmitten einer Gruppe junger Leute ein feuchtfröhliches Fest.

      Gustl ging über die Weide und kontrollierte den Stall. Was er sah, gefiel ihm nicht. Der Senn nahm seine Aufgabe offensichtlich zu leicht. Wenn man nicht alles kontrolliert, dachte Gustl. Ich muß jemand anderes suchen. Leise schlich er davon. Er ließ sein Auto im Leerlauf den Weg hinunterrollen. Erst dann schaltete er den Motor ein und fuhr weiter. Nach einigen hundert Metern bog er auf den Milchpfad ein. Das Gestein knirschte unter den Reifen, als der Jeep langsam die Serpentinen hinauffuhr.

      Gustl parkte auf der Wiese hinter der Oberländer Alm. Er schulterte seinen Rucksack, nahm die Stablampe in die Hand und wanderte den Bergpfad hinauf. Gustl ging vorsichtig. Es war Nacht und er kannte den Weg nicht gut. Als Junge war er oft mit Toni zum alten Alois hinaufgegangen. Aber das war lange her.

      Auf halber Strecke legte Gustl eine Rast ein. Er betrachtete den Sternenhimmel und den Mond. Er spürte den milden Nachtwind auf seinem Gesicht. Er war glücklich. Vielleicht betrachte ich bald mit dem Madl meines Herzens den Sternenhimmel, dachte er.

      Gustl blieb sitzen, bis das erste Morgenlicht hinter den Berggipfeln im Osten den neuen Tag ankündigte. Dann ging er weiter.

      *

      In der gleichen Nacht wälzte sich Agathe Bergmann unruhig im Bett.

      »Agathe, wenn du nicht schlafen kannst, dann nimm wenigstens Rücksicht auf mich. Ich muß morgen früh pünktlich und ausgeschlafen in der Apotheke stehen.«

      »Schatz, es tut mir leid, wenn ich dich gestört habe. Ich bin wegen Karoline so unruhig. Das Kind ist jetzt schon zwei Wochen fort und hat noch kein Lebenszeichen von sich gegeben. Sie hat weder angerufen, noch geschrieben. Ich bin so wütend, daß ich am liebsten selbst in dieses Waldkogel fahren würde.«

      »Agathe! Nein! Pascal wird Karoline besuchen. So haben wir es vereinbart.«

      »Weißt du, wann er fahren wird?«

      »Nein! Du kannst ihn ja morgen anrufen und ihn fragen. Jetzt schlafe, Agathe! Wenn du nicht schlafen kannst, dann brühe dir einen Baldriantee auf.«

      Berthold drehte sich auf die andere Seite und versuchte wieder einzuschlafen.

      Als Stunden später der Wecker läutete, war seine Frau schon auf. Neben seinem Frühstücksteller lag eine E-Mail. Sie war von Pascal. Darin teilte er mit, daß er nach Waldkogel fahren werde.

      »Siehst du, Berthold, Pascal ist auch unruhig! Hast du gelesen, was er geschrieben hat? Der Junge konnte auch keine Ruhe finden und ist heute nacht noch losgefahren. Mit Karoline muß etwas nicht stimmen. Ich spüre das – und Pascal muß das auch spüren.«

      »Agathe! Nun höre auf! Was soll diese Gefühlsduselei! Laß mich in Ruhe frühstücken. Karoline macht Urlaub. Darauf haben wir uns verständigt. Irgendwie kann ich auch verstehen, daß sie mal Abstand braucht.«

      »Wie soll ich das jetzt verstehen, Berthold?«

      »Agathe! Dramatisiere nicht jedes Wort von mir. Das Kind war einfach urlaubsreif, sonst nichts. Bei Pascal ist sie in besten Händen. Laß die Sache laufen! Er wird das schon machen! Sie lieben sich doch!«

      Agathe Bergmann seufzte nun, schwieg aber dann.

      Zur gleichen Zeit steuerte Pas-

      cal Hubschmidt seinen Sportwagen durch Waldkogel. Die Autobahn war in der Nacht wenig befahren gewesen. Er war sehr zügig vorangekommen. Es waren nur noch wenige Kilometer bis Waldkogel. Er wußte nicht, wo Karoline sich einquartiert hatte. Er erinnerte sich nur, daß sie damals in einem Wirtshaus mit Pension ein Zimmer hatten. An den Namen konnte er sich nicht mehr erinnern, irgend etwas mit »B«.

      Am Ortanfang von Waldkogel kam Pascal ein Traktor entgegen. Pascal hielt an und winkte. Der Traktor hielt.

      »Guten Morgen!«

      »Grüß Gott!« sagte der Bauer. »Haben Sie sich verfahren? Die Straße hier ist eine Sackgasse. Nach Waldkogel kommt nix mehr, nur noch die schönen Berge.«

      »Verfahren habe ich mich nicht. Waldkogel, das ist richtig. Da will ich hin. Ich suche ein Wirtshaus mit einer Pension. Da bin ich früher einmal gewesen. Leider habe ich den Namen vergessen. Es muß etwas mit ›B‹ sein, wie Baumann oder…«

      »Des kann dann nur ›Beim Baumberger‹ gewesen sein. Des ist immer geradeaus. Ganz am Ende ist des, auf der rechten Seite. Immer schön auf der Hauptstraße bleiben, dann können Sie’s net verfehlen.«

      »Danke! Sie haben mir sehr geholfen.«

      Der Bauer betrachtete Pascal Hubschmidt. Er trug einen leichten eleganten Sommeranzug mit einem Seidenhemd darunter.

      »Des ist aber nix für Sie! Fragen S’ besser im Hotel nach. Da steigen Leut’ wie Sie ab. Des Hotel heißt ›Zum Ochsen‹ und ist in der Ortsmitte, dort wo die Kirch’ und des Rathaus sind.«

      Dann ließ der Bauer den Traktor wieder an. Er tippte an seinen Filzhut und fuhr weiter. Pascal schaute ihm nach. Erst jetzt fiel ihm auf, daß er sich für einen Besuch in den Bergen falsch gekleidet hatte. Nun ja, so lange werde ich nicht bleiben. Ich habe ja auch nicht vor, wandern zu gehen. Ich will nur mit Karoline reden. Dann fahren wir gemeinsam zurück. Pascal stieg in sein Auto.

      Wenige Minuten später hielt er vor dem Wirtshaus mit der Pension. Er las das große Schild:

      »Beim Baumberger! Das ist es!« murmelte Pascal Hubschmidt vor sich hin. Eine Gruppe verließ das Wirtshaus. Im Vorbeigehen grüßten sie ihn. Es waren junge Leute, die offensichtlich zu einer Bergwanderung aufbrachen.

      Pascal griff nach seiner Reisetasche. Er stieg die Stufen hinauf und trat durch die offene Tür in die Wirtsstube.

      »Guten Morgen!« grüßte er laut und deutlich.

      »Grüß Gott!« sagte Xaver, der die Tische vom Frühstücksgeschirr abräumte.

      »Was darf’s sein? Ein Frühstück nach Bauernart mit Eiern und Speck?«

      »Das ist mir zu fett! Schwarzer Kaffee, zwei Eier im Glas, Toast und etwas Margarine.«

      Meta Baumberger hörte es in der Küche.

      »Schon wieder so ein Heini!« murmelte sie vor sich hin.

      Sie gab zwei Eier ins Wasser. Durch die offene Tür zur Wirtsstube hörte sie, wie der Fremde mit Xaver redete.

      »Ich suche meine zukünftige Verlobte. Sie heißt Karoline Bergmann. Sie ist vielleicht hier abgestiegen?«

      Meta hörte es und rannte in die Wirtsstube.

      »Dann bist du der Pascal! Du bist doch letztes Jahr ein paar Tage mit der Karoline hier gewesen. Ich erinnere mich noch genau! Dann willst die Karoline besuchen. Mei, des tut mir jetzt aber leid! Des Madl hat net gesagt, daß du kommst.«

      »Es sollte eine Überraschung sein!« warf Pascal ein. »Klingt, als sei Karoline nicht da!«

      »Naa! Die ist net da! Die ist auf einer längeren Bergwanderung. Weißt, die wandert von Schutzhütte zu Schutzhütte.«

      Meta sah Pascal die Enttäuschung an.

      »Schade! Wann wird sie wieder zurück sein?«

      »Mei, woher soll ich des wissen?«

      Xaver sagte nichts. Er holte für Pascal einen Kaffee.

      »Gibt es keine Möglichkeit, daß ich Karoline finden kann? Sie muß doch irgendwie erreichbar sein.«

      »In den Bergen jemanden zu finden, des ist wie eine Stecknadel im Heuhaufen suchen!« lachte Meta Baumberger.

      »Sie meldet sich nicht! Ich habe versucht, sie anzurufen. Sie beantwortet auch keine SMS.«


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