Nur ein Tropfen Leben. Christina M. Kerpen
Читать онлайн книгу.Bruder wird puterrot bis hinter beide Ohren, das kann der kleine rothaarige Satansbraten selbst in der fahlen Dunkelheit erkennen. „Ja doch, sicher“, druckst er um den Brei herum. „Aber das waren auch die entsprechenden Mädchen. Die waren nicht wie Du, die waren alles andere als anständig.“
Jetzt kann sich Carol nicht mehr halten und prustet los: „Mein lieber Mann, glaubst Du, ich bin ein anständiges Mädchen? Ich muss Dich enttäuschen, indem ich Dir ein Geständnis mache. Ich habe das seinerzeit alles alleine angezettelt. Ich bin immer zu David hingerannt, wie eine läufige Hündin. Ich habe ihn provoziert. Ja, ich habe ihn nicht nur verführt, ich habe ihn regelrecht dazu aufgefordert, mich endlich zur Frau zu machen. Von alleine wäre er sicher nicht darauf gekommen, mit mir ins Bett zu gehen, bevor wir verheiratet sind, dafür ist der Mann einfach zu anständig. Er wollte unbedingt vorher heiraten, ich aber nicht. Man kann auch viel Spaß haben, wenn man noch nicht gesetzlich miteinander verschweißt ist.“
Noch immer grinsend beißt sich die Geständige auf die Unterlippe. „Ich bin in gewisser Weise nicht besser, als Charlotte, nur nicht so wahllos. Aber es gibt kaum etwas, was mir besser gefällt und was ich lieber mache, als mich von David in den siebten Himmel heben zu lassen.“ Sie senkt ihre Stimme wieder zu einem Flüstern. „Aber Du musst in Sachen Liebe machen auch echt Spitze sein, denn Charlotte war von Deinen Qualitäten ganz begeistert. Du hast ihr wahnsinnigen Spaß gemacht. Und sicher nicht, weil Du Halma mit ihr gespielt hast.“
Entsetzt reißt Blacky den Kopf hoch. „Wieso weißt Du davon?“
„Ich bin doch keine naive Unschuld mehr und außerdem habe ich Augen im Kopf, die nicht mit Blindheit geschlagen sind.“ Sie lacht leise. „Na ja, und hinzu kommt, dass Frauen manchmal auch ein wenig zur Geschwätzigkeit neigen. Das liegt halt in unserer Natur. Charlotte war so angetan von Deinen tollen Aktionen, dass sie es nicht für sich behalten konnte.“
Gähnend steht das Mädchen auf und reckt sich. „Ich lege mich noch etwas hin, ich glaube, jetzt bin ich doch ein wenig müde geworden.“
John ist ebenfalls aufgesprungen. Er greift nach Carols Arm und zieht sie an sich heran, um sie noch einmal zu küssen. Dieses Mal wehrt sie ihn nicht ab, sondern geht auf das neckische Spiel seiner Zunge ein. John presst das geliebte und doch so verbotene Wesen fest an sich und sie kann deutlich seine Erregung und sein heftiges Begehren fühlen. Schnell befreit sie sich aus seiner Umarmung und brummt vorwurfsvoll: „Du hast es nötig, mir Vorhaltungen zu machen. Wenn ich weniger an hätte, wäre ich morgen wieder schwanger.“
„Das wäre wundervoll, ein Kind von Dir wäre mein höchstes Glück!“
Carol tippt sich an die Stirn. „Jetzt spinnt Du komplett. Wer weiß, mit welchen Behinderungen das arme Inzuchtprodukt ausgestattet wäre. Selbst der Gedanke müsste doch auch für Dich absurd sein. Du und ich ein gemeinsames Kind. Tzz, Dir fehlt wirklich eine Frau, damit Du wieder klar im Kopf wirst. – Jetzt lass uns noch etwas schlafen. David wird uns schon vor dem ersten Morgengrauen aus unseren Träumen reißen, denn er hat seine gesamte Nachtruhe gehabt.“
Endlich wieder Willow-Tree
Susan wartet schon seit Tagen aufgeregt auf die Heimkehr ihrer Freundin. Seit das Telegramm mit der beglückenden Mitteilung über die bevorstehende Rückkehr der Cowboys eingetroffen ist, dessen Wortlaut sich der hübsche Blondine sofort im Herzen festgesetzt hat: ‚Waren erfolgreich Stopp Umgehende Rückkehr nach Erledigung aller Notwendigkeiten Stopp gez. Blake’, liegt sie auf der Lauer. Unentwegt starrt sie in die Ferne, damit sie die genaue Ankündigung der Ankunft durch eine große Staubwolke ja nicht verpasst. Sie ist ein wenig ärgerlich auf John, dass er sich nicht genauer zum Termin der Rückkehr geäußert hat, doch ihr Großvater hatte ihr zu verstehen gegeben, dass sich der Vormann und John noch einmal wegen des genauen Termins melden würden, weil er die dreieinhalb Menschen in Claime-Creek abzuholen gedenke und sie gar nicht auf die verräterische Staubwolke zu warten brauche, wovon Susan sich allerdings nicht abbringen lässt, denn schließlich kommt auch der Bote mit dem Telegramm auf einem Pferd und wirbelt dabei genügend Sand hoch, so dass er schon von weitem zu erkennen ist. .
Heute hilft die junge Frau dem mexikanischen Hausmädchen Ines beim Wäscheaufhängen, obwohl sie diese Arbeit hasst, man bekommt von den nassen Stoffen immer so runzlige Finger und hinterher sind die Hände rot und rau.
Merkwürdig, dass es Carol nichts auszumachen scheint, wenn ihre Hände ständig so aussehen.
Carol, wie mag sich Carol wohl in der Zwischenzeit verändert haben? Immer wieder versucht sie sich die Freundin mit einem runden Leib vorzustellen, doch das will ihr einfach nicht gelingen, immer wieder hat sie nur die zierliche, knabenhafte Erscheinung vor Augen.
Wieder und wieder blickt sie auf, bis sie in der Ferne eine Staubwolke erblickt, die sich der Ranch nähert. Gleich einem Kaninchen, welches von einer Schlange hypnotisiert wird, starrt sie auf die Erscheinung, unschlüssig, ob es wirklich der Sheriff mit dem ersehnten Telegramm ist. Enttäuscht muss sie aber feststellen, dass es sich um mehrere Reiter handelt.
Endlich kann sie die Personen erkennen. Sie wirft das Wäschestück, welches sie gerade in der Hand hält in den Korb zurück und fliegt der verdutzten Ines um den Hals. „Da kommen Blacky und Widefield und sie haben Carol dabei. - Hurra, Carol ist wieder da!“
Auch Ines, die seit dem Tag, an dem das Mädchen auf die Ranch gekommen ist, immer versucht hat, mütterlich ihre Flügel um das Mädchen zu breiten, strahlt zuerst bei dem ersehnten Anblick, doch dann ziehen düstere Wolken über ihr Gesicht. „Wieso kommen die angeritten? Wo haben die das Baby gelassen?“
Susan hört nicht darauf, was die Mexikanerin murmelt, sie verschwendet keinen Gedanken mehr an Carols Schwangerschaft. Hauptsache, die Freundin ist wieder zurück, alles andere ist Nebensache. Aufgeregt rennt sie den Weg zum Tor, den Reitern entgegen.
Als Carol die Freundin sieht, springt sie fast aus dem vollen Galopp aus dem Sattel, stürzt auf die Blondine zu und fällt ihr um den Hals. „Susan, hallo, Susan, es ist doch gut, wieder zu Hause zu sein.“ Die Mädchen küssen und umarmen sich.
John und der Vormann schmunzeln. Was sind die beiden doch noch für Kinder.
Der blonde Cowboy ergreift Silkys Zügel und gemächlich reiten die beiden Männer zum Corral, wobei sie sich ab und zu nach den Girls umsehen.
Kopfschüttelnd murmelt John, als er dabei dem Blick von seinem Boss begegnet: „Kaum zu glauben, dass wir in dem komischen Kaff noch gedacht haben, unsere Carol sei erwachsen geworden. Sie hat sich überhaupt nicht verändert, lediglich ihr Vorbau“, er deutet einen Busen an, „ist größer geworden.“
„Lass man“, grinst der dunkelhaarige Vorarbeiter, „wenn sie erst meine Frau ist, wird das mit dem Erwachsen werden schon noch kommen. Im Moment liebe ich das Kind in ihr viel mehr, als alles andere. Und was ihren ‚Vorbau’ betrifft, der wird leider von Tag zu Tag weniger. Sie hat nur noch ganz wenig mehr als vor der Schwangerschaft.“
Die beiden Mädchen folgen den Reitern schnatternd zu Fuß und reden dabei so durcheinander, dass keiner den anderen richtig versteht.
Vor dem prachtvollen Herrenhaus blickt Carol erst an dem Gebäude hoch, dann schaut sie sich um und holt tief Luft. „Hoffentlich bin ich noch willkommen, nach all dem Mist, den ich gemacht habe.“
Susan küsst sie auf die Wange. „Na, was glaubst Du denn? Wir haben Dich so sehr vermisst, dass Dir bestimmt jede Dummheit nachgesehen wird. Selbst wenn Du mit dem Tafelsilber abgehauen wärst, würde Dir das verziehen werden.“
„Na Du, ich weiß nicht, ich fühle mich doch ein wenig mies.“ Carol seufzt. „Eigentlich müsste ich ja zuerst zu Deinem Großvater, aber wir sind unglaublich scharf geritten, deshalb geht Silky vor. Der ist das ja nach all den Monaten des im Stall Stehens gar nicht mehr gewöhnt.“
„Ich denke mir, um den kümmern sich doch bestimmt die Jungs. Wenn es Dich beruhigt, gehe ich direkt mal nachsehen. Großvater erwartet Dich voller Sehnsucht, Du solltest ihn nicht noch länger auf die