Seewölfe Paket 13. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 13 - Roy Palmer


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ist kein Witz, Ed.“

      „Ich weiß, ich werde es gleich melden. Es ist ja kein großes Problem, denn hier gibt es ja genug Inseln, und Trinkwasser werden wir schon finden.“

      Carberry ging zu seinem Freund Ferris Tucker hinüber, der am Niedergang zum Achterdeck zwei Stufen ausbesserte. Der rothaarige Schiffszimmermann blickte amüsiert von seiner Arbeit auf.

      „Immer du und der Kutscher“, sagte er, aber Ed grinste nur, steckte seine mächtige Pranke in die Pütz und wollte sich das klebrige Zeug abwischen.

      „In der Pütz ist Holzleim drin“, sagte Ferris grinsend. Aber da war es schon zu spät.

      Carberry stieß einen lästerlichen Fluch aus, der über alle Decks zu hören war, und zog seine Hand zurück, als habe er in einen Topf giftiger Nattern gegriffen.

      „Du scheinst heute einen schlechten Tag erwischt zu haben, mein Freund“, sagte Tucker und grinste weiter, aber der Profos war nicht mehr zu Späßen aufgelegt. Er starrte wütend seine Hand an, von der zähflüssiger dicker Holzleim auf die Planken tropfte.

      „Hör mal zu, Mister Tucker!“ brüllte er, krebsrot vor Wut. „Eine Pütz ist zum Wasserpützen da, und nicht für deinen lausigen Holzleim. Schreib dir das hinter die Ohren, du rothaariger Polaraffe!“

      „Häng deine Segel ins Gei, Mister Carberry“, empfahl der Schiffszimmermann trocken. „Was kann ich dafür, wenn du hier voll aufgebraßt herumläufst! Außerdem ist das meine Pütz, und da ist immer Holzleim drin. Die andere Pütz steht dahinten, du Stint!“

      Carberrys narbiges Gesicht war immer noch sauer verzogen. Er stand verärgert da und ließ den Holzleim auf die Zwingen tropfen, die Ferris gerade an den Stufen angelegt hatte.

      „Gegen mich hat sich heute die ganze Welt verschworen“, knurrte Ed. „Erst grinst mich dieser verwanzte Kutscher an und gibt mir seine klebrige Flosse, und jetzt passiert mir das bei dir, Mister Tucker. Da steckt doch ein Komplott dahinter!“

      Der alte O’Flynn, der dem Disput interessiert zuhörte, setzte sein Holzbein in Bewegung und rückte näher.

      „Fang jetzt ja nicht wieder mit Spukgeschichten an“, drohte Ed, „sonst ist meine gute Laune vorbei, und aus deinem Holzbein lasse ich Zahnstocher fertigen!“

      Der Alte zog sich sofort zurück, denn wenn Carberry schlechte Laune hatte, war es besser, man legte sich nicht mit ihm an.

      „Scheiß Holzleim“, fluchte er weiter. „Das hält sowieso nicht die Stufen zusammen. Da gehören richtige Nägel reingedonnert.“

      „Der Holzleim hält“, versicherte Ferris.

      „Der hält nicht, Mister Tucker!“

      „Der hält doch, Mister Carberry!“

      Ed holte sich die andere Pütz, die noch halbvoll Wasser war, tauchte seine Pranke hinein und wischte das klebrige zähe Zeug unter lauten und lästerlichen Flüchen wieder ab.

      Dabei sah er sich immer wieder um, ob auch nicht einer grinste, doch er sah nur in merkwürdig starre Gesichter, die ausnahmslos alle in verschiedene Richtungen blickten.

      „Die Fässer in der Vorpiek sind angeschlagen oder kaputt“, sagte er dann zu Tucker etwas versöhnlicher. „Vielleicht solltest du dich mal darum kümmern, Mister Tucker, statt hier mit Holzleim das ganze Schiff zu versauen.“

      „Ausgelaufen?“ fragte Ferris, ohne auf das Gemotze einzugehen.

      „Hast du schon mal ein kaputtes Faß gesehen, in dem noch Wasser drin ist?“ fragte Carberry.

      „Natürlich gibt es das“, versicherte Ferris freundlich. „Wenn zum Beispiel oben nur eine kleine Beschädigung …“

      Carberry griff schon nach der Pütz mit Holzleim, so aufgebraßt war er, aber dann überlegte er es sich doch noch anders. Er hatte heute einfach einen rabenschwarzen Tag erwischt. Das gab es ja mitunter, da ging eben alles schief.

      „Ihr seid doch heute alle beknackt“, sagte er mißmutig.

      Dann suchte sein Blick den Seewolf auf dem Achterdeck, doch da standen nur Big Old Shane, der ehemalige Schmied von Arwenack, Dan O’Flynn und Hasards Stellvertreter Ben Brighton. Alle drei grinsten ziemlich anzüglich, weil sie alles von Anfang an mitgehört hatten.

      „Wo ist Hasard?“ fragte Ed grob.

      „Achtern in seiner Kammer. Sag mal, Ed, das muß ja eine verdammt große Laus gewesen sein, die dir über die Leber lief“, meinte Ben Brighton grinsend.

      „Oder er hat eine kleine Leber“, sagte Dan O’Flynn nachdenklich. „Aber das kann auch nicht sein, denn der Kutscher sagte einmal, Ed hätte die größte Leber von allen, und das käme hauptsächlich vom vielen Saufen.“

      Zu Eds guter Laune trugen die Sticheleien nicht gerade bei, aber wenn man sich schon einmal in die Nesseln gesetzt hatte, dann mußte man auch den Hohn ertragen, und so warf Carberry den Männern auf dem Achterdeck nur einen wilden Blick zu.

      „Ihr könnt mich mal, ihr lausigen Nachttopfsegler“, sagte er. Dann ging er weiter, klopfte an Hasards Kammer und trat ein.

      Der Seewolf, Philip Hasard Killigrew, kniete auf dem Teppich vor seiner Koje. Der untere Teil bestand aus drei großen Schubladen mit einer Verriegelung gegen das Herausrutschen.

      Hasard hatte gerade einen der chinesischen Brandsätze herausgeholt, der nun neben ihm auf dem Teppich lag.

      „Al Conroy will versuchen, die Dinger nachzubauen“, sagte er zu Ed. „Unsere Vorräte sind stark geschrumpft. Daher will ich einen von ihnen opfern, damit Al und Ferris ihn zerlegen können. Weshalb ziehst du so ein ärgerliches Gesicht?“ fragte er im selben Atemzug und sah Ed an.

      „Nichts besonderes, Sir, ich habe mich nur ein wenig geärgert. Aber das ist schon vorbei. Der letzte Sturm hat ein paar Fässer in der Vorpiek beschädigt, und das Wasser ist ausgelaufen. Deshalb bin ich hier. Unser Wasser reicht nur noch ganz kurze Zeit.“

      „Das ist ärgerlich, aber nicht zu ändern. Setz dich, Ed, und gieß uns einen Schluck aus der Flasche ein. Das hilft gegen Ärger.“

      Carberrys Stimmung schlug um. Er lächelte milde, goß etwas Rum in zwei Mucks und reichte eine dem Seewolf. Als sie getrunken hatten, fühlte sich Ed merklich wohler.

      „Fast genau auf unserem Kurs liegt eine Insel“, sagte Hasard. „Wir werden sie anlaufen und nach Trinkwasser suchen. Diese Insel hat viele Namen. Die Venezianer nennen sie Kreta, die Italiener Candia, und bei den Türken hießt sie Kirid. Scheint so, als hätte sie schon öfter die Besitzer gewechselt, infolgedessen scheint es sich um eine besondere Insel zu handeln.“

      Carberry nickte und goß noch eine Muck voll, die er sich nach einem dezenten Räuspern schnell in den Hals kippte. Jetzt fühlte er sich schon viel besser, und die kleinen Übel waren vergessen.

      „Und wann erreichen wir die Insel?“ wollte er wissen.

      „Morgen, gegen Mittag oder Nachmittag müßten wir dran vorbeisegeln, wenn die Karten stimmen und der Wind anhält.“

      Die letzten Worte klangen ziemlich abwesend, so als sei der Seewolf mit seinen Gedanken ganz woanders.

      Aus der Schublade hatte er eine Rolle hervorgezogen, richtete sich auf und legte die Rolle auf die fest verankerte Back. Sein Blick war nachdenklich auf die Rolle gerichtet.

      „Noch einen, Sir?“ fragte Ed, auf die Flasche deutend.

      „Du hast zwar schon einen heimlich runtergekippt“, sagte Hasard, „aber du kannst uns noch einen eingießen.“

      „Hast du hinten auch Augen, Sir?“ fragte der Profos verlegen.

      „Ich hörte es am leisen Gluckern.“

      „Ich hab heute wirklich meinen schlechten Tag“, meinte Ed grinsend. „Was sind das für Karten, Sir?“

      Hasard


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