Gesammelte Werke. Henrik Ibsen

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Gesammelte Werke - Henrik Ibsen


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Låka!

      Håkon. Ihr habt's gehört. Für vogelfrei erklärte er mein Kind, – mein unschuldig Kind, Norwegens erkorenen König, wenn ich sterbe.

      Die Königsmannen. Ja, ja, wir hörten es!

      Håkon. Und welche Strafe verdient solcher Frevel?

      Die Mannen. Den Tod.

      Håkon. So muß er denn sterben! Er erhebt die Hand zum Schwur. Hier schwör' ich es: Skule Bårdsson soll sterben, wo auf unheiligem Grunde er betroffen wird!

      Dagfinn. Es ist jedes treuen Mannes Pflicht, ihn zu töten.

      Ein Birkebeiner von links. Herzog Skule flieht!

      Der Städter. Die Birkebeiner haben gesiegt!

      Håkon. Auf welchem Weg?

      Der Birkebeiner. An Marterstokke vorüber, gen Ejdsvold hinauf; die meisten hatten ihre Pferde dort oben in den Straßen stehen, – sonst wäre kein einziger mit dem Leben davongekommen.

      Håkon. Gott sei auch diesmal für seine Hilfe gedankt! Unbesorgt kann jetzt die Königin von der Flotte an Land gehen.

      Gregorius Jonsson nach rechts weisend. Sie ist schon an Land, Herr, – da kommt sie.

      Håkon zu denen, die ihm zunächst stehen. Das Schwerste steht noch bevor – sie ist eine zärtliche Tochter; – hört, kein Wort zu ihr von der Gefahr, die dem Kinde droht! Gelobt mir, alle wie Ein Mann, den Sohn Eures Königs zu schützen! Aber lasset sie nichts erfahren.

      Die Mannen mit gedämpfter Stimme. Das geloben wir!

      Margrete kommt mit Frauen und Gefolge von rechts. Håkon, mein Gatte! Der Himmel hat Dich beschirmt – Du hast gesiegt und bist unverletzt.

      Håkon. Ja, ich habe gesiegt. Wo ist das Kind?

      Margrete. Auf dem Königsschiffe, in sicherer Männerhand.

      Håkon. Es sollen mehr noch hinuntergehen. Einige von den Mannen ab.

      Margrete. Håkon, wo ist – Herzog Skule?

      Håkon. Er hat den Weg in die Oberlande genommen.

      Margrete. So lebt er! – Mein Gemahl, darf ich Gott danken, daß er lebt?

      Håkon in schmerzlichem Kampfe mit sich selbst. Hör' mich, Margrete. Du bist mir ein treues Weib gewesen, Du bist mir gefolgt in guten und schlimmen Tagen, Du warst so unsäglich reich an Liebe; – jetzt muß ich Dir einen schweren Kummer bereiten; ich hätte ihn Dir gern erspart; aber ich bin König, darum muß ich –

      Margrete gespannt. Geht es – den Herzog an?

      Håkon. Ja. Es kann mich kein schmerzlicheres Los treffen, als mein Leben fern von Dir verbringen zu müssen; aber wenn Du findest, daß es nach dem, was ich Dir jetzt sage, also sein muß, – wenn Du meinst, Du darfst nicht mehr an meiner Seite sitzen, Du kannst mich nicht mehr anschauen, ohne zu erbleichen, – nun, so müssen wir uns trennen, muß jedes für sich leben, – und ich werd' es Dir nimmer zur Last legen.

      Margrete. Mich trennen von Dir! Wie kannst Du solch einen Gedanken denken! Gib mir Deine Hand –

      Håkon. Rühr' sie nicht an! – Sie war eben zu einem Schwur erhoben –

      Margrete. Zu einem Schwur?

      Håkon. Einem Schwur, der unverbrüchlich ein Todesurteil besiegelt hat.

      Margrete aufschreiend. Mein Vater! O, mein Vater! Sie schwankt; ein paar ihrer Frauen eilen herbei, sie zu stützen.

      Håkon. Ja, Margrete, – als König hab' ich Deinen Vater zum Tode verurteilt.

      Margrete. So hat er sich gewißlich schwerer vergangen, als da er den Königsnamen sich beilegte.

      Håkon. Das hat er, – und findest Du nun, daß wir uns trennen müssen, so laß es geschehen.

      Margrete näher und kraftvoll. Nie können wir uns trennen! Ich bin Dein Weib, nichts andres auf der Welt als Dein Weib!

      Håkon. Bist Du stark genug? Hast Du alles gehört und verstanden? Ich habe Deinen Vater gerichtet.

      Margrete. Ich hab' alles gehört und verstanden. Du hast meinen Vater gerichtet.

      Håkon. Und Du verlangst nicht zu wissen, was sein Verbrechen war?

      Margrete. Es genügt ja, wenn Du es kennst.

      Håkon. Aber ich hab' ihn zum Tode verurteilt!

      Margrete kniet vor dem Könige nieder und küßt ihm die Hand. Mein Gemahl und hoher Herr, Du richtest gerecht!

      Der Vorhang fällt.

      Fünfter Akt

       Inhaltsverzeichnis

      Ein Gemach im Königsschloß zu Nidaros.

      Die Eingangstür ist rechts; vorn auf derselben Seite ein Fenster; links eine kleinere Tür. Abenddämmerung. Paul Flida, Bård Bratte und mehrere von König Skules vornehmsten Mannen stehen am Fenster und blicken hinaus und zum Himmel auf.

      Ein Gefolgsmann. Wie rot es leuchtet!

      Ein Andrer Gefolgsmann. Gleich einem glühenden Schwerte reicht es über den halben Himmel.

      Bård Bratte. Heiliger König Olaf, was kündet solch ein Schreckenszeichen?

      Ein alter Windbalg. Es kündet gewißlich eines großen Häuptlings Tod.

      Paul Flida. Håkons Tod, Ihr braven Windbälge! Er liegt draußen im Fjord mit der Flotte; wir können ihn an diesem Abend in der Stadt erwarten – diesmal gebührt uns der Sieg.

      Bård Bratte. Baut nicht darauf – das Heer hat nicht mehr viel Mut.

      Der alter Windbalg. Das ist ganz erklärlich; seit der Flucht von Oslo hat ja König Skule sich eingeschlossen und will seine Mannen nicht sehen noch sprechen.

      Erster Gefolgsmann. Manch einer in der Stadt weiß nicht, ob er ihn für lebendig oder tot halten soll.

      Paul Flida. Der König muß heraus, so krank er auch ist. Sprecht mit ihm, Bård Bratte, – es gilt aller Rettung.

      Bård Bratte. Nützt nichts – ich hab' eben schon mit ihm gesprochen.

      Paul Flida. So will ich's selbst versuchen. Geht an die Tür links und klopft. Herr König, Ihr müßt das Steuer in die eigenen Hände nehmen; so kann es nicht länger gehen.

      König Skule von innen. Ich bin krank, Paul Flida!

      Paul Flida. Kann's anders sein? Ihr habt ja zwei Tage lang nichts gegessen; Ihr müßt Euch stärken und pflegen –

      König Skule. Ich bin krank.

      Paul Flida. Beim Allmächtigen, es hilft nichts! König Håkon liegt draußen auf dem Fjord, und wir können ihn jeden Augenblick hier in Nidaros erwarten.

      König Skule. Schlagt ihn an meiner Statt! Tötet ihn und das Königskind!

      Paul Flida. Ihr müßt selbst mit sein, Herr!

      König Skule. Nein, nein, nein, – Ihr werdet am ehesten Glück und Sieg erlangen, wenn ich nicht mit bin.

      Peter kommt von rechts; er ist gewappnet. Das Stadtvolk wird unruhig – es schart sich in hellen Haufen um das Königsschloß.

      Bård Bratte. Redet der König nicht zu ihnen, so lassen sie ihn im Stich, wenn die Not am größten ist.

      Peter. So muß er zu ihnen reden. An der Türe links. Vater! Die Trondhjemer, Deine treuesten Mannen, fallen von Dir ab, wenn Du ihnen nicht Mut machst!

      König Skule. Was sagte der Skalde?

      Peter. Der Skalde?

      König Skule. Ja, der


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