Seewölfe Paket 34. Fred McMason

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Seewölfe Paket 34 - Fred McMason


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und Klopfen unterbrachen seine Worte. Shane, Tucker und ein paar andere arbeiteten an dem Ruder. Ab und zu war auch ein verhaltener Fluch zu hören, wenn es Schwierigkeiten mit dem Untergrund gab.

      „Das ist eine Passage“, sagte der Profos, „eine kleine und sehr schmale Durchfahrt. Wahrscheinlich grenzt eine weitere Bucht an diese. Wir sollten das mal erkunden, Sir. Wenn das der Fall ist, hätten wir ein vorzügliches Versteck gefunden, das vom Fluß aus nicht einzusehen ist. Ich kann ja mal mit der kleinen Jolle eine Exkursion unternehmen und nachsehen.“

      „Wir brauchen die Jolle für einen anderen Zweck, Ed. Wir haben vor der Bucht noch keine Wachen aufgestellt. Solange der Nebel dicht und kompakt war, hielt ich das nicht für unbedingt erforderlich, aber jetzt sieht das etwas anders aus. Wir müssen zwei Mann dort vorn postieren.“

      „Hier sieht uns kein Mensch, Sir. Wir liegen hier wie in Abrahams Schoß.“

      „Wenn wir es mit einem Schurken wie Ruthland allein zu tun hätten, dann würde ich dir zustimmen. Aber wir haben noch einen Gegner vor uns, den man nicht unterschätzen darf. Der Spanier ist ein durchtriebener Bursche. Wahrscheinlich hat er schon bemerkt, daß wir in aller Stille aus der Bucht verschwunden sind. Was also wird er unternehmen?“

      „Zunächst wird er sich ärgern, Sir, wenn ich das richtig sehe. Er wird erkennen, daß wir auch nicht gerade die Dümmsten sind. Und da er ein beharrlicher und sturer Bock ist, wird er sich zunächst mal an den Fingern einer Hand ausrechnen, daß wir eine andere Bucht angelaufen haben, um unsere Schäden auszubessern. Richtig, Sir?“

      „Richtig. Er kann aber auf dem Tapti mit einer schweren Galeone nicht beliebig hin und her gondeln. Das erwartet er von uns ebenfalls nicht. Er wird weiter annehmen, daß wir flußabwärts verholt haben, und da bietet sich nicht allzuviel an. Um das aber ganz sicher herauszufinden, schickt er bestimmt eine Jolle mit ein paar Kerlen los, die ausspionieren sollen, wo wir liegen. Richtig, Mister Carberry?“

      Der Profos grinste über das ganze narbenzerfurchte Gesicht.

      „Sehr richtig“, sagte er zufrieden. „Wenn er das weiß, der Nebel sich lichtet und genug Wind da ist, wird er es uns besorgen, und zwar mit einem blitzartigen Überfall.“

      „Du sagst es, Ed. Um dem aber zuvorzukommen, müssen wir diese Burschen abfangen, damit sie nichts melden können. Und deshalb postieren wir zwei Mann am Eingang der Bucht. Das wäre zum Beispiel eine Aufgabe für dich und Jan Ranse. Der steht hier nämlich schon seit einer Weile herum und hat die Ohren am Wind. Dann brauche ich keine weiteren Erklärungen mehr abzugeben.“

      Der untersetzte Holländer mit dem wüsten blonden Vollbart trat näher an die beiden Männer heran.

      „Ich bin dabei“, sagte er knapp. „Ich habe alles mitgekriegt.“

      „Gut. Dann nehmt die kleine Jolle und geht auf Posten. Wenn ihr die Kerle hochnehmen könnt, bringt sie an Bord. Ich habe später noch ein paar Fragen an sie. Verhaltet euch aber möglichst lautlos.“

      „Das geht schwer in Ordnung“, sagte der Profos. Manchmal drückte er sich etwas seltsam aus, um kundzutun, daß alles hervorragend klappen würde. „Hättest du etwas dagegen, Sir, wenn wir einen klitzekleinen Umweg wählen? Ich will nur einen kleinen Abstecher unternehmen, wo die Bucht scheinbar endet. Kann ja nur von Vorteil sein, wenn wir etwas entdecken.“

      „Einverstanden, aber beeilt euch und haltet euch nicht zu lange am Ende der Bucht auf.“

      Die kleine Jolle war längst abgefiert worden. Carberry und Jan Ranse steckten sich für alle Fälle eine Pistole in den Hosenbund und hofften dabei, sie nicht gebrauchen zu müssen. Es sollte alles lautlos durchgeführt werden.

      Allerdings stand nicht mit absoluter Sicherheit fest, ob vor der Bucht eine Jolle aufkreuzen würde. Es war lediglich eine Annahme, die zutreffen konnte.

      Die beiden Männer enterten in die Jolle, stießen sich vom Schiffsrumpf ab und nahmen Kurs auf jene dunkle Stelle, wo Nebelschwaden wogten und die Bucht wie ein gähnender Schlund aussah.

      Der Regen hatte aufgehört, aber ihre Klamotten waren immer noch klamm und feucht.

      Lautlos begannen sie zu pullen. Die Umrisse des Hecks der Schebecke wurden erst milchig, dann trübe, und schließlich verschwanden sie im Dunst wie ausgelöscht. Auch die Geräusche um sie herum erstarben. Nur das leise Knarren der Riemen in den Rundsein verriet, daß sie sich bewegten.

      Einen Augenblick lang hatte jeder von ihnen das Gefühl, völlig allein auf der Welt zu sein. Sie bewegten sich in einem lautlosen Meer wie auf schwebenden Wolken, wie in einer geheimnisvollen Sphäre, die sie auf unerklärliche Art und Weise forttrug.

      Durch wabernde Nebelfetzen hindurch erkannten sie Sterne und Mondsichel. Die Umgebung wirkte gespenstisch, zumal aus dem nahen Dschungel und den Mangrovenwäldern immer wieder klagende Geräusche zu hören waren.

      „Genau voraus“, raunte Carberry. „Wir halten darauf zu, wo es stockfinster ist.“

      „Da ist absolut nichts mehr zu sehen“, sagte Jan Ranse. „Sieht aus, als würden wir dort in einen tiefen Abgrund fallen.“

      „So schnell fällt es sich nicht.“

      Carberry versuchte einen Lichtschimmer zu erblicken. Doch die außenbords angebrachten Laternen auf der Schebecke waren aus dieser Distanz nicht mehr zu sehen. Ein Späher, der hier eindrang, mußte sich schon ziemlich dicht heranpirschen, wenn er etwas bemerken wollte.

      Alle beide zuckten zusammen, als ganz überraschend etwas nach ihren Köpfen griff. Es schienen lange, tastende Arme zu sein, die ihnen durch die Gesichter fuhren wie riesenhafte Spinnenbeine.

      Gleich darauf gab es einen leichten Ruck. Die Jolle saß fest.

      Jan Ranse stieß erleichtert die Luft aus.

      „Wir sind in die Mangroven geraten“, knurrte er, „und liegen irgendwo zwischen den Stelzwurzeln.“

      „Hab ich auch schon gemerkt. Dann einen Schlag zurück.“

      Sie pullten ein paar Schläge zurück, bis sie von den schleimigen und feuchten Armen der Mangroven frei waren. Unter der Jolle blubberte leise der Morast.

      Beim Weiterpullen entdeckten sie tatsächlich eine schmale Durchfahrt. Genau erkennen konnten sie die Passage nicht, aber sie wußten, daß sie aus der Bucht heraus waren und sich in anderem Wasser bewegten.

      „Scheint ein kleiner See oder ein Flußarm zu sein“, meinte der Profos. „Die Schebecke müßte hindurchgehen. Nur schade, daß man nichts Genaues erkennen kann. Wollen wir noch ein paar Schläge pullen oder lieber umkehren?“

      „Laß uns umkehren“, meinte Jan. „Wenn wir uns hier verirren, finden wir die Durchfahrt nicht mehr, und dann gibt es ein Donnerwetter, wenn wir in anderen Regionen herumkrebsen.“

      „Ja, da hast du recht“, erwiderte Carberry. „Aber die Luft riecht hier irgendwie anders. Schon möglich, daß es ein kleiner See ist.“

      Es stellte sich heraus, daß sie schon jetzt Mühe hatten, die schmale Durchfahrt zu finden. Um sie her war von den Seiten alles zugewuchert. Es roch modrig und faulig wie in einem riesigen Sumpfgebiet.

      Der Profos nahm den Riemen und steckte ihn lotrecht ins Wasser. Es war kein Grund festzustellen. Erst als er ungeduldig weiterstocherte, stieß er auf Grund. Das bedeutete, daß sie wieder dicht bei den Mangroven waren.

      Der Profos wurde schon kribbelig und stieß die ersten Verwünschungen aus. Ein paar saftige Worte waren darunter.

      Abermals tasteten lange Arme nach ihnen. Dazwischen war ein heller Fleck, und jetzt glaubte er auch, einen leisen Windhauch zu verspüren, der ihm ins Gesicht wehte.

      „Wir sind durch“, sagte er nach einer Weile. „Wir sind wieder in der Bucht, wo die Schebecke liegt.“

      Als die Mangroven sie freigaben, begannen sie zügig weiterzupullen. Nach etlichen bangen Minuten entdeckten sie den Schimmer am Heck ihres Schiffes.

      „Gott


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