Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner
Читать онлайн книгу.mache mir wirklich Sorge um des Vieh.«
»Ich wäre bestimmt eine Enttäuschung!«
»Naa, des wärst net, Karo! Ich zeige dir alles. Außerdem kannst du mich Tag und Nacht anrufen, wenn du mit etwas net zurechtkommen tust.«
»Nun sag’ schon ja, Karoline!« ermunterte sie Toni. »Des kannst schon. Außerdem wird des eine ganz neue Erfahrung sein. Du liebst doch die Berge und des Landleben. Dann probiere es doch mal aus, wie des so als Sennerin ist. Es wird auch net für lange sein, wie ich den Gustl verstehe. Außerdem hast du Zeit! Du willst doch bis zum Herbst in Waldkogel bleiben!«
»Mei, Karo! Bis zum Herbst? Des ist großartig. Dich schicken mir die Engel!«
Gustl trank einen Schluck Kaffee.
»Also höre mal, Karo! Ich darf doch Karo sagen? Du hast dich dazu noch net geäußert und ich will dich net ärgern.«
Karoline lächelte ihn an.
»Schon gut! Karo klingt gut! Klingt aus mehrfacher Sicht sehr gut! Wie ich das meine, will ich aber jetzt nicht ausführen! Vielleicht später.«
Gustl nickte.
»Also, ich mache dir folgenden Vorschlag! Du kommst eine oder zwei Wochen zu uns auf die Straubinger Hochalm. Nach einer Woche kannst du entscheiden, ob du für den Rest deiner Urlaubszeit bleiben willst. Ich bin dir net bös’, wenn es dir nicht gefällt. Also willst es probieren?«
Karoline schaute unsicher von Anna zu Toni und dann wieder zu Gustl.
»Nun sage schon ja, Karoline!« ermunterte sie Toni.
»Gut! Ich will es probieren! Aber garantieren kann ich für nichts. Ich weise ausdrücklich darauf hin: Ich habe keinerlei Erfahrung mit Kühen, Schafen und Ziegen. Es ist ein ziemliches Risiko, mir die Tiere anzuvertrauen.«
»Wem ich mein Vieh anvertraue, des mußt schon mir überlassen, Karo. Hand drauf!«
Karoline zögerte.
»Ah! Des hab’ ich ganz vergessen! Ich bezahle dich dafür!«
Gustl nannte einen Betrag.
»Schlägst jetzt ein?«
Karoline schaute Gustl in die Augen. Sie schüttelte den Kopf. Enttäuscht zog Gustl seine Hand zurück.
»Gustl! Ich habe mir deinen Vorschlag angehört. Höre jetzt meinen!«
»Des ist fair!« bemerkte Gustl knapp.
Toni, Anna und Gustl schauten Karoline voller Erwartung an. Der alte Alois kam zum Tisch und setzte sich neben Karoline.
»Nun red’ schon, Madl!« ermunterte sie der alte Alois.
Karoline holte tief Luft.
»Nun gut! Ich komme mit dir auf die Hochalm. Ich schaue mir alles an. Du sagst mir, was zu tun ist und dann erst stimme ich zu oder nicht!«
Der alte Alois schlug mit der Hand auf die Tischplatte.
»Gustl, dagegen kannst nix einwenden!«
»Ja, das ist fair und verantwortungsvoll! Das gefällt mir.«
Gustl lächelte Karoline an.
»Danke, daß du es versuchen willst, ich meine, mit mir zu gehen. Wann wollen wir los?«
»Die Karoline wollte heute eigentlich eine Bergwanderung machen«, erzählte Toni, »Vielleicht
gehst mit ihr, Gustl. Dann kannst ihr unterwegs noch mehr von der Hochalm erzählen. Ihr könnt die Route so legen, daß ihr heute abend bei der Hochalm ankommen tut.«
»Des ist eine gute Idee, Toni! Bist einverstanden, Karo?«
Karo nickte.
Die junge Frau stand auf. Sie ging in ihre Kammer. Gustl schaute ihr mit leuchtenden Augen nach.
Es dauerte nicht lange, dann kam Karoline. Sie hatte sich umgezogen und das knöchellange Baumwolldirndl mit der hellen, fast hochgeschlossenen Bluse gegen Kniebundhosen, Hemdbluse und Lodenjanker ausgetauscht.
»Fesch schaust aus, Karo! Steht dir gut! Doch in dem Dirndl hast mir noch besser gefallen.«
Karoline errötete. Sie sagte nichts. Sie ging in die Küche der Berghütte und richtete Brote und Getränke für unterwegs. Anna half ihr dabei.
»Und wie fühlst du dich, Karoline?« fragte Anna. »Bist du so glücklich, wie du aussiehst?«
»Kann man es mir ansehen? Wie peinlich!«
»Das muß dir doch nicht peinlich sein!«
Anna lachte. Sie dachte an ihre Freundin Sue in Frankfurt. Diese hatte es damals Anna auch angesehen, daß sie verliebt war. Das Glück und die Liebe im Herzen spiegeln sich nach außen, dachte Anna. So viel Glücklichsein kann man nicht verbergen.
»Anna, ich gestehe es! Ich bin froh, ihm begegnet zu sein! Das wollte ich doch! Nun ist es geschehen. Doch ein wenig Angst ist auch dabei. Ich bin nicht davon überzeugt, daß es so eine gute Idee ist, ihm auf der Hochalm des Straubinger Hofes zu helfen.«
»Doch, das ist eine sehr gute Idee, Karoline! Übrigens, wie Gustl ›Karo‹ ausspricht, das klingt so liebevoll. Es erinnert mich daran, wie Toni mich zum ersten Mal Anna nannte. Ach, ich wünsche dir von Herzen, daß du glücklich wirst.«
»Ja, das hoffe ich auch!«
Karoline schaute Anna ernst an.
»Übrigens, falls Pascal oder sonst jemand nach mir fragt – bitte – bitte gebt niemanden die Adresse der Hochalm. Ich will… ich muß erst sehen.«
Anna schmunzelte.
»Ich verstehe dich, Karoline. Laß dich einfach von deinem Herz leiten. Ich weiß, wie schwer diese Entscheidung für dich werden kann. Dein Herz wird dir den Weg zeigen.«
Karoline verstaute den Proviant in einer Umhängetasche. Ihr Rucksack war voll. Sie benötigte ja Anziehsachen zum Wechseln auf der Hochalm. Deshalb hatte sie alles eingepackt.
Sie gingen hinaus. Anna überreichte Gustl einen Beutel mit weiterem Proviant.
»Hier ist noch etwas für unterwegs. Ich weiß nicht, wieviel du dabei hast.«
Gustl Straubinger bedankte sich.
Gustl und Karoline verabschiedeten sich und gingen los.
*
Gustl hatte vorgeschlagen, zuerst hinunter zur Oberländer Alm zu wandern. Von dort aus ein Stück den Fußweg in Richtung Waldkogel zu nehmen, vor dem Wäldchen dann rechts auf den anderen Wanderweg abzubiegen, der oberhalb von Waldkogel am Hang entlang führte, in Richtung Marktwasen. Die Straubinger Hochalm war die letzte Alm vor Marktwasen, dem Nachbarort von Waldkogel.
Auf dem Weg hinunter zur Oberländer Alm sprachen sie kaum etwas. Gustl versuchte auch immer wieder ein Gespräch mit Karo anzufangen. Doch ihre Antworten waren kurz. Sie stellte von sich aus keine Fragen. So wanderten sie lange hintereinander oder nebeneinanderher.
Sie kamen an einer Bank vorbei.
»Wollen wir eine Rast machen, Karo?«
»Gern!«
Sie setzten sich, packten die Brotzeit aus und fingen an zu essen. Dann nahm Gustl das Fernglas und schaute durch.
»Was gibt es Schönes zu sehen?«
Gustl ließ das Glas sinken und reichte es ihr. Er deutete mit dem Finger in die Ferne.
»Drüben am Hang, der letzte Hof! Das ist der Straubinger Hof! Mein Hof jetzt! Willst du mal schauen?«
Statt einer Antwort griff Karoline nach dem Fernglas. Sie hielt es vor die Augen, stellte es scharf.
»Ein wunderschöner Hof! Wirklich wunderschön! Er sieht so freundlich aus! So, als würden glückliche Menschen darin wohnen.«
»Wir