Im Austausch mit der Welt. Andrea Franc
Читать онлайн книгу.et tripler les prix de transport pour augmenter le nombre des envois.
On a particulièrement remarqué que les cotons d’Amérique, les «Twists» ou «Fils de coton» débarqués dans les premiers mois de cette année ou jetés en contrebande sur les côtes de la Baltique, ont été successivement dirigés vers la Suisse, que les commissionnaires établis dans les principales villes d’Allemagne, craignant le séquestre des marchandises de fabriques anglaises et des denrées coloniales, font prendre la même direction à celles qu’ils avaient déjà dans leurs magasins, qu’ils les adressent principalement à Bâle, Berne, Zurich, Winterthour et Schaffhouse. La maison des frères Mérian de Bâle s’occupe avec plus d’activité que toutes autres de ces expéditions. Je joins ici la liste qui m’a été envoyée par mon gouvernement, des négociants suisses auxquels des envois de coton anglais, de marchandises et denrées coloniales continuent d’être habituellement expédiés par leurs correspondants d’Allemagne, surtout par ceux de Leipzig et de Francfort. Toutes ces marchandises ne proviennent pas de prises faites par les corsaires et de ventes de cargaisons confisquées. On regarde la plupart de ces expéditions comme le résultat d’un concert frauduleux entre les négociants, et ceux-ci recueillent en dernier résultat les principaux avantages de cette contrebande, qui se fait en Suisse avec plus d’activité que partout ailleurs, quoi qu’elle y soit prohibée par les lois.
Il n’est pas possible que cet ordre de choses subsiste plus longtemps. La Suisse doit marcher dans le sens des pays qui l’environnent, et les mêmes mesures doivent y être mises à exécution.
[…]
Agréez, Monsieur le Landamman, etc.
Le chargé d’affaires de France en Suisse, Rouyer
Schweizer Kaufleute hatten sich im 18. Jahrhundert in ähnlichem Masse wie andere europäische Handelsleute an sogenannten «négriers» beteiligt. Dies waren Schiffe, die mit Waffen, Textilien und Schmuck beladen nach Westafrika fuhren, die europäischen Waren gegen Sklaven tauschten, die Sklaven nach Amerika transportierten und sie dort gegen Rohstoffe, insbesondere Baumwolle, eintauschten. In der wirtschaftshistorischen Forschung wurde in den vergangenen Jahrzehnten debattiert, ob der Dreieckshandel die industrielle Revolution in Europa und damit erst recht in der Schweiz, einem sehr früh sehr stark industrialisierten Land, überhaupt erst ermöglicht habe. Die jüngste Forschung macht allerdings die technologische Innovation als Haupttriebfeder der industriellen Revolution aus und beziffert Investitionen mit Gewinnen aus dem Dreieckshandel mit lediglich 15 Prozent. Zudem sei mit der Entwicklung der neuen technologischen und wissenschaftlichen Errungenschaften auch die Entwicklung eines neuen Menschen- und Weltbildes einhergegangen. Dieses neue Menschen-und Weltbild sah Freiheit und gleiche Rechte für alle Menschen vor und räumte dem einfachen Mann eine ganz neue Bedeutung ein. Der Metzger, der Bäcker oder der Bierbrauer würden die Menschheit wie von einer unsichtbaren Hand geleitet mit Fleisch, Brot und Bier versorgen, stellte der schottische Philosoph Adam Smith am Ende des 18. Jahrhunderts fest. Während Napoleon versuchte, sich mit Gewalt ganz Europa untertan zu machen, begann mit der Abolition des Sklavenhandels gleichzeitig eine neue Ära des Welthandels. Mit Haiti, wo die militärische Intervention Napoleons zuerst noch einer halben Million Menschen das Leben gekostet hatte, erklärte sich 1804 erstmals eine Nation für unabhängig, die aus ehemaligen Sklaven bestand. Gemäss dem sich langsam durchsetzenden, aufklärerischen Gedankengut sollte nicht nur der Handel mit Menschen verboten werden, alle Menschen sollten auch frei handeln können.
Während Gelehrte in England und Schottland die Theorie des Freihandels und der freien Marktwirtschaft entwickelten, praktizierten Schweizer Kaufleute und Handelsgremien den Freihandel sowohl im modernen wie auch im mittelalterlichen Sinne. Bis zum Ende der napoleonischen Kontinentalsperre handelten die Schweizer Kaufleute im wahrsten mittelalterlichen Sinne «frei», nämlich ausserhalb der von Napoleon diktatorisch erklärten Handelssperren, als Schmuggler. Danach konnte die Eidgenossenschaft ihre Aussenwirtschaftspolitik wieder souverän gestalten. Mit der Mediationsverfassung von 1803 bekam die Tagsatzung auch das Recht, Handelsverträge mit anderen Ländern abzuschliessen. Im Dezember 1813 gab sich die Schweiz erstmals einen eigenen Grenzzolltarif, hauptsächlich, um geringe Steuern zu erheben. Dieser hielt aber nur gerade acht Monate. Gegen ihn hatte sich eine Volksbewegung gerichtet, an deren Spitze das kaufmännische Directorium St. Gallen stand. Es wollte für Rohbaumwolle gar keine Zölle bezahlen und fühlte sich stark genug, auch gegen englische Manufakturkonkurrenzprodukte zu bestehen. Als die europäischen Grossmächte am Wiener Kongress 1815 ein weiteres Mal die Souveränität der Schweiz bestätigten, war diese eine Insel des modernsten Freihandels in Europa. Die Tagsatzung erhob lediglich einen «Grenzbatzen» auf maschinengesponnenes Baumwollgarn und Tücher, der so tief war, dass er keine abschottende Wirkung entfalten konnte.
Während der lang andauernden Kontinentalsperre wurden jedoch bedeutende Weichen für die Schweizer Wirtschaft gestellt. Gezwungenermassen erschlossen Schweizer Kaufleute neue Absatzmärkte ausserhalb Europas, zunächst hauptsächlich in den noch jungen USA. Diese globale aussenwirtschaftliche Ausrichtung machte die Schweiz für die nächsten zwei Jahrhunderte zum Land mit dem europaweit höchsten Pro-Kopf-Export sowie den höchsten Direktinvestitionen ausserhalb Europas, insbesondere auch in Ländern des Südens. Auch die Binnenwirtschaft, die schweizerische Textilindustrie, erhielt durch den Wirtschaftskrieg neue Impulse. Der Ausschluss der britischen Konkurrenz vom kontinentalen Markt förderte die Entwicklung der mechanischen Baumwollspinnerei in der Schweiz. 1808 setzte eine Gründungswelle ein, welche die Anzahl Betriebe mit mechanischer Spinnerei im Kanton Zürich bis 1814 auf 60, im Kanton St. Gallen auf 17, im Appenzellerland auf 7 ansteigen liess. Sich am britischen Vorbild orientierende Unternehmer wie Johann Caspar Zellweger im appenzellischen Trogen oder Hans Caspar Escher in Zürich fanden trotz der französischen Handelshemmnisse in Deutschland neue Absatzmärkte und erzielten während der Kriegskonjunktur hohe Gewinne. Gleichzeitig verzögerte die Kontinentalsperre den völligen Niedergang der Handspinnerei.
Nach dem Sturz Napoleons und der Aufhebung der Kontinentalsperre überfluteten billige, britische Baumwollwaren den Kontinent und lösten in der Eidgenossenschaft, die sich nicht durch Zölle schützte, 1816/17 eine schwere Wirtschaftskrise aus, die gleichzeitig mit dem Jahr ohne Sommer auch eine schwere Hungerkrise war. Die napoleonischen Kriege waren vorbei, aber der Protektionismus der europäischen Staaten ging auch nach dem Wiener Kongress 1815 ungebrochen weiter. In den 1820er-Jahren befand sich die Schweizer Wirtschaft in bedrohlichem Zustand, nur Deutschland, Skandinavien sowie Mittel- und Süditalien standen dem Schweizer Export offen. Der Druck der Söldnerverfügbarkeit hatte kaum noch Bedeutung. Zudem fiel der Sold unter die Kompetenz der Kantone, Handelsverträge unter die Kompetenz der Tagsatzung.
Die 1801 / 02 erbaute, erste mechanische Spinnerei der Schweiz in der Hard in Winterthur, um 1820.
Der Merkantilismus war zwar mit Napoleon verbannt worden, doch nun übten sich die europäischen Mächte im moderneren Protektionismus. Wiederum zahlten sie dafür die Zeche. Bereits 1820 hatte die Schweiz Spanien, die grosse Kolonialmacht der Frühen Neuzeit, punkto Handelsvolumen überholt, ebenso Belgien und Österreich. Hinter England war die Schweiz führend in mechanischer Baumwollspinnerei. 1827 verzeichnete allein der Kanton Zürich über hundert Spinnereien, die rund 5000 Arbeiterinnen und Arbeiter beschäftigten. Die Erfahrungen während der Kontinentalsperre prägten die Schweizer Wirtschaft und machten sie zum Global Player sowie politisch skeptisch gegenüber den europäischen Grossmächten. Gleichzeitig wurde die Schweiz dank französischer Denker im Exil ein «hub» der liberalen Ideen. Die Idee des freien Bürgers und seiner Tugenden ist untrennbar mit der Idee des Unternehmers und der freien Marktwirtschaft verknüpft. Doch die Schweizer Exportindustrie sah sich ab 1834 wieder vermehrt mit erneutem Protektionismus konfrontiert. Diesmal durch den Deutschen Zollverein, der sich schnell ausdehnte und bald schon auch die süddeutschen Königreiche und Fürstentümer umfasste. Damit verlor besonders die Nordschweiz einen zentralen Absatzmarkt. Die Wirtschaft war existenziell bedroht. Doch statt dem Deutschen Zollverein beizutreten, forderten liberale Kräfte die Schaffung eines eidgenössischen Wirtschaftsraums zur Kompensation der entstandenen Nachteile.
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