Die schönsten Kinderbücher (Illustriert). Гарриет Бичер-Стоу

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Die schönsten Kinderbücher (Illustriert) - Гарриет Бичер-Стоу


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Geheimnis nebst dem dadurch erzielten Gewinn. Es enthielt einen Hinweis auf ein Kind – der wahrscheinlichen Folge dieser traurigen Verbindung. – Das Kind wurde geboren und kam Ihnen zufällig in die Quere, wobei seine Ähnlichkeit mit Ihrem Vater zuerst Ihren Verdacht erregte. Sie begaben sich nach seinem Geburtsorte. Dort befanden sich Beweise – lang unterdrückte Beweise seiner Geburt und Herkunft. Sie vernichteten sie und erzählten es Ihrem Mitschuldigen, dem Juden, mit den Worten: 'Der einzige Beweis, der den Jungen legitimieren könnte, liegt auf dem Grunde des Flusses, und die alte Hexe, die ihn von der Mutter empfing, modert in ihrem Sarge!' Unwürdiger Sohn, Feigling, Lügner, du Genosse von Dieben und Mördern, Eduard Leeford, du willst mir noch Trotz bieten?"

      "Nein, nein, nein!" schrie der Feigling, überwältigt von der wuchtigen Anklage.

      "Jedes Wort, das zwischen dir und diesem nichtswürdigen Schurken gewechselt wurde, ist mir bekannt. Schatten an der Wand haben dein Geflüster aufgefangen und es mir hinterbracht. Der Anblick des verfolgten Kindes hat selbst auf das Laster Eindruck gemacht und ihm Mut und die Eigenschaften der Tugend verliehen. Ein Mord ist begangen, für den du moralisch mit verantwortlich bist."

      "Nein – nein!" fiel Monks ein. "Ich wußte nichts davon. Ich war im Begriff, Erkundigungen über die Mordtat einzuziehen, als Sie mich wegführten. Den Anlaß zur Tat kannte ich nicht und glaubte, sie sei die Folge eines gewöhnlichen Streites gewesen!"

      "Sie war die Folge einer teilweisen Enthüllung Ihrer Geheimnisse. Wollen Sie diese nun ganz offenbaren?"

      "Ja, ich will's."

      "Und Ihre Angaben mit Ihrer Unterschrift beglaubigen und sie vor Zeugen wiederholen?"

      "Auch das verspreche ich."

      "Und ruhig hierbleiben, bis ein solches Dokument aufgesetzt ist, und mit mir sich an den Ort begeben, wo es rechtsgültig gemacht wird?"

      "Wenn Sie darauf bestehen, will ich auch das tun , antwortete Monks.

      "Sie müssen noch mehr tun", fuhr Herr Brownlow fort, "Sie müssen dem unschuldigen Kinde Schadenersatz leisten. Wenn er auch die Frucht einer sündigen Liebe ist, so bleibt er doch Ihr Bruder. Sie haben die hierauf bezüglichen Paragraphen des Testaments nicht vergessen. Bringen Sie dieselben, soweit sie Ihren Bruder betreffen, zur Ausführung und gehen Sie dann, wohin es Ihnen beliebt. Sie dürfen ihm in dieser Welt nicht wieder begegnen!"

      Während Monks mit finsterem Blick im Zimmer auf und ab ging und über diesen Vorschlag und die Möglichkeit, ihm auszuweichen, nachsann, wurde die Tür hastig aufgeschlossen, und Herr Losberne trat aufgeregt ins Zimmer.

      "Der Mann wird bald ergriffen werden. Man wird ihn heute nacht noch verhaften", rief er.

      "Den Mörder?" fragte der alte Herr.

      "Ja, ja!" antwortete der Doktor. "Man hat seinen Hund um einen seiner Schlupfwinkel herumschleichen sehen, und man nimmt an, daß der Verbrecher diesen unter dem Schutz der Nacht aufsuchen wird. Allenthalben sind Detektive aufgestellt. Eine Belohnung von hundert Pfund ist vom Staatsanwalt für seine Festnahme ausgesetzt!"

      "Ich lege noch fünfzig Pfund zu und will es selbst an Ort und Stelle verkünden", rief Herr Brownlow. "Wo ist Herr Maylie?"

      "Harry? – Als er Sie mit Ihrem Freund hier wohlbehalten in der Droschke sah, schwang er sich aufs Pferd und schloß sich den Verfolgern des Mörders an."

      "Und was ist mit dem Juden?" fragte Brownlow weiter.

      "Als ich das letztemal von ihm hörte, war er noch nicht festgenommen, doch ist man seiner sicher!"

      "Haben Sie Ihren Entschluß gefaßt?" fragte Herr Brownlow Monks leise.

      "Ja", antwortete dieser, "aber – Sie – werden mich doch nicht bloßstellen?"

      "Nein. Bleiben Sie jetzt hier, bis ich wieder zurückkomme. Das ist Ihre einzige Rettung!"

      Die beiden alten Herren verließen das Zimmer, dessen Tür wieder von außen verschlossen wurde.

      "Was haben Sie erreicht?" fragte der Doktor flüsternd.

      "Alles, was ich erhoffen konnte, und mehr. Schreiben Sie unsern Freunden, daß die Zusammenkunft übermorgen abend um sieben Uhr stattfinden soll. Wir werden aber ein paar Stunden früher da sein. – Doch mir kocht das Blut in den Adern, das arme ermordete Mädchen zu rächen. Wohin muß ich gehen?"

      "Wenn Sie sofort auf das Polizeiamt gehen, werden Sie noch zeitig genug kommen", entgegnete Losberne.

      Die beiden Herren verabschiedeten sich nun hastig und in ziemlicher Aufregung.

      Fünfzigstes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

       Verfolgung und Flucht

      Einer der schmutzigsten Winkel Londons ist Southwark, an der Themse gelegen, mit der Jakobsinsel, die von einem acht Fuß tiefen und zwanzig Fuß breiten, sumpfigen Graben umgeben ist, der jetzt unter dem Namen Folly Ditch bekannt ist. Er ist eine Einbuchtung des Flusses und kann durch Öffnen von Schleusen ganz mit Wasser gefüllt werden. Dann kann man von einer der hölzernen Brücken aus, die bei der Mühlengasse über den Graben geschlagen sind, sehen, wie die Bewohner der Häuser aus ihren Fenstern und Türen Eimer und Geschirr aller Art herunterlassen, um Wasser zu schöpfen. Die Häuser stehen hier auf versinkenden Fundamenten, und ihre Wände sind mit Kot beschmiert. Die Fenster zerbrochen, die Stuben eng und schmutzig, überall Dreck, Unflat und abstoßende Armut. Auf der Jakobsinsel Warenhäuser, die leerstehen und kein Dach mehr haben. Die Wände dem Einstürzen nahe, die Fenster ausgebrochen, und die Türen auf der Straße umherliegend. Die Häuser sind ohne Eigentümer und werden nur von denen bewohnt, die gewichtige Gründe haben, sich zu verbergen, oder ganz verarmt sind.

      In einem oberen Gemache eines dieser Häuser, das mit der Rückwand gegen den Folly Ditch stand, saßen drei Männer in düsterm Schweigen. Der eine davon war Toby Crackit, der andere Herr Chitling und der dritte ein Kerl von etwa fünfzig Jahren, dessen Gesicht eine furchtbare Narbe aufwies, wohl die Folge einer Schlägerei. Er war ein entlaufener Sträfling namens Kags.

      "Ich wollte", sagte Toby zu Herrn Chitling, "du hättest eine andere Bleibe ausgesucht, als die zwei andern zu warm wurden, und wärst nicht hierhergekommen."

      "Ja, du Dussel, warum tatest du es nicht?" fragte Kags.

      "Ich glaubte, ihr würdet erfreuter sein, mich zu sehen", versetzte Herr Chitling mit melancholischer Miene.

      "Sieh bloß mal an!" sagte Toby ironisch. Nach einer kleinen Pause fragte er Chitling, wann man Fagin festgenommen hätte.

      "Gerade zur Essenszeit – nachmittags zwei Uhr. Karl Bates und ich entwischten durch den Waschhausschornstein, aber Bolter, der sich im leeren Wasserfaß mit dem Kopf nach unten versteckt hatte, wurde bei seinen langen Hammelbeinen gefaßt und mitgenommen!"

      "Und Betsy?"

      "Die arme Bet!" sagte Chitling mit trübseligem Gesicht. "Sie ging, um sich die Leiche anzusehen, fing bei ihrem Anblick zu toben an und wollte mit dem Kopf gegen die Wand. Man mußte sie in eine Zwangsjacke stecken und nach dem Krankenhaus bringen. Da ist sie noch."

      "Was ist denn aus dem jungen Bates geworden?" fragte Kags.

      "Er stromert bis zum Dunkelwerden umher, wird also bald hier sein. Die Leute in den 'Drei Krüppeln' sind auch alle verhaftet, ich sah, als ich dort vorbeiging, eine Menge Kriminalpolizisten im Gastzimmer."

      "Das ist schlimm. Wird wohl noch mancher dran, glauben müssen", bemerkte Toby, sich auf die Lippen beißend.

      "Es ist gerade Schwurgerichtsperiode", sagte Kags, "und wenn Bolter als Kronzeuge gegen Fagin auftritt, was er aller Wahrscheinlichkeit nach tun wird, so kann man dem Juden am Freitag sein Urteil sprechen. Drei Tage darauf baumelt er! Hol mich der Teufel, wenn's nicht stimmt!"

      "Ihr hättet nur sehen sollen, wie das Volk tobte", fuhr Chitling fort. "Die


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