Seewölfe Paket 20. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 20 - Roy Palmer


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und fixierte das Schott.

      „Drauf“, sagte er.

      Sie stürmten vor, die Spiere krachte gegen die Bohlen. Das Schott erzitterte in seinen Angeln, hielt aber stand. Fierro wich zurück, die anderen vollführten die gleiche Bewegung. Dann stießen sie wieder vor, und zum zweitenmal donnerte die schwere Spiere gegen das Schott.

      Diesmal bebte das Schott heftiger, fast drohte es, ganz nachzugeben. Fierro trieb seine Begleiter noch einmal mit einer Kopfbewegung an. Sie verhielten, schienen Kraft und Konzentration zu sammeln und rannten auf Fierros Zeichen hin zum drittenmal los – schneller und entschlossener als vorher.

      Das vordere Ende der Rah prallte gegen das Schott, das Schott brach aus den Angeln und krachte zu Boden.

      „Hurra!“ brüllten die Kerle. „Sieg!“

      Sie stürmten über das Schott weg. Rosaria folgte ihnen. Doch dann, im zuckenden Schein des Talglichtes, erkannten sie, welche Art von Überraschung der Kapitän für sie vorbereitet hatte.

      Die Barrikade! Der Schiffszimmermann der „San Sebastian“ hatte gute Arbeit geleistet. Kein Mensch war hinter der Barrikade zu entdecken, nur die Läufe der Blunderbüchsen ragten aus den provisorischen Schießscharten hervor.

      Fierro stoppte ab, ließ die Rah los und ging zu Boden, bevor das Inferno losbrach. Vitaliano war ähnlich schnell. Schon lagen sie auf den Planken und rollten sich zur Seite ab.

      „Deckung!“ brüllte Fierro noch.

      Dann war es soweit. Die Blunderbusses spuckten Feuer, Rauch, Eisen, gehacktes Blei und Glas aus. Die Meuterer brüllten und fluchten und trachteten danach, sich ebenfalls hinzuwerfen. Rosaria stieß einen spitzen Schrei aus und schleuderte das Talglicht auf die Barrikade.

      Fünf, sechs Schüsse dröhnten, die Mündungsblitze zuckten wie feurige Zungen. Der ganze Schiffsraum schien zu erbeben, das Geschrei der Kerle gellte ohrenbetäubend. Sie brachen zusammen, sie wurden von den Ladungen der Büchsen zurückgeworfen, sie taumelten, prallten gegen die Querwand, stürzten und blieben reglos liegen. Auch Rosaria hatte keine Chance mehr, dem tödlichen Feuer zu entweichen.

      Fierro und Vitaliano versuchten noch, die Barrikade zu stürmen, aber ihr Vorhaben war mit Selbstmord gleichzusetzen. Ehe die nächste Salve auf sie abgefeuert wurde, zogen sie sich kriechend zurück und ergriffen die Flucht. Die Wirkung der Ladungen aus den Büchsen mit den trichterförmig erweiterten Mündungen war verheerend gewesen – alle außer ihnen beiden waren tot.

      „Ergebt euch!“ schrie Gomez Rascón, der hinter der Barrikade kauerte, ihnen noch nach.

      „Niemals!“ brüllte Fierro, dann zog er sich mit seinem Kumpan zurück.

      Sie kehrten ins Logis zurück und ließen sich schwer atmend auf die Bänke sinken. Vitaliano berichtete stockend, was sich zugetragen hatte. Die anderen Kerle schwiegen. Nur die Blicke, die sich jetzt auf Fierro richteten, waren anklagend. Was hatte er vor? Wollte er sie alle verheizen?

      Rascóns Schiffszimmermann gelang es unterdessen, das aus den Angeln gebrochene Schott neu zu verkeilen. Alle Vorkehrungen wurden in größter Eile und unter Deckung durchgeführt, die die Blunderbuss-Schützen boten. Aber ein zweiter Ausfall der Meuterer blieb aus.

      Kapitän Rascón konnte mit dem Ergebnis seiner Verteidigungsaktion zufrieden sein. Keiner seiner Männer war verletzt. Allein das zählte. Gelang es ihm, das Vordeck zurückzuerobern und die Meuterer zu verjagen, ohne daß auf seiner Seite auch nur ein Tropfen Blut floß, hatte er auf der ganzen Linie gewonnen. Aber: Würde es ihm wirklich glücken – oder war es nur eine Utopie?

      Auf der „Almeria“ segelte der erste Brandtopf vom Vordeck zum Achterkastell. Krachend landete er auf den Planken. Das Feuer breitete sich sofort aus, die Flammen leckten von den inzwischen wieder trockenen Planken hoch. Marcela Buarcos bediente sich einer anderen, besseren Taktik als Fierro auf der „San Sebastian“. Sie hielt sich wohlweislich auf Distanz.

      Mehr Erfolg als Fierro hatte sie aber auch nicht. Juan Alentejos Männer waren auf der Hut. Alentejo war ein umsichtiger und vorausschauender Mann, der klug kalkulierte. Er hatte seinen Leuten die Anweisung gegeben, sich gegen jede Art von Angriff zu rüsten. So waren rechtzeitig genug Pützen und Kübel mit Seewasser bereitgestellt worden.

      Das Seewasser war jetzt die Rettung. Kaum waren die Flammen auf dem Achterdeck hochgeschossen, waren auch schon Männer zur Stelle, die die Segeltuchpützen und die Kübel über dem Brandherd entleerten. Zischend erloschen die Flammen.

      Ein Brandpfeil surrte heran. Die Männer warfen sich in Deckung. Der Pfeil, von Moreno abgefeuert, blieb mit dumpfem Laut im Besanmast stecken. Wieder sprangen die Verteidiger auf und kippten Wasser über die Brandstelle. Und wieder hatten sie Erfolg. Das Feuer wurde erstickt.

      Neue Pützen und Kübel wurden außenbords abgefiert und in die See getaucht. Die Männer schöpften schleunigst Wasser. So begegneten sie auch den nächsten Brandtöpfen und Pfeilen, die auf das Achterdeck einhagelten. Nie gelang es den Meuterern, einen richtigen Brand zu entfachen und das Achterkastell „auszuräuchern“, wie Marcela geplant hatte. Es zischte und schwelte, das ganze Achterdeck war eine Pfütze, und auch das Rigg des Besanmastes war angefeuchtet, so daß keine Gefahr mehr bestand, daß etwa die Takelung in Flammen aufging.

      Schließlich wurden die Meuterer unvorsichtig und schoben sich aus ihren Deckungen hervor. Ein Brandtopf leuchtete auf – und Alentejos Schützen feuerten, ehe der Topf nach achtern geschleudert wurde. Das Licht der Flammen reichte aus, die Kugeln fanden ihr Ziel. Schreiend brachen drei Kerle zusammen. Der Topf polterte zu Boden. Um ein Haar fing das Vorkastell Feuer.

      Marcela schrie und tobte und trieb ihre Kerle zum Handeln an. Sie trampelten das Feuer aus. Doch jetzt krachten wieder die Musketen auf dem Achterdeck. Noch zwei Meuterer fielen, und damit war die Aktion vorläufig abgeschlossen.

      Marcela und ihre Kumpane zogen sich unter Deck zurück. Wortlos blickten sie sich untereinander an. Die Partie war entschieden: diese Runde hatten sie verloren.

      Juan Alentejo atmete auf, als er den Erfolgsbericht von seinen Männern vernahm. Er wollte bereits wieder von seiner Koje aufstehen, aber seine Offiziere hielten ihn zurück.

      „Señor“, sagte der Erste. „Das dürfen Sie nicht tun. Der Feldscher hat gesagt, Sie brauchen Ruhe – vor allen Dingen Ruhe, sonst ist Ihre Gesundheit in Frage gestellt.“

      „Rufen Sie den Feldscher“, befahl Alentejo.

      Der Mann erschien, und Alentejos erste Frage an ihn lautete: „Wie geht es unserem Patienten?“

      „Ramón? Er hat Fieber. Aber er wird es überstehen, dessen bin ich jetzt sicher.“

      „Gut. Ich habe allerdings kein Fieber. Das ist doch ein ausgesprochen gutes Zeichen, nicht wahr?“

      „Ja. Aber auch Sie sind geschwächt, Señor Capitán.“

      „Das ändert sich auch wieder“, sagte Alentejo zuversichtlich. „In den nächsten Stunden stehe ich doch wieder auf, Señores.“

      Der Feldscher hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. „Daran kann ich Sie nicht hindern, Señor. Sie sind der Kapitän.“

      „Ich will es auch noch eine Weile bleiben“, sagte Alentejo. Er lächelte schwach – zum erstenmal seit Stunden.

       6.

      Desperate Haufen wie die von Fierro und Marcela Buarcos wären an Land bei solchen Verlusten, wie sie sie zuletzt erlitten hatten, normalerweise auseinandergelaufen und hätten auf eine mögliche Beute verzichtet. Aber auf einem Schiff konnte man nicht die Flucht ergreifen – man saß „in einem Boot“.

      Im Logis der „San Sebastian“ begehrten zwei Meuterer gegen Fierro auf.

      „Ich hab’ die Schnauze voll!“ rief der eine. „Die Sache ist mir zu heiß! Ich will nicht krepieren!“

      „Ich auch nicht!“ schrie der


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