Gesammelte Werke: Historische Romane, Kriminalromane, Erzählungen & Essays. Rudolf Stratz

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Gesammelte Werke: Historische Romane, Kriminalromane, Erzählungen & Essays - Rudolf Stratz


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zur Einleitung einiges, wie mir's die Woche über gegangen und so weiter. Da auf einmal unterbricht er mich ... du ... und weißt du, was der unverschämte alte Herr mir da sagt: ›;Sie machen heute einen bedeutend günstigeren Eindruck auf mich, Herr Textor, als vor acht Tagen« ...

      »...ja ... auf mich auch!« meinte Thea.

      »...»damals«, fährt er fort... »...sahen Sie – entschuldigen Sie meine Offenheit – einem etwas deprimierten Windhund ähnlicher als einem ernsthaften Menschen, heute bemerke ich an Ihnen mit Vergnügen Energie und Arbeitslust! Woher kommt das?« ... na ... und da« ... der kleine Sportsman machte ein tiefsinniges Gesicht ... »da dacht' ich bei mir: »Offen muß der Mensch gegen seine Wohltäter sein!« und sagte: »Herr Geheimrat ... das kommt von der Liebe! ... die hat einen andern Menschen aus mir gemacht und wird mich hoffentlich in Zukunft noch mehr bessern!«

      »...und da hast du ihm alles erzählt ... das zwischen uns? fragte Thea entsetzt ... »...Dann muß er ja ganz böse geworden sein!«

      »Nee ... gar nicht!« Georg lachte vergnügt ... Eine Weile überlegte er, und dann meinte er: »...an sich ist Ihr Heiratsprojekt natürlich ein Unsinn, Herr Textor! Aber ich bilde mir andererseits ein, ein bißchen Menschenkenntnis zu besitzen, und die sagt mir in diesem Fall das Gegenteil. Es steckt noch ein tüchtiger Kern in Ihnen, und daß der sich entwickelt, das mögen gerade Sie am ersten erreichen, wenn Sie ernst und wirklich lieben. Denn das ist das beste, was einem Mann geschehen kann, und holt das Beste aus ihm heraus. Ich hab' es selbst an mir erfahren!« ...

      »Gott sei Dank!« flüsterte Thea.

      Ihr Freund klopfte sich vergnügt auf die Brusttasche. »Die Billette krieg' ich erst heute abend! Aber hier hab' ich Briefe... Empfehlungsbriefe an Yankees, die im wilden Westen Eisenbahnen bauen und große Territorien besitzen. »Ich habe meinen Geschäftsfreunden geschrieben«, sagte der komische, alte Herr zu mir, »daß Sie ein Mensch sind, den man zwischen vier Wänden rein zu gar nichts gebrauchen kann, sondern unter freiem Himmel und zu Pferde. Dort gibt es derlei Beschäftigungen, wo der Kulturmensch mit der Wildnis kämpft und mit Zähigkeit und frischem Mut weiter kommt als mit allem Stubenwissen ... und wo ein Mann auch ohne Anfangskapital zu Wohlstand kommen kann ...« ... na ... ich seh' uns schon als Millionenprotzen auf unsere alten Tage nach Deutschland zurückkehren ...« schloß Georg hoffnungsvoll ... »...denn das tun wir natürlich und bis dahin werden sie wohl dem armen, seligen Textor seine Sünden verziehen haben! Aber vorläufig heißt's: »go on!« In fünf Tagen schiffen wir uns in Hamburg ein!«

      »In fünf Tagen?«

      Er verstand ihren Blick. »Thea!« sprach er ... »...ich muß es wiederholen: du bist heute nicht so klug wie sonst! Sonst wüßtest du, daß wir beide unsere Legitimationspapiere mit uns führen, und daß, wenn wir damit nach Hamburg kommen, recht oft ein komfortabler Dampfer nach Amerika fährt. Wenn wir aber an England vorbeifahren wollen – Du, dann machen wir erst eine kleine Tour nach London und nach – Gretna Green. Wer da eintrifft, wird auf Wunsch schon am nächsten Tage getraut. Das tun wir – und fahren dann mit dem nächsten Schiff glückselig weiter in die neue Heimat. Was meinst du, Thea: werden wir glücklich sein?«

      »Ja«, sagte Thea.

      »Das glaub' ich auch!« sprach der kleine Sportsman erfreut... »und ich werde arbeiten wie ein Neger da drüben für dich und mich. Ein bißchen wüst wird's ja zu Anfang sein in dem wilden Westen. Einerlei. Ich scheue mich jetzt vor nichts!«

      Er war tief ernst geworden.

      »...und was etwa auch drüben roh häßlich sein wird in meinem Beruf und unserm Dasein, das, Thea, muß die Liebe adeln! ... die Liebe fürs Leben!«

      »Denn ein langes Leben liegt noch vor uns.«

      »...Und wenn es köstlich wird, so wird es Müh' und Arbeit sein!...«

      Ende

      Friede auf Erden!

       Inhaltsverzeichnis

       Vorwort

       1.

       2.

       3.

       4.

       5.

       6.

       7.

       8.

       9.

       10.

      Vorwort

       Inhaltsverzeichnis

      Vor mehr als zwei Jahrzehnten schrieb ich das hier folgende Zeitbild aus Deutschlands tiefster Zerrissenheit und Not. Damals, am Ausgang des vorigen Jahrhunderts, zu Bismarcks Lebzeiten, schien der Gedanke undenkbar, daß für Deutschland, das blühende, starke, friedliche Deutschland, die Tage des Dreißigjährigen Krieges je wiederkehren könnten. Sie sind auch nicht gekommen. Aber sie hätten kommen können in diesen vier großen und furchtbaren Jahren, die hinter uns liegen. Nicht das Verdienst der Menschheit ist es, daß nicht, wie vor einem Vierteljahrtausend ganz Europa, so diesmal fast die ganze Erde ihre Wut und ihren Wahnwitz in Mord und Raub, Brand und Blut über Deutschland ausspie. Nur der Heldenmut unserer Heere und der Opfermut der Heimat haben uns davor bewahrt, oder, was beides zusammenfaßt: die deutsche Einigkeit.

      Noch nie ward Deutschland überwunden, wenn es einig war. Aber immer war Deutschlands Zwietracht Deutschlands Verhängnis. Das ist die Brücke, die von diesem kleinen Buch in die große Gegenwart führt, aus dem ungeheuren deutschen Bruderkrieg, den man den Dreißigjährigen Krieg nennt, zu dem noch ungeheureren Völkerringen, das durch die Jahrtausende der Weltkrieg heißen wird. Am Schluß des Dreißigjährigen Krieges steht der jammervollste Verzichtfrieden unserer Geschichte, der Westfälische Frieden. Jahrhunderte deutscher Erniedrigung, Armut und Schwäche waren die Folge. Ueber dem Weltkrieg von heute steigt jetzt schon glorreich der siegesstarke, weltüberwindende deutsche Friede empor. Jahrhunderte deutschen Blühens in Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung werden ihm folgen.

      Berlin, im deutschen Frühling von 1918

       Rudolph Stratz

      1.

       Inhaltsverzeichnis

      »... so können wir an der Donau nicht mehr subsistieren und ziehen sich die verbündeten Armaden gegen Augsburg, um den Lechstrom zu maintenieren und, wenn sie sich dorten unbeweglich gesetzt, die Völker in etwas zu refraichieren und des Grases zu genießen.

      »Schwed' und Franzose marschieren indes im Bayerischen auf und ab, in welches Hin- und Hervagieren sich kein Mensch zu richten weiß. Sollten sie aber von uns nicht lassen, so duldet der status belli, so travaillieret auch die Kaiserlichen Völker sind, doch keinen Aufschub und steht uns ein schweres Treffen bevor.

      »Darum reise der Herr, wann


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