Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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müssen auch dort erst sauber machen. Er hat wohl Freunde von sich eingeladen und dort schlafen lassen. Dagegen ist nichts zu sagen, nur die Unordnung stört mich.«

      »Das haben wir gleich!« sagte Karoline.

      Sie zog ihren Lodenjanker aus und packte an. Sie zog die beiden großen Betten ab, rollte die Flickenteppiche vor den Betten in beiden Kammern zusammen. Sie trug sie hinaus, schüttelte sie aus und hängte sie zum Lüften über ein Gatter. Kissen und Decken hängte sie unter das breite vorgezogene Dach. Gustl sammelte die leeren Flaschen und den Abfall ein. Dann spülten sie zusammen das Geschirr. Karoline spülte und Gustl trocknete ab. Anschließend säuberten sie zusammen die Kammern, legten die Flickenteppiche wieder hin und bezogen die Betten.

      »Schaut schon wieder richtig gemütlich aus«, freute sich Gustl. »Jetzt werde ich in den Stall gehen!«

      »Da komme ich mit!«

      Die nächste Stunde waren sie damit beschäftigt, den Mist aus dem Stall zu fahren und auf den Misthaufen zu häufen. Dann trug Gustl Eimer für Eimer Wasser aus dem Brunnen herbei, der vom nahem Gebirgsbach gespeist wurde. Er goß das Wasser auf den steinernen Fußboden. Karoline kehrte den restlichen Schmutz mit dem Wasser hinaus.

      Als alles sauber war, kletterte Gustl auf den Heuboden und warf Stroh und Heu herunter. Karoline tat sich sehr schwer mit dem Verteilen. Mistgabel und Besen hatten bereits Spuren an ihren Händen hinterlassen. Tapfer biß sie die Zähne zusammen und machte weiter.

      Endlich waren sie fertig.

      »Es ist nicht jeden Tag so viel Arbeit, Karo! Den Stall so gründlich zu säubern, das muß nicht jeden Tag sein. Wann es nötig ist, das wirst du schon selbst bemerken. Laß uns nach dem Vieh sehen!«

      Gustl ging voraus und Karoline folgte ihm.

      Einige der Tiere standen schon in der Nähe des Stalles.

      »Schau, die wollen rein! Die sind alle trächtig! Viele denken, Tiere seien dumm! Das stimmt nicht. Des Vieh weiß schon, daß die Lämmer und Kälbchen im Stall geschützter sind als draußen.«

      »Du meinst, die können… also die…«

      Karoline schaute Gustl mit großen Augen an. Ihr fehlten die passenden Worte.

      »Ja, des kann schon passieren, daß du morgens in den Stall kommst und dann ein Kälbchen vorfindest, ein kleines Lämmchen oder ein Zicklein, das auf seinen dünnen Beinchen steht.«

      »Ja, brauchen die keine Hilfe, wenn die niederkommen?«

      Gustl schmunzelte.

      »Ist schon gut, wenn jemand dabei ist. Aber die Natur hat es so eingerichtet, daß es auch ohne menschliche Hilfe geht. Wenn ich früher auf der Hochalm war, dann bin ich um Mitternacht noch mal in den Stall. Wenn alles ruhig war, legte ich mich schlafen. Es kam dann schon vor, daß ein stolzes Muttertier mir morgens seinen Nachwuchs zeigte. Mußt keine Angst haben!«

      Karoline war die Sache doch etwas unheimlich. Sie nahm sich aber zusammen. Gustl sollte nicht den Eindruck gewinnen, sie scheue sich vor der Verantwortung.

      Gustl lockte die Schafe und Ziegen mit Pfeifen und Schnalzgeräuschen in den Stall. Dann folgten die Kühe.

      »Sind das alle?« fragte Karoline.

      »Nur die hier kommen in den Stall. Sie werden etwas vor dem Zeitpunkt, an dem sie werfen, von den anderen Tieren getrennt. Die andern sind weiter unten auf der Weide.«

      Sie verließen den Stall und gingen zum Brunnen. Gustl wusch seine Hände. Dann war Karoline an der Reihe.

      »Mei, Madl! Wie sehen denn deine Händ’ aus! Des ist ja schlimm! Warum hast du nix gesagt! Deine ganzen Handflächen sind voller Blasen, die schon alle aufgegangen sind. Des ist ja schlimm. Komm mit!«

      Gustl packe Karoline bei den Schultern und führte sie hinein. Er drückte sie in einen der Sessel vor den Kamin. Dann holte er Verbandsmaterial und eine große Dose mit einer fettigen Paste. Er verband Karoline die Hände.

      »Was ist das für ein Zeug? Es kühlt und die Schmerzen lassen sofort nach!«

      »Des ist eine Kräutermischung von der Ella Waldner, gemischt mit Melkfett! Hast schon etwas von der Ella gehört?«

      »Ja! Ich bin der Ella auch schon mal begegnet. Sie ist eine liebe alte Frau. Es tut mir so leid, daß man Kräuterhexe zu ihr sagt.«

      Gustl lachte.

      »Des ist mehr ein Kompliment, als daß des ein Schimpfwort ist. Ich bringe dir Arbeitshandschuhe mit, wenn ich das nächste Mal komme. Morgen früh werden deine Hände schon besser sein. So, jetzt ruhst dich aus! Hast Hunger?«

      Gustl wartete nicht ab, bis Karoline antwortete. Er packte die Reste der Brotzeit aus. Anna hatte viel eingepackt. Dann setzte er Wasser auf für frischen Tee.

      Kurze Zeit später saßen sie auf der Bank vor der großen prächtigen Almhütte und aßen. Über den Bergen war die Sonne versunken. Langsam schluckte der Nachthimmel den letzten Rest von Helligkeit am westlichen Horizont. Der Mond stand groß und silbern über dem Tal. Die Sterne funkelten.

      »Wie schön der Himmel ist!« flüsterte Karoline leise.

      »Ja, das ist er! Zu zweit ist er noch schöner, als wenn man ihn alleine anschauen tut. Übrigens, ich muß dir etwas gestehen, Karo. Ich habe tagelang nach dir und deinem Auto gesucht. Dann habe ich es beim Baumberger entdeckt.«

      Karolines Herz klopfte wild, während sie ihm weiter zuhörte.

      »Der Baumberger gab mir den Rat, mal wieder eine Wanderung auf die Berghütte zu machen. Ich hoffte, dich dort zu finden. Ich habe dich dort gefunden.«

      Karo legte den Kopf an seine Schulter.

      »Ich muß dir auch etwas gestehen. Auch ich habe einige Tage nach dir Ausschau gehalten. Ich wollte dich wiedersehen. Ich ärgerte mich, daß ich so vor dir davongelaufen bin.«

      »Ja, des bist! Du bist gerannt, als hättest den Leibhaftigen gesehen! So bist du in die Kirche gerannt!«

      »Nein, ich dachte nicht, daß ich einen Teufel gesehen habe, sondern einen Engel. Ich war so überwältigt, daß ich es keine Sekunde länger ausgehalten habe. Es kam alles so überraschend. So plötzlich! Es war so total anders, als ich es kannte.«

      »Kannte? Was meinst damit?«

      »Ach etwas, was nicht zu meinem Leben in Waldkogel gehört.«

      Gustl legte den Arm um Karoline.

      »Madl, aus dir werde ich net schlau. Dich scheint ein großes Geheimnis zu umgeben, etwas, was dich bedrückt.«

      Karoline schaute im Mondlicht in Gustls Augen.

      »Laß mir noch etwas Zeit. Ich bin in die Berge gekommen, um über Verschiedenes nachzudenken. Ich muß mich entscheiden zwischen der Pflicht und…«

      »Und was?«

      »Und dem, was mir mein Herz sagt!«

      »Was sagt dir dein Herz?«

      »Das sagt mir schon, was ich machen soll. Doch da ist auch noch die Pflicht, genauer: die Verpflichtungen. Die sind in meinem Kopf.«

      »Kann ich dir irgendwie helfen? Ich will, daß du glücklich bist!«

      »Vielleicht?«

      Karoline überlegte. Gustl ließ ihr Zeit. Er hielt sie in seinen Armen und spürte ihre Wärme neben sich. Gern hätte er sie geküßt. Doch er wagte es nicht.

      Es verging viel Zeit. Dann drehte Karoline den Kopf zu ihm.

      »Ja, das gibt etwas, was du tun könntest. Es ist sehr wichtig für mich. Mein Herz sagt es mir. Ich muß es ausprobieren. Vielleicht kann ich dann den Unterschied feststellen.«

      »Mei, Madl! Mei, Karo, des hört sich sehr kompliziert an. Was soll ich machen?«

      Karolines Herz klopfte. Sie schloß die


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