Sprachkunst. Dietmar Wolfgang Pritzlaff

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Sprachkunst - Dietmar Wolfgang Pritzlaff


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      Mir war es wichtig veröffentlicht und gelesen zu werden. Und am schönsten ist es ein Feedback, eine Rezension oder einfach nur einen Kommentar zu dem Werk zu erhalten. Das große Geld war nie angestrebt. Auch in meiner Kunst nicht. Ich brachte immer wieder meine Bilder und Objekte nach Ausstellungsende gerne nach Hause zurück.

      Es geht mir bei meinen literarischen Werken also um Beachtung und die Auseinandersetzung mit den Lesenden.

      Ich hoffe, ich drücke nicht allzu sehr auf die Tränendrüse, wenn ich von negativen Vorfällen meiner Literatur-schreibe-Zeit schreibe. Es gibt Preise, die ich fast in Empfang nehmen durfte, Wettbewerbe bei denen ich fast gewonnen hätte. Es gibt Ausschreibungen bei denen ich vergessen, übergangen, oder nur kritisiert wurde. Ich habe trotzdem weitergemacht, weitergeschrieben, alles versucht um einen Erfolg zu verbuchen. Nach Enttäuschungen ist man ja nun nicht gerade „on-the-Top“. Es braucht immer etwas Zeit darüber hinwegzukommen. Mal war es einfach, weil das nächste Event schon anstand, mal war es hammerschwer, ständige Ablehnung zu erfahren. Aber aus Schaden wird man bekanntlich klug und klug ist ja auch schon mal was. Nach Ablehnung kommt irgendwann auch mal wieder ein Lichtblick. Dann erst recht, habe ich mir gesagt und schon kam die nächste Idee für ein Projekt.

      Mein Ex-Partner Xaver hielt nur bedingt etwas von meiner Schreiberei. Er meinte, ich soll nicht immer auf Preise und Auszeichnungen schielen. „Wenn Du die für bekloppt hältst, die deine Werke gut finden, genauso wie Du die für bekloppt hältst, die Deine Werke ablehnen, warum läufst Du ihnen dann nach? Das kann Dir unmöglich guttun“, sagte Xaver immer. Aber der Literaturmarkt fordert ja gerade das. Ohne Preis – tote Hose. Er fand mein Motto „irgendwann steht schon ein Bekloppter morgens auf und findet etwas von mir gut“ – völlig daneben. Auf der anderen Seite ist mir so etwas mehrere Male passiert. Gerade war ein Text von mir noch superschlecht bewertet und abgelehnt worden und eine Woche später wurde gleicher Text in eine Anthologie aufgenommen. Was soll man davon halten? Die Texte werden auch nur subjektiv und kaum objektiv bewertet und dann geschieht so etwas Verwunderliches.

      Dies ist also das eBook, das Auskunft geben soll über das Erwachen der Schreiblust, über den Weg vom Poesiealbumreimer zum preisgekrönten Schriftsteller, der nie wirklich große Erfolge verbuchen konnte, aber doch immer „am Ball“ blieb und weiter hoffte und weiterschrieb und schreibt.

      Resignation – oftmals. Kapitulation vor dem Literaturbetrieb – niemals! Also weitermachen!

      Kapitel 1: Poesiealbumreimklau

      Angefangen hat wohl alles mit der Poesiealbumreimerei aus den 1970er Jahren. Mädchen gaben ihren besten Freundinnen und ausgewählten Klassenkameraden ihr Poesiealbum, um einen Spruch für die Ewigkeit zu erhaschen. Das sollte die treue Freundschaft untermauern.

      Es gab Zeiten in denen mehrere Alben in meinem Zimmer herumlagen und auf Vers-Erfüllung hofften. Die leeren Seiten starrten mich an und warteten auf Schreibentjungferung. Bei so vielen Alben wollten mir kaum genug sinnvolle Sprüche einfallen. Manchmal schrieb ich aus dem einen Album ab, um dem anderen ein Vers hinzuzufügen und umgekehrt. Manchmal mischte ich ein paar Verse sinnvoll. Zwei Zeilen aus dem einen Gedicht und zwei weitere Zeilen aus einem anderen Gedicht und schon war ein neues Verslein kreiert. War alles nicht sehr erbaulich, aber bei so vielen Hausaufgaben musste das manchmal sein.

      Lasen die Damen den verfassten Spruch jemals wieder? Es kam keine Rückmeldung oder Beschwerde. Also auf ein Neues – die Wortklauberei in das nächste Album eingetragen.

      Nie durfte eine Verschönerung fehlen, dann gab es Beschwerden. Ein Glanzbild musste es sein, am besten mit viel Glitter und Sternchen. Oder man malte selbst etwas hinein. Damals war ich noch nicht von der künstlerischen Muse geküsst worden und ließ Selbstgemaltes Mal lieber sein. Das kam erst viel später.

      Auf Biegen und Brechen einen neuen Spruch für so ein Album zu finden ist gar nicht so leicht. Sinnvoll, lustig und mit Herz geschrieben sollte der Spruch schon sein. Bei vielen Alben die mir gegeben wurden, die ich aber gar nicht wollte, klaute ich Sprüche von den Alben meiner beiden älteren Schwestern. Natürlich besaßen auch sie solche Alben.

      Ständig musste man auf der Suche nach neuen Versquellen sein. Einmal saß ich in der Stadtbibliothek und wollte mir neue Bücher ausleihen, da fiel mir ein Buch mit Versen für Poesiealben in die Hände. Flugs hatte ich die schönsten 20 Verse abgeschrieben und war wieder für neue Poesiealben-Angriffe gewappnet.

      Nicht gerade kreativ, aber immerhin gut durchdacht und brauchbar. Dann brauchte ich mir nicht selbst das Hirn verbiegen und wählte nur sorgfältig ab, welches Gedicht für welches Mädel in Betracht kam. Dann waren die Mädels „befriedigt“ und ich hatte mehr Zeit um draußen in der Natur zu spielen.

      Zeiten in denen ich stundenlang ohne Unterlass schrieb kamen auch erst viel später.

      Kapitel 2: Schulische Schreibformate

      Meine ersten Gedichte sind verschollen. Ich maß damals der Reimerei noch keine große Bedeutung zu. Ich versah Geschenkkarten mit eigenen Versen. Nach der Beschenkung war der Spruch aus den Augen - aus dem Sinn. Zahllose kleine Gedichte sind so spurlos verschwunden. Nach Jahren hatte ich mal den Versuch unternommen, ob irgendjemand so ein Gedicht von mir aufgehoben hatte. Ich fragte Tanten und Onkel und bekam meist die Antwort: „Was für ein Gedicht?“ Ah, ja! Sie sind wohl alle in den Papierkorb gewandert. Wie schade, ich meine da waren schon ganz brauchbare Verse dabei gewesen. Nun gut. Auf nimmer Wiedersehen futsch.

      In der Schule gefielen mir die freien Aufsätze die wir Kinder zur Aufgabe bekamen. Selbst ausgedachte Kurzgeschichten mit Humor und Spannung zu versehen waren genau mein Ding. Meiner Fantasie waren keine Grenzen gesetzt. Einige dieser „Jugendsünden“ mit denen ich gute bis sehr gute Schulnoten einheimsen konnte, sind noch heute lustige kleine Geschichten.

      Ich schrieb über den Ärger eines Nachbarn mit einem Blumenverkäufer der lautstark seine Waren auf der Straße anpreist und den armen Herrn Schmalzohr aus seinem Schlaf weckt an seinem freien Tag. Herr Schmalzohr revanchiert sich in dem er einen Blumentopf auf den Verkäufer wirft.

      Eine Geschichte handelt von einem Spuk der eigentlich keiner war. Ein Hund namens Waldi trieb nur sein Unwesen. Kein Geist, kein Spuk nur ein Hund.

      Eine andere Geschichte handelte von einer verunglückten Floßfahrt. Auf dem Fluss Lenne über die Ruhr in den Rhein und dann in die Nordsee schwamm mein Floß. Ein Wal machte solche Wellen, dass ich vom Floß rutschte. Ich landete auf dem Meeresboden. Ein großer Rochen nahm mich auf seinem Rücken, bis ein Kraken mich packte und auf einen Hammerhai setzte. Der stellte mich Neptun vor. Seine Seepferdchen brachten mich zurück an Land. Dort lag der Wal und sollte verspeist werden. Ich rettete ihn, dafür schenkte mir Neptun einen Zoo mit dem ich wohlhabend wurde.

      Für eine meiner kürzesten Geschichte erhielt ich eine Eins. Diese Geschichte handelte von meinen Wasserschildkröten Flip und Flap. Einem der beiden ist es eines Tages wirklich gelungen aus dem Terrarium zu klettern und verschwand hinter einer Schrankwand. Die Schildkröte hätte vertrocknen können. Diesem Schrecken musste ich in einer Geschichte Luft machen.

      Ein Stimmungsbild bekam eine Zwei. „Ein Tag am Strand“ war mein Thema. Meine vielen Metaphern in der Beschreibung waren der Auslöser für die Begeisterung meiner Lehrerin. Eine Sonne, die von einem großen Maul verschluckt wird. Ein Horizont in Flammen der gelöscht werden muss, obwohl es nur ein Sonnenuntergang war.

      ZWEI STUNDEN BEI WINDSTÄRKE 8 war ein Erlebnisbericht über eine Fischkutterfahrt auf der tosenden Ostsee. Wir hatten eine Klassenfahrt in die Jugendherberge von Eckernförde gemacht. Bei diesem Ausflug mit dem Fischkutter waren nur vier meiner Mitschüler kotzfrei geblieben. An jeder Stelle der Reling waren die Kotzspuren in allen Farben zu sehen. Eklig! Die meisten hatten nicht wirklich viel von diesem Ausflug auf die Ostsee. Aber auch dieser Bericht wurde mit gut benotet.

      Anders erging es einem Erlebnisbericht über die Stadt London. Wir Schüler bekamen


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