Seewölfe Paket 20. Roy Palmer

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Seewölfe Paket 20 - Roy Palmer


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müssen Meuterer sein!“ schrie der Posten der „Almeria“.

      „Verdammt“, sagte Orvieto im Wasser. „Jetzt entdecken die Hunde uns auch noch. Wir stecken in der Klemme.“ Er war wieder aufgetaucht, um Luft zu schöpfen, und neben ihm erschienen die Köpfe seiner Kumpane.

      Nur noch wenige Yards trennten sie von der Bordwand der „San Sebastian“. Doch jetzt knallten und krachten auf dem Achterdeck die Musketen und Tromblons. Die Kugeln und das gehackte Blei pfiffen heran. Zwei von Orvietos Spießgesellen schrien auf, sie waren getroffen.

      „Zurück!“ schrie Orvieto.

      Er tauchte weg und versuchte, wieder Distanz zur „San Sebastian“ zu gewinnen. Denn es war sinnlos – im Hagel der Geschosse gelang es ihnen nicht, noch näher an die Bordwand zu schwimmen.

      Orvieto registrierte nicht, wie auch der letzte seiner Begleiter auf Tiefe ging. Er schwamm um sein Leben und versuchte, einen Bogen zu schlagen, um unbehelligt zum Vorschiff der „Almeria“ zurückzugelangen. Auch von deren Achterdeck aus wurde inzwischen nämlich geschossen – auf das Wasser und auf das Vorderkastell, von wo aus Marcela Buarcos und einige Beherzte erneut Brandtöpfe schleuderten und Brandpfeile abschossen.

      Doch sehr schnell mußten sie die Köpfe einziehen, denn sie riskierten zuviel. Neben Marcela brach ein Mann getroffen zusammen. Sie selbst konnte sich gerade noch hinter dem Steuerbordschott der Back in Deckung werfen. Dann krachten wieder die Musketenschüsse, und die Kugeln gruben sich in das Holz der Querwand.

      Das Mondlicht reichte aus, Juan Alentejos Männer konnten genug erkennen. Auch Orvieto wurde aufs Korn genommen, als er noch einmal zum Luftholen auftauchte. Er war jetzt der „Almeria“ näher als der „San Sebastian“ – und die Kugeln von Solares und dessen Helfern erreichten ihn schon nicht mehr.

      Doch vor ihm blitzte es auf, und etwas Siedendheißes streifte seinen Kopf. Er fluchte, ging unter, schluckte Wasser und versuchte verzweifelt, an die Oberfläche zu schwimmen. Doch ihm schwanden bereits die Sinne.

      Er erfuhr nicht mehr, welches Schicksal seinen letzten Kumpan im Wasser getroffen hatte. Auch sein Ende war vorherbestimmt, und es ereilte ihn aus der Tiefe. Schwarz war der Schatten, der von unten heranschoß und nach seinen Beinen schnappte, ein düsterer Schemen im dunklen Wasser. Die Haie hielten blutige Mahlzeit.

      Orvieto verlor das Bewußtsein. Dann starb er – an den Folgen seiner Kopfverletzung. Er spürte schon nicht mehr, wie der Tiburon, der graue Mörderhai, ihn zerriß.

      Einer von Marcelas Verbündeten hatte das Geschehen von der Galionsplattform aus beobachtet. Jetzt berichtete er ihr, was er gesehen hatte.

      Sie war erschüttert und vermochte es kaum zu verbergen. Wieder hatte sie fünf Männer verloren – sechs mit dem, der neben ihr von einer Kugel getroffen worden war. Die Zahl der Meuterer hatte sich stark verringert. Wie sollte sie mit diesem kläglichen Häufchen noch das Achterdeck stürmen?

       7.

      Marcela begriff, daß sie durch den direkten Angriff das Achterdeck nicht erobern konnte. Aber auch das Bündnis mit Fierro und den Meuterern der „San Sebastian“ konnte sie sich jetzt aus dem Kopf schlagen. Es gab nur noch einen Weg: Sie mußte den Kapitän und das Achterdecksvolk der „Almeria“ aushungern und zum Verdursten bringen. Nur so konnte sie sie bezwingen – wenn überhaupt.

      Fierro, der das Scheitern des Kontaktversuches ebenfalls miterlebt hatte und für Orvieto, Moreno und die drei anderen Kerle nichts hatte tun können, gelangte ebenfalls zu dem Schluß, daß es bequemer und einfacher war, das Achterdeck durch Aushungern zur Aufgabe zu zwingen. Also sorgte er dafür – und das tat auch Marcela –, das Vordeck noch besser zu verbarrikadieren.

      Aus Fendern, Matratzen und Leckbalken wurde eine Art Brustwehr zur Abschirmung gegen das Achterdeck aufgebaut. Bei dieser Arbeit krachten auf den Achterdecks beider Schiffe allerdings immer wieder die Musketen, und die Kugeln pfiffen den Meuterern um die Ohren.

      Ein Mann aus Fierros Haufen fiel – Pedro, der bereits auf einem Auge blindgeschossene Mann. Zwei andere wurden verletzt. Wieder gingen die Meuterer in Deckung.

      Gomez Rascón und Juan Alentejo hingegen wußten, daß sie irgendwann eine Entscheidung treffen mußten, dann nämlich, wenn der Durst unerträglich wurde. Noch vor diesem Zeitpunkt mußten sie einen Entschluß fällen, wenn ihre Männer noch bei Kräften und nicht vom Durst zu sehr geschwächt waren, also noch kämpfen konnten.

      „Wir geraten allmählich in Zugzwang“, sagte Rascón an Bord der „San Sebastian“ zu Solares, Elcevira und den anderen. „Lange reichen die Vorräte nicht mehr. Bisher war unser Konzept richtig, wir haben den Gegner erheblich dezimiert, ohne eigene Verluste zu haben.“

      „Das scheint auch auf der ‚Almeria‘ der Fall zu sein“, sagte Solares. „Captán Alentejo hat sich prächtig gehalten.“

      „Ja. Aber von jetzt an wird die Lage noch ernster.“

      „Was sollen wir unternehmen?“ fragte Elcevira.

      „Das weiß ich selbst nicht“, bekannte Rascón. „Nur eins ist sicher: Wir ergeben uns diesen Hunden nicht. Lieber sterbe ich als erster.“

      In den frühen Morgenstunden des 30. April standen die „Pommern“ und die „Caribian Queen“ querab des Kaps de Cruz. Hasard war auf den Beinen und war einer der ersten, der die Schüsse vernahm, die zu den Schiffen herüberwehten. Noch war es dunkel. Kein Ausguck vermochte zu erkennen, was dort drüben, an der Küste, vor sich ging – weder Luke Morgan auf der „Pommern“, der den Posten im Großmars eingenommen hatte, noch der Mann von der „Wappen von Kolberg“-Crew an Bord des Zweideckers.

      Dennoch zögerte der Seewolf nicht, den Kurs zu ändern und nach dem Rechten zu sehen.

      „Vielleicht braucht dort jemand Hilfe“, sagte er zu seinen Männern.

      „Vielleicht treffen wir auch endlich auf die Queen“, sagte Shane.

      „Damit rechne ich nicht.“

      „Möglicherweise sehen wir sie ja auch nie wieder“, sagte der graubärtige Riese trocken. „Ich will es ihr und uns wünschen.“

      Hasard gab seine Befehle, und die „Pommern“ drehte auf Richtung Küste zu. Dan O’Flynn folgte mit der „Caribian Queen“. Knapp zwei Glasen verstrichen, dann konnten sie im schwachen Mondlicht die beiden spanischen Galeonen erkennen.

      Hasard betrachtete sie aus schmalen Augen.

      „Die liegen vor Anker“, sagte er. „Aber da scheint was los zu sein. Wenn mich nicht alles täuscht, schießen die Besatzungen auf Männer, die zwischen den Galeonen in der See schwimmen.“

      „Ja, sind denn die von allen guten Geistern verlassen?“ fragte Ferris Tucker, der wie Shane auf dem Achterdeck der „Pommern“ stand.

      „Bestimmt nicht“, entgegnete Hasard. Wieder fielen Musketen- und Tromblonschüsse. „Ich schätze, da findet ein Angriff statt.“

      „Von Küstenhaien?“ fragte Shane. „Merkwürdig, daß die nicht mal ein paar lumpige Boote haben und darauf angewiesen sind, zu schwimmen.“

      „Vielleicht sollte gerade das der Trick sein“, sagte Ferris.

      „Ich vermute etwas anderes“, sagte der Seewolf. „Da scheint eine Meuterei ausgebrochen zu sein, und zwar auf beiden Schiffen. Seht mal, es wird von den Achterdecks auf die Vorkastelle gefeuert.“

      „Tatsächlich“, sagte Shane verdutzt.

      „Es sind Handelsfahrer“, sagte Hasard. „Unter den anständigen Seeleuten befinden sich immer ein paar Galgenstricke und Schlagetots, die das Maul aufreißen müssen. Ich kann mir ungefähr zusammenreimen, wie sich das alles entwickelt hat.“

      „Sie scheinen uns noch nicht bemerkt zu haben“, sagte Carberry vom Hauptdeck.

      „Sie


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