Römische Geschichte. Livius Titus

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Römische Geschichte - Livius Titus


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Krieg mit den Sabinern; bringt dem Jupiter Feretrius die Fürstenbeute dar; teilt das Volk in Kurien; besiegt die Fidenaten und Vejenter; wird unter die Götter erhoben. Numa Pompilius verfasst die Einrichtung des Gottesdienstes schriftlich; baut den Janustempel und ist der Erste, der ihn verschließt, weil er alle umliegenden Völker zum Frieden zu bewegen vermochte; gibt nächtliche Zusammenkünfte mit der Göttin Egeria vor und erweckt in seinen rohen Kriegern Gefühl für Religion. Tullus Hostilius bekriegt die Albaner. Gefecht der Drillingsbrüder, Horatius freigesprochen. Todesstrafe des Mettus Fufetius; Zerstörung Albas; Versetzung der Albaner nach Rom. Krieg mit den Sabinern. Tullus vom Blitze erschlagen, Ancus Marcius erneuert den von Numa eingeführten Gottesdienst; besiegt die Latiner, nimmt sie in die Stadt auf und weist ihnen den Berg Aventin an. Er erobert Politorium, eine latinische Stadt, welche die Altlatiner genommen hatten, und schleift sie. Er schlägt eine Balkenbrücke über den Tiber, zieht den Hügel Janiculus zur Stadt; erweitert die Grenzen des Reiches; baut Ostia. Unter seiner 24-jährigen Regierung kommt Lucumo, des Korinthers Damaratus Sohn, von Tarquinii, einer etruskischen Stadt, nach Rom, wird des Ancus Freund, nimmt den Namen Tarquinius an und setzt sich nach Ancus’ Tode auf den Thron. Er vermehrt den Senat um hundert Mitglieder; gibt dem Circus seinen Platz und stellt Spiele an. Weil ihn die Sabiner angreifen, verstärkt er die Zenturien der Ritter. Den Augur Attus Navius und seine Kunst in Versuchung zu führen, soll er ihn befragt haben, ob das tunlich sei, was er jetzt im Sinne habe, auf erfolgtes Ja habe er ihn aufgefordert, einen Kieselstein mit einem Schermesser zu durchschneiden, und Attus habe das sofort getan. Er besiegt die Sabiner; zieht eine Mauer um die Stadt, legt die Ableitungen an. Nach einer Regierung von achtunddreißig Jahren ermorden ihn die Söhne des Ancus. Ihm folgte Servius Tullius, geboren von einer edlen Gefangenen aus Corniculum. Der Sage nach stand ihm als Knaben in der Wiege das Haupt in Flammen. Er schlägt die Vejenter und Etrusker, hält die erste Schätzung und beendet das Schätzungsopfer, bei welchem achtzigtausend Bürger geschätzt sein sollen. Er macht die Einteilung in Klassen und Zenturien; rückt die Grenze des Mauerzwingers weiter vor, zieht die Hügel Quirinalis, Viminalis und Esquilinus zur Stadt und baut den Tempel der Diana auf dem Aventin mit den Latinern gemeinschaftlich. Nach 24-jähriger Regierung wird er von Lucius Tarquinius, des Priscus Sohn, auf Anstiften seiner eigenen Tochter Tullia ermordet. Weder vom Senat noch vom Volk zum König ernannt, eignet sich Lucius Tarquinius Superbus den Thron an, an demselben Tage, als die ruchlose Tullia auf ihrem Wagen über ihren im Blute liegenden Vater hinfuhr. Er legt sich eine Leibwache zu; bringt durch List den Turnus Herdonius ums Leben; führt Krieg mit den Volskern und legt von dieser Beute auf dem Kapitol dem Jupiter einen Tempel an. Die Altäre des Terminus und der Juventas dürfen nicht verlegt werden, weil diese ihre Einwilligung versagen. Durch die List seines Sohnes Sextus Tarquinius unterwirft er sich die Stadt Gabii. Seine Söhne reisen nach Delphi und bekommen auf die Frage, wer von ihnen zu Rom regieren werde, die Antwort: wer zuerst die Mutter küssen wird. Während sie den Ausspruch unrichtig deuteten, stellt sich ihr Reisegefährte Junius Brutus als fiele er, und küsst die Erde. Ihn rechtfertigt der Erfolg. Denn Tarquinius Superbus, der sich alles erlaubte, zog sich allgemeinen Hass zu. Sein Sohn Sextus entehrte durch nächtliche Gewalttat die Lucretia. Sie ließ ihren Vater und ihren Gemahl Collatinus holen, beschwor die beiden, ihren Tod zu rächen, und erstach sich mit einem Dolche. Darüber jagte man den Tarquinius nach einer Regierung von fünfundzwanzig Jahren, hauptsächlich durch Zutun des Brutus, aus Rom. Mann ernennt Konsuln. Lucius Junius Brutus und Lucius Tarquinius Collatinus bekleiden dies Amt zuerst.

      (1) Gleich von allem Anfange an wird allgemein angenommen, dass nach der Eroberung von Troja die übrigen Trojaner grausam behandelt wurden. Nur gegen zwei, den Aeneas und den Antenor, machten die Griechen als gegen ihre alten Gastfreunde, und weil sie immer zum Frieden und zur Herausgabe der Helena geraten hatten, von keinem Kriegsrechte Gebrauch. 2 Durch mancherlei Unfälle sei dann Antenor3 mit einer Schar Eneter4, welche ohne Heimat und Führer sich ihm angeschlossen hatten – denn sie waren aus Paphlagonien durch Aufruhr vertrieben worden, und ihr König Pylaemenes war vor Troja gefallen –, in die innerste Bucht des Adriatischen Meeres gekommen; 3 Eneter und Trojaner hätten die zwischen dem Meer und den Alpen wohnenden Euganeer vertrieben und jene Länder behauptet. Auch nennt sich wirklich der Ort, wo sie zuerst das Land betraten, Troja, und nach ihm der Gau der Trojanische. Das ganze Volk bekam den Namen Veneter.

      4 Aeneas, von demselben Missgeschick getroffen und aus seiner Heimat flüchtig, allein vom Schicksal zu einer wichtigeren Gründung geleitet, sei zuerst nach Makedonien gegangen; von da sei er, eine Niederlassung suchend, nach Sizilien verschlagen worden; von Sizilien aus habe er endlich mit seiner Flotte das laurentische Gebiet erreicht. Auch dieser Platz hat den Namen Troja. 5 Als die hier gelandeten Trojaner, denen ihre fast unermesslichen Seefahrten nichts als Waffen und Schiffe übriggelassen hatten, im Lande plünderten, eilten König Latinus und seine Aboriginer, die damaligen Bewohner dieser Gegend, aus der Stadt und aus den Dörfern bewaffnet herbei, um den Gewalttätigkeiten der Ankömmlinge zu wehren. Da gibt es nun zweierlei Berichte. 6 Einige sagen, Latinus habe nach verlorener Schlacht zuerst Frieden, dann auch ein Heiratsbündnis mit Aeneas geschlossen. Nach anderen trat Latinus, als die Heere in Schlachtordnung dastanden, 7 noch vor dem Zeichen zum Angriff in die Mitte der Vornehmsten vor und lud das Oberhaupt der Fremden zu einer Unterredung ein. Er erkundigte sich, wer und woher sie wären, durch welches Missgeschick sie ihre Heimat verlassen, und in welcher Absicht sie auf laurentischem Boden gelandet wären. 8 Und als er hörte, die Schar seien Trojaner, ihr Führer sei Aeneas, des Anchises und der Venus Sohn, und dass sie nach Einäscherung ihrer Vaterstadt und weil sie ihr Land hätten meiden müssen, eine Niederlassung und einen Platz zur Anlage einer Stadt suchten, da reichte er aus Achtung vor dem Adel der Nation und ihres Helden, nicht weniger vor ihrem auf Krieg und Frieden gleich gefassten Mut, dem Aeneas zum Unterpfands ihrer künftigen Freundschaft seine Rechte. Beide Heerführer schlossen darauf einen Bund, es begrüßten sich die Heere. 9 Latinus nahm den Aeneas in seinen Palast auf, und hier knüpfte er im Angesicht seiner Hausgötter an den Völkerverein einen Familienbund: Er gab dem Aeneas seine Tochter. 10 Und dieser Umstand besonders erfüllte die Trojaner mit der festen Hoffnung, endlich im Besitz eines bleibenden und bestimmten Wohnorts ihren Irrfahrten ein Ziel gesteckt zu sehen. Sie legten eine Stadt an. Aeneas nannte sie nach seiner Gemahlin Lavinium. 11 Bald war auch aus der neuen Ehe ein männlicher Erbe da, dem seine Eltern den Namen Ascanius gaben.

      (2) Jetzt wurden beide Völker, Aboriginer und Trojaner, feindlich angegriffen. Turnus, König der Rutuler, dem Lavinia vor des Aeneas Ankunft versprochen war, hatte aus Unwillen, dass ihm ein Fremder vorgezogen wurde, dem Aeneas und Latinus den Krieg erklärt. 2 Eine Schlacht lief für beide Heere nicht erfreulich ab. Die Rutuler wurden geschlagen; die siegenden Aboriginer und Trojaner verloren ihren Feldherrn Latinus. 3 Turnus und seine Rutuler nahmen aus Misstrauen auf ihre eigenen Kräfte ihre Zuflucht zu der blühenden Macht der Etrusker und deren König Mezentius. Er herrschte in der damals mächtigen Stadt Caere. Gleich anfangs über den Ursprung der neuen Stadt keineswegs erfreut, überzeugte er sich jetzt noch mehr von der für die Sicherheit der Nachbarn viel zu schnell anwachsenden Macht des trojanischen Staates und nahm keinen Anstand, mit seinem Heer zu den Rutulern zu stoßen. 4 Aeneas, der sich gegen einen so furchtbaren Krieg die Liebe der Aboriginer sichern wollte, nannte beide Völker, um sie unter einerlei Regierung auch durch einen Namen zu verbinden, Latiner. 5 Und von nun an gaben die Aboriginer an Eifer und Treue für ihren König Aeneas den Trojanern nichts nach. Etruriens Macht war so ansehnlich, dass es nicht bloß das feste Land, sondern schon das Meer nach der ganzen Länge Italiens, von den Alpen bis zur Sizilischen Meerenge, mit dem Rufe seines Namens erfüllte. Gleichwohl führte Aeneas, der sich in Lavinium hätte belagern lassen können, im Vertrauen auf die Liebe seiner beiden sich täglich inniger verbindenden Völker, sein Heer vor den Feind. 6 Die Schlacht war für die Latiner glücklich, für Aeneas aber war sie der Beschluss seiner irdischen Taten. Er ruht – was für ein Name ihm nach menschlichen und göttlichen Rechten gebühren mag – auf dem jenseitigen Ufer des Flusses Numicus. Gewöhnlich heißt er Jupiter Indiges (Landesgottheit).

      (3) Noch war Ascanius, der Sohn des Aeneas, für den Thron zu jung; doch blieb ihm sein Königreich bis zur Volljährigkeit ungeschmälert. So lange warteten der latinische Staat und die großväterliche und väterliche Herrschaft unter der Leitung einer Frau – und diese große Frau war Lavinia – auf den Knaben. 2 Ich möchte aber noch sehr zweifeln – denn wer wollte Dinge von so hohem Alter für gewiss behaupten –, ob der Ascanius,


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