Crazy Love. Eva Kah

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Crazy Love - Eva Kah


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dann auch noch der Begriff „richtige Latte“ fiel… ich schüttelte mich. Ich war eindeutig schon zu lange auf Erotik-Entzug.

      „Äh, Cappucino, wenn’s keine Umstände macht“, stotterte ich.

      Es machte natürlich keine Umstände. Die drei Minuten, in denen Steffen in der Küche werkelte, nutzte ich für eine genauere Inspektion seiner Bude. Das Bad war ebenso minimalistisch ausgestattet wie das Arbeits-Wohnzimmer. Man hätte vom blütenweißen Fliesenboden essen können. An Metallhaken hingen genau ein Dusch- und ein Gästetuch, auf dem Fensterbord standen weder eine gammlige Orchidee noch ein Zeitschriftenstapel, falls es auf dem Klo mal wieder länger dauerte. Einen Blick in den viereckigen Spiegelschrank konnte ich mir natürlich nicht verkneifen: Deo, Rasierzubehör, Pflaster. Ein paar Ersatzpackungen Zahnbürsten und Shampoo, sonst nichts. Es gab nicht einmal Seife, oder jedenfalls fand ich keine.

      Alles, was ich bisher gesehen hatte, war nüchtern und pflegeleicht. Nicht unschick, aber wahnsinnig spaßbefreit. Nach dem Toilettenbesuch schlenderte ich zu Steffen in die Küche, um ihm in der Endphase der Kaffeezubereitung zuzugucken, und fühlte mich in meinen schlimmsten Vorahnungen bestätigt: Der Mann hatte keine einzige Witzpostkarte an seinem Kühlschrank hängen! Dort, wo bei mir alles überquoll von Zeitungsausschnitten, Urlaubspost und Familienschnappschüssen (selbst, nachdem ich alles Max-betreffende entsorgt hatte), besaß er noch nicht einmal einen einsamen Kühlschrankmagneten. In diesem Moment wusste ich, dass das mit mir und Steffen nichts fürs Leben werden würde.

      Aber der Cappuccino war sehr gut, und auf dem Ledersofa ging er ganz dreist dazu über, meinen Nacken zu streicheln. Wenn schon nichts fürs Leben, dann wenigstens für die Silberbüchse! Ich atmete tief durch und legte die Hand auf seinen Oberschenkel. Nervosität, dein Name ist Angélique, dachte ich. Meine Ohren fühlten sich mittlerweile an, als ob ich eingefrorene Autoschlösser damit auftauen könnte. Und zwar in der nordsibirischen Taiga, wohin ich mich vor Scham auch am liebsten teleportiert hätte. Sex! Ich! Gleich!

      Glücklicherweise schien der zweite Mann in meinem Leben nicht zu ahnen, wie es um mich stand. Er machte einfach weiter, meinen Nacken zu streicheln, als ob meine verschwitzte kleine Hand nicht auf seinem Oberschenkel läge, und steckte mir dann die Zunge ins Ohr. Ich liiieeebe Zungen im Ohr. Dabei ließ er seine Finger wieder durch mein Haar gleiten wie vorhin im Restaurant.

      „Du hast eine wundervolle Haarfarbe“, murmelte er, wofür er leider für ein paar Sekunden seine Zunge aus meinem Ohr nehmen musste.

      „Woher weißt du, dass die echt ist?“, neckte ich.

      „Das sehe ich an deinen Augenbrauen. Die haben genau denselben Ton. Kaffeebohnen. Aber nur ganz leicht geröstet. Mhmm.“ Seine Zunge dippte ein paar Mal in meinen Gehörgang, und eine Gänsehaut überzog meinen ganzen Körper. Sanft drückte er mich immer tiefer in das weiße Ledersofa, bis ich halb lag. Gleichzeitig spürte ich seine Hand auf meinem Bein, wo sie langsam weiter hinauf wanderte und unter den Saum meines Wickelkleides schlüpfte. Dort blieb sie für ein Weilchen liegen wie ein kleines Raubtier auf der Lauer. Ich hielt die Luft an und war froh, auf Freddy gehört und die halterlosen Strümpfe angezogen zu haben. Sie hatte Recht gehabt – eine Strumpfhose würde in so einem Moment nur zu hektischem Gewurschtel führen.

      „Oh, da hat sich ja jemand schick gemacht“, erklang es an meiner Wange. Ich wusste gar nicht, was mich mehr kirre machte – sein warmer Atem in meiner Ohrmuschel oder seine Hand auf meinem Strumpfband. Gehörte das schon zum Vorspiel? Bei Max hatte ich immer genau gewusst, was wann als nächstes kam. Das hatte mir schon auch gefallen. Wahrscheinlich war es nur Steffens Fremdheit, die mich so schnell antörnte, aber trotzdem. Er törnte mich eben an. Um nicht sofort aufzuspringen und ihm meine erregte Körpermitte auf den Schoß zu pressen, fixierte ich die leere Cappuccinotasse auf dem Glastischchen neben uns. Mein Wickelkleid mit dem grafischen Muster, mein neuer BH, aber auch das Indianerhemd und Steffens restliche Kleidungsstücke sanken daneben auf den Boden. Seine schwarzen Boxershorts gaben eine beachtliche Erektion frei, die sich aber sonst nicht weiter in den Mittelpunkt drängte. Doch plötzlich, während das kleine fünffingrige Raubtier wieder in Richtung meines Slips wanderte und sich anschickte, darunter zu verschwinden, schoss mir durch den Kopf, dass ich etwas vergessen hatte.

      Die Rasur! Ich war zwar frisch geduscht, gecremt, frisiert, leicht geschminkt und in all meinen schicken neuen Aufreißersachen losgezogen, aber unter dem sündhaften Höschenhauch aus blauem Tüll wucherte der Wildwuchs. Den hatte ich immer ordentlich in Zaum gehalten, wenn ein intimes Aufeinandertreffen mit Max im Raum stand. Das war allerdings schon länger nicht mehr der Fall gewesen. Sonst war ich zum Enthaaren – Gruppendruck und Schönheitsdiktat hin oder her – einfach zu faul. So wie ich mir auch die Beine im Winter nur dann rasiere, wenn ich einen Schwimmbadbesuch plane. Wie hatte ich das vergessen können! So ein unerwartetes Siebziger-Jahre-Hippie-Revival in der Unterhose ist nun wirklich alles andere als schick! Mir wurde glühend heiß, als Steffens Finger sachte meine Höschenkante anhoben. Ich versteifte mich und überlegte fieberhaft, wie ich die Situation retten sollte – aber zu spät. Die Raubtierhand machte einen unvorhergesehenen Satz, und schon lag sie besitzergreifend über meinem Schamhügel. Ich presste die Augen zusammen, biss mir auf die Lippen und wartete auf Steffens Reaktion. Die fiel allerdings ganz anders aus als erwartet.

      „Oh, eine Venus im Pelz!“, rief er. „Das sieht man selten. Was für eine Ehre!“ Steffen lachte. Angenehme Überraschung lag in seiner Stimme. Er schnurrte anerkennend. Dann zog er mir den nachtblauen Tupfentüll vom Leib und machte sich über meinen entblößten Unterleib her, so schnell konnte ich gar nicht schauen.

      Mein kleiner Busch störte ihn überhaupt nicht. Im Gegenteil, er stöberte mit der Nase durch die dickdrahtigen Löckchen, zupfte mit den Fingern und sogar den Zähnen daran, dass ich vor Peinlichkeitsgefühlen halb verging. Die andere Hälfte meines Hirns war damit beschäftigt, den Geilheitsstrom von meinen intimen Nervenrezeptoren zu genießen. Vor allem, als Steffen sein Gesicht vollends zwischen meinen Beinen versenkte und mit seiner etwas rauen Zunge hingebungsvoll meine Klitoris bespielte.

      Nach gefühlten zehn Sekunden sah ich mich schon wieder gezwungen, die leere Cappuccinotasse anzustarren, aber es half nichts. Der Orgasmus brach über mir zusammen wie eine unerwartete Flutwelle. Es war der Wahnsinn. Ich quietschte und zappelte, schlug mit den Armen um mich und kringelte unwillkürlich meine Zehen ein, bis ich einen Wadenkrampf erlitt. Noch niemals im Leben war ich so lange gekommen. Vielleicht lag es nur am Reiz des Neuen. Obwohl, wie gesagt, der Sex mit Max auch nicht der allerschlechteste gewesen war. Hatte ich jedenfalls immer gedacht.

      Steffen lag neben mir, hielt mich wortlos im Arm, wickelte sich eine meiner Haarsträhnen (von obenherum!) um den Finger und wartete lächelnd ab, bis ich mein Bewusstsein wiedererlangte. Seine Erektion hielt immer noch unverändert an. Durchaus beeindruckend, aber unaufdringlich lag sein Ständer auf seinem Unterbauch und wartete auf die weiteren Geschehnisse. Irgendwann kam meine klare Sicht zurück, und ich atmete wieder einigermaßen normal.

      „Darf ich dich jetzt auch um einen kleinen Gefallen bitten?“, säuselte Steffen dann.

      „Na logo. Solange ich niemanden erwürgen muss, schieß los.“

      „Du hast Glück, auf Würgen steh ich nicht.“ Er machte eine Pause, also tat ich ihm den Gefallen: „Worauf stehst du denn?“

      Er brauchte länger, als mir lieb war, um seine Antwort zu formulieren. Mittlerweile war ich innerlich doch bereits ziemlich alarmiert. Was zur Hölle konnte es denn sein, was er jetzt von mir wollte? Endlich brach es aus ihm heraus, dann aber wie ein Schwall. Die Erleichterung, es endlich ausgesprochen zu haben, machte ihn zum Lyriker.

      „Auf Haare. Auf schöne, lange, seidige, weiche, duftende Haare. Wie deine. Untenrum auch, wie du gerade gemerkt haben dürftest, aber vor allem deine Kopfhaare. Die sind toll. Die sind phänomenal. Wie die Wellen schimmern… Loreley hätte es nicht besser hingekriegt. Oder Rapunzel. Echt, ein Traum. Wie die fließen!“ Ehrfurchtsvoll streichelte er die Strähnen, die immer noch über seinem nackten, kahlen Brustkorb lagen. „Kaum zu fassen, wie schön die sind. Wusstest du, dass Haare nur tote Hornpartikel sind? Ohne Nerven, ohne Versorgungsadern? Ein Wunder der Natur. Wir können sein Wachstum fast gar nicht beeinflussen, wir können nur Glück haben oder eine Perücke


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