Leopold von Ranke: Historiografische Werke. Leopold von Ranke

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Leopold von Ranke: Historiografische Werke - Leopold von  Ranke


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diesseit des Flusses durch jene solide einfache Brücke von Travertino, die noch heute seinen Namen führt, besser verbunden hatte, baute man zu beiden Seiten mit dem größten Eifer. Jenseits begnügte sich Julius nicht mit dem Unternehmen der Peterskirche, die unter ihm mächtig emporstieg; er erneuerte auch den Vatikanischen Palast. In der Vertiefung zwischen dem alten Bau und dem Landhause Innozenz VIII., dem Belvedere, legte er die Loggien an, eins der wohlerfundensten Werke, die es geben mag. Unfern von da wetteiferten seine Vettern, die Riari, und sein Schatzmeister Agostino Chigi, wer von beiden ein schöneres Haus aufrichten würde. Ohne Zweifel behielt Chigi den Preis, das seine ist die Farnesia, bewundernswürdig schon in der Anlage, von Raphaels Hand aber unvergleichlich ausgeschmückt. Diesseit verdanken wir Julius II. die Vollendung der Cancelleria mit ihrem Cortile, das in reinen, glücklich geworfenen Verhältnissen ausgeführt ist, dem schönsten Gehöfte der Welt.

      Seine Kardinale und Barone strebten ihm nach: Farnese, dessen Palast sich durch seinen großartigen Eingang den Ruf des vollkommensten unter den römischen Palästen erworben hat; Franz de Rio, der von dem seinen rühmte, er werde stehen bis die Schildkröte die Erde durchwandle. Mit allen Schätzen der Literatur und Kunst ward das Haus der Medici erfüllt; auch die Orsini schmückten ihren Palast auf Campofiore innen und außen mit Statuen und Bildwerken aus. Den Denkmalen dieser schönen Zeit, in der man dem Altertum gleichzukommen versuchte, um Campofiore und den farnesischen Platz her, widmet der Fremde nicht immer die Aufmerksamkeit, die sie verdienen. Es war Wetteifer, Genius, Blüte, ein allgemeiner Wohlstand. Da das Volk zunahm, baute man sich auf dem Campo Marzo, um das Mausoleum des Augustus an. Unter Leo X. entwickelte sich dies noch mehr, aber schon Julius hatte Gelegenheit, jenseit die Lungara, gegenüber diesseit die Strada Julia zu ziehen. Man sieht noch die Inschrift, in der ihn die Konservatoren rühmen, daß er neue Straßen abgemessen und eröffnet habe, »der Majestät der neuerworbenen Herrschaft gemäß«.

      Wirklich fing man hierauf an, die Höhen wieder anzubauen. Durch besondere Privilegien lud Sixtus dazu ein. Er ebnete den Boden bei Trinita de Monti und legte den Grund zu der Treppe am spanischen Platz, welche die nächste Verbindung von der unteren Stadt nach dieser Anhöhe bildet. Hier legte er Via Felice und Borgo Felice an; er eröffnete die Straßen, die noch heute nach S. Maria Maggiore führen, von allen Seiten; er hatte die Absicht, alle Basiliken durch breite und große Wege mit dieser zu verbinden. Die Poeten rühmen, Rom verdoppele sich gleichsam und suche seine alten Wohnungen wieder auf.

      Jedoch war es diese Anbauung der Höhen nicht allein, wodurch sich Sixtus V. von den früheren Päpsten unterschied; er faßte zugleich Absichten, die den älteren gerade entgegenliefen. Mit einer Art von Religion betrachtete man unter Leo X. die Trümmer des alten Rom, man nahm mit Entzücken den göttlichen Funken des antiken Geistes an ihnen wahr. Wie ließ sich jener Papst die Erhaltung derselben empfohlen sein, »dessen, was von der alten Mutter des Ruhms und der Größe von Italien noch allein übrig geblieben!« Von diesem Geiste war Sixtus V. himmelweit entfernt; für die Schönheit der Überreste des Altertums hatte dieser Franziskaner keinen Sinn. Das Septizonium des Severus, ein höchst merkwürdiges Werk, das sich durch alle Stürme so vieler Jahrhunderte bis auf ihn erhalten, fand keine Gnade vor seinen Augen, er zerstörte es von Grund aus und brachte einige Säulen davon nach St. Peter. Er war ebenso heftig im Zerstören als eifrig im Bauen; jedermann fürchtete, er werde auch darin kein Maß finden. Man höre, was der Kardinal von Santa Severina erzählt; es würde unglaublich scheinen, wenn er es nicht selbst erlebt hätte. »Da man sah,« sagt er, »daß sich der Papst ganz und gar zur Zerstörung der römischen Altertümer hinneigte, so kamen eines Tages eine Anzahl römischer Edelleute zu mir und baten mich, das meine zu tun, um S. Heiligkeit von einem so ausschweifenden Gedanken abzubringen.« An den Kardinal wandten sie sich, der damals ohne Zweifel selbst als der größte Zelot anzusehen war; Kardinal Colonna schloß sich an ihn an. Der Papst antwortete ihnen, er wolle die häßlichen Antiquitäten wegschaffen, die übrigen aber, die dies bedürften, restaurieren. Man denke, was ihm häßlich vorkommen mochte! Er hatte die Absicht, das Grab der Cäcilia Metella, schon damals den einzigen bedeutenden Rest der republikanischen Zeiten, ein bewundernswürdiges, erhabenes Denkmal, geradehin zu zerstören. Wie viel mag unter ihm zugrunde gegangen sein! Konnte er sich doch kaum entschließen, den Laokoon und den belvederischen Apoll im Vatikan zu dulden. Die antiken Bildsäulen, mit denen die römischen Bürger das Kapitol geschmückt hatten, litt er nicht daselbst; er erklärte, er werde das Kapitol zerstören, wenn man sie nicht entferne. Es war ein Jupiter tonans, zwischen Minerva und Apoll. Die beiden mußten in der Tat entfernt werden, nur die Minerva ward geduldet; aber Sixtus wollte, daß sie Rom und zwar das christliche bedeuten solle; er nahm ihr den Speer, den sie trug, und gab ihr ein ungeheures Kreuz in die Hände. In diesem Sinne restaurierte er die Säulen des Trajan und Antonin; auch jener ließ er die Urne wegnehmen, welche, wie man sagte, die Asche des Kaisers enthielt; er widmete sie dem Apostel Petrus, die andere dem Apostel Paulus, deren Bildsäulen seitdem in dieser luftigen Höhe über den Häusern der Menschen einander gegenüberstehen. Er meinte damit dem christlichen Glauben einen Triumph über das Heidentum zu verschaffen.

      Mit ganzer Seele widmete er sich seinen Bauten. Ein Hirtenknabe, in Garten und Feld aufgewachsen, liebte er die Städte. Von einer Villegiatura wollte er nichts wissen; er sagte, seine Erholung sei, viele Dächer zu sehen. Ich verstehe, seine Bauunternehmungen machten ihm das größte Vergnügen. Viele tausend Hände waren unaufhörlich beschäftigt; keine Schwierigkeit schreckte ihn ab. Noch immer fehlte die Kuppel an S. Peter, die Baumeister forderten zehn Jahre zu


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