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daß Du Skalde bist?

      Jatgjer sieht ihn eine Weile stumm an; dann fragt er: Habt Ihr niemals geliebt?

      König Skule. Ja, einmal, – glühend, süß und in Sünden.

      Jatgjer. Ihr habt ein Weib.

      König Skule. Die nahm ich, daß sie mir Söhne gebäre.

      Jatgjer. Aber Ihr habt eine Tochter, Herr, – eine sanfte und herrliche Tochter.

      König Skule. Wäre meine Tochter ein Sohn, so fragt' ich Dich nicht, welche Gabe ich brauchte. Leidenschaftlich. Ich muß jemand um mich haben, der mir ohne eigenen Willen gehorcht, – der unerschütterlich an mich glaubt, der in guten wie in schlimmen Tagen aus tiefster Seele zu mir hält, der nur dafür lebt, mein Leben zu erhellen und zu erwärmen, der sterben muß, wenn ich falle. Gib mir einen Rat, Skalde Jatgejr!

      Jatgjer. Kauft Euch einen Hund, Herr.

      König Skule. Sollte ein Mensch nicht genügen?

      Jatgjer. Nach solch einem Menschen müßtet Ihr lange suchen.

      König Skule plötzlich. Willst Du mir das sein, Jatgejr? Willst Du mir ein Sohn sein? Du sollst Norwegens Krone als Erbe haben, – Du sollst Land und Reich haben, – wenn Du mir ein Sohn sein, für mein Lebenswerk leben und an mich glauben willst!

      Jatgjer. Und welche Sicherheit sollt' ich stellen, daß ich nicht heuchle?

      König Skule. Gib Deinen Lebensberuf auf – dichte nie ein Lied mehr, so will ich Dir glauben.

      Jatgjer. Nein, Herr, – das hieße die Krone zu teuer erkaufen.

      König Skule. Denk nach! Es ist mehr, König als Skalde zu sein!

      Jatgjer. Nicht immer.

      König Skule. Nur Deine ungedichteten Lieder sind es, die Du opfern sollst!

      Jatgjer. Ungedichtete Lieder sind stets die schönsten.

      König Skule. Aber ich muß – ich muß einen Menschen haben, der an mich glauben kann! Nur einen einzigen! Ich fühl' es, – hab' ich das, so bin ich gerettet!

      Jatgjer. Glaubt an Euch selbst, so seid Ihr gerettet!

      Paul Flida tritt hastig ein. König Skule, nun wehrt Euch! Håkon Håkonsson liegt bei Elgjarnäß mit seiner ganzen Flotte!

      König Skule. Bei Elgjarnäß –! So ist er nicht mehr weit!

      Jatgjer. Wehr und Waffen her! Gibt's heut nacht ein Männermorden hier, so will ich mit Freuden der Erste sein, der für Euch fällt!

      König Skule. Du, der nicht für mich leben wollte?

      Jatgjer. Es kann einer fallen für das Lebenswerk eines andern – aber weiter leben kann er nur für sein eigenes. Ab.

      Paul Flida ungeduldig. Was befehlt Ihr, Herr? Was soll geschehen? Die Birkebeiner können binnen einer Stunde in Oslo sein!

      König Skule. Das Beste wäre, wir könnten nach dem Grabe des heiligen Thomas Beckett fahren; er hat schon so mancher leidvollen und reuigen Seele geholfen.

      Paul Flida eindringlicher. Herr, redet jetzt nicht irre! Die Birkebeiner sind über uns, sag' ich!

      König Skule. Laß alle Kirchen aufsperren, auf daß wir dort Schutz und Gnade finden.

      Paul Flida. Ihr könnt all Eure Feinde mit einem Schlag vernichten, und da wollt Ihr in die Kirchen flüchten!

      König Skule. Ja, ja, halt' alle Kirchen offen!

      Paul Flida. Seid überzeugt, Håkon bricht den Kirchenfrieden, wenn es die Windbälge gilt.

      König Skule. Das tut er nicht – Gott wird ihn gegen solche Sünde schützen; – Gott schützt Håkon immer.

      Paul Flida mit tiefem und schmerzlichem Zorne. Wer Euch jetzt reden hörte, müßte wohl fragen: wer ist König in diesem Lande?

      König Skule mit wehmütigem Lächeln. Ja, Paul Flida, das ist die große Frage: wer ist König in diesem Lande?

      Paul Flida flehend. Ihr seid heut krank an Eurer Seele, Herr – laßt mich für Euch handeln!

      König Skule. Ja, ja, tu das.

      Paul Flida im Abgehen. Zuerst will ich alle Brücken abbrechen.

      König Skule. Wahnwitziger! Bleib! – Alle Brücken abbrechen! Weißt Du, was das heißt? Ich hab's erfahren; – hüte Dich vor solchen Dingen!

      Paul Flida. Was wollt Ihr denn, Herr?

      König Skule. Ich will mit Håkon reden.

      Paul Flida. Er wird Euch mit des Schwertes Zunge antworten!

      König Skule. Geh, geh – Du sollst meinen Willen später erfahren.

      Paul Flida. Jeder Augenblick ist jetzt kostbar! Ergreift des Königs Hand. König Skule, laßt uns alle Brücken abbrechen, uns wie Wölfe schlagen und dem Himmel vertrauen!

      König Skule mit gedämpfter Stimme. Der Himmel vertraut mir nicht – ebensowenig darf ich dem Himmel vertrauen.

      Paul Flida. Ein rasch' Ende nahm die Saga von den Wolfsbälgen.

      Ab durch die Mitte.

      König Skule. Über hundert kluge Köpfe, über tausend gewappnete Arme gebiete ich, doch nicht über ein liebendes, gläubiges Herz. Das ist königliche Armut! Nichts mehr, nichts minder.

      Bård Bratte aus der Mitte. Draußen stehen Leute, die von fern hergefahren sind, Herr, und mit Euch reden möchten.

      König Skule. Wer sind sie?

      Bård Bratte. Ein Weib und ein Priester.

      König Skule. Das Weib und der Priester sollen kommen.

      Bård Bratte geht; König Skule setzt sich nachdenklich rechts nieder; gleich darauf tritt eine schwarzgekleidete Frau ein; sie trägt einen weiten Mantel, Hut und dichten Schleier, der ihre Züge verbirgt; ein Priester folgt ihr und bleibt an der Tür stehen.

      König Skule. Wer bist Du?

      Die Frau. Eine, die Du geliebt hast.

      König Skule schüttelt den Kopf. Keine gibt es, die sich dessen erinnert. Wer bist Du? frag' ich.

      Die Frau. Eine, die Dich liebt.

      König Skule. Dann gehörst Du gewißlich den Toten an.

      Die Frau nähert sich und sagt leise und innig: Skule Bårdsson!

      König Skule erhebt sich, aufschreiend. Ingebjörg!

      Ingebjörg. Kennst Du mich nun, Skule?

      König Skule. Ingebjörg, – Ingebjörg!

      Ingebjörg. O, laß mich Dich ansehen, – lange, lange ansehen! Sie ergreift seine Hände. Pause. Du holder, geliebter, falscher Mann!

      König Skule. Nimm den Schleier ab – sieh mich an mit den Augen, die einst so klar und blau wie der Himmel waren.

      Ingebjörg. Diese Augen sind zwanzig Jahr lang ein regenschwerer Himmel gewesen. Du würdest sie nicht wiedererkennen und Du sollst sie nie mehr sehen.

      König Skule. Aber Deine Stimme ist frisch und weich und jugendlich wie damals!

      Ingebjörg. Ich habe sie nur gebraucht, um Deinen Namen zu flüstern, um Deine Größe einem jungen Herzen einzuprägen, und zum Gott der Sünder um Rettung für uns beide zu flehen, die in Sünden geliebt haben.

      König Skule. Das hast Du getan?

      Ingebjörg. Ich bin stumm gewesen, wenn ich nicht Worte der Liebe von Dir sprach; – deshalb blieb meine Stimme wohl frisch und weich und jugendlich.

      König Skule. Es liegt ein ganzes Leben dazwischen. Jede holde Erinnerung aus jener Zeit hab' ich verschüttet und vergessen. –


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