Das Geheimnis von Fuensanta - Krimi. Rudolf Stratz

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Das Geheimnis von Fuensanta - Krimi - Rudolf Stratz


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rufen Sie doch mal die Nummer da an und fragen Sie, ob Fräulein Matteis schon draussen in der Fabrik ist!“

      „Gerne, mein Herr!“ Der junge Mann verschwand und kam wieder. „Die Dame sei wahrscheinlich noch im Ausstellungsraum in der Stadt — sagt das Mädchen am Apparat!“

      „Danke!“ Der Architekt Vohwinkel stieg wieder in den Wagen. „Los! Kurfüstendamm 710!“

      Hinter mächtigen Glasscheiben standen da blitzblank poliert und lackiert die Musterexemplare der Automobilfabrik ehemals F. Matteis A.-G. Zwei jüngere Gents mit tadellosem Sakkoschnitt und Bügelfalte lehnten gelangweilt in diesen kundenlosen Morgenstunden an ihren Prunkwagen und wurden beim Erscheinen des schönen Mannes plötzlich stürmisch lebhaft.

      „Sie interessieren sich für unsere neuesten Typen? Sehr schmeichelhaft! In welcher Art darf er sein? Ein leichter, wirklich leistungsfähiger Wagen? Mein Herr: Sie finden in ganz Berlin und in den Vereinigten Staaten nichts Besseres und dabei Billigeres als hier unseren diesjährigen Matteis-Six — Beachten Sie die schnittige Linienführung . . . Ein kleines Wunder an Zuverlässigkeit und Elegan!“

      „Natürlich alle Schikanen!“ ergänzte der zweite Herr. „Hydraulische Stossdämpfer! Fünffach bereift! Vielleicht einmal eine kleine Probefahrt?“

      „Mit diesem Wagen hat unser Fräulein Matteis neulich als einzige Dame punktfrei das tolle Bergrennen in . . .“

      „Sagen Sie mal: könnte ich Fräulein Matteis nicht einmal selbst wegen des Wagens sprechen?“

      „Leider nein, mein Herr!“

      „Man sagte mir doch, sie sei augenblicklich hier!“

      „Ja. Aber Fräulein Matteis befasst sich natürlich nicht persönlich mit dem Verkauf unserer Fabrikate!“ meinte der erste Gent höflich und etwas überlegen lächelnd.

      Der Architekt Vohwinkel furchte die Stirne und schaute durch das Lokal.

      „Ich kenne doch Fräulein Matteis! Mir würde sie schon den Gefallen tun!“ Er brach ab und horchte einen Augenblick. „Ich höre doch ganz deutlich da irgendwo ihre Stimme!“

      „Fräulein Matteis telefoniert nebenan im Kontor mit ihrer Frau Mutter. Deswegen ist sie hergekommen. Ich glaube nicht, dass Fräulein Matteis zu sprechen sein wir. Sie ist heute durch irgend etwas sehr erregt!“

      „Na — immerhin — wenn das Telefongespräch zu Ende ist, werde ich mein Glück versuchen! Wenn das gnädige Fräulein mich sieht — ich sage Ihnen ja — wir sind alte gute Bekannte . . .“

      „Ja, Mama . . . Ich hielt es für besser, dich gleich noch von Berlin aus telefonisch vorzubereiten,“ rief in der Hörzelle des rückwärts von dem Verkaufsraum gelegenen Büros Male Matteis in das Sprachrohr, „statt dass ich dir draussen mit der unerhörten Geschichte ins Haus falle und ich erschrecke! Also jetzt habe ich dir alles erzählt. Jetzt hast du Zeit, dich zu sammeln, bis ich hinauskomme! Ich steige jetzt gleich in meinen Wagen! Wie? Ja. Ich bin überzeugt, dass er sie ermordet hat! Es bleibt gar keine andere Erklärung! Wenn du sein Gesicht gesehen hättest! . . . Nein. Leider. Verhaftet hat ihn der Staatsanwalt vorläufig nicht — nur in ein Sanatorium spediert! Wenigstens ist er da unter Aufsicht!. . . Also auf nachher. . .“

      Male Matteis hängte ab, öffnete die Zellentür, machte halt. Sie konnte nicht über die Schwelle. Der Architekt Vohwinkel stand davor. Er hielt sie in dem engen Kasten gefangen. Die beiden saben sich in die Augen. Male Matteis war mehr zornig als erschreckt.

      „Da hört doch alles auf. . .,“ sagte sie halblaut.

      „Jetzt hab’ ich dich. . . Jetzt kommst du mir nicht von der Stelle. . .“

      „Willst du mich auch umbringen, wie du meine Schwester umgebracht hast?“

      „Lüge nicht!“ Der Architekt Vohwinkel beugte sich vor. Er flüsterte nur. „Du brings mich um — mit niederträchtigem Vorbedacht! Aber so leicht wirst du mit mir nicht fertig!“

      „Lass mich jetzt heraus!“

      „Du wirst mir jetzt Red’ und Antwort stehn!“

      „Ich bin hier Herr im Haus! Ich rufe meine Leute!“

      „Meinetwegen! Dann gestehe mir vor allen deinen Leuten, wo du die Elfi verborgen hältst!“

      „Was?“

      „. . . damit man, dank euch, mich köpft!“

      „Bist du verrückt geworden?“

      „Aber ich habe keine Lust, wegen euch aufs Schafott zu kommen! Ich habe keine Lust, wegen euch zeitlebens Tüten zu kleben! Ich habe keine Lust, wegen euch mir vorher ’ne Kugel vor den Kopf zu schiessen — wo ich doch unschuldig bin! Du weisst das! Du wirst mit jetzt die Möglichkeit geben, das zu beweisen! Du wirst mir sagen, wo die Elfi ist!“

      „Mein Gott — im Jenseits — durch dich!“

      „Wo hast du sie versteckt? Gestehe!“

      „Wenn du den Unzurechnungsfähigen spielen willst, um deiner Starfe zu entgehen so probier’ dein Glück vor Gericht und vor den Ärzten! Hier, zwischen uns, unter vier Augen, hat die Komödie gar keinen Zweck! Also lass mich jetzt gefälligst vorbei . . .“

      „Du bleibst! Du sagst mir jetzt, wo die Elfi ist . . .“

      „Untersteh’ dich, mich anzurühren!“

      „Da halt’ ich dich! . . .“

      „Lasse mich los!“

      „Mir ist jetzt alles gleich! Ich kämpfe um mein Leben . . .“

      „Soll ich wirklich schreien! Soll die ganze Strasse zusammenlaufen?“

      „Gib die Elfi her! . . . Ich habe Todesangst . . . Ich bin kein Held . . . Ich will nicht sterben . . .“

      „Jetzt packt er mich noch am Hals . . . Hilfe . . . Gott sei Dank, Herr Ritter . . . Bitte, Herr Ritter . . . möglcihst keinen Lärm! Kein Aufsehen!“

      Der eine der beiden jungen Verkäufer, die dem Architekten Vohwinkel gefolgt waren, fasste ihn von hinten unter den Ellebogen. Der zweite half ihn halten und winkte einem vom Hofe herstürmenden, nassen Wagenwäscher. „Holen Sie rasch ’nen Schupo!“ Male Matteis stand in der Mitte des Kontors. Sie war sehr blass. Sie glättete sich mechanisch mit der flachen Hand die Falten ihres weissen Kleids und griff sich in das Haar. Sie vermied es, ihren Schwager mit einem Blick zu streifen.

      „Der Herr hier steht unter dem dringendsten Verdacht der gewaltsamen Beseitigung seiner Frau, meiner Schwester!“ sagte sie zu dem eintretenden Schupo. „Leider lassen die Behörden ihn noch immer frei herumlaufen . . . Und in dem Sanatorium, in das er kommen sollte, geben sie ihm offenbar auch den Hausschlüssel! Dabei ist er gemeingefährlich! Das hat er jetzt eben wieder geziegt! Wie? Sie bringen den Herrn zur Polizeiwache? Gut!“

      Der schöne Mann zuckte die Achseln. Er ging ruhig und elastisch mit dem Schupo zu seinem draussen wartenden Auto und fuhr nach dem Revierbüro um die Ecke.

      „Ich bin mir durchaus keiner Schuld bewusst!“ sagte er dort schnell und höflich, in leichtem Gesprächston, zu dem Wachtmeister. „Eine kleine Auseinandersetzung in geschlossenem Hinterraum, unter vier Augen, mit meiner sehr temperamentvollen, jungen Schwägerin! Mein Gott — das kommt in den besten Familien vor! Wenn die Dame mich verklagen will — sie kennt mein Adresse! Bitte hier meine Ausweise: Eigene Villa im Grunewald. Gültiger Pass. Letzte Steuerquittung von blödsinniger Höhe! . . . Das kein Haftverfahren gegen mich schwebt, hat die junge Dame selbst zugegeben. In einem Sanatorium geht natürlich jeder aus und ein, wie es ihm beliebt! Also was will sie eigentlich? Wissen Sie’s? Ich nicht! Ich bin also, nach Feststellung meiner Personalien, entlassen! Danke sehr! ’Morgen!“

      Der Architekt Vohwinkel stand vor dem Polizeibüro. Es lag in einer Querstrasse, ganz nahe dem Kurfürstendamm. Der Taxameter harrte davor. Der Chauffeur, ein alter, ehemaliger Droschenkutscher, döste beschaulich vor seinem Steuerrad. Er fuhr


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