Leopold von Ranke: Historiografische Werke. Leopold von Ranke

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Leopold von Ranke: Historiografische Werke - Leopold von  Ranke


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blieb immer in seinen Gemächern.177 Da gewöhnte er sich zu dem Ausdruck einer ganz unerschütterlichen Ruhe, eines bis zur Vollkommenheit ausgebildeten Ernstes, einem Ausdruck, der eine völlig unterwerfende Wirkung hatte. Selbst geübte und belobte Redner kamen aus dem Texte, wenn sie vor ihm standen, wenn er sie, wie er pflegte, mit den Augen von oben bis unten maß. Er sagte alsdann: »Beruhigt Euch« (Sosegaos); mit einem leisen Lächeln antwortete er:178

      Wir sehen, Philipp II. fehlte die äußerliche Tätigkeit seines Vaters. Von jenem steten Reisen, jenem Eilen nach allen Orten, wo die Gegenwart des Fürsten notwendig schien, war er kein Freund. Er gab denen Beifall, welche an Ferdinand dem Katholischen lobten, daß er seine auswärtigen Kriege mehr führen lasse als selbst geführt, welche daran erinnerten, daß auch Karls Heere unter der Anführung eines Pescara und Leiva glücklicher gewesen als unter Karls eigener. Philipp führte Krieg, doch er selber blieb fern davon. Persönliche Regsamkeit macht die Seele offener, freier und wärmer. Wenn an Philipp immer eine gewisse Starrheit zu bemerken war, so mochte sie auch von dem Mangel an dieser Tätigkeit herrühren.

      Die andere Seite der Tätigkeit Karls, im Kabinett, in dem eigentlichen Geschäft, war dagegen mehr auf Philipp übergegangen. Zwar hielt er sich auch hier von unmittelbarer Berührung mit andern lieber entfernt, und wir finden ihn weder persönlich unterhandeln noch an den Sitzungen des Staatsrates teilnehmen. Aber wir werden wahrnehmen, wie das Getriebe seines Staates so eingerichtet war, daß sich die Geschäfte des weitläufigen Reiches sämtlich an seinem Tische versammelten. Alle Beschlüsse seiner Räte von einiger Bedeutung wurden ihm auf einem gebrochenen Blatte vorgelegt, auf dessen Rande er sein Gutachten, seine Verbesserungen anzeichnete. Die Bittschriften, die Briefe, die an ihn einliefen, die Beratungen seiner Minister, die geheimen Berichte kamen hier sämtlich in seine Hand. Seine Arbeit und sein Vergnügen war, sie zu lesen, zu überlegen, zu beantworten. Von hier aus, zuweilen von einem ergebenen Sekretär unterstützt, oft in vollkommener Einsamkeit, regierte er die ihm untertänigen Länder, hielt auch die übrigen in einer Art von Aufsicht; von hier aus setzte er die geheimen Triebräder eines guten Teiles der Angelegenheiten der Welt in Bewegung.

       Die Granden von Castilien S. 178-183. Finanzen unter Philipp II. S. 274 bis 292. Sinken des Wohlstandes in Castilien S. 299-313. Aufschwung der Niederlande S. 327 – 334.

      18. Die spanische Armada. Begründung der englischen Seemacht

       Inhaltsverzeichnis

      Englische Geschichte I, Werke Bd. 14 S. 309 ff.


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