Das Geheimnis von Fuensanta - Krimi. Rudolf Stratz

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Das Geheimnis von Fuensanta - Krimi - Rudolf Stratz


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um eine Ecke verschwand. Dann setzte er sich in das nächste Taxi und fuhr in sein Büro.

      „Wilde Sache, Kollege!“ Er gähnte, al ser bei seinem Sozius eintrat. „Bei mir Ben Akiba: Immer der alte Schwindel! Höherer Schwindel! Prachtexemplar von einem Versicherungsbetrug! Leckere Schüssel für einen ehrgeizigen, jungen Mann wie Sie!“

      Der Justizrat Dohmke war ein jovialer, beleibter Graukopf mit schlauen, kleinen Augen hinter der goldenen Brille. Die wohlwollende Neugier auf seinem behäbigen, rosigen, von einem Wollkranz grauer Löckchen umrahmter Vollmondgesicht wandelte sich während der paar saloppen Sätze des anderen in stille Ehrfurcht vor einem grossen, einem ganz grossen Fall . . .

      „Donnerwetter . . .,“ sagte er, als der nervösa Mann vor ihm schloss. Weiter nichts.

      „Sie müssen also gleich zu dem Fräulein Matteis hinaus!“ Der Rechtsanwalt Burhem zündete sich eine neue Zigarette an und rauchte heftig. „Die Bekanntschaft wird Sie nicht gereuen! Sie: das ist mal ein Mädel von Format!“

      „Ich hab’ schon von ihr gehört!“

      „Aber sehen muss man sie, alter Freund! Lohnt sich — Ihnen gesagt! Noch nicht fünfundzwanzig — und dabei wie ’ne Alte — das heisst gar nicht alt, sondern sehr jung. Das ist eben das Merkwürdige an ihr: diese Mischung von Ernst des Lebens und Jugend! . . . Neue Jugend — Schneidige Jugend. . . Entzückende Jugend . . .“

      „Na . . . na . . . Kollege . . .“

      „. . . dass es so was noch hier mitten in Berlin gibt . . .“

      „Was kennen Sie denn von Berlin? Die Gerichtssäle. Das Büro hier. Und — verzeihen Sie das harte Wort — den Spielkulb. Schluss!“

      „Ja — man ist ein Tier . . .“ Der Rechtsanwalt Burhem setzte sich und sprang sofort aufgeregt wieder empor. „So ganz modern ist sie . . . Amerikanisch geradezu ist sie . . .“ Er lief auf und nieder. „. . . und dabei etwas so Unberührtes um sie. . . etwas so Taufrisches — zauberhaft in seiner flotten Sachlichkeit . . .“

      „Werden Sie nur nicht noch poetisch!“

      „Ja — doch — so als ob es gar keine Tauenzienstrasse und keinen Kurfürstendamm gäbe . . . Also glatt ein Ausnahmegeschöpf, Dohmke . . .“

      „Kollege . . . Kollege . . . ich warne Sie!“

      „Wovor? Sie hat selbst vorhin gesagt: Die Juristen denken immer gleich das Schlimmste!“

      „Hab’ ich ein Wort von Heiraten gefprochen? Ich denke mir nur mein Teil. Verzeihen Sie die indiskrete Frage: Wie lange sind Sie jetzt geschieden?“

      „Drei Jahre . . .,“ sagte der Rechtsanwalt Burhem plötzlich schwermütig und schaute vor sich hin.

      „Na — dann ist’s ja allmählich Zeit, wieder dem Zug des Herzens zu folgen. Nehmen Sie’s ’nem siebenköpfigen Grosspapa wie mir nicht übel!“

      „Ich hab’s ein für allemal verschworen!“ Der Verteidiger schüttelte unruhig den Kopf. „Ich passe nicht für die Ehe! Die Weiber sind zu nervös!“ Er klapperte aufgeregt beim Sprechen mit dem Papiermesser. „Sie reden mir zu viel!“ Die Worte überstürzten sich ihm auf den Lippen. „Sie nehmen die Ruhe aus dem Hause.“ Er rannte zwischen Türe und Fendter auf und nieder. „Das halte ich nicht mehr aus! Das hab’ ich auch Fräulein Matteis gesagt . . .“

      „. . . dass Sie Ihren Liebeswahnsinn niederkämpfen wollen?“

      „Nein! Dass ich nicht in der Lage bin, gegen Herrn Vohwinkel . . .“ Albert Burhem brach ab. Er drückte auf einen Knopf und sagte zu der eintretendne Sekretärin: „Fräulein Grün — geben Si emir die Automobilfabrik ehemals Friedrich Matteis A.-G. — Sie wissen — die draussen an der Oberspree — die Privatwohnung dort — nicht das Kontor — und auch nicht den Ausstellungsraum in Berlin W. — . . . Pardon, Kollege . . .“ Er griff, an dem Justizrat vorbei, nach dem Tischfernsprecher, horchte hinein und runzelte die Stirn.

      „Wie? Fräulein Matteis ist noch nicht aus der Stadt zurück? Vielleicht noch im Stadtbüro am Kurfürstendamm? Aber sie müsse gleich kommen? . . . Ach — Verzeihung, gnädige Frau — Sie sind selbst am Apparat? Bestellen Sie doch bitte Ihrem Fräulein Tochter, mein Sozius Dohmke sei gerade jetzt unmenschlich überlastet . . .“

      „Nanu?“ murmelte der dicke Justizrat.

      „. . . er könne sich beim besten Willen nicht noch mehr aufpacken! Und am wenigsten diesen kniffligen, unberechenbaren Fall . . .“

      „. . . hören Sie mal, Burhem . . .“

      „. . . und es sei mir nichts übrig geblieben, als den verzweifelten Bitten des Kollegen um Schonug seiner Nerven . . .“

      „Meine Nerven . . .,“ brummte der Phlegmatikus drüben.

      „. . . nachzugeben und selbst — ich habe ja Nerven wie Schiffstaue — die Beratung der Familie Matteis im Fall Vohwinkel zu übernehmen! Was neuerings passiert ist? Ob und wann die Exhumierung . . .? Die hat eben stattgefunden! . . . Mit einem verblüffenden Ergebnis! Sie hören von mir alles Nähere mündlich, gnädige Frau! Ich werfe mich jetzt gleich in mein Auto und fahre zu Ihnen hinaus!“

      Der Rechtsanwalt Burhem hängte ab.

      „Was Sie dabei wie ’n Maikäfer zu greinen haben, Kollege, weiss ich nicht!“ sprach er scharf. „Man kann sich doch eine Sache noch mal anders überlegen! Fräulein Grün: ich habe nicht nach Ihnen geklingelt! Wie? Er Medizinalrat hängt drinnen am Telefon?“ Er lief in den Vorderraum und lauschte: „Sie wollten mir nur mitteilen, dass Sie Herrn Vohwinkel glücklich im Sanatorium Kleemüller abgeladen haben? Danke! Raten Sie dem Herrn nur, er soll sich dort nicht zu häuslich einrichten! Es würde schon in Moabit eine bevorzugte Zelle im Untersuchungsgefängnis für ihn gelüftet!“

      6

      „Ich habe Ihnen also hiermit den Herrn Vohwinkel in Ihr Sanatorium zu treuen Händen übergeben und wasche im übrigen meine Hände in Unschuld!“ De kleine, dicke Gerichtsarzt dämpfte, im Begriff, durch die Haustür auf die Strasse zu treten, die Stimme. „Aber im eigensten Interesse Ihres mondänen Betriebs, lieber Sanitätsrat Kleemüller: haben Sie ein wachsames Auge auf das Kuckucksei, das ich Ihnen da ins Nest gelegt habe!“

      „Sie meinen, dass bei Herrn Vohwinkel etwas Menschliches . . .?“

      „Ja . . . Ja. Ich meine . . . So’n lütter Selbstmord macht doch oft der Umgebung mehr Schererei als dem Verflossenen selber! . . . Ist ja natürlich auch nur ’ne Möglichkeit! Die Chose ist ja noch ganz unklar!“

      „Na schön! Bringen Sie mir öfter so Patienten! Die hab’ ich gern! Auf Wiedersehen!“ Der Sanitätsrat Kleemüller lief in seinem Geschäftstrab die teppichgepolsterten, noch morgenleeren Gänge entlang, in denen nu rein paar Diener in blau-weiss gestreiften Leinenjacken Staub saugten und Schwestern mit weissen Hauben und weissen Schürzen auf Pantoffeln huschten. Er glich einem feinsinnigen, bartlosen Meikus des achtzehntes Jahrhunderts, lang, hager, in einem altfränkischen Gehrock, der ganze Mann wie aus der Postkutschenzeit, auf einen vertrauenerweckenden Gegensatz zu Berlin W abgestimmt. Sein längliches Antlitz lächelte in tröstender Menschenkenntnis, seine tiefe, weiche, leise Stimme war ein milde einlullendes Opiat. Er hatte eine fast unhörbare Art, über die Schwelle von Nummer 17 zu gleiten und dem schönen, wachsbleichen Mann beschwichtigend zuzunicken, der bei seinem Eintritt das südlich weiche, dunkelkrause Haupt aus den angespreizten Handtellern hob.

      „Na — Herr Vohwinkel: Was machen Sie?“

      „Ich halt emir den Kopf, damit er mir nicht zerspringt!“ Der Architekt hatte die Ellbogen auf die Tischplatte, vor der er sass, gestemmt. Er stützte das Kinn auf eine Faust und richtete darüber hinweg seine dunklen Augen verglast auf den Sanitätsrat. „Hören Sie mal: Lieg’ ich am End’ noch im Bett und schlafe und trauma die ganze Geschichte . . .?“

      „Nicht doch! Wir sind ganz wach und munter, Verehrtester!“

      „Wenn


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