Seewölfe Paket 34. Fred McMason

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Seewölfe Paket 34 - Fred McMason


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sagte Ferris. „Kehren wir um und holen das Zeug, das wir brauchen.“

      Hasard stellte die beiden Laternen auf die Ducht und wollte gerade Platz nehmen, als sein Blick erstarrte. Wie gebannt blickte er auf das Dollbord der Jolle.

      Dort tat sich etwas, das nicht mit rechten Dingen zuging.

      Philip folgte dem Blick seines Bruders und hielt ebenfalls unwillkürlich die Luft an. Nur Ferris und Shane hatten noch nichts bemerkt.

      Eine dunkle, triefende Hand schob sich wie der Arm einer Leiche aus dem unsichtbaren Wasser und umfaßte das Dollbord.

      Die Jolle schwankte ein wenig, und jetzt fuhren auch Ferris und Shane herum und starrten auf die triefende Hand. Eine zweite tauchte aus der Finsternis auf und griff ebenfalls nach dem Dollbord.

      Ein Kopf schob sich blubbernd aus dem Wasser und wurde erst dann sichtbar, als er auf gleicher Höhe mit dem Dollbord war.

      Jung Hasard wollte gerade zuschlagen, als er im schwachen Widerschein der Laternen das Gesicht erkannte.

      Der unheimliche Geist aus der Tiefe war kein anderer als Don Juan, den der schwache Lichtschein angelockt hatte. Für ihn war es in der Bucht die einzige Orientierungsmöglichkeit gewesen.

      Er spie einen Strahl Wasser aus und grinste. Die Männer halfen ihm in die Jolle.

      „Wollte euch nicht erschrecken“, sagte er und wischte sich das Wasser aus dem Gesicht. Von seinen Haaren tropfte es, und aus seinem Hemd lief ein regelrechter Sturzbach, als er auf der Ducht saß.

      „Mann, habe ich einen Schreck gekriegt!“ sagte Hasard. „Du bist hier aufgetaucht wie ein Geist – wie ein Wassermann, würde Granddad jetzt wohl sagen. Der hätte dir wahrscheinlich gleich eins mit dem Riemen über den Schädel gezogen. Du mußt ganz durchgefroren sein.“

      „Im Gegenteil, das Wasser ist fast lauwarm.“

      „Erzähle mal“, sagte Ferris erleichtert. „Hast du was erreicht?“

      „Ich berichte gleich, sobald wir an Bord sind. Dann können es alle hören.“

      „Wir wollten gerade zurück. Daß du uns gefunden hast, grenzt fast an ein Wunder“, sagte Shane anerkennend. „Du hast doch überhaupt nichts gesehen.“

      „Nicht viel“, gab der Spanier zu. „Eigentlich so gut wie gar nichts. Aber dann entdeckte ich plötzlich den schwachen Lichtschein und hielt darauf zu.“

      Sie zogen sich mit der Jolle wieder am Rumpf entlang und enterten auf.

      Inzwischen hatten die anderen Arwenacks mitgekriegt, daß Don Juan wieder zurück war.

      Hasard nahm ihn gleich in Empfang. Will Thorne brachte sofort ein paar trockene Klamotten, doch der Spanier wehrte dankend ab.

      „Ihr seid doch auch alle klatschnaß“, sagte er. „Wir unterscheiden uns also nicht voneinander.“

      „Zieh das trotzdem an, Juan“, sagte Will Thorne. „Du wirst dich gleich etwas wohler fühlen.“

      Der Kutscher brachte eine Buddel und goß eine Muck voll, die er Juan reichte. Sie waren alle sehr besorgt um ihn.

      Auch der Profos, der jedoch sofort monierte, daß er ebenfalls klatschnaß sei, und wegen der Gerechtigkeit soll doch lieber jeder auch gleich vorsorglich einen kleinen Schluck nehmen. Wegen der Erkältung natürlich und so.

      Das wurde von Hasard akzeptiert, und so war die Buddel auch schnell gelenzt.

      „Warst du an Bord?“ fragte Hasard gespannt.

      „Ja, es ging völlig problemlos. Kein Mensch hat mich erkannt oder gar zur Kenntnis genommen. Einer sah den anderen nur als Schatten.“

      „Trotzdem war es verdammt riskant.“

      „Keine Sorge. Ich konnte mich ins Batteriedeck schleichen, und es gelang mir auch, vier Culverinen so zu präparieren, daß sie Garcia und seinen Leuten um die Ohren geflogen sein dürften. Ich nahm mehr als die doppelte Pulvermenge. Unterwegs hörte ich einmal ein entsetzliches Krachen, konnte jedoch nichts sehen. Ich nehme aber an, daß zwei Rohre krepiert sind. Garcia hatte einen Anschlag auf uns vor. Er bemannte eine Jolle und schickte sie in die Richtung, in der er unser Schiff vermutete. Wir nahmen zwei Drehbassen mit und sollten aus allernächster Distanz auf die Schebecke feuern.“

      „Wir?“ fragte Hasard irritiert.

      „Ja, wir“, bestätigte Don Juan bescheiden. „Ich war natürlich auch mit an Bord.“

      Der Seewolf pfiff leise durch die Zähne. Sie sahen ihn grinsen.

      „Nun, wir suchten natürlich alles ab, aber der Stückmeister hatte sich in dem Nebel wohl völlig verirrt, und so fanden wir die Schebecke nicht. Soll ja vorkommen im Nebel.“

      Die anderen Arwenacks grinsten jetzt ebenfalls. Sie stellten sich den Wolf mitten unter den Schafen vor, und niemand hatte ihn erkannt.

      „Und dann?“ fragte Hasard weiter.

      „Na, dann nahm ich eine Axt, die ich schon an Bord der ‚Aguila‘ gefunden hatte, und hackte den lieben Dons die Planken durch, während sie mitten in der Bucht waren. Es war ein grandioses Schauspiel, als die Jolle absoff und immer noch keiner wußte, was denn eigentlich passiert war. Ich habe mich wirklich köstlich amüsiert. Sie nahmen wohl an, die Schebecke habe gefeuert. Sie dürften sich auch gewundert haben, daß nur sieben Mann zurückkehrten, obwohl acht losgepullt waren. Ich denke, das wird Garcia ein fast unlösbares Rätsel aufgeben.“

      Hasard lachte laut los. Die Arwenacks stimmten in das Lachen ein und konnten sich kaum beruhigen.

      „Und keiner hat was gemerkt?“ fragte Hasard ungläubig.

      „Nein, niemand. Der Nebel war so dicht, daß man die Hand nicht vor den Augen sah. Die Kerle üben sich immer noch im Phantomschießen und wissen nicht mal, daß wir längst verschwunden sind. Sie feuern in regelmäßigen Abständen, in der irrsinnigen Hoffnung, doch noch einen Zufallstreffer anzubringen.“

      „Das ist ein ganz dicker Hund“, sagte Matt Davis. „Da wäre ich gern dabeigewesenen.“

      „Zu zweit hätten wir auch nicht mehr ausrichten können und wären nur aufgefallen“, sagte der Spanier.

      Wie zur Bestätigung von Juans Worten ging das Phantomschießen in der anderen Bucht plötzlich wieder los.

      Der Nebel dämpfte die Geräusche zwar erheblich und verzerrte sie so, daß sich die Richtung nicht bestimmen ließ, aber Hasard und die anderen glaubten deutlich herauszuhören, daß der Krach wesentlich lauter war. Sie konnten sich das aber auch nur einbilden.

      „Dann beginnen wir jetzt mit der Arbeit“, sagte Hasard. „Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren.“

       6.

      César Garcia konnte es drehen und wenden, wie er wollte. Er fand keinen „Schuldigen“, so sehr er sich auch bemühte, Licht in das geheimnisvolle Dunkel zu bringen. Seine Laune war dementsprechend auf einen absoluten Tiefpunkt gesunken.

      Zudem erhielt er zu später Stunde noch Besuch von Francis Ruthland, der zusammen mit seinem Kumpan Lefray von der „Ghost“ herübergepullt war.

      „Was will der Kerl?“ fragte Garcia mißmutig seinen Ersten. „Herumschnüffeln, was hier passiert ist?“

      „Er wird neugierig sein.“

      Garcia mochte Ruthland nicht sonderlich, aber sie hatten sich aus dem Grund zusammengetan, um den Seewolf zur Strecke zu bringen. Jeder hatte allerdings ein anderes Motiv. War es bei dem Spanier reiner Haß, so attackierte Ruthland den Seewolf aus kommerziellen Gründen. Er sah in ihm einen lästigen Konkurrenten, der ihm die dicksten Brocken vor der Nase wegschnappen würde.

      Ruthland wiederum verstand nicht, daß ein Mann wie Garcia ausschließlich vom Haß getrieben wurde. Dabei sprang


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