Die schönsten Kinderbücher (Illustriert). Гарриет Бичер-Стоу

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Die schönsten Kinderbücher (Illustriert) - Гарриет Бичер-Стоу


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so", wandte Herr Bumble ein, nachdem er sich vorher mit einem schnellen Blick überzeugt hatte, daß seine Gattin nicht mehr im Zimmer war.

      "Das ist keine Entschuldigung. Im Gegenteil, Sie sind für das Gesetz der schuldigere Teil, da in solchen Fällen angenommen wird, Ihr Weib hätte nach Ihrer Anweisung gehandelt."

      "Wenn das Gesetz so etwas annimmt", erwiderte Herr Bumble und zerknüllte seinen Hut mit den Händen, "so ist das Gesetz ein Esel – ein Dummkopf. Wenn das Gesetz mit solchen Augen sieht, so ist es ein Junggeselle, und ich wünsche ihm das Ärgste, nämlich daß ihm die Augen durch Erfahrung aufgehen mögen – ja, durch Erfahrung."

      Nach diesen mit großem Nachdruck gesprochenen Worten stülpte Herr Bumble seinen Hut auf den Kopf, steckte die Hände in die Taschen und folgte seinem trauten Weib.

      "Mein liebes Fräulein", sagte Herr Brownlow, sich zu Rosa wendend, "geben Sie mir mal Ihre Hand. Zittern Sie nicht! Sie brauchen sich vor den paar Worten nicht zu fürchten, die noch zu sagen bleiben."

      "Wenn sie – ich weiß zwar nicht, wie das möglich wäre – doch wenn sie irgendwie mich betreffen, so lassen Sie sie mich ein andermal hören. Ich habe jetzt weder die Kraft noch den Mut dazu."

      "Ach", sagte der alte Herr, ihren Arm durch seinen ziehend, "Sie sind mutiger, als Sie denken. – Kennen Sie diese junge Dame?"

      "Ja," erwiderte Monks.

      "Ich habe Sie nie gesehen", sagte Rosa leise.

      "Aber ich Sie oft", versetzte Monks.

      "Der Vater der unglücklichen Agnes hatte zwei Töchter. Was war das Schicksal der zweiten – des Kindes?" fragte Herr Brownlow.

      "Das Mädchen wurde, als der Vater an einem fremden Ort unter einem angenommenen Namen starb, von armen Leuten als eigenes Kind aufgezogen. Der Haß findet jedoch oft den Weg, wo die Liebe fehlgeht, denn meine Mutter entdeckte es nach Jahresfrist. Die Leute waren sehr arm und fingen an, wenigstens der Mann, ihrer Menschenfreundlichkeit müde zu werden. Sie ließ es deshalb da und machte ihnen ein kleines Geldgeschenk, womit sie jedoch keine großen Sprünge machen konnten. Meine Mutter versprach auch weitere Unterstützung, die zu schicken sie jedoch nicht im Sinne hatte. Sie hielt jedoch die Armut der Leute nicht für ausreichend, um das Kind recht unglücklich zu machen. Deshalb erzählte sie den Pflegeeltern noch die Geschichte von der ehrvergessenen Schwester und bat sie, auf das Kind recht acht zu haben. Es wäre doch ein uneheliches aus schlechter Familie, an dem man sicher wenig Gutes erleben würde. Die Umstände schienen dem recht zu geben, und die Leute glaubten alles. Das Mädchen wurde daher übel genug behandelt, so daß selbst wir damit zufrieden sein konnten. Da wollte es der Zufall, daß eine verwitwete Dame aus Chester das Kind sah und es aus Mitleid zu sich nahm. Der Teufel war gegen uns im Bunde, denn trotz aller unserer Bemühungen blieb es bei der Dame und war glücklich." Ich verlor es vor drei Jahren aus den Augen und sah es erst vor einigen Monaten wieder."

      "Sehen Sie es jetzt?"

      "Ja – an Ihrem Arm."

      "Aber trotzdem meine Nichte –" rief Frau Maylie, das beinahe ohnmächtig werdende Mädchen mit den Armen auffangend. "Du bleibst mein liebes Kind. Nicht für alle Schätze der Welt würde ich dich hergeben."

      "Sie sind die einzige Freundin, die ich hatte", schluchzte Rosa an ihrem Busen, "die gütigste, die beste aller Freundinnen. Ich kann soviel auf einmal nicht ertragen, das Herz will mir brechen."

      "Du hast mehr getragen und bist trotzdem immer das gute, edle Mädchen geblieben, das Glück und Sonnenschein überall verbreitete. Komm zu dir, Liebling, sieh, wer es ist, der in deine Arme fliegen will, das arme Kind."

      "Ach, ich werde sie nie Tante nennen", rief Oliver, seinen Arm um ihren Nacken schlingend, "Schwester, meine liebe Schwester. Meine Herzensrosa!"

      Mögen die Tränen, die jetzt flossen, und die abgebrochenen Worte, die in den Umarmungen der beiden Waisen gewechselt wurden, geheiligt sein! – Sie blieben lange – lange allein. Ein leises Pochen an die Tür kündigte endlich an, daß jemand draußen sei. Oliver öffnete und ließ Harry Maylie ein, während er selbst hinausschlüpfte.

      "Ich weiß alles", sagte Harry, sich an der Seite des holden Mädchens niederlassend, "ich weiß alles, teuerste Rosa! Ich bin nicht aus Zufall hier, ich habe alles gestern schon gewußt. Errätst du wohl, daß ich komme, um dich an dein Versprechen zu erinnern?"

      "Halt!" sagte Rosa. "Du weißt wirklich alles?"

      "Alles! Du gabst mir die Erlaubnis, innerhalb eines Jahres auf den Gegenstand unseres letzten Gesprächs wieder zurückzukommen."

      "Nicht um dich zu drängen, deinen Entschluß zu ändern, sondern nur, dich ihn wiederholen zu hören, wenn du noch derselben Ansicht wärest."

      "Dieselben Beweggründe, die mich damals bestimmten, werden mich auch jetzt leiten."

      "Die Aufklärungen heute abend –" begann Harry.

      "Diese Aufklärungen", fiel ihm Rosa sanft ins Wort, "lassen mich dir gegenüber in derselben Lage, in der ich mich vorher befand."

      "Du verhärtest dein Herz gegen mich, Rosa!"

      "Ach, Harry! Harry!" sagte Rosa, in Tränen ausbrechend, "ich wollte, ich könnte es! Wieviele Schmerzen würde es mir ersparen!"

      "Aber warum willst du dir selbst Schmerzen bereiten", sagte Harry, ihre Hand ergreifend. "Denk doch an das, was du heute abend gehört hast, liebe Rosa!"

      "Und was habe ich vernommen?" schluchzte Rosa. "Daß das Gefühl, entehrt zu sein, so stark auf meinem Vater lastete, daß er sich von der Welt scheu zurückzog – wir haben genug über die Angelegenheit gesprochen, Harry, mehr als genug."

      "Noch nicht, noch nicht!" entgegnete der junge Mann, das Mädchen, das aufstehen wollte, zurückhaltend. "Meine Hoffnungen, Wünsche, Aussichten – jeder Gedanke meines Lebens ist anders geworden, nur nicht meine Liebe zu dir. Ich biete dir jetzt keine hohe Stellung in der lärmenden Welt, sondern nur einen stillen Herd, ein Herz und einen Herd, ja, teuerste Rosa, nur diese beiden sind es, die ich dir anzubieten habe."

      "Was willst du damit sagen?" stammelte das Mädchen.

      "Nur, daß ich dich nach unserm letzten Abschied mit dem festen Entschluß verließ, alle eingebildeten Schranken zwischen mir und dir niederzureißen. Da meine Welt nicht die deinige sein konnte, so wollte ich deine zu der meinigen machen. Der Geburtsdünkel sollte nicht über dich die Nase rümpfen, deshalb habe ich ihm für immer Lebewohl gesagt. Die Gönner und die hochgestellten Verwandten blicken mich jetzt kaum an. Aber es gibt lächelnde Auen und rauschende Bäume in Englands schönster Provinz, und bei einer Dorfkirche – der meinigen, Rosa, der meinigen – steht ein kleines Landhaus, auf das du mich stolzer machen kannst, als mich alle Aussichten auf eine glänzende Laufbahn gemacht hätten. Das ist jetzt mein Rang und meine Stellung in der Welt – und ich lege sie dir hier zu Füßen."

      "Es ist eine harte Geduldsprobe, wenn man mit dem Essen auf ein Liebespaar warten soll", meinte Herr Grimwig im Lehnstuhl aus einem kleinen Schlaf aufwachend. "Ich hatte ernstlich im Sinne", sagte er zu den eintretenden Damen und Harry, "heute abend meinen Kopf aufzuessen, denn es kam mir nachgerade so vor, als sollte ich nichts anderes bekommen. übrigens nehme ich mir, mit Ihrer Erlaubnis die Freiheit, die Braut mit einem Kusse zu begrüßen."

      Herr Grimwig verlor keine Zeit, der erbetenen Freiheit die Tat folgen zu lassen, und da Beispiele ansteckend wirken, so taten es ihm der Doktor und Herr BrownIow nach. Gewisse Leute behaupten zwar, daß der Anfang in einem anstoßenden Zimmer von Harry Maylie gemacht wurde, aber die besten Autoritäten erklären das für eine Verleumdung, da an derartiges bei einem jungen Manne, der ein Geistlicher wäre, nicht zu denken sei.

      Zweiundfünfzigstes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

       Fagins letzte Stunden

      Der Schwurgerichtssaal war


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