Leopold von Ranke: Historiografische Werke. Leopold von Ranke

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Leopold von Ranke: Historiografische Werke - Leopold von  Ranke


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Abwandlungen berühren, einander zu durchdringen oder auch zu beseitigen und auszuschließen suchen, und doch niemals zusammenfallen, niemals eine die andere zu überwältigen vermögen. Wenigstens ist es in unsern abendländischen Nationen nie dahin gekommen. Das Khalifat mochte kirchliche und politische Gewalt in einer Hand vereinigen; das Leben der abendländischen Christenheit beruht dagegen auf der unaufhörlichen Wechselwirkung zwischen Kirche und Staat. Daraus entspringt die immer freiere, umfassendere, tiefere Bewegung des Geistes, die ihr, im ganzen und großen angeschaut, zugeschrieben werden muß; in dem wechselseitigen Verhältnis von Staat und Kirche ist die jedesmalige Gestalt des Gemeinwesens gegründet.

      Daher kommt es eben, daß die kirchliche Geschichte nicht ohne die politische, diese nicht ohne jene zu verstehen ist. Erst die Kombination von beiden läßt die eine und die andere in ihrem wahren Lichte erscheinen und vermag vielleicht zur Ahnung des tieferen Lebens zu führen, aus dem sie beide hervorgehen.

      Ist das nun bei allen Nationen der Fall, so liegt es doch besonders bei der deutschen am Tage, welche sich wohl von allen am anhaltendsten und selbständigsten mit kirchlichen und religiösen Dingen beschäftigt hat. Die Ereignisse eines Jahrtausends gehen in den Gegensätzen zwischen Kaisertum und Papsttum, Katholizismus und Protestantismus auf; wir in unsern Tagen stehen mitten in beiden.

      3. Kaisertum und Papsttum

       Inhaltsverzeichnis

      Deutsche Geschichte I, Werke Bd. 1 S. 28.

      Aber bei alledem war das doch kein Zustand, mit welchem sich eine große Nation befriedigen kann. An eine freie politische Bewegung war nicht zu denken, solange der vornehmste Antrieb zu aller öffentlichen Tätigkeit von einem fremden Oberhaupte kam. Auch im Reiche des Geistes waren strenge Grenzen gezogen; das unmittelbare Verhältnis, in dem sich jedes geistige Dasein zu dem Göttlichen fühlt, war und blieb der Nation verdunkelt. Es traten endlich Verhältnisse ein, welche auch in der deutschen Nation ein Bewußtsein ihrer natürlichen Stellung hervorriefen.

      4. Kaiser Maximilian I

       Inhaltsverzeichnis

      Deutsche Geschichte I, Werke Bd. 1 S. 234 ff.

      Als einen großen Feldherrn können wir ihn nicht betrachten; allein für die Organisation einer Truppe, die Ausbildung der verschiedenen Waffengattungen, die Bildung eines Heeres überhaupt


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