Seewölfe Paket 13. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 13 - Roy Palmer


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gefunden, in der Höhle. Ich wollte sie mir schon vor ein paar Tagen ansehen, aber da hatten wir es mit diesem verdammten Lord Henry zu tun, und ich kam nicht dazu.“

      Carberry entsann sich jetzt. Auf der Insel war ihm in der Grotte ein Pulverfaß um die Ohren geflogen, und er war unter Gesteinstrümmern begraben worden. Viel hätte nicht gefehlt, und es hätte ihn das Leben gekostet.

      „Ich denke, wir können die Karten nicht enträtseln? Deine Söhne haben es doch schon versucht.“

      „Ja, das ist richtig. Viele neue Erkenntnisse haben uns die Karten nicht gebracht. Aber das, was sie bezeichnen, muß irgendwo in der Nähe liegen, denn es handelt sich nicht um reine Seekarten. Eher um Landkarten, soviel weiß ich. Und darauf sind diese monströsen Gebilde verzeichnet. Wenn es sie wirklich gibt, dann muß es sich um die höchsten Gebäude der Welt und um wahre Wunder handeln.“

      Diese fünf Karten, die sie nach langwieriger und gefährlicher Suche gefunden hatten, schienen einen unermeßlichen Wert darzustellen, so vermutete der Seewolf, denn warum sonst hätte man sich der Mühe unterzogen, sie so sorgfältig zu verstekken?

      Auch der Profos studierte eine der Karten, aber aus den seltsamen Schriftzeichen wurde er nicht schlau, und auch die monströsen Dreiecke sagten ihm nichts.

      Hasard ließ sich mit der Betrachtung Zeit, tauschte die Karten gegeneinander aus und legte sie zusammen. Dann versuchte er es auf dem Boden, und legte wieder eine Karte neben die andere, vertauschte und verschob sie.

      Die Söhne des Seewolfs, Hasard und Philip erschienen, sahen die Karten und wollten sich gleich darauf stürzen.

      „Ah, da sind ja die Schatzkarten“, sagte Hasard junior. „Wir haben sie schon seit langem gesucht, Dad. Wo waren sie denn?“

      „Verschlossen“, sagte der Seewolf lächelnd. „Damit an Bord nicht wieder alles drunter und drüber geht.“

      „Wir haben kein Trinkwasser mehr, Dad“, meldete Philip. „Smoky hat es uns gesagt. Das ist genau wie auf der letzten Reise, da ist uns auch das Wasser ausgelaufen, als der Sturm wütete.“

      „Das weiß ich auch schon. Und deshalb laufen wir die nächste Insel an, um die Fässer wieder zu füllen.“

      Die Augen der Zwillinge klebten fast an der Karte, so erwartungsvoll waren sie. Daher hatte Hasard die Karten wohlweislich versteckt, sonst wären die beiden ihm mal wieder gründlich auf die Nerven gegangen mit ihrer ewigen Schatzsucherei.

      Carberry stand auf und reckte seinen Brustkasten.

      „Bleib hier, Ed“, sagte Hasard. „Vielleicht finden wir zusammen etwas heraus. An Deck ist alles in Ordnung.“

      Gemeinsam beugten sie sich jetzt über die geheimnisvollen Karten.

      „Eine zeigt diese Bauwerke“, sagte Hasard. „Davor scheint ein Fluß zu verlaufen, und in der Nähe könnte eine Stadt sein. Aber hier wird der Fluß anscheinend unterbrochen, und was da als Randbemerkung steht, kann ich nicht entziffern. Damit hört auch die Karte schon wieder auf, und ich finde einfach die Verbindung nicht.“

      „Ein paar Wörter haben wir schon damals entziffert“, sagte der junge Hasard. „Was du meinst, Dad, das heißt Katarakt, und dahinter steht eine sechs: Aber das Wort kennen wir nicht, und es wiederholt sich auf insgesamt drei Karten.“

      Hasard sah seinen Sohn verblüfft an.

      „Katarakt?“ fragte er. „Das sind hintereinanderliegende Stromschnellen oder Wasserfälle. Demnach ist das hier doch ein großer Fluß mit vielen Nebenarmen und einem riesigen Delta.“

      Wieder wurde die Lage der Karten verändert, nur eine schoben sie zur Seite, denn sie enthielt ein wirres Muster aus Strichen, leicht gekrümmten Linien und dünnen kaum sichtbaren Linien. Und doch sollte ausgerechnet das Schicksal der „Isabella“ und ihrer Besatzung noch einmal von ihr abhängen, denn diese Karte barg ein geradezu sensationelles Geheimnis.

      Jetzt, da sie sich alle intensiv mit der Karte beschäftigten, ging es leichter, und das Ganze ergab bald einen Sinn.

      Hasard richtete sich kniend auf und sah den Profos an.

      „Auf dieses Land und den langen Fluß haben wir keinerlei Hinweise auf der Karte, Ed. Wir wissen nicht, wo es liegt. Aber wir wissen, daß es im Mittelmeer sein muß. Es kann sich also nur um einen Teil Persiens oder Arabiens handeln, alles andere scheidet aus.“

      „Also das Gebiet, in das wir segeln“, sagte Carberry. „Wenn wir noch weiter nach Osten segeln, kriegen wir vielleicht Hinweise darauf. Zumindest müssen es doch aber die Sarazenen wissen.“

      „Wir werden in jedem Fall nach Ägypten segeln, aber vorerst bleiben wir noch auf Ostkurs, bis es nicht mehr weitergeht.“

      „Was ist denn auf unseren normalen Karten eingezeichnet?“ wollte der Profos wissen. „Ein so gewaltiger Fluß müßte doch auf den Karten ebenfalls verzeichnet sein.“

      „Nein, wir haben nichts, absolut nichts. Die Karten vom östlichen Mittelmeer deuten in dieser Richtung nichts an. Wir haben nicht einmal alle Hafenstädte darauf.“

      „Dann müssen wir uns auf den Zufall verlassen?“ fragte Ed mit skeptisch verzogenem Gesicht. „Da können wir aber so lange segeln, bis wir schwarz werden.“

      „Oder wir suchen ganz systematisch“, entgegnete Hasard. „Hartnäkkigkeit hat schon oft zum Ziel geführt.“

      „Das ist richtig. Hast du vor, Sir, in den Fluß hineinzusegeln, falls wir ihn jemals finden?“

      Hasard lachte leise und erhob sich.

      „Schon um diese sagenhaften Bauwerke zu bewundern, würde ich den Fluß hinaufsegeln. Wenn er für unsere Lady schiffbar ist, werden wir das tun. Darüber können wir ja noch abstimmen.“

      „Die Abstimmung kannst du vergessen. Darauf ist doch jeder von uns neugierig. Ich brauche mir nur die Gesichter der beiden Helden da anzusehen, dann weiß ich genug. Habt ihr nicht einmal was von tausend Jahre alten Königsgräbern erzählt, die es auf der Karte angeblich gibt?“ wandte er sich an die beiden Jungen.

      „Die sind noch viel älter, so hat uns das Sidi Barim von der Gauklertruppe mal erzählt. Das war dieser alte Märchenerzähler.“

      „Das festigt nicht gerade mein Vertrauen“, meinte Hasard. „Wenn man sich auf Märchenerzähler verläßt, dann werden wir diesen Fluß und das Land nie finden.“

      „Er hat das nicht als Märchen erzählt“, sagte Philip voller Eifer. „Er hat das wirklich gemeint, und er hat seine Erzählung wieder von anderen, die schon einmal dort waren und alles mit eigenen Augen gesehen haben.“

      „Es wird schon etwas daran sein“, sagte der Seewolf. „Sonst hätte man sich nicht soviel Mühe gegeben, die Karten fast unauffindbar zu verstecken. Nur wird immer alles aufgebauscht und übertrieben. Ich denke da an die mehr als hundert Yards hohen Bauwerke. Wenn ihr wollt, dann könnt ihr euch ja mit den Karten noch ein wenig beschäftigen, ich gehe jetzt an Deck.“

      Und ob die Zwillinge wollten! Sie waren ganz versessen darauf und beugten sich mit einem wahren Feuereifer darüber.

      Die eine Karte mit den wirren Linien und dem rätselhaften Muster hob Hasard auf. Damit konnten sie vorerst nichts anfangen. Vielleicht gehörte sie auch gar nicht dazu und war nur versehentlich mit in die Rolle gewickelt worden. Oder sie fanden erst sehr viel später eine Erklärung dafür, wenn sie die anderen Karten restlos begriffen hatten.

      Ein Sonnenstrahl fiel durch die achteren Bleiglasfenster in Hasards Kammer gerade in dem Augenblick, als der Seewolf die Karte etwas höher hob, um sie zusammenzurollen.

      Da geschah etwas Merkwürdiges.

      Hasard stutzte, denn er glaubte neue Linien auf der Karte gesehen zu haben – oder das Sonnenlicht hatte sie nur deutlicher hervortreten lassen.

      Mit einem Satz war er beim Fenster, um sich von dem merkwürdigen Vorgang zu überzeugen. Er hielt die Karte gegen das Sonnenlicht


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